Südthüringen

südliche Gebiete im Freistaat Thüringen

Als Südthüringen werden üblicherweise alle Gebiete im Freistaat Thüringen südlich des Rennsteiges, einschließlich des ehemaligen Kreises Bad Salzungen bezeichnet. Das Gebiet ist nahezu identisch mit der Planungsregion Südwestthüringen im Freistaat Thüringen, wenn man aus dieser das Gebiet um Eisenach herausnimmt.

Der Dolmar bei Kühndorf, Christes und Metzels im Kreis Schmalkalden-Meiningen zwischen den Mittelgebirgen Rhön und Thüringer Wald

Der Rennsteig als historischer Grenzweg, der im Mittelalter die Grenze des Herzogtums Franken zum thüringisch-sächsischen Herrschaftsbereich markierte, stellt heute noch die Dialektgrenze zwischen den mainfränkischen Dialekten und dem thüringisch-obersächsischen Sprachgebiet Thüringens dar.

Im Vergleich zu Thüringen nördlich und östlich des Rennsteigs gibt es einige Unterschiede, die in der geschichtlich begründeten Zugehörigkeit Südthüringens zur Region Franken liegen. Historisch deckt sich Südthüringen überwiegend mit dem Henneberger Land und der nördlichen Hälfte der Pflege Coburg.

Entstehung und Bedeutung des Begriffs Südthüringen Bearbeiten

Der Begriff Südthüringen hat sich in seiner heutigen Bedeutung erst seit der Deutschen Wiedervereinigung als eine Bezeichnung für das Gebiet des ehemaligen Bezirks Suhl der Deutschen Demokratischen Republik etabliert. Er bezeichnet den südlichsten Teil des 1990 gegründeten Freistaats Thüringen, welcher wiederum in etwa dem 1920 gegründeten Land Thüringen entspricht. Der Begriff Südthüringen bezeichnet somit die Landschaft, die sich südlich des Thüringer Mittelgebirgsraumes mit Rhön und Thüringer Wald befindet.

Das heutige Südthüringen gehörte im frühen Mittelalter zum großen Teil zum Grabfeldgau in den Herzogtümern Franken und Ostfranken. Das historische Südthüringgau des 9. Jahrhunderts lag als Teil des ursprünglichen Thüringen wesentlich weiter nördlich.

Geographie Bearbeiten

Grenzen und Landschaft Bearbeiten

 
Blick vom Thüringer Schiefergebirge auf Buntsandsteinvorland und (dahinter) das von den Gleichbergen überragte Grabfeld
 
Der Große Beerberg (983 m), höchster Berg des Thüringer Waldes von Süden; nach links der Nebengipfel Wildekopf (943 m); im Vordergrund Suhl-Goldlauter
 
Der Große Inselsberg (916 m) im äußersten Nordwesten des Thüringer Waldes, vom Dolmar aus gesehen.
 
Der Umpfen (701 m) in der Vorderen Rhön
 
Die Talsperre Schönbrunn vom Damm der Vorsperre Schleusegrund aus gesehen
 
Werratal bei Meiningen mit Blick auf Untermaßfeld

Südthüringen erstreckt sich im Süden des deutschen Bundeslandes Thüringen über eine Fläche von etwa 3000 km². Es umfasst im Wesentlichen die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg sowie die kreisfreie Stadt Suhl als Kernregion. Auch der südliche Wartburgkreis (Salzunger Land) im Nordwesten wird zumeist Südthüringen zugeordnet. Definiert man den Rennsteig nach rein geographischen Kriterien als exakte Nordgrenze der Region, so werden die südlich dieses historischen Grenzweges gelegenen Gemeinden des Ilm-Kreises ebenfalls hinzugerechnet, während die nördlich des Rennsteigs gelegenen Gebiete des ehemaligen Kreises Neuhaus im heutigen Landkreis Sonneberg nicht zur Region zählen.

Während mit dem über den Hauptkamm von Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge verlaufenden Rennsteig eine sehr klare Nordostgrenze besteht, ist der Übergang im Süden und Westen zu den angrenzenden Regionen fließend und nicht genau definierbar. Einzelne Grenzgebiete der heutigen Regionen Osthessen, Unterfranken und Oberfranken waren zeitweise Bestandteile des historischen Henneberger Landes. Der im Südosten gelegene oberfränkische Landkreis Coburg als Territorium des sächsischen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, welches bis 1920 einer der acht Thüringischen Staaten war und bereits 1353 direkt zum Kurfürstentum Sachsen kam, gehörte bis 1291 ebenfalls zur Grafschaft Henneberg. Auch im Südwesten und Westen gehörten nennenswerte Teile des Grabfeldes und der bis zu 751 m hohen Vorderen Rhön (jedoch nur Minimalanteile der Kuppenrhön und der Hohen Rhön) in Unterfranken und Osthessen zur Region.

