Stadel (Herrieden)

Ortsteil der Stadt Herrieden

Stadel ist ein Gemeindeteil der Stadt Herrieden im Landkreis Ansbach (Regierungsbezirk Mittelfranken, Bayern).[1]

Stadel
Stadt Herrieden
Koordinaten: 49° 14′ N, 10° 27′ OKoordinaten: 49° 13′ 43″ N, 10° 26′ 38″ O
Höhe: 438 m ü. NHN
Einwohner: 117 (31. Jul. 2005)
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 91567
Vorwahl: 09804
Stadel
Stadel
Ortsmitte mit der Kapelle „Unsere Liebe Frau und St. Wendelin“
Straßennetz von Stadel
Luftbild von Stadel aus westlicher Richtung.

Geografie Bearbeiten

Das Dorf liegt westlich der Altstadt von Herrieden. Im Westen von Stadel schließt sich der Stadler Wald an. Südlich des Ortes fließt der Moosgraben, ein rechter Zufluss der Altmühl. Im Nordosten grenzt das Abfeld an. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Stegbruck (2 km östlich), nach Aurach zur Staatsstraße 1066 (3 km nordwestlich) und nach Elbersroth zur Kreisstraße AN 36 (2,7 km südwestlich). Auf dem Weg nach Stegbruck steht eine Eiche, die als Naturdenkmal ausgezeichnet ist.[2]

Geschichte Bearbeiten

Stadel entstand vermutlich im 8./9. Jahrhundert, als sich Bauern nach und nach um einen gemeinsam genutzten Stadel (= Scheune) ansiedelten. Das älteste Salbuch des Kollegiatstiftes Herrieden von 1288 bezeichnete Stadel als eines von neun Stiftsämtern; der Amtmannshof bezog Nutzungen von Höfen und Gütern in Elbersroth, Gimpertshausen, Gräfenbuch, Schönau, Stadel und Stegbruck.[3] Amt und Hof gingen im 15. Jahrhundert ebenso wie Güter derer von Lentersheim in Stadel an den bischöflichen Stuhl von Eichstätt über, der den Hof zu Lehen gab. Gegen Ende des Alten Reiches, 1802, gab es in dem Dorf 14 Haushalte, die sämtlich dem eichstättischen Oberamt Wahrberg-Herrieden untertan und nach Herrieden eingepfarrt waren.[4]

Im Königreich Bayern (1806) wurde Stadel dem Steuerdistrikt Aurach im Landgericht und Rentamt Herrieden angegliedert. Infolge des Gemeindeedikts von 1818 bildete Stadel mit dem Weiler Schönau eine Ruralgemeinde. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herrieden zugeordnet.[5] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,550 km².[6]

Um 1950 gab es im Dorf Stadel 15 landwirtschaftliche Anwesen.[7] Im Zuge der Gebietsreform ließ sich die Gemeinde Stadel am 1. Juli 1971 nach Herrieden im Landkreis Ansbach eingemeinden.[8]

Mehrere große Fachwerkscheunen bestimmen noch heute das Ortsbild.

