Sauer (Rhein)

Nebenfluss des Rheins

Die Sauer, französisch (Rivière de) la Sauer, im südpfälzischen Quellgebiet Grünbach, Sauerbach und Saarbach, ist ein gut 85 km langer linker Nebenfluss des Rheins in Deutschland (Rheinland-Pfalz) und Frankreich (Elsass).

Sauer
französisch (Rivière de) la Sauer,
im deutschen Quellgebiet Grünbach, Sauerbach und Saarbach
Flussverlauf

Flussverlauf

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2358, FRA3--0110
Lage Pfälzerwald

Nordvogesen

Nördliche Oberrheinniederung


Deutschland

Frankreich

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quelle an der Eselssteige (Wasgau) als Grünbach
49° 5′ 7″ N, 7° 35′ 20″ O
Quellhöhe ca. 363 m ü. NHN[1]
Mündung bei Munchhausen von links in den RheinKoordinaten: 48° 54′ 58″ N, 8° 9′ 28″ O
48° 54′ 58″ N, 8° 9′ 28″ O
Mündungshöhe ca. 106 m
Höhenunterschied ca. 257 m
Sohlgefälle ca. 3 ‰
Länge 85,3 km[2][3]
Einzugsgebiet 805,5 km²[4]
Abfluss[4]
AEo: 805,5 km²
an der Mündung
MQ
Mq
6,07 m³/s
7,5 l/(s km²)
Durchflossene Stauseen Schöntalweiher, Mühlweiher, Königsweiher, Étang du Fleckenstein und zahlreiche kleinere
Schöntalweiher bei Ludwigswinkel (Pfalz)

Schöntalweiher bei Ludwigswinkel (Pfalz)

Mühlweiher bei Saarbacherhammer (Pfalz)

Mühlweiher bei Saarbacherhammer (Pfalz)

Saarbach beim Biosphärenhaus Fischbach (Pfalz)

Saarbach beim Biosphärenhaus Fischbach (Pfalz)

Sauer in Lembach (Elsass)

Sauer in Lembach (Elsass)

Sauer in Wœrth (Elsass)

Sauer in Wœrth (Elsass)

„Urwald“ im Sauer-Delta

„Urwald“ im Sauer-Delta

Name Bearbeiten

Der Name Sauer(bach) entstand im südpfälzisch-elsässischen Sprachraum, weil der Bach im Oberlauf leicht säuerlich schmeckendes Wasser führte, das aus den von den Quellbächen durchflossenen Hochmooren stammte.

Zur hochdeutschen Bezeichnung Saarbach für den deutschen Oberlauf kam es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Pfalz ab 1816 unter der Verwaltung des Königreichs Bayern neu kartographiert wurde. Dabei „übersetzten“ die bayerischen Beamten die vor Ort gehörte pfälzische Aussprache [ˈsɑːrˌbax] von Sauerbach in die Schriftsprache.[5]

Geographie Bearbeiten

Verlauf Bearbeiten

Die Sauer entspringt als Grünbach nördlich der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich auf deutscher Seite im Westen des Wasgaus, der aus dem Südteil des Pfälzerwalds und dem Nordteil der Vogesen besteht. Die Quelle liegt auf 363 m[1] am Nordosthang des 473 m hohen Erlenkopfs oberhalb der zur Landesstraße 478 gehörenden Eselssteige. Die Stelle befindet sich zwischen den Ortsgemeinden Eppenbrunn und Ludwigswinkel und ist nur etwa 300 m von der deutsch-französischen Grenze im Süden entfernt. Unmittelbar westlich der Quelle verläuft die Wasserscheide zwischen Mosel und Oberrhein vom Erlenkopf im Süden zum Rothenberg (415 m) im Norden.

Der Grünbach, der 2 km weit von Südwest nach Nordost fließt, knickt an der Einmündung des Faulbachs nach rechts in südöstliche Richtung um und nimmt 2 km weiter von links den Steinigen Bach auf. Von hier an, wo auch der Ritterstein 198 Saarbach-Ursprung gesetzt ist (), trägt das vereinigte Gewässer die Namen Sauerbach bzw. Saarbach. Im sogenannten Saarbachtal, das etwa 10 km weit südostwärts verläuft, begleitet den Bach die Landesstraße 478.

Der Bach passiert hier den Weiler Schöntal mit dem Schöntalweiher, den Weiler Saarbacherhammer mit dem Mühlweiher sowie die Ortsgemeinde Fischbach mit dem Biosphärenhaus. Einst war geplant, unterhalb dieser Gemeinde den Bach zum sogenannten Wasgausee anzustauen; das Vorhaben wurde 1987 aufgegeben. In diesem Bereich durchfließt der Saarbach das 1996 angelegte Naturschutzgebiet Königsbruch. 3 km weiter wendet er sich nach Süden und durchfließt, nun neben der Landesstraße 488, Schönau, wo er zum Königsweiher gestaut ist, sowie Hirschthal.