Landschaftsgliederung Bearbeiten

Insgesamt weist der Süden Thüringens neben der Hauptgliederung Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge, Werratal, Rhön und Grabfeld im Wesentlichen neun Landschaftsuntergliederungen auf, die zu fünf Kategorien zusammengefügt werden können. Zudem beginnt östlich der Steinacher Flexur im Landkreis Sonneberg der Frankenwald.[1] Der Süden des Landkreises Sonneberg, das Sonneberger Unterland, gehört zum Obermainischen Hügelland.[2]

Der bis zu 983 m (Großer Beerberg) hohe Thüringer Wald und das bis zu 869 m (Großer Farmdenkopf) hohe Thüringer Schiefergebirge überragen ihr Vorland meist um 300 bis 400 Meter. Während der Thüringer Wald als Bruchgebirge nur eine maximale Breite von ca. 20 km erreicht, ist das Thüringer Schiefergebirge mit teils über 50 Kilometern ein wesentlich breiterer Gebirgszug, der von engen, tiefen Tälern und weiten, teils unbewaldeten Hochflächen geprägt ist. Im Süden des Landkreises Sonneberg beginnt das Obermainische Hügelland respektive das Neustadt-Sonneberg-Becken. Die Steinacher Flexur trennt im Landkreis Sonneberg den Frankenwald vom Hohen Thüringer Schiefergebirge.[1]

Das Buntsandsteinvorland am Südrand des Thüringer Waldes und das Salzunger Werrabergland schließen sich direkt an das Gebirge an und fallen zum Werratal hin kontinuierlich bis auf eine Höhe zwischen 430 m (Eisfeld) und 240 m (Bad Salzungen) über NN ab. An sanften Hängen öffnen sich hier die Täler in breite Wiesenauen, und es entstanden durch Salzauslaugungen einige kleine Seen. Nur wenige Erhebungen dieser Zone übersteigen die 550-m-Marke, sodass aus der Ferne lediglich der Dolmar bei Meiningen mit 739 m hervortritt.

Links der Werra erstreckt sich etwas oberhalb von Meiningen bis Eisfeld die durch Muschelkalk geprägte Werra-Gäuplatten (auch Meininger Kalkplatten genannt). Dieses Plateau erhebt sich mit vielen schmalen Tälern zu einer Hochfläche von etwa 400–500 Metern über NN. Weiter südöstlich wird diese Zone durch das ebenfalls muschelkalkhaltige Sonneberger Hinterland (Schalkauer Thüringer-Wald-Vorland oder Schalkauer Plateau, zwischen Eisfeld und Sonneberg) abgelöst.

Südlich dieser Platte schließt sich das nochmals deutlich flachere Grabfeld und der zu Thüringen gehörende Anteil des Itz-Baunach-Hügellandes an. Nur hier ist es durch die weite, offene Landschaft und ein trocken-warmes Klima in nennenswertem Umfang möglich, Landwirtschaft zu betreiben, was den meisten anderen Teilen der Region vorenthalten bleibt. Lediglich einige erloschene Vulkane (Gleichberge, Straufhain) überragen mit bis zu 679 m über NN diese flachwellige Landschaft deutlich.

Westlich des Werratales liegt das Basaltkuppenland der Vorderen Rhön, dem sich die Hohe Rhön im Länderdreieck zu Hessen und Bayern anschließt. In der Vorderrhön trifft man auf bis zu 751 m (Gebaberg) und in der Hohen Rhön bis zu 816 m (Ellenbogen) hohe Vulkanberge, deren Umgebung durch Weideland, steinige Bergäcker und Ödland geprägt ist.

Gewässer und Erhebungen Bearbeiten

Vom Thüringischen Kernland abgegrenzt durch den Rennsteig im Nordosten und eine oberhalb von Bad Salzungen verlaufende Linie nach Vacha, gehört der größte Teil Südthüringens zum Stromgebiet der Werra. Über etwa 120 Kilometer begleitet dieser bei Masserberg entspringende Fluss den Landstrich.

