Stern
Sidus Ludoviciana
Sidus Ludoviciana (links oben), sowie Mizar (A und B; unten links) und Alkor (oben rechts)
Sidus Ludoviciana (links oben), sowie Mizar (A und B; unten links) und Alkor (oben rechts)
Sidus Ludoviciana
AladinLite
Beobachtungsdaten
ÄquinoktiumJ2000.0, Epoche: J2000.0
Sternbild Großer Bär
Rektaszension 13h 24m 51,85s [1]
Deklination +54° 53′ 50,8″ [1]
Helligkeiten
Scheinbare Helligkeit 7,58 mag [1]
Spektrum und Indices
B−V-Farbindex (0,29) [1]
Spektralklasse A5 [1]
Astrometrie
Radialgeschwindigkeit (−4,9 ± 3,7) km/s [1]
Parallaxe (10,85 ± 0,02) mas [1]
Entfernung 300 Lj
92 pc
Eigenbewegung [1]
Rek.-Anteil: (−19,91 ± 0,05) mas/a
Dekl.-Anteil: (−5,20 ± 0,04) mas/a
Physikalische Eigenschaften
Andere Bezeichnungen
und Katalogeinträge
Bonner DurchmusterungBD +55° 1602
Henry-Draper-KatalogHD 116798 [1]
SAO-KatalogSAO 28748 [2]
Tycho-KatalogTYC 3850-257-1[3]
Weitere Bezeichnungen Stella Ludoviciana, PPM 34017

Sidus Ludoviciana ist ein Stern 8. Größe (7,59 mag) im Asterismus Großer Wagen des Sternbilds Großer Bär (Ursa Maior), dessen Position halbwegs zwischen Mizar und Alkor liegt. Er ist jedoch fast viermal weiter entfernt als diese beiden und gehört damit definitiv nicht zur Ursa-Major-Gruppe.

Geschichte Bearbeiten

Diesen freiäugig nicht sichtbaren Stern beobachtete in der Nacht des 2. Dezember 1722 Johann Georg Liebknecht mit einem nichtachromatischen Fernrohr von 6 Fuß Länge am Observatorium der Ludoviciana in Gießen. Er meinte, eine Eigenbewegung bemerkt zu haben, und hielt ihn für einen neuen Planeten, den er „Sidus Ludovicianum“[2] benannte.[3]

Er hatte dabei jedoch übersehen, dass der Stern schon 1616 von Benedetto Castelli, einem Schüler Galileis, am gleichen Sternort beobachtet und notiert worden war, somit kein Planet sein konnte. Statt Ruhm erntete er den Spott seiner Kollegen, nachdem er deren Zweifel und Einwände beiseite geschoben und sie in langwierigen Händeln mit Beschimpfungen überzogen hatte.

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Johann Georg Liebknecht: Sidus boreale stella noviter detecta stipatum et ... Ludovicianum nuncupatum. Vulpius, Gießen Januar 1723, 16 Seiten (Digitalisat)
  • Johann Georg Liebknecht: D. Io. Georgii Liebknecht, Mathem. in Universitate Ludoviciana P. P. nec non Societ. Caesar. et Regiae Boruss. Colegae uberior stellae Ludovicianae noviter detectae et cum nuper serenissimus Princeps ac Dominus, Dr. Ludov. Joh. Guil. Gruno, ... nonnullorum dubiis et iniquis praesertim scommatibus Ludov. Phil. Thümmigii inter Hallenses A. O. P. novi rerum naturalium tentatoris opposita. Johann Müller, Gießen 1723, 4. 16 Seiten
  • Ludwig Philipp Thümmig: Von dem neuen Sterne/ den Herr D. Liebknecht entdeckt haben will. In: Versuch Einer Gründlichen Erläuterung Der Merckwürdigen Begebenheiten In der Natur. Müller, Marburg 1723, Kapitel XXVII, S. 219ff (Digitalisat)
  • Leos Ondra: Il Volto Nuova di Mizar. In: Coelum Astronomia. Edizione Scientifiche Coelum. Band 54, 2002, S. 54–56. .(Auszug in Englisch: Box: Mizar, Alcor, and Sidus Ludoviciana. In: Sky and Telescope. Band 108, Nr. 1, 2oo4, S. 74)

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c d e f g Stella Ludoviciana. In: SIMBAD. Centre de Données astronomiques de Strasbourg, abgerufen am 25. Dezember 2020.
  2. Sidus … Ludovicianum benamst Liebknecht die vermeintliche Entdeckung bereits im Titel der im Januar 1723 veröffentlichten Schrift, die Beobachtungen des Vormonats mit verschiedenen Positionen mitteilt (Titelblatt).
  3. Der Stern, auch Stella Ludoviciana oder Ludwigs-Stern genannt, trägt nach Burnham's Celestial Handbook (1978, Band III, Seite 1955) seinen Namen zu Ehren von Ludwig V. (1577–1626), auf den die Gründung der Universität Gießen (1607, als „Academia Giessena“, später „Ludoviciana“) zurückgeht. Dessen Urenkel Ernst Ludwig (1667–1739) war 1722 regierender Landgraf von Hessen-Darmstadt; manche Autoren halten diesen für den Adressaten der Namensgebung (so G. Kirby in Wacky and Wonderful Misconceptions About Our Universe (2018), S. 40). Ein „Ludwig zugehöriges Gestirn“ heißt lateinisch Sidus Ludovicianum (Neutrum). Sidus Ludoviciana erinnert an Siderea Ludoviciana (Plural), eine Bezeichnung, die Giovanni Domenico Cassini, der Entdecker einiger Saturnmonde, zum Wohlgefallen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. für die damals gerade (14) bekannten Planeten und Monde wählte, bezieht sich aber wohl nicht zuletzt auf den Namen der Universität, an der J. G. Liebknecht Mathematik und Theologie lehrte. Zum Rector magnificus der Ludoviciana war 1722 der formell immatrikulierte 17-jährige Neffe Ernst-Ludwigs, Prinz Ludwig Johann Wilhelm Gruno von Hessen-Homburg, gewählt worden, der im Folgejahr Gießen gen Russland verließ (siehe Erik AmburgerLudwig Gruno. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 394 f. (Digitalisat).).