Am Ortsende überquert das Gewässer die deutsch-französische Grenze zu den Nordvogesen hin, wobei die Straßenbezeichnung zur französischen D925 wechselt, und wird nun zunächst noch Sauerbach, bald aber Sauer genannt. Anfangs weiter in südlicher Richtung fließt die Sauer durch den elsässischen Regionalpark Vosges du Nord mit dem Étang du Fleckenstein (Fleckensteiner Weiher) und den Ortschaften Lembach und Wœrth. In einem Linksbogen nach Südosten erreicht sie die Oberrheinische Tiefebene, wo sie auf einer Strecke von 20 km den Forêt de Haguenau durchfließt. Hinter Forstfeld unterquert sie die Autoroute A 35 und wendet sich danach, etliche Mäander bildend, in Richtung Nordosten. Sie passiert Kesseldorf und Beinheim und nimmt bei Seltz von links den Seltzbach auf.

Etwa 1 km nordöstlich geht sie in einem westlichen Altrheinarm auf, der seit der Abtrennung seines Zulaufs vom Oberrhein als Teil der Sauer angesehen wird und nach 2 km bei Munchhausen auf 106 m Höhe von links in den Oberrhein mündet. 500 m stromabwärts liegt auf der deutschen Rheinseite die Mündung der aus dem Nordschwarzwald kommenden Murg.

Der gut 85 km lange Lauf der Sauer endet ungefähr 257 Höhenmeter unterhalb ihrer Quelle, das Gewässer hat somit ein mittleres Sohlgefälle von etwa 3 ‰.

Mündung der Sauer mit Brücke (rechts)

Zuflüsse Bearbeiten

Name GKZ Länge
[km]
Mündungs-
höhe
Zufluss-
richtung
Mündung
(Koordinaten ♁⊙)
Bemerkung
Faulbach 23581120 0,9 266 links westlich vom Welschkornberg ()
Steiniger Bach 23581140 1,8 257 links südöstlich vom Welschkornberg ()
Bach vom Reißlerhof 23581160 0,8 233 rechts nordwestlich von Ludwigswinkel () mündet in den Schöntalweiher
Großer Horbach 23581192 1,8 233 links nördlich von Ludwigswinkel () mündet in den Schöntalweiher
Rösselsbach 23581200 3,1 226 rechts östlich von Ludwigswinkel ()
Dielbach 23581400 5,6 225 links nordöstlich von Ludwigswinkel () mündet in den Mühlweiher
Fischbach 23581600 6,4 225 links in Fischbach bei Dahn ()
Petersbächel 23581720 2,6 217 rechts südlich von Fischbach bei Dahn ()
Brunnengraben 0,3 214 links östlich von Fischbach bei Dahn () mündet direkt neben dem Spießbach
Spießbach 23581800 3,5 214 links östlich von Fischbach bei Dahn ()
Sumpflochgraben 0,5 214 links südöstlich von Fischbach bei Dahn ()
Waldgraben 0,6 214 rechts südöstlich von Fischbach bei Dahn () mündet in den rechten Nebenarm Königsbruchgraben[6]
Heilsbach 1,0 213 rechts südöstlich von Fischbach bei Dahn () mündet in den rechten Nebenarm Königsbruchgraben
Rumbach 23581912 1,8 214 links südöstlich von Fischbach bei Dahn () mündet in einen linken Nebenarm
Schwobbach 1,5 212 links nördlich von Schönau ()
Wengelsbach 23581920 3,0 211 rechts in Schönau ()
Hichtenbach 23581940 2,3 205 rechts nördlich von Hirschthal ()
Dentelbach (auch Deutelbach)[7] A3600410 3,1 201 links südöstlich des Étang du Fleckenstein ()
Steinbach[8] A3600520 9,0 201 rechts südlich des Étang du Fleckenstein ()
Heimbach[9] A3600870 7,9 180 links in Lembach ()
Schmelzbach[10] A3610340 8,0 179 links südlich von Lembach ()
Markbach[11] A3610430 4,3 179 rechts südlich von Lembach ()
Verlorenerbach[12] A3610530 2,7 179 links südlich von Lembach ()
Trautbach[13] A3610680 7,1 176 rechts nördlich von Gœrsdorf ()
Sauermattgraben[14] A3610830 1,7 170 links südlich von Gœrsdorf ()
Soultzbach[15] A3610860 10,1 170 rechts bei Wœrth ()
Erdbachgraben[16] A3610840 1,0 170 links bei Wœrth ()
Regersgraben[17] A3620350 1,5 165 rechts westlich von Oberdorf-Spachbach ()
Altbach[18] A3620490 153 links nördlich von Biblisheim ()
Stœckgraben[19] A3620590 150 links südlich von Surbourg ()
Bachgraben[20] A3630440 139 links südlich von Betschdorf ()
Halbmuhlbach (im Oberlauf Bieberbach)[21] A3640302 22,6 130 rechts südöstlich von Niederbetschdorf ()
Eberbach[22] A36-0210 43,8 115 rechts südöstlich von Forstfeld ()
Rennelgraben[23] A3690302 2,5 114 rechts nördlich von Roppenheim ()
Meergraben (auch Mirgraben)[24] A3690410 5,3 114 links südlich von Kesseldorf ()
Stadenrhein[25] A3690660 3,6 111 rechts südlich von Seltz ()
Kleinrhein[26] A3690760 1,0 111 rechts südlich von Seltz ()
Seltzbach[27] A37-0200 33,1 110 links bei Seltz ()
Fahrgiessen[28] A3740860 1,5 110 rechts östlich von Seltz ()

Hydrologie Bearbeiten

An der Mündung der Sauer in den Rhein beträgt die mittlere Abflussmenge (MQ) 6,07 m³/s; das Einzugsgebiet umfasst hier 805,5 km².