Die Werra ist zur Rechten durch Thüringer Schiefergebirge, Thüringer Wald und Vorland des Thüringer Waldes, zur Linken durch die Rhön in ein sich Richtung Salzbogen öffnendes Tal eingebettet.

Rechts der Werra Bearbeiten

Aus Thüringer Wald und Schiefergebirge nimmt die Werra die Schleuse und die Hasel sowie einige kleinere Bäche auf.

In ihrem Oberlauf speist die Schleuse die der Trinkwasserversorgung dienende Talsperre Schönbrunn, in ihrem Mittellauf den auch als Naherholungsziel bekannten Ratscher bei Schleusingen, während unmittelbar südlich des Adlersberg-Massives bei Suhl die Erle die kleinere Talsperre Erletor passiert.

Da die meisten Berge in Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Wald – anders als die Kuppen der Rhön – durch tiefe Täler voneinander getrennt werden, spielen jene Flusstäler hier besonders als Verkehrswege (Straßen, Eisenbahnstrecken), aber auch als Siedlungsraum (zahlreiche langgezogene Straßendörfer) eine wichtige Rolle.

Bekanntere Gipfel dieses Landstriches, die auch als Aussichtspunkte Bedeutung erlangt haben, sind u. a. der Bleßberg mit (866,9 m) östlich von Eisfeld, der zusammen mit seiner Funkanlage insgesamt 1060 Metern über NN misst und den höchsten Punkt Südthüringens markiert. Hinzu kommt der Eselsberg (841,5 m) und der Simmersberg (781 m) bei Masserberg, der Adlersberg (849 m) nahe Suhl, der Ruppberg (865 m) bei Zella-Mehlis und der Große Inselsberg (916 m) bei Brotterode. Hinzu kommt der solitär zwischen Thüringer Wald und Rhön östlich von Meiningen stehende geologisch zur Rhön gehörende Dolmar (739 m). Bekannt sind außerdem die Gleichberge bei Römhild, die dort weit aus der Landschaft ragen.

Links der Werra Bearbeiten

Die linken Nebenflüsse der Werra sind mehrheitlich kurze Bäche mit Ausnahme von Felda und Ulster, die aus der Nordrhön Richtung Werra bei Bad Salzungen fließen.

Zuflüsse des Mains Bearbeiten

Im Südosten Südthüringens verläuft die Wasserscheide Rhein-Weser über eine Linie zwischen dem 865 m hohen Bleßberg im Thüringer Schiefergebirge und den mit bis zu 679 m das Grabfeld überragenden Gleichbergen bei Römhild.

Jenseits dieser Linie fließen (von Ost nach West geordnet) aus dem Thüringer Schiefergebirge die Flüsse Engnitz, Rögitz, Steinach, Göritz, Röthen, und Grümpen durch zunächst tiefe, landschaftsprägende Täler in Richtung Itz bzw. Main. Die Itz entspringt zwar noch am Westhang des Bleßberges, verlässt jedoch das Mittelgebirge sofort in Richtung Süden.

In flacheren Gefilden folgen schließlich Rodach, Kreck und Milz und passieren das zum Grabfeld gehörige Heldburger Land.

Zuflüsse der Saale Bearbeiten

Die Wasserscheide Rhein-Elbe verläuft im Thüringer Schiefergebirge von Ernstthal aus durch Neuhaus am Rennweg über die Hochfläche um Scheibe-Alsbach/Steinheid bis hin zum 868 m hohen Kieferle im Süden.

Jenseits dieser Linie liegt das sehr tiefe Tal der Schwarza, aus deren Oberlauf sich am 869 m hohen Großen Farmdenkopf das mit 877 m über NN noch etwas höhere Pumpspeicherwerk Goldisthal speist, das das größte seiner Art in Deutschland ist und als Puffer in der Stromversorgung der Region eine wichtige Rolle einnimmt. Überdies ist das Oberbecken seiner unvergleichlichen Rundumsicht wegen ein beliebtes Ausflugsziel.

Die ebenfalls aus dem Oberlauf des Flusses gespeiste Talsperre Scheibe-Alsbach wird demgegenüber u. a. als Badesee genutzt.

