St. Laurentius (Oberdollendorf)

Kirchengebäude in Königswinter

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Oberdollendorf, einem Stadtteil von Königswinter, besteht aus einer romanischen Ostturmanlage, einem Kirchenschiff von 1792 und Erweiterungen der Nachkriegszeit. Sie steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[1]

St. Laurentius (2014)
Der romanische Chorturm mit Halbkreisapsis (2015)
Rückseite von St. Laurentius
Aufriss, Grundrisse und Schnitt des romanischen Chorturms

Lage Bearbeiten

Das Kirchengebäude liegt in Randlage oberhalb des Ortskerns an der Ecke Heisterbacher Straße (Landesstraße 268)/Rennenbergstraße auf 77,81 m ü. NN[2]. Die derzeitige Straßenführung um die Kirche besteht seit etwa 1870, als die südlich vorbeiführende heutige Rennenbergstraße in ihrer Funktion als Teil der Straßenverbindung zwischen Niederdollendorf und Oberpleis durch die damals neuangelegte heutige Heisterbacher Straße an der Nordseite der Kirche ersetzt wurde.[3]:209

Geschichte Bearbeiten

Oberdollendorf verfügt über eine seit 1144 urkundlich belegbare Kirche, die damals mit Kollation und Zehnt zum Stift Vilich gehörte. Der heilige Laurentius, der seit dem 10. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Deutschland verehrt wurde, gilt als möglicher Hinweis auf die Entstehung des ersten Oberdollendorfer Kirchbaus in dieser Zeit. Definitiv aus dem frühen 13. Jahrhundert stammt jedoch ein Kirchturm, der 1728 repariert wurde. 1730 folgten Arbeiten am Kirchenschiff. Im Jahre 1731 hatte das Gebiet der Pfarrgemeinde Oberdollendorf einschließlich Römlinghovens 600, fast alle katholische, Einwohner. 1750 entstand ein erstes Pfarrhaus (Heisterbacher Straße 156), ein Fachwerkbau auf massivem Erdgeschoss. 1771 wurde der Hochaltar abgerissen.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Oberdollendorfer Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen. Das Stift Vilich wurde von einem Vertreter des Herzogtums Berg dazu verpflichtet, einen Neubau zu errichten. Die neue, einfach gehaltene Saalkirche wurde unter Erhaltung des romanischen Chorturms 1792 fertiggestellt. 1852 ersetzte ein neu angelegter Friedhof außerhalb des Dorfes als Begräbnisstätte den an die Pfarrkirche angrenzenden Kirchhof.[4] 1896 wurde das Dach des Turms ersetzt, die an dessen Nordseite angebrachte Treppe durch ein schmales Treppentürmchen. Die große Bevölkerungszunahme seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zu Neubauplänen, die durch Krieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise verhindert wurden. 1949 und erneut 1954/56 kam es zu einer Renovierung und Erweiterung der Kirche, in den 1960er-Jahren zum Bau eines neuen Pfarrhauses (Rennenbergstraße 1).

Im September 2012 begann eine umfassende Sanierung der Kirche, Anlass waren Feuchtigkeitsschäden.[5] Die Sanierung erfolgte in drei Bauabschnitten und erforderte insgesamt 2,3 Millionen Euro. Der Turm, der als ältester Teil des Gebäudes aus dem 13. Jahrhundert stammt, wurde im Spätsommer 2015 renoviert. Der Schimmelpilzbefall im Gebäudeinnern wurde beseitigt und das Schieferdach erneuert. Die Orgelempore wurde entfernt, die Orgel steht nun im freien Raum und kann zur Vermeidung erneuten Schimmelbefalls von der Rückseite her beheizt werden. Haupt- und Seitenschiff wurden durch zwei neue Pfeiler optisch voneinander getrennt, so dass kleinere Gottesdienste künftig auch im Seitenschiff stattfinden können. Im hinteren Bereich des Seitenschiffes entstand ein neuer Beichtraum. Außen- und Innenputz wurden komplett entfernt.[6] Am 12. August 2017 erfolgten die Wiedereröffnung und die Konsekration eines neuen Altars im Rahmen eines Pontifikalamts durch den Kölner Erzbischof Woelki.[7]

Baubeschreibung Bearbeiten

Der nach Osten ausgerichtete Chorturm ist dreigeschossig und romanischer bzw. mittelalterlicher Herkunft. Sein Errichtungszeitraum und der seiner Apsis werden auf den Beginn des 13. Jahrhunderts datiert. St. Laurentius gehört wie St. Michael in Niederdollendorf in die Gruppe der Chorturmkirchen im Umfeld der zum Stift Vilich gehörenden Pfarrkirchen.[8] Die Saalkirche ist unverputzt, ihr Sockel ist aus Grauwackebruchsteinen zusammengesetzt. Das Mauerwerk im Erdgeschoss besteht aus Bruchsteinen, es wurde bei Renovierungen einschließlich der Apsis komplett erneuert. Im zweiten und dritten Geschoss wurde als Baumaterial Tuff verwendet. Im dritten Geschoss sind Rundbogenrahmen vier größere Schallfenster an jeder Turmseite aufgesetzt, die von gestaffelten Dreierbögen geziert werden. Das Untergeschoss des Turms, ein Kreuzgratgewölbe, ist baulich in sich abgeschlossen und hat die Bezeichnung St.-Sebastianuskapelle.

