Schneppenhausen

Stadtteil der Stadt Weiterstadt in Hessen

Schneppenhausen (mundartlich: Schneppehause)[2] ist ein Stadtteil der Stadt Weiterstadt im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Schneppenhausen
Wappen von Schneppenhausen
Koordinaten: 49° 56′ N, 8° 35′ OKoordinaten: 49° 55′ 42″ N, 8° 34′ 47″ O
Höhe: 102 m ü. NHN
Fläche: 2,76 km²[1]
Einwohner: 2052 (31. Dez. 2021) HW[1]
Bevölkerungsdichte: 743 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 64331
Vorwahl: 06150
Karte
Lage von Schneppenhausen in Weiterstadt

Geografie Bearbeiten

Schneppenhausen liegt etwa acht Kilometer nordwestlich von Darmstadt. Im Norden liegt Mörfelden (Kreis Groß-Gerau), im Osten der Stadtteil Gräfenhausen, im Süden der Stadtteil Braunshardt und im Westen der Ortsteil Worfelden der Gemeinde Büttelborn (Kreis Groß-Gerau).

Schneppenhausen (Ansicht von Süden)

Geschichte Bearbeiten

 
Ehemaliges Rathaus Schneppenhausen (Gräfenhäuser Straße 2)

Ortsgeschichte Bearbeiten

In Schneppenhausen wurden Gegenstände aus der Altsteinzeit bis hin zur jüngeren Eisenzeit gefunden.

1211 war die Ersterwähnung von Schneppenhausen im Güterbuch (Oculus Memoriae) des Klosters Eberbach („Alberand von Gerau uns im Tausch eine Wiese in der Nähe von Schneppenhausen gegeben und im Gegenzug von uns eine Wiese, welche Betwiese genannt wird, erhalten.“)[3]

Der Ort wurde am 21. November 1225 mit Gräfenhausen in einer Urkunde erwähnt. Dort trat ein Schultheiß von Schneppenhausen als Zeuge vor einem Schiedsgericht auf. Im 13. Jahrhundert hatten die Grafen von Katzenelnbogen die landesherrliche Gewalt über Schneppenhausen. Am 14. August 1618 klagt Schneppenhausen gegen Braunshardt wegen des Weidegangs der Pferde auf der Gemarkung Braunshardt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurden in Schneppenhausen zahlreiche Häuser niedergebrannt. 1640 sind nur noch elf Familien und zehn Häuser vorhanden. Ein Jahr später wurden nur noch etwa 20 Bewohner verzeichnet. Es standen nur noch zehn von 25 Häusern. Ab 1705 wurde das 1605 gebaute Rathaus als Schule genutzt, bis 1890 ein Schulhaus eingerichtet wurde. Das nicht mehr benötigte Rathaus wurde in Privatbesitz verkauft.

Im Laufe der Jahrhunderte wird der Ort in historischen Dokumenten mit wechselnden Ortsnamen genannt.[4] Von Sneppenhusen im Jahr 1211 über Sneppinhusin (1318), Schneppenhusen (1506) bis Schneppenhawsen im Jahr 1516.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Schneppenhausen:

»Schneppenhausen (L. Bez. Langen) luth. Filialdorf; liegt 214 St. von Langen, und besteht aus 37 Häusern und 210 Einw., die außer 2 Kath. lutherisch sind. Unter diesen sind 19 Bauern, 9 Handwerker und 9 Taglöhner enthalten. – Im Jahr 1225 kommt hier schon ein Schultheiß mit Namen Godebaldus als Zeuge vor. Philipp der Jüngere, Graf von Katzenellenbogen, hat 1449 Schneppenhausen von seinem Vater mit zu seiner Hofhaltung erhalten.«[5]

1881 oder 1888 wurde die Straße zwischen Schneppenhausen und Gräfenhausen gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1952, wurde die Trink- und Brauchwasserversorgung auf öffentliche Tiefbrunnen mit Pumpstationen umgestellt und 1964 die Kläranlage in Betrieb genommen.