Allerdings sei erwähnt, dass sich die hier erwähnten Gewässer allesamt nördlich des Rennsteiges, der nordwestlich zur Wasserscheide Weser-Elbe-Weser wird, befinden, somit also nicht geographisch, sondern nur verwaltungstechnisch der Region Südthüringen zuzuordnen sind.

Städte Bearbeiten

Wichtigste Städte Südthüringens sind heute die vier Mittelstädte Suhl, Meiningen, Sonneberg und Bad Salzungen. Die Kreisfreie Stadt Suhl – hier haben zahlreiche Regionalbehörden ihren Sitz – ist ein Wirtschaftszentrum, das Veranstaltungszentrum (Congress Centrum Suhl) und ein Straßenknoten der Region. Die Kreisstadt Sonneberg ist ein zur Metropolregion Nürnberg gehörendes Wirtschaftszentrum sowie ein wichtiger Verwaltungsstandort im südöstlichen Südthüringen. Sonneberg ist ein traditionelles Zentrum der Spielzeugindustrie und bildet mit dem direkt angrenzenden oberfränkischen Neustadt eine urbane Einheit. Die ehemalige Residenzstadt und heutige Kreisstadt Meiningen mit dem berühmten Meininger Staatstheater ist das kulturelle Zentrum der Region, ein bedeutender Verkehrsknoten, ein Zentrum der Hightech-Industrie, ein Behörden- und Bildungsstandort und das Justizzentrum von Südthüringen. Die Kreisstadt Bad Salzungen ist eine bekannte Kur- und Solestadt mit einem Bundeswehrstandort.

Stadt Einwohner (2022) Landkreis
Suhl 37.009 kreisfrei
Meiningen 25.582 Schmalkalden-Meiningen
Sonneberg 23.507 Sonneberg
Bad Salzungen 23.013 Wartburgkreis
Schmalkalden 20.065 Schmalkalden-Meiningen
Zella-Mehlis 12.514 Schmalkalden-Meiningen
Hildburghausen 11.689 Hildburghausen
Schleusingen 10.620 Hildburghausen
Steinbach-Hallenberg 9408 Schmalkalden-Meiningen
Neuhaus 8927 Sonneberg
Bad Liebenstein 7735 Wartburgkreis
Eisfeld 7412 Hildburghausen
Römhild 6661 Hildburghausen
Großbreitenbach 5956 Ilm-Kreis
Brotterode-Trusetal 5810 Schmalkalden-Meiningen
Kaltennordheim 5716 Schmalkalden-Meiningen
Wasungen 5437 Schmalkalden-Meiningen
Vacha 5006 Wartburgkreis
Geisa 4823 Wartburgkreis
Steinach 3641 Sonneberg
Heldburg 3362 Hildburghausen
Schalkau 3266 Sonneberg
Lauscha 3188 Sonneberg
Themar 2744 Hildburghausen
Oberhof 1592 Schmalkalden-Meiningen
Ummerstadt 457 Hildburghausen
  • Einwohnerstand vom 31. Dezember 2022 – Gebietsstand 31. Dezember 2022. (Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik, veröffentlicht nach der Datenbasis des Mikrozensus 2011 am 21. Juni 2021)

Eine Sonderrolle nehmen die Gebiete des ehemaligen Kreises Ilmenau ein. Diese werden – je nach Definition – manchmal zu Südthüringen und manchmal zu Mittelthüringen gerechnet, wobei die historisch-kulturellen Verbindungen zu Mittelthüringen von jeher stärker waren, als die zu Südthüringen. Deutlich wird dies z. B. dadurch, dass in Ilmenau sowohl die mittelthüringische Lokalzeitung, die Thüringer Allgemeine, als auch die südthüringische Lokalzeitung Freies Wort mit eigenen Lokalausgaben erscheinen. Die IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau ist Mitglied in den ÖPNV-Verbänden Mittelthüringen und Südthüringen, und bei diversen Behörden wird Ilmenau ebenfalls teilweise zu den südthüringischen und teilweise zu den mittelthüringischen Dienststellen gerechnet.

