San Fratello

italienische Gemeinde

San Fratello ist eine italienische Gemeinde (comune) mit 3323 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Metropolitanstadt Messina, Region Sizilien.

San Fratello
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San Fratello (Italien)
San Fratello (Italien)
Staat Italien
Region Sizilien
Metropolitanstadt Messina (ME)
Lokale Bezeichnung Santu Frateddu / San Frareau
Koordinaten 38° 1′ N, 14° 36′ OKoordinaten: 38° 1′ 0″ N, 14° 36′ 0″ O
Höhe 675 m s.l.m.
Fläche 67 km²
Einwohner 3.323 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 98075
Vorwahl 0941
ISTAT-Nummer 083078
Bezeichnung der Bewohner Sanfratellani
Schutzpatron San Benedetto il Moro
Website comune.sanfratello.me.it

Lage und Daten Bearbeiten

San Fratello liegt 119 km westlich von Messina und 7 km vom Meer entfernt am Nordfuß des 1847 m hohen Monte Soro der Monti Nebrodi. An den Hängen des 816 m hohen Monte San Fratello befindet sich die Grotte San Teodoro mit vielen fossilen Knochen von Säugetieren und Feuersteingerätschaften. Die Einwohner arbeiten hauptsächlich in der Landwirtschaft. In San Fratello werden Sanfratellaner Pferde gezüchtet.

Die Nachbargemeinden sind Acquedolci, Alcara li Fusi, Caronia, Cesarò, Militello Rosmarino und Sant’Agata di Militello.

Geschichte Bearbeiten

Nördlich des heutigen Ortskerns auf einem Hügel liegt das antike Apollonia,[2][3] eine Siedlung der Sikeler, die später hellensiert wurde. Laut dem antiken Geschichtsschreiber Diodor stand Apollonia in der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. unter der Kontrolle von Leptines, des Tyrannen von Engyon; Timoleon aber verschaffte beiden Städten 342 v. Chr. die Autonomie, nachdem er den Tyrannen geschlagen und nach der Peloponnes verbannt hatte.[4] Die Stadt wurde 307 v. Chr. von Agathokles zerstört.[5] Im 1. Jahrhundert war Apollonia eine civitas decumana.[6] Für die zum Kampf gegen die Piraten versammelte Flotte stellte es ein Schiff.[7]

Der Ort San Fratello wurde zur Zeit Rogers I. von Lombarden gegründet, die sich nach dessen Heirat mit Adelasia in Sizilien niederließen. In den Jahren 1754 und 1922 zerstörten Erdrutsche die Stadt. Zahlreiche Einwohner sprechen noch einen gallo-italischen Dialekt, der sich vom Sizilianischen grundlegend unterscheidet.

Die Traditionen von San Fratello werden von den Emigranten auch an den Zielorten der Auswanderung hochgehalten (Viggiù in der Lombardei).

 
San Fratello

Nach schweren Regenfällen Anfang Februar 2010 zeigten sich an Häusern des Ortes erste Risse, die auf eine Bewegung des Untergrundes hinwiesen. Wegen des drohenden Erdrutsches wurde die Hälfte des Orts evakuiert. Kurze Zeit später rutschte der Hang ab und verschüttete mehrere Häuser.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Konvent mit der Statue des Heiligen Benedikt der Mohr
 
Festa dei Giudei
  • Schlossruine auf dem Felsen über der Stadt aus normannischer Zeit
  • Kirche San Nicolo Vecchio neben der Schlossruine
  • Konvikt des Heiligen Franziskus
  • Kirche der Heiligen Alphius, Philadelphus und Cyrinus auf dem Gelände des antiken Apollonia

Persönlichkeiten Bearbeiten

Veranstaltungen Bearbeiten

Am Donnerstag und Freitag in der Karwoche findet jedes Jahr die Veranstaltung Festa dei Giudei statt.

Literatur Bearbeiten

  • B. Rubino: Folklore di San Fratello, Palermo 1914 (ristampa anastatica Troina 1982)
  • Beppe Galli; Giuseppe Scavone: Andare e venire. Trafile migratorie. Viggiù 1999 .
  • B. Messina: Raccolta di notizie, documenti ed impressioni sulla storia di San Fratello, S. Agata di Militello 2000
  • N. lo Castro: La Festa dei Giudei a San Fratello, San Fratello 1983

Weblinks Bearbeiten

Commons: San Fratello – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Christian Hülsen: Apollonia 32. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 117.
  3. G. Scibona: Apollonia, Sicily. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  4. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 16,72.
  5. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 20, 56.
  6. Cicero, In Verrem Actio 3, 43, 103.
  7. Cicero, In Verrem Actio 5, 33, 86 und 5, 34, 90.