Snjatyn (ukrainisch Снятин; russisch Снятын, polnisch Śniatyn) ist eine Stadt am linken Ufer des Pruths im Westen der Ukraine mit etwa 10.000 Einwohnern (2019)[1]. Bis Juli 2020 war die Stadt der Hauptort des gleichnamigen Rajons Snjatyn.

Snjatyn
Снятин
Wappen von Snjatyn
Snjatyn (Ukraine)
Snjatyn (Ukraine)
Snjatyn
Basisdaten
Oblast: Oblast Iwano-Frankiwsk
Rajon: Rajon Kolomyja
Höhe: 270 m
Fläche: 35,29 km²
Einwohner: 9.718 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 275 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 78300
Vorwahl: +380 3476
Geographische Lage: 48° 27′ N, 25° 34′ OKoordinaten: 48° 26′ 53″ N, 25° 33′ 40″ O
KATOTTH: UA26080230010020173
KOATUU: 2625210100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 26 Dörfer
Adresse: вул. Т. Шевченка 70
78300 м. Снятин
Website: Webseite des Gemeinderates
Statistische Informationen
Snjatyn (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Snjatyn (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Snjatyn
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Rathaus

Die Stadt liegt im Osten der Oblast Iwano-Frankiwsk, etwa 81 Kilometer südöstlich von Iwano-Frankiwsk. In Snjatyn trifft die Regionalstraße P–20 auf die Fernstraße N 10.

Geschichte Bearbeiten

Der Ort wurde 1158 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. 1448 erhielt er als Teil der Woiwodschaft Ruthenien der Adelsrepublik Polen-Litauen das Magdeburger Stadtrecht offiziell verliehen.[2] Die Stadt gilt deshalb als eine der ältesten Städte der historischen Region Pokutiens. Die Stadt gehörte nach der Ersten Teilung Polens von 1772 bis 1918 zum österreichischen Galizien und war von 1854 bis 1918 Sitz der Bezirkshauptmannschaft Śniatyn[3], zusammen mit dem 1867 errichteten Bezirksgericht bestanden sie bis 1918.

1866 wurde südlich der Stadt eine Station der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn eröffnet, diese begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kam Śniatyn zu Polen, lag hier ab 1921 in der Woiwodschaft Stanislau und war im Zweiten Weltkrieg 1939 erst sowjetisch und von 1941 bis 1944 deutsch besetzt. Während des Krieges wurde die jüdische Einwohnerschaft der Stadt in einem Ghetto eingesperrt. Dieses wurde 1942 niedergebrannt und die verbliebenen Juden abtransportiert und ermordet.

1945 kam die Stadt wiederum zur Sowjetunion, dort wurde sie Teil der Ukrainischen SSR und ist seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ein Teil der Ukraine.

Zum Stadtgebiet zählt auch das frühe deutschsprachige Dorf Augustdorf (polnisch Augustów), welches nordöstlich der Innenstadt nahe der Grenze zur Bukowina liegt. Der Ort wurde 1836 von protestantischen Familien aus Josefsberg und Landestreu begründet und nach dem damaligen Bürgermeister von Snjatyn benannt. Sie gründeten 1837 (konstituiert 1871) eine Filialgemeinde der helvetischen Pfarrgemeinde Kolomea in der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien. Im Jahr 1868 wurde eine Kirche erbaut.[4] 1944 wurde die deutschsprachige Bevölkerung evakuiert und das Dorf nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Snjatyn eingemeindet.

Ein weiteres eingemeindetes Dorf ist Mykulynzi (Микулинці), dieses wurde am 14. Juli 1975 zur Stadt eingemeindet.

Verwaltungsgliederung Bearbeiten

Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Snjatyn (Снятинська міська громада Snjatynska miska hromada). Zu dieser zählen auch noch die 26 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer[5], bis dahin bildete sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Snjatyn (Снятинська міська рада/Snjatynska miska rada) im Osten des Rajons Snjatyn.

