Siglistorf

Gemeinde im Kanton Aargau in der Schweiz

Siglistorf (schweizerdeutsch: ˈsɪgliʃˌtɔrf)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Zurzach und liegt an der Grenze zum Kanton Zürich sowie knapp drei Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland.

Siglistorf
Wappen von Siglistorf
Wappen von Siglistorf
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Zurzachw
BFS-Nr.: 4319i1f3f4
Postleitzahl: 5462
Koordinaten: 670856 / 266469Koordinaten: 47° 32′ 42″ N, 8° 22′ 47″ O; CH1903: 670856 / 266469
Höhe: 444 m ü. M.
Höhenbereich: 428–603 m ü. M.[1]
Fläche: 5,51 km²[2]
Einwohner: 713 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 129 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
22,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindeammann: Roman Frei
Website: www.siglistorf.ch
Siglistorf
Siglistorf

Siglistorf

Lage der Gemeinde
Karte von SiglistorfKlingnauer StauseeDeutschlandKanton ZürichBezirk AarauBezirk BadenBezirk BruggBezirk LaufenburgBöttsteinDöttingenEndingen AGFisibachFull-ReuenthalKlingnauKoblenz AGLeibstadtLengnau AGLeuggernMellikonSchneisingenSiglistorfTegerfeldenZurzachZurzachZurzachZurzachZurzachZurzachZurzachZurzach
Karte von Siglistorf
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Geographie Bearbeiten

Das Dorf liegt in einem Tal, das von für das Mittelland typischen Schotterterrassen begrenzt wird, die im frühen Pleistozän durch Mittelmoränenmaterial entstanden sind.[6][7] Dieses wird von Südosten nach Norden vom Tägerbach durchflossen, der bei Mellikon in den Hochrhein mündet. Die Hügel, die das Tal flankieren, sind im unteren Bereich sehr steil und gehen in ausgedehnte Hochebenen über. Der Hügel im Osten heisst schlicht Berg und erreicht eine Höhe von 603 Metern, im Westen erhebt sich der Brand (588 m ü. M.). Im Dorfzentrum zweigt ein kurzes Seitental in Richtung Südwesten ab. Zwischen den beiden Tälern erhebt sich im Süden der Buechstock (596 m ü. M.).[8]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 551 Hektaren, davon sind 285 Hektaren bewaldet und 38 Hektaren überbaut.[9] Der höchste Punkt liegt auf 601 Metern auf der Hochebene des Bergs, der tiefste auf 420 Metern am Tägerbach. Nachbargemeinden sind Zurzach im Nordwesten, Fisibach im Nordosten, Bachs und Oberweningen im Südosten, Schleinikon und Niederweningen im Süden sowie Schneisingen im Südwesten.

Geschichte Bearbeiten

Die erste urkundliche Erwähnung von Siglistorf erfolgte im Jahr 1113. Die Edlen von Waldhausen stifteten damals die Propstei Wislikofen und schenkten dem Kloster St. Blasien zu diesem Zweck umfangreichen Grundbesitz in der Region. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Sigilinesthorf und bedeutet «Dorf des Sigilin».[5] Die niedere Gerichtsbarkeit kam im 13. Jahrhundert zum Bistum Konstanz und wurde dem bischöflichen Gerichtsbezirk Klingnau zugeteilt. Die Blutgerichtsbarkeit und damit die Landeshoheit lagen zunächst bei den Grafen von Kyburg, ab 1273 bei den Habsburgern.

Die Eidgenossen eroberten 1415 den Aargau. Siglistorf gehörte nun zum Amt Ehrendingen der Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft. Das Dorf lag an einer damals wichtigen Handelsroute, die von Süddeutschland über Schaffhausen, Kaiserstuhl und Baden bis nach Genf führte. Besonders für den Transport von Salz aus dem Salzkammergut war diese Verbindung bedeutend. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Schneisingen war zunächst eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieb Siglistorf ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, ergänzt um Forstwirtschaft. Bis 1970 schwankte die Einwohnerzahl stets zwischen 250 und 300. Mit der Ansiedlung kleiner Gewerbebetriebe war auch eine Bevölkerungszunahme verbunden. Innerhalb der folgenden vierzig Jahre stieg die Einwohnerzahl um fast das Zweieinhalbfache. Damit verbunden war auch ein markanter Ausbau der Infrastruktur.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Quelle des Tägerbachs beim Schützenhaus oberhalb von Siglistorf
 
Kirche von Siglistorf

Wappen Bearbeiten

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau auf grünem Dreiberg linksgekehrter springender gelber Hirsch.» Bis 1930 besass die Gemeinde kein eigenes Wappen. Da das Kloster St. Blasien jahrhundertelang Herrschaftsrechte in Siglistorf ausgeübt hatte, übernahm man dessen Wappentier, drehte es allerdings nach rechts (heraldisch links) und fügte einen Dreiberg hinzu.[10]

Bevölkerung Bearbeiten

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[11]

Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 394 292 251 312 278 264 352 546 519 627 669

Am 31. Dezember 2022 lebten 713 Menschen in Siglistorf, der Ausländeranteil betrug 22,6 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 39,6 % als römisch-katholisch und 24,1 % als reformiert; 36,3 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[12] 92,7 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an und 4,8 % Albanisch.[13]

Politik und Recht Bearbeiten

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Zurzach zuständig. Siglistorf gehört zum Friedensrichterkreis XVII (Zurzach).[14]

Wirtschaft Bearbeiten

In Siglistorf gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 190 Arbeitsplätze, davon 10 % in der Landwirtschaft, 36 % in der Industrie und 54 % im Dienstleistungssektor.[15] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der Region Baden oder in der Agglomeration Zürich.

Verkehr Bearbeiten

Siglistorf liegt etwas abseits des grossen Durchgangsverkehrs an der Kantonsstrasse 431 von Schneisingen nach Mellikon. Etwas nördlich des Dorfzentrums zweigt die Kantonsstrasse 283 nach Fisibach und Kaiserstuhl ab. Das Dorf wird durch eine Postautolinie vom Bahnhof Baden über Niederweningen nach Kaiserstuhl an das Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden.

2019 haben die Stimmberechtigten die flächendeckende Einführung einer Tempo-30-Zone auf sämtlichen Gemeindestrassen abgelehnt.[16]

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und ein Schulhaus, in dem die Primarschule unterrichtet wird. Sämtliche Oberstufen (Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule) können in Bad Zurzach besucht werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Kantonsschule Baden und die Kantonsschule Wettingen.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Siglistorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 396–397.
  6. Höhere Deckenschotter nördlich der Lägern. In: strati.ch. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2020; abgerufen am 18. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.strati.ch
  7. Gerhart Wagner: Eiszeitliche Mittelmoränen im Aargau. 2005, S. 20–21, doi:10.5169/SEALS-173105.
  8. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1050, Swisstopo.
  9. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 15. Juni 2019.
  10. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 276.
  11. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 15. Juni 2019.
  12. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 15. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  13. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 12. August 2018; abgerufen am 15. Juni 2019.
  14. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 15. Juni 2019.
  15. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 15. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  16. Keine Mehrheit für flächendeckende Tempo-30-Zone. In: aargauerzeitung.ch. 20. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019.