Geschichte Bearbeiten

Im 6. Jahrhundert begann, nach nur schwacher prähistorischer, bronzezeitlicher und eisenzeitlicher Besiedlung, eine stärkere Welle von Ortsgründungen durch Alemannen, Chatten und Thüringern, wobei die schriftlichen Überlieferungen erst im späten 8. Jahrhundert, während der Fränkischen Ostkolonisation, einsetzten (z. B. Jüchsen, Salzungen, Themar und Kaltennordheim). Hauptsächlich wurde der heutige Süden Thüringens vom Main her, fränkisch besiedelt. Eine Ausnahme bildet der Raum um Bad Salzungen und der angrenzenden Rhön bis zum Salzbogen; diese Region wurde schon vorher von Nord-Nordwest her besiedelt und nur noch teilweise in die Ostkolonialisierung einbezogen, was der hier gesprochene westthüringische Mischdialekt aus Hennebergisch, Osthessisch und Zentralthüringisch noch heute verdeutlicht. Die gesamte Region stand vom 8. bis 11. Jahrhundert unter dem Einfluss der fränkischen Machtzentren Fulda, Bamberg, Würzburg und Hersfeld, von wo aus auch die christliche Missionierung durch die Missionare Sankt Kilian und Bonifatius ausging. Die weltliche Macht lag zumindest zum Teil weiterhin bei Grafen, die z. B. den Schwabengau und den Grabfeldgau verwalteten.

Mit Ausnahme von Meiningen und Walldorf, die bis Mitte des 16. Jahrhunderts dem fränkischen Hochstift Würzburg angehörten, übernahmen Ende des 11. Jahrhunderts die Grafen von Henneberg im nördlichen Grabfeld und den angrenzenden Gebieten die weltliche Herrschaft. Die Gebiete östlich des Grabfeldes kamen als Erbe der Markgrafen von Schweinfurt an die Herzöge von Andechs-Meranien und nach deren Aussterben ebenfalls an die Grafen von Henneberg. Die von ihnen begründete Grafschaft Henneberg existierte etwa 500 Jahre bis zum Abbrechen der männlichen Erbfolge im Jahr 1583. Laut Kahlaer Vertrag kamen nun die noch hennebergisch gebliebenen Gebiete unter wettinische Hoheit, die ihren Regierungssitz in Meiningen einrichteten. Daraus entstanden ab 1680 die ernestinische Staaten Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Römhild. Sie gingen später zum größten Teil in den Herzogtümern Sachsen-Meiningen, dessen Territorium den größten Teil von Südthüringen einnahm, und Sachsen-Coburg und Gotha auf. Schmalkalden und seine Umgebung kamen zu Hessen-Kassel (1866 zu Preußen), die Stadt Suhl mit dem angrenzenden Landkreis Schleusingen zur preußischen Provinz Sachsen und die nördliche Rhön im Gebiet um Dermbach und Vacha wurde im Kreis Eisenach Teil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.

1918 wurden die sieben thüringischen Herzog- und Fürstentümer zu Frei- und Volksstaaten, die 1920 gemeinsam das Land Thüringen gründeten. In ihm gingen auch die Sachsen-Meiningschen Gebiete auf. Der Landkreis Schmalkalden in der Provinz Hessen-Nassau und der Landkreis Schleusingen mit der Stadt Suhl in der Provinz Sachsen blieben zunächst preußische Exklaven in thüringischem Gebiet. 1944 wurden die Provinzen Hessen-Nassau und Sachsen per „Führererlass“ aufgelöst und der Kreis Schmalkalden sowie der Kreis Schleusingen mitsamt dem gesamten Regierungsbezirkes Erfurt dem Reichsstatthalter von Thüringen unterstellt.[3] Mangels formaler Zustimmung des preußischen Ministerpräsidenten blieb dies aber staatsrechtlich unwirksam. Die Gebiete hatten allerdings zuvor schon zum nun geografisch deckungsgleichen und im NS-Staat politisch bedeutsameren NSDAP-Gau Thüringen gehört. Im Juli 1945 sanktionierte die sowjetische Besatzungsmacht die Zuteilung der ehemals preußischen Gebieten zum Land Thüringen. Damit bildete der Südthüringer Raum nun ein einheitliches Verwaltungsgebilde.

1952 wurde das Verwaltungssystem der DDR reformiert. Die Länder, also auch das Land Thüringen, wurden aufgelöst und durch neue Bezirke ersetzt. Südthüringen gehörte fortan zum neugebildeten Bezirk Suhl. Der Zuschnitt der Landkreise wurde verändert, unter anderem wurde der Kreis Bad Salzungen aus Teilen der Landkreise Meiningen und Eisenach neu gebildet. Suhl wurde Bezirksstadt und kreisfrei, sein Umland bildete den neuen Kreis Suhl-Land.

