St. Benno (München)

Kirchengebäude in München

Koordinaten: 48° 9′ 7,6″ N, 11° 33′ 10,4″ O Die katholische Pfarrkirche St. Benno ist die zweite katholische Pfarrkirche der Münchner Maxvorstadt mit einem Sprengel in Neuhausen. Sie liegt am westlichen Rand der Maxvorstadt und etwas südlich des früheren Münchner Kasernenviertels, das sich von der Leonrodstraße/Dachauer Straße bis zur Winzererstraße erstreckte. Die St.-Benno-Kirche zählt neben der Pfarrkirche St. Anna im Lehel zu den überzeugendsten neoromanischen Sakralbauten des 19. Jahrhunderts.

St. Benno in
München-Neuhausen

Außerdem ist sie die einzige Pfarrkirche im Erzbistum München und Freising, die das Patrozinium des Heiligen und Münchner Stadtpatrons Benno von Meißen trägt.

Geschichte Bearbeiten

Der stetige Anstieg der Bevölkerungszahl in München ließ die Maxvorstadt rasant wachsen. Bereits 1883 war das Wachstum so weit fortgeschritten, dass Erzbischof Anton von Steichele drei weitere Pfarrkirchen forderte. Um den Bau dieser drei Stadtpfarrkirchen St. Benno in der Maxvorstadt, St. Paul an der Theresienwiese (eingeweiht 1906) und St. Maximilian im Glockenbachviertel (eingeweiht 1908) zu ermöglichen, wurde der Zentralverein für Kirchenbau in München, genannt Zentralkirchenbauverein, gegründet, der alle drei Gotteshäuser errichten sollte.

Im letzten Ausbaustadium, das den Westen der Maxvorstadt an der Grenze zu Neuhausen umfasste und bis 1900 abgeschlossen war, wurde die Errichtung einer neuen Pfarrei als städtebauliches und geistliches Zentrum des für damalige Verhältnisse abgelegenen Gebiets, das auch Teile Neuhausens umfasste, vorangetrieben. Den Baugrund stiftete der Erzgießer Ferdinand von Miller (1813–1887) zum Dank für den 1850 gelungenen Guss der Bavaria. Mit der Planung der Kirche wurde der junge Architekt Leonhard Romeis beauftragt. Mit großer Unterstützung des Zentralkirchenbauvereins und privater Spenden sowie Stiftungen des Wittelsbacher Königshauses (unter anderem der als Ziboriumsaltar gestaltete Hochaltar durch Prinzregent Luitpold), wurden Planung und Bau der Kirche vorangetrieben. Grundsteinlegung war am Fest des heiligen Benno am 16. Juni 1888. Nach nur siebenjähriger Bauzeit konnte St. Benno am 13. Oktober 1895 durch Erzbischof Antonius von Thoma eingeweiht werden.

1944 durch Bombenangriffe zerstört, wurde die Kirche in den Jahren 1947 bis 1953 entgegen der damaligen Gewohnheit originalgetreu wieder aufgebaut; lediglich die Fresken sind vollständig verlorengegangen.

Programm und Konzeption Bearbeiten

 
Innenraum
 
Blick in die im Jahr 2006 von Anna Leonie (München) neugestaltete Vierungskuppel

Ähnlich wie Gabriel von Seidl für die Pfarrkirche St. Anna im Lehel wählte auch Leonhard Romeis einen neoromanischen Stil, der sich an die rheinische Romanik insbesondere der Kaiserdome anlehnt. Das hat vor allem auch politische Gründe. Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 sah man in der Romanik einen Baustil, der die Treue zur dynastischen Herrschaft betont und zugleich eine Kontinuität zum römisch-deutschen Kaisertum des Mittelalters konstruiert. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der zur Grundsteinlegung erst 34-jährige Romeis den Schwerpunkt seines Studiums vor allem auf die rheinische Romanik legte und bei Aufenthalten in Italien Architekturbeispiele studierte, die in St. Benno einflossen. Die St.-Benno-Kirche ist also der Beginn einer Reihe von neoromanischen Kirchenneubauten, von denen vor allem die Pfarrkirche St. Anna im Lehel und St. Maximilian in der Isarvorstadt zu nennen sind.

St. Benno besitzt die Form einer dreischiffigen Basilika. Der mit Muschelkalk verkleidete Backsteinbau mit kreuzförmigem Grundriss, halbrund geschlossenen Querhäusern, achteckigem Vierungsturm mit Apsis und Umgang zeigen die Merkmale der rheinischen Romanik: Eine mächtige Westfassade mit fünfstöckigen, 64 Meter hohen Doppeltürmen besitzt als Zentrum das Hauptportal mit Prophetenfiguren an seinen Seitenwänden und darüber das Tympanon sowie zwei Hochreliefs der Heiligen Martin und Georg; die Bronzetür mit Gleichnissen aus dem Neuen Testament lehnt sich an ihr Vorbild am Hildesheimer Dom an; schließlich vollenden Kappelanbauten an den Außenseiten der Türme sowie der oktogonale Vierungsturm das Bild einer Kathedrale der rheinischen Spätromanik.