Am 17. Juli 2020 wurde der Ort Teil des Rajons Kolomyja[6].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Snjatyn Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Beleluja Белелуя Белелуя Bełełuja
Budyliw Будилів Будилов (Budilow) Budyłów
Chutir-Wudyliw Хутір-Будилів Хутор-Будилов (Chutor-Budilow) -
Dolischnje Salutschtschja Долішнє Залуччя Долишнее Залучье (Dolischneje Salutschje) Dolne Załucze
Dschuriw Джурів Джуров (Dschurow) Dżurów
Drahasymiw Драгасимів Драгасимов (Dragasimow) Drahasymów
Horischnje Salutschtschja Горішнє Залуччя Горишнее Залучье (Gorischneje Salutschje) Załucze
Knjasche Княже Княже Kniaże
Krasnostawzi Красноставці Красноставцы (Krasnostawzy) Krasnostawce
Nowoselyzja Новоселиця Новоселица (Nowoseliza) Nowosielica
Orelez Орелець Орелец Orelec
Pidwyssoke Підвисоке Подвысокое (Podwyssokoje) Podwysoka
Popelnyky Попельники Попельники (Popelniki) Popielniki
Potitschok Потічок Поточек (Pototschek) Potoczek
Prutiwka Прутівка Прутовка (Prutowka) Karłów
Russiw Русів Русов (Russow) Rusów
Sadubriwzi Задубрівці Задубровцы (Sadubrowzy) Zadubrowce
Sapruttja Запруття Запрутье (Saprutje) Saprucie
Sawallja Завалля Завалье (Sawalje) Zawale
Stezewa Стецева Стецева Stecowa
Steziwka Стецівка Стецовка (Stezowka) Rudolfsdorf
Tulowa Тулова Тулова Tuława
Tutschapy Тучапи Тучапы Tuczapy
Ustja Устя Устье (Ustje) Uście
Wowtschkiwzi Вовчківці Волчковцы (Woltschkowzy) Wołczkowce
Wydyniw Видинів Видинов (Widinow) Widynów

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Oleh Didenko (* 1980), Jurist und Behördenleiter
  • Wassyl Kasijan (1896–1976), ukrainisch-sowjetischer Grafiker und Kunstprofessor
  • Roman Palester (1907–1989), polnischer Komponist
  • Jakob Rosner (1890–1970), österreichischer Journalist und Marxist
  • Melitta Sperling, geborene Wojnilower (1899–1973), österreichisch-US-amerikanische Ärztin und Psychoanalytikerin

Architektur Bearbeiten

Viele historische Bauwerke sind zerfallen. Das Schloss verfiel und verschwand endgültig nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Friedhof erinnert noch an die alte armenische Siedlung. Die heutige Pfarrkirche, die 1857 eingeweiht wurde, hat Verwüstungen, welche unter sowjetischer Herrschaft stattfanden, überstanden. In der Innenstadt stehen noch ein paar historische Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert, u. a. das ehemalige Rathaus. Auch die beeindruckende "Große Synagoge" im Osten der Stadt ist noch als Gebäude vorhanden, doch durch den Einzug einer Nähfabrik hat sie ihren architektonischen Charakter verloren.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Snjatyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Städte und Siedlungen der Ukraine auf pop-stat.mashke.org; abgerufen am 17. Mai 2020 (ukrainisch)
  2. Rizzi Zannoni, Karta granic Polski, zacząwszy od końca gór Karpackich w Siedmiogrodzie, aż do osady Tatarów Bessarabskich, Zawieraiąca Moldawią Pułnocną, stepy Tatarów Lipków, y wyciągnienie Dniestru od Chocima aż do Benderu.; 1772
  3. Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
  4. Schematismus der evangelischen Kirche Augsb. und Helvet. Bekenntnisses in den im österr. Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern. Wien 1875, S. 342–343 (Online).
  5. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 714-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Івано-Франківської області"
  6. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX "Про утворення та ліквідацію районів"