1990 wurde das Land Thüringen nach der Wiedervereinigung wiederhergestellt. 1994 erfolgte eine Kreisreform in Thüringen, bei der die heutigen Landkreise gebildet wurden. Hierbei wurde der Landkreis Hildburghausen um den Hauptteil des Kreises Suhl-Land und Teile des bisherigen Landkreises Meiningen erweitert, der Landkreis Schmalkalden-Meiningen aus den Kreisen Schmalkalden und Meiningen sowie Teilen des Kreises Suhl-Land gebildet, der Landkreis Sonneberg um Teile des Landkreises Neuhaus am Rennweg erweitert. Suhl blieb kreisfrei, der Kreis Bad Salzungen verschmolz mit dem nördlich angrenzenden westthüringischen Kreis Eisenach zum Wartburgkreis, der damit weitgehend den Zuschnitt des 1952 aufgelösten Landkreises Eisenach erhielt.

Im Vorfeld der Gebietsreform Thüringen 2018 bis 2024 gab es unter anderem den Vorschlag, aus der Stadt Suhl und den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg einen gemeinsamen Landkreis zu bilden. Die von der Rot-rot-grünen Landesregierung vorgesehene Kreisreform wurde jedoch gestoppt, lediglich eine Reihe von Gemeindezusammenschlüssen und Eingemeindungen wurde vollzogen.[4][5]

Kultur Bearbeiten

Dialekte und Mundarten Bearbeiten

Für den Südthüringer Raum sind die ostfränkischen Dialekte Itzgründisch, Hennebergisch und Grabfeldisch kennzeichnend. Im Bad Salzunger Raum werden die Mischdialekte Westthüringisch und Rhöner Platt gesprochen. Im Landkreis Sonneberg wird auf dem Gebiet der Gemeinde Heinersdorf östlich der Bamberger Schranke ein oberfränkischer Dialekt gesprochen, im Gebiet der ehemals kurhessischen Exklave Herrschaft Schmalkalden im Landkreis Schmalkalden-Meiningen werden oberhessische Ortsdialekte gesprochen.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Die Veste Heldburg im Landkreis Hildburghausen, seit dem 14. Jahrhundert auch „Fränkische Leuchte“ genannt

Südthüringen weist eine hohe Dichte an Kulturdenkmälern auf. Es gibt zahlreiche Burgen und Burgruinen (allerdings sind diese alle kleinere Burganlagen) sowie sehenswerte Schlösser (zum Beispiel die Schlösser Elisabethenburg und Landsberg in Meiningen, Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, Park und Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein). In Suhl kann außerdem das Waffenmuseum Suhl sowie das Fahrzeugmuseum besichtigt werden. Schmalkalden ist für sein Schloss und vor allem für seinen historischen Fachwerk-Stadtkern bekannt. Meiningen besitzt neben dem Staatstheater und den Schlössern noch zahlreiche weitere Repräsentativbauten, Parkanlagen, ein Theatermuseum, mit den Meininger Museen die umfangreichste Kunstsammlung Thüringens und dem Dampflokwerk eine wichtige Sehenswürdigkeit für Technikbegeisterte. Mit der Bakuninhütte findet sich hier auch ein Denkmal der Gegenkultur. Das Hennebergische Freilichtmuseum in Kloster Veßra zeigt, unter anderem, Ausschnitte des mittelalterlichen Lebens in der Region des heutigen Südthüringens. Im Landkreis Sonneberg sind unter anderem das Deutsche Spielzeugmuseum und das Astronomie-Museum in der ehemaligen Weltspielwarenstadt Sonneberg sowie das Museum für Glaskunst in Lauscha als besondere Sehenswürdigkeiten hervorzuheben.

Verkehr Bearbeiten

Straße Bearbeiten

Die wichtigen Verkehrsachsen für Südthüringen stellen die mit zahlreichen spektakulären Brückenbauwerken und dem längsten Straßentunnel Deutschlands neu erbauten Autobahnen A 71 Sangerhausen–Erfurt–Schweinfurt sowie A 73 Suhl–Bamberg–Nürnberg dar. Weitere wichtige Verkehrsadern sind die Bundesstraßen entlang der Werra, namentlich die B 19 Eisenach–Meiningen und die B 89 Meiningen–Sonneberg. Von Bedeutung sind auch die B 281 von Eisfeld nach Saalfeld und die B 62 Vacha–Bad Salzungen–Barchfeld.