Am Pegel Beinheim wurde über einen Zeitraum von 44 Jahren von 1967 bis 2010 die durchschnittliche jährliche Abflussmenge der Sauer berechnet.[29] Das Einzugsgebiet entspricht an dieser Stelle mit 541 km² etwa 67 % des vollständigen Einzugsgebiets des Flusses.

Die höchsten Wasserstände werden in den Monaten Januar bis März gemessen. Ihren Höchststand erreicht die Abflussmenge mit 6,14 m³/s im Februar. Von April an geht die Schüttung leicht zurück und sinkt im September mit 1,71 m³/s auf den niedrigsten Stand, um danach wieder von Monat zu Monat anzusteigen. Der Jahresdurchschnitt beträgt 3,72 m³/s.

Der monatliche mittlere Abfluss (MQ) der Sauer in m³/s an der hydrologischen Station Beinheim,
Daten aus den Werten der Jahre 1967–2010 berechnet

Natur Bearbeiten

Am Oberlauf der Sauer beidseits der deutsch-französischen Grenze sowie im Forêt de Haguenau und im Mündungsbereich gibt es große Gebiete, die wie das Naturschutzgebiet Am Saarbacher Mühlweiher weitgehend naturbelassen sind und teilweise sogar urwaldähnlichen Charakter haben.

Der Mündungsbereich der Sauer (Delta de la Sauer) in den Rhein ist ein großflächiges Naturschutzgebiet und stellt eines der sechs französischen Rheinauenreservate dar.

Der im Delta de la Sauer gelegene Bois de Munchhausen ist eine der letzten intakten Weichholzauen in Mitteleuropa. Die Silberweidenbestände sind im Jahresmittel vier bis sechs Monate von Wasser bedeckt, was für Mitteleuropa relativ ungewöhnlich ist. In den Randbereichen des Bois de Munchhausen und auf höheren Kiesbänken entwickelt sich die Hartholzaue. Das Mosaik von großflächiger Weichholzaue und randlicher Hartholzaue zeichnet die Reserve naturelle du delta de la Sauer aus.

Nutzung Bearbeiten

Das Wasser des Saarbachs und der Sauer war früher an passenden Stellen zu Woogen gestaut, damit Mühlen zur Verarbeitung von Getreide, Holz oder Metall betrieben werden konnten. Die alten Stauweiher werden heute meist als Naturschwimmbäder und Badeseen genutzt.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Höhe und Lage der Sauer-Quelle auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 14. November 2020.
  2. GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise).
  3. Sandre Portail.
  4. a b Débits caractéristiques de la Sauer (französisch; PDF, 24,1 kB).
  5. Albert H. Keil: Bayerisches „Spracherbe“ in der Pfalz. Verlag PfalzMundArt, abgerufen am 10. Oktober 2014.
  6. Königsbruch mit Saarbach (Sauer).
  7. Ruisseau le Deutelbach bei SANDRE (französisch).
  8. Ruisseau le Steinbach bei SANDRE (französisch).
  9. Ruisseau le Heimbach bei SANDRE (französisch).
  10. Ruisseau le Schmelzbach bei SANDRE (französisch).
  11. Ruisseau le Markbach bei SANDRE (französisch).
  12. Ruisseau le Verlorenerbach bei SANDRE (französisch).
  13. Ruisseau le Trautbach bei SANDRE (französisch).
  14. Ruisseau le Sauermattgraben bei SANDRE (französisch).
  15. Ruisseau le Soultzbach bei SANDRE (französisch).
  16. Ruisseau le Erdbachgraben bei SANDRE (französisch).
  17. Ruisseau le Regersgraben bei SANDRE (französisch).
  18. Ruisseau le Altbach bei SANDRE (französisch).
  19. Ruisseau le Stœckgraben bei SANDRE (französisch).
  20. Ruisseau le Bachgraben bei SANDRE (französisch).
  21. Ruisseau le Halbmuhlbach bei SANDRE (französisch).
  22. Ruisseau l’Eberbach bei SANDRE (französisch).
  23. Ruisseau le Rennel bei SANDRE (französisch).
  24. Ruisseau Mirgraben bei SANDRE (französisch).
  25. Ruisseau le Stadenrhein bei SANDRE (französisch).
  26. Ruisseau le Kleinrhein bei SANDRE (französisch).
  27. Ruisseau le Seltzbach bei SANDRE (französisch).
  28. Ruisseau le Fahrgiessen bei SANDRE (französisch).
  29. Banque Hydro – A3792010 La Sauer à Beinheim (Memento des Originals vom 20. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hydro.eaufrance.fr (Menüpunkt: Synthèse; französisch).