Baudenkmäler Bearbeiten

  • katholische Ortskapelle Unsere Liebe Frau und St. Wendelin, Saalraum, massiver Satteldachbau, 1727 anstelle einer im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Vorgängerkapelle errichtet, mit Dachreiter von 1948; mit Altarbildern und Kreuzwegstationen des frühen 19. Jahrhunderts[9]
  • Kirchenwegfeld: Golgathagruppe, um 1910; im Kreuzfeld nordöstlich des Ortes an der Stelle einer Hinrichtung von 600 Flagellanten im Jahr 1382/83[10]
  • Haus Nr. 1: ehemalige Zehntscheune des ehemaligen Amtmannshofes, eingeschossiges Gebäude mit Steildach, massiv, mit Fachwerkgiebel, 18. Jahrhundert, renoviert 1860; Scheune, Satteldachbau mit Fachwerkkniestock und Fachwerkgiebel, erste Hälfte 19. Jahrhundert
  • Haus Nr. 2: Scheune, eingeschossiger Satteldachbau, Fachwerk, wohl spätes 18. Jahrhundert
  • Haus Nr. 7: Scheune, eingeschossiger Satteldachbau, Fachwerk, wohl um 1800
  • Haus Nr. 9: Scheune, eingeschossiges Gebäude mit Steildach, Fachwerk, wohl um 1800, verändert
  • Haus Nr. 10: Scheune, eingeschossiges Gebäude mit Steildach, Fachwerk, 18./19. Jahrhundert
  • Haus Nr. 14: Stattliche Fachwerkscheune, Walmdach, um 1800
  • Rothfeld: Grenzstein, Wappenrelief mit Ansbacher und Eichstätter Wappen, um 1600; 700 Meter südöstlich am Waldrand
  • von Stadel nach Stegbruck: Kriegerdenkmal, in Bildstockform mit Kreuzigungsrelief, 1914/18, nach 1944; am Ortsausgang Richtung Stegbruck
  • von Stadel nach Stegbruck: Grenzbaum, seit 17. Jahrhundert Grenzzeichen zwischen Gemarkung Stadel und Heuberg, mit Gusseisenkruzifix des 19. Jahrhunderts; 700 Meter außerhalb des Ortes Richtung Stegbruck

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Gemeinde Stadel

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 162 142 144 155 156 147 146 138 149 140 135 151 141 155 142 120 116 119 135 181 165 125 99 119
Häuser[11] 27 31 27 26 28 23 19 24 22
Quelle [12] [13] [14] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [14] [22] [14] [23] [14] [24] [14] [14] [14] [25] [14] [6] [26]

Ort Stadel

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002005
Einwohner 134 117 129 126 115 122 95 109 69 81 93 117
Häuser[11] 22 25 21 20 16 17 15 20
Quelle [12] [13] [15] [17] [20] [22] [24] [25] [6] [26] [27]

Religion Bearbeiten

Der Ort ist römisch-katholisch geprägt und nach St. Vitus und Deocar (Herrieden) gepfarrt.[13][28] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach Christuskirche (Herrieden) gepfarrt.[25][29]

Stadler Wald Bearbeiten

Das über 100 Morgen große Waldgebiet, das sich nordwestlich bis südöstlich von Stadeln hinzieht, gab immer wieder Anlass zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Um den Wald ranken sich mehrere Sagen und Legenden. Heute ist er im Besitz des Freistaates Bayern. Nutzungsrechte haben die Bauern von Stadel, Schönau und Stegbruck.[30]

Modellflugplatz Bearbeiten

Südöstlich von Stadel befindet sich ein größerer asphaltierter Modellflugplatz, der 1972 eingeweiht wurde.[31]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stadel (Herrieden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. Gemeinde Herrieden, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 2. August 2023.
  2. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 2. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  3. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 232.
  4. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5, Sp. 389–391.
    M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 120, 290, 510.
  5. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 46 (Digitalisat).
  6. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 778 (Digitalisat).
  7. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 232.
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 461.
  9. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 236.
  10. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 233 f.
  11. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 87 (Digitalisat). Für die Gemeinde Stadel zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Schönau (S. 83).
  13. a b c Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 161–162 (Digitalisat).
  14. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 171, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1026, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 161 (Digitalisat).
  17. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1191–1192, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 63 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 181 (Digitalisat).
  20. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1122 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 182 (Digitalisat).
  22. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1190 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 182 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1228 (Digitalisat).
  25. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1058 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 170 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 328 (Digitalisat).
  28. Pfarrverband Herrieden-Aurach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  29. Die Christuskirchengemeinde Herrieden. In: herrieden-christuskirche.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  30. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 235.
  31. M. Spanheimer: Altgemeinde Stadel, S. 237.