Bahn Bearbeiten

Die erste Eisenbahnstrecke durch Südthüringen war die Werrabahn von Eisenach nach Lichtenfels im Jahre 1858. Die heutige Bahnstrecke Eisenach–Lichtenfels führt durch die Städte Bad Salzungen, Meiningen, Hildburghausen und Eisfeld (heute zwischen Eisfeld und Coburg abgebaut). Eine ebenfalls 1858 eröffnete Nebenstrecke der Werrabahn verbindet Coburg mit Sonneberg. 1874 wurde mit der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen eine weitere bedeutende Bahnstrecke eröffnet. Suhl erhielt mit dem Bau der dritten wichtigen Bahnstrecke in Südthüringen, der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen, im Jahr 1882 einen Anschluss. Später folgten noch zahlreiche Nebenstrecken (u. a. auch die steilste regelspurige Bahnstrecke Deutschlands von Suhl nach Schleusingen mit abschnittsweise knapp 7 % Steigung sowie Deutschlands erste Meterspurbahn von Bad Salzungen nach Kaltennordheim und Vacha), von denen heute einige wieder stillgelegt sind. Auf den noch in Betrieb befindlichen Eisenbahnstrecken wird der Personenverkehr durch die Süd-Thüringen-Bahn u. a. mit dem Regionalexpress RE 50 Erfurt–Meiningen und die Erfurter Bahn mit dem Unterfrankenshuttle durchgeführt. Linien der Deutschen Bahn AG in Südthüringen sind die tagsüber im Zweistundentakt verkehrenden acht ZugpaareMainfranken-Thüringen-Express“ Erfurt–Würzburg sowie die Regionalexpress-Verbindung Sonneberg–Coburg–Lichtenfels–Nürnberg.

Wirtschaft Bearbeiten

Die wirtschaftlichen Zentren in Südthüringen bilden insbesondere die Städte Suhl (15.463 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze), Meiningen (12.485), Sonneberg (10.912), Schmalkalden (8.488), Bad Salzungen (8.338), Zella-Mehlis (6.101) und Hildburghausen (5.657).[6]

Die Stadt Sonneberg ist seit 1. Oktober 2013 assoziiertes Mitglied der Metropolregion Nürnberg.[7]

Hauptwirtschaftszweige in der verarbeitenden Industrie sind hier die Metall- und Kunststoffindustrie (Schmalkalden, Sonneberg, Steinbach-Hallenberg, Suhl), der Maschinen- und Fahrzeugbau (Meiningen, Sonneberg), die Spielzeugindustrie (Sonneberg), die Keramische Industrie (Sonneberg) sowie die Elektrotechnik- und Hightech-Branche (Meiningen, Sonneberg, Suhl). Weitere Bedeutung hat die Jagd- und Sportwaffenfertigung in Suhl.

In der Nahrungsmittelindustrie sind die Fleisch- und Wurstwarenhersteller in Meiningen (Meininger), Schmalkalden (Thüringer Landstolz) und Suhl (Zur-Mühlen-Gruppe) hervorzuheben. Die bedeutendste Großbäckerei bildet das Backhaus Nahrstedt in Meiningen mit mehr als 400 Beschäftigten und rund 80 Filialen. Zu nennen sind weiterhin der Getränkehersteller Thüringer Waldquell in Schmalkalden, die Schüerholz GmbH Meiningen (Liköre, Rhöntropfen) und die Brauereien in Dingsleben, Schwarzbach (Auengrund), Kaltennordheim (Rhönbier) und Sonneberg (Gessner).

Im Gesundheitswesen haben das SRH Zentralklinikum Suhl mit 519 Planbetten und das Helios Klinikum Meiningen mit 441 Planbetten einen überregionalen Versorgungsauftrag.[8] Beide Häuser bieten Krebsbehandlung, Notfallmedizin sowie neurologische, orthopädische und chirurgische Eingriffe nach neuesten Erkenntnissen. Weitere Kliniken und Fachkrankenhäuser befinden sich in Bad Salzungen (388 Planbetten), Hildburghausen (Henneberg-Kliniken, 182) sowie (Helios Fachklinik, 321), Schmalkalden (148), Sonneberg (319) und Meiningen (Geriatrische Fach- und Rehaklinik, 143) (alle Angaben ohne Tageskliniken). Eine große Bedeutung haben die Kurkliniken und Kureinrichtungen in Bad Salzungen, Bad Liebenstein und Bad Colberg-Heldburg. Die Kliniken Hildburghausen und Sonneberg/Neuhaus a.R. gehören zu einem länderübergreifenden Klinikverbund mit rund 5400 Beschäftigten.[9]