Das Langhaus war ursprünglich einschiffig und besitzt heute mehrere Seitenschiffe sowie große Rundbogenfenster. Eine turmartige Erweiterung des Langhauses nach Westen zur Heisterbacher Straße, in der eine Leichenhalle sowie ein Soldaten-Ehrenmal untergebracht wurden, stammt aus den Jahren 1948–50. Der Haupteingang wurde in dieser Zeit in einen neuen Vorbau von der West- an die Südseite verlegt. Das nördliche Seitenschiff sowie die Sakristei sind im folgenden Anbau aus den Jahren 1954–56 hinzugefügt worden. Die Kirchenhalle umfasst einen dreiseitigen Chor sowie eine Spiegeldecke.

Der ehemalige Kirchhof beinhaltet seit einer vor 1988 abgeschlossenen Neugestaltung einige, überwiegend in Trachyt ausgeführte Grabkreuze aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die teils qualitätvolle Reliefs zeigen. Vor der westlichen Erweiterung des Langhauses befindet sich ein Missionskreuz aus dem Jahre 1858 und an der Nordseite zur Heisterbacher Straße ein erneuertes Wegekreuz aus Trachyt ohne Inschrift und Korpus.[3]:210 Am neuen Pfarrhaus (Rennenbergstraße 1) gegenüber dem Kirchturm steht ein Wegestock aus Trachyt von 1781, das 1976 vom Aufstieg zum Petersberg (Straße An der Luhs) hierherversetzt wurde und nach oben hin statt des ursprünglichen Kreuzaufsatzes aus Stein durch ein schlichtes Eisenkreuz abgeschlossen wird.[3]:214

Orgel Bearbeiten

Das heutige Instrument wurde 1975 durch die Firma Orgelbau Weimbs aus Hellenthal grundlegend verändert. Die Orgel hat elektrische Trakturen, einen freistehenden Spieltisch und 25 klingende Register. Eine Vielzahl der Register stammen noch von der alten Orgel von Eberhard Friedrich Walcker (1901).

I Hauptwerk C–g3
Bordun 16′
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Viola 8′
Oktav 4′
Rohrflöte 4′
Nasard 223
Waldflöte 2′
Mixtur IV-V 113
Trompete 8′
II Positiv C–g3
Holzgedackt 8′
Vox coelestis II 8′
Prinzipal 4′
Flöte 4′
Prinzipal 2′
Quinte 113
Sesquialter I-III 223
Scharff IV 1′
Rohrschalmey 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Subbass 16′
Prinzipalbass 8′
Bartpfeife 8′
Choralbass 4′
Rauschbass III 223
Stillposaune 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P (auch als Pistons)
  • Spielhilfen: Zwei freie Kombinationen, Handregister, Zungenabsteller, Tutti, Auslöser

Glocken Bearbeiten

Die Pfarrkirche St. Laurentius beherbergt insgesamt fünf Glocken. Vier von ihnen hängen im Ostturm, von der Glockengießerei Mabilon aus Saarburg im Jahre 1989 gegossen. Im Dachreiter befindet sich eine kleine Glocke aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts von einem anonymen Gießer. Vor der Kirche sind die alten Stahlglocken der Nachkriegszeit abgestellt.[9]

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm, ca.)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
1 Maria 1400 1650 d1 –1
2 Laurentius 1240 1150 e1 –1
3 Sebastian 1040 680 g1 ±0
4 Bernhard 930 480 a1 ±0
5 395 35 d3 –4

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Laurentius – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste der Stadt Königswinter, Nummer A 173
  2. Angabe laut Deutscher Grundkarte
  3. a b c Angelika Schyma: Stadt Königswinter. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland, Band 23.5.)
  4. Norbert Schloßmacher; Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.): Rheinische Kunststätten. Katholische Kirchen im Talbereich der Stadt Königswinter
  5. Hansjürgen Melzer: Feuchtigkeitsschäden in Oberdollendorf – Kirche wird von Grund auf saniert, In: General-Anzeiger online, 30. August 2012
  6. Hansjürgen Melzer: Bauarbeiten an Sankt Laurentius in Oberdollendorf – Im Kirchenschiff kreischt die Säge. In: General-Anzeiger online. 23. April 2016, abgerufen am 10. August 2017.
  7. Altarweihe: Kölner Erzbischof Woelki in der der Pfarrkirche Oberdollendorf. In: Bonner Rundschau online. 13. August 2017, abgerufen am 15. August 2017.
  8. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I. Rheinland, bearb. und erw. Auflage, Deutscher Kunstverlag, Berlin und München 2005, S. 844–846.
  9. Gerhard Hoffs: Glocken im Dekanat Königswinter. PDF; S. 69–75.

Koordinaten: 50° 41′ 56,8″ N, 7° 11′ 29″ O