Ausstattung Bearbeiten

Hochaltar Bearbeiten

Der Hochaltar wurde von Prinzregent Luitpold gestiftet und als Ziboriumsaltar errichtet: ein quadratischer von Säulen getragener Baldachin, an den vier Ecken Sitzfigur der Evangelisten und deren Symbole (Heß), darüber eine achtseitige Kuppel; unter dem Baldachin der Altar als Reliquienschrein gestaltet, beiderseits des Tabernakels Bronzereliefs mit Heiligen Benno und Korbinian (Heinrich Waderé) sowie den vier Familienheiligen des Stifters (Luitpold, Ludwig, Augusta und Theresia).

Orgel Bearbeiten

 
Orgel

Nach der Zerstörung 1944 wurde die Maerz-Orgel op. 352 zunächst durch einen Teilbau von Magnus Schmid, und schließlich durch einen Neubau von Anton Schwenk ersetzt. 1965 erweiterte Wilhelm Stöberl die Orgel mit drei Manualen und Pedal auf 56 Register. Eine Renovierung der Orgel erfolgte im Jahr 2018 durch die Firma Frenger, wobei auch Register ausgetauscht bzw. verändert, und ein neuer Spieltisch aufgestellt wurde.[1] Die Disposition lautet wie folgt:[2]

I Hauptwerk C–g3
Grob Gedackt 16′
Prinzipal 08′
Holzgedackt 08′
Gemshorn 08′
Zartflöte 08′
Rohrflöte 08′
Oktave 04′
Nachthorn 04′
Oktave 02′
Oktävlein 01′
Mixtur III 02′
Zimbel II 12
Trompete 08′
Clairon 04′
II Unterwerk C–g3
Quintadena 16′
Praestant 08′
Flöte 08′
Salizional 08′
Gedackt 08′
Prinzipal 04′
Spitzflöte 04′
Rohrflöte 04′
Nasat 223
Sifflöte 02′
Scharff IV 113
Klarinette 08′
Tremolo
III Schwellwerk C–g3
Bourdon 16'
Prinzipal 08′
Gedackt 08′
Harfpfeife 08′
Schwebung 08′
Oktave 04′
Traversflöte 04′
Flöte 04′
Quinte 223
Waldflöte 02′
Terz 135
Mixtur V–VII 02′
Zimbel III 14
Dulzian 16′
Trompette 08′
Oboe 08′
Tremolo
Pedal C–f1
Majorbass 32′
Prinzipalbass 16′
Subbass 16′
Zartbass (Abschw.) 16′
Streichbass 16′
Großquinte 1023
Oktavbass 08′
Gedackt 08′
Holzflöte 04′
Choralbass 04′
Mixtur IV 04′
Posaune 16′
Basstrompete 08′
Fagott 08′

Glocken Bearbeiten

Sieben Glocken hängen in den Glockenstühlen der beiden Türme der St.-Benno-Kirche, wobei die große Benno- und Marienglocke allein im Ostturm (mit Sonnenuhr) hängt. Sie läutet nur an hohen Festtagen und zählt zu den tontiefsten Glocken Münchens nach der Jubiläumsglocke des Alten Peters und der Salvatorglocke der Mariahilfkirche in der Au. Die beiden im Jahr 1894 gegossenen Glocken Josef und Maria sind der Rest des ursprünglichen Geläuts. Über diese beiden Glocken erklingt der Uhrschlag. Jeden Samstag um 15 Uhr wird mit fünf Glocken des Westturms (Glocken 3–7) fünf Minuten lang der Sonntag eingeläutet.

 
Große Benno- und Marienglocke
Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Gewicht
(kg)
Nominal Turm
1 Benno und Maria 1959 Glockengießerei Johann Hahn 5600 ges0 Ost
2 Altarsakrament 1959 Glockengießerei Johann Hahn 2500 b0 West
3 Johannes 1959 Glockengießerei Johann Hahn 1500 des1 West
4 Josef 1894 Ulrich Kortler, München 950 es1 West
5 Maria 1894 Ulrich Kortler, München 550 ges1 West
6 Schutzengel 1959 Glockengießerei Johann Hahn 400 as1 West
7 Armeseelen 1959 Glockengießerei Johann Hahn 300 b1 West

Umgebung und Filialkirche Bearbeiten

 
Fisch mit Schlüssel

Vor der Kirche steht die Aluminiumskulptur Fisch mit Schlüssel von Iskender Yediler. Nach der Legende fand Bischof Benno den Schlüssel des Meißner Doms, den er auf der Flucht in die Elbe geworfen hatte, nach seiner Rückkehr im Bauch eines frisch gefangenen Fisches wieder.

Des Weiteren existiert die 11,6 Meter hohe Bennosäule aus rotem Porphyr, die die 1910 geschaffene und 3 Meter hohe Bronzefigur des heiligen Benno trägt.

St. Barbara im nahen Schwabing-West ist die Filialkirche von St. Benno.

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
  • Josef Schenkel: Die Stadtpfarrkirche St. Benno. München (= Kleine Kunstführer/Kirchen und Klöster). Schnell und Steiner, Regensburg 1935.
  • Michael Andreas Schmid: Stadtpfarrkirche St. Benno München. Lindenberg im Allgäu 2010.

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Benno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. München/Maxvorstadt, St. Benno – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 13. September 2022.
  2. Orgelbau Frenger - St. Benno, München. Abgerufen am 13. September 2022.