Bildung Bearbeiten

Mit der Hochschule Schmalkalden mit 2.500 Studenten und der Fachhochschule Polizei in Meiningen mit zirka 500 Studenten sind in Südthüringen zwei Hochschulen angesiedelt. Die Staatliche Berufsbildende Schule Sonneberg hat ein überregionales Einzugsgebiet, welches ganz Südthüringen und auch die drei fränkischen Regierungsbezirke des Freistaats Bayern umfasst. Weiter arbeitet sie mit der Universität Ilmenau und der Hochschule Coburg zusammen. Ebenfalls von überregionaler Bedeutung sind die Höhere Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege Suhl, die Höhere Berufsfachschule für Notfallsanitäter Meiningen (DRK), die Höhere Berufsfachschule für Gesundheits- und Pflegeberufe Meiningen (GAW) und die Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales Meiningen/Schwallungen (SBBS).

Medien Bearbeiten

In Südthüringen erscheinen die Zeitungen Freies Wort (FW) mit seinen Lokalausgaben, die Südthüringer Zeitung (STZ) in Bad Salzungen, der Rhön und Schmalkalden sowie das Meininger Tageblatt (MT) in Meiningen, Rhön, Grabfeld und Werratal. Zentralredaktion und Verlag für das FW und STZ befindet sich in Suhl. Das MT wird vom Verlag Meininger Mediengesellschaft (MMG) mit Sitz in Meiningen herausgegeben. Gedruckt werden alle Zeitungen seit 2017 in einem Druckhaus in Würzburg.

Weitere Medien sind unter anderem das Südthüringer Regionalfernsehen Sonneberg (SRF), Rennsteig TV Suhl, der Rhön-Rennsteig-Verlag Suhl („RennsteigBlick“, „Treffpunkt“ u. a.), das Medienzentrum Henneberger Land e.V. und die Meininger Mediengesellschaft.

Fußball Bearbeiten

Zu Zeiten des Bestehens des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (1900–1933) beschränkte dieser den Begriff Südthüringen auf den Raum Sonneberg/Coburg, der 1910 bis 1933 der Gauliga Südthüringen zugeordnet war, während die Gebiete um Suhl und Meiningen der Gauliga Westthüringen zugeordnet waren. In der DDR wurde, den Bezirksgrenzen entsprechend, die Fußball-Bezirksliga Suhl als dritthöchste Spielklasse für die Region etabliert. Im Thüringer Fußballverband sind die Vereine der Region im Kreisfußballausschuss Südthüringen organisiert.[10] Das Gebiet um Bad Salzungen gehört der geografischen Lage entsprechend zum Kreisfußballausschuss Westthüringen.[11]

Literatur Bearbeiten

  • Zwischen Rennsteig und Sonneberg (= Werte unserer Heimat. Band 39). 2. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1986, S. 27–31.
  • E. Kaiser: Südthüringen – Das obere Werra- und Itzgebiet und das Grabfeld. 2. Auflage. VEB Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha, Gotha 1954.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Heinz Späth: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 141 Coburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1987. → Online-Karte (PDF; 5 MB)
  2. Bundesamt für Naturschutz – Obermainisches Hügelland (Memento vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive)
  3. Erlaß des Führers über die Aufgliederung der Provinz Sachsen vom 1. April 1944. Im Reichsgesetzblatt, Teil I, Nr. 20 vom 29. April 1944, S. 110f., Digitalisat.
  4. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr.7 2018 vom 5. Juli 2018, aufgerufen am 6. Juli 2018
  5. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr.14 2018 vom 28. Dezember 2018
  6. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 30. Juni 2020
  7. Sonneberg ist Mitglied der Metropolregion Nürnberg (PDF; 21 kB)
  8. 7. Thüringer Krankenhausplan (pdf; 4,7 MB)
  9. Homepage regioMed – Geschichte (Memento vom 16. September 2012 im Internet Archive)
  10. KFA Südthüringen, aufgerufen am 4. Februar 2020
  11. KFA Westthüringen, aufgerufen am 4. Februar 2020

Weblinks Bearbeiten