Die Verwaltungszugehörigkeit von Schneppenhausen zum Amt Darmstadt ist 1783 belegt. Von 1820 bis 1821 gehört es dann zum Oberamt Darmstadt, von 1821 bis 1832 zum Landratsbezirk Langen, von 1832 bis 1848 zum Kreis Groß-Gerau, vom 1848 bis 1852 während der kurzen Zeit der Regierungsbezirke in der Provinz Starkenburg zum Regierungsbezirk Darmstadt und ab 1852 mit der Neueinführung von Kreisen zum Kreis Darmstadt[4]. Dieser geht dann 1977 im neuen Landkreis Darmstadt-Dieburg auf.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 1. Januar 1977 wurde Schneppenhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen zusammen mit Gräfenhausen kraft Landesgesetz in die Gemeinde Weiterstadt eingemeindet.[6] Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Schneppenhausen angehört(e):[4][7][8]

Gerichtszugehörigkeit Bearbeiten

Schneppenhausen gehörte zur Zent Arheilgen. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war das Amt Darmstadt zuständig. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Langen das Gericht erster Instanz. Die zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[4]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

• 1641: circa 20[11]
• 1770: circa 160[11]
• 1806: 199 Einwohner, 34 Häuser[9]
• 1829: 210 Einwohner, 37 Häuser[5]
• 1867: 299 Einwohner, 44 Häuser[12]
Schneppenhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
144
1800
  
183
1806
  
199
1829
  
210
1834
  
222
1840
  
248
1846
  
270
1852
  
257
1858
  
294
1864
  
298
1871
  
308
1875
  
320
1885
  
341
1895
  
370
1905
  
449
1910
  
481
1925
  
505
1939
  
623
1946
  
906
1950
  
940
1956
  
908
1961
  
992
1967
  
1.247
1970
  
1.486
1980
  
?
1990
  
?
2001
  
2.044
2007
  
2.003
2011
  
1.935
2015
  
2.031
2020
  
2.089
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAIS[4]; 1791[13]; 1800[14]; Website Weiterstadt (Webarchiv)[15]; Zensus 2011[16]

Historische Religionszugehörigkeit Bearbeiten

• 1829: 208 lutheranische (= 99,05 %) und 2 katholische (= 0,95 %) Einwohner[5]
• 1961: 737 evangelische (= 74,29 %), 220 katholische (= 22,18 %) Einwohner[4]

Politik Bearbeiten

Bis zur Eingliederung in die damalige Gemeinde Weiterstadt im Jahr 1977 wurde die kommunale Selbstverwaltung der Gemeinde Schneppenhausen durch die von den Bürgern direkt gewählte Gemeindevertretung einerseits und den Gemeindevorstand unter dem Vorsitz des Bürgermeisters andererseits wahrgenommen. Nach der Eingliederung wurde für den Ortsteil Schneppenhausen davon abgesehen, einen Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher zu bilden.

Bürgermeister bis 1976 Bearbeiten

Von 1945 bis 1976 wurde die Gemeindeverwaltung von folgenden Bürgermeistern geleitet:

Amtszeit Name
1945–1949 Jakob Schmidt
1949–1968 Georg Bender
1968–1976 Karlheinz Uhlig

Wappen Bearbeiten

 

Blasonierung: „In silber ein rotes Herz, in ihm ein grauer Schragen, dessen linker Balken oben nach links zu einem Haken umgebogen ist.“[17]

Das Wappen wurde der Gemeinde Schneppenhausen im damaligen Landkreis Darmstadt am 31. März 1949 durch den Hessischen Innenminister genehmigt.[18] Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth.

Es basiert auf einem alten Gerichtssiegel aus dem Jahr 1622. Die Bedeutung der Elemente ist unbekannt.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Sonstiges Bearbeiten

Schneppenhausen verfügt über eine eigene Freiwillige Feuerwehr. Der Fußballspieler und -trainer Bruno Labbadia hat in Schneppenhausen seine Kindheit verbracht und beim FSV 1962 Schneppenhausen seine ersten Punktspiele in der Jugend gespielt.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schneppenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Langen) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Januar 1977 zur Gemeinde Weiterstadt.

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Informationen der Stadt Weiterstadt: Einwohnerzahlen HW/ Flächen, abgerufen im Februar 2022.
  2. Darmstädter Echo, Mittwoch, 8. Oktober 2014, S. 20: Rosen für die Damen (Memento vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive)
  3. Der Oculus Memorie : ein Güterverzeichnis von 1211 aus Kloster Eberbach im Rheingau. Teil 2. Edition
  4. a b c d e f Schneppenhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 213 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806) HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. a b Chronik der Gemeinde Weiterstadt von Dr. Günther Hoch, herausgegeben vom Gemeindevorstand Weiterstadt, 1988
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 119 (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 119 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Statistische Informationen: Einwohnerzahlen HW/ Flächen. In: Webauftritt. Stadt Weiterstadt, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2022.
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. Karl Ernst Demandt, Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch. C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 143.
  18. Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Schneppenhausen vom 31. März 1949. In: Hessischen Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1949 Nr. 16, S. 134, Punkt 186 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,5 MB]).
  19. Darmstädter Echo, Dienstag, 8. September 2015, S. 17