Rolandswerth

Ortsbezirk von Remagen

Rolandswerth ist einer von sechs Ortsbezirken und zugleich einer von acht Ortsteilen[2] der verbandsfreien Stadt Remagen im Landkreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz. Zum Ortsbezirk Rolandswerth gehören auch die Wohnplätze Insel Nonnenwerth, Rodderberg, Rodderberghof und Rolandsbogen.[3] Rolandswerth ist mit etwa 500 Einwohnern der kleinste Stadtteil der Stadt und liegt als nördlichster Ort des Landkreises Ahrweiler direkt an der Grenze zur Bundesstadt Bonn (Stadtteil Mehlem).

Rolandswerth
Stadt Remagen
Koordinaten: 50° 39′ N, 7° 12′ OKoordinaten: 50° 38′ 40″ N, 7° 12′ 20″ O
Höhe: 60 m ü. NHN
Einwohner: 588 (30. Jun. 2020)[1]
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 53424
Vorwahl: 02228
Rolandswerth (Rheinland-Pfalz)
Rolandswerth (Rheinland-Pfalz)

Lage von Rolandswerth in Rheinland-Pfalz

Geographie Bearbeiten

Rolandswerth erstreckt sich am linken Rheinufer zwischen Mehlem im Nordwesten und Rolandseck im Süden, zu denen entlang der Bundesstraße 9 ein fließender Übergang besteht. Die Ortschaft umfasst Höhenlagen zwischen 54 m ü. NHN und 105 m ü. NHN, wobei sie sich nach Süden deutlich verjüngt. Naturräumlich liegt Rolandswerth am nordwestlichen Ausgang der Honnefer Talweitung des Mittelrheins, die sich hier jedoch durch ein Steilufer kennzeichnet, in den Godesberger Rheintaltrichter und damit in die Niederrheinische Bucht („Pforte von Rolandswerth“[4][5]). Die Gemarkung von Rolandswerth reicht über das mehrheitlich bewaldete Oberwinterer Terrassen- und Hügelland auf den Rodderberg (196,7 m ü. NHN) und den Wilhelmsberg (172,9 m ü. NHN). Die südliche Grenze zur Gemarkung von Oberwinter wird durch den Rolandswerther Bach markiert, der zwischen Rolandswerth und Rolandseck in den Rhein mündet. Der Großteil der Insel Nonnenwerth gehört zur Gemarkung Rolandswerth. Dort befindet sich auch mit gut 50 m ü. NHN der niedrigste Punkt von Rheinland-Pfalz.[6]

Geschichte Bearbeiten

Die vermutlich erste urkundliche Erwähnung des heutigen Rolandswerth als Wirdt stammt aus dem Jahre 1422, als der Ort gemeinsam mit Mehlem und Lannesdorf genannt wurde. Die ältesten Gebäude im Bereich der späteren Ortschaft waren ein Hospital mit einer Kapelle (geweiht St. Nikolaus), die dem Kloster Rolandswerth auf der gleichnamigen Insel nahestanden und deren Geschichte bis mindestens in das Jahr 1148 zurückreicht. Während des Burgundischen Krieges wurde das Hospital im Jahre 1476 zerstört und anschließend wieder errichtet. 1662 waren in Rolandswerth neben dem gleichnamigen Kloster die Abtei Altenberg mit einem Hof, das Kölner Domkapitel mit einem Kelterhaus, St. Maria im Kapitol mit einem Hof sowie das Kölner Stift St. Gereon und das Kloster St. Ursula begütert.[7] 1670 umfasste Rolandswerth 23 Häuser.[8] 1802 kam es im Zuge der Säkularisation zur Auflösung des Hospitals. Die schlichte, einschiffige und mit einem Dachreiter versehene Kapelle musste im Jahr 1817 dem Ausbau der Provinzialstraße weichen.[9][10][11]

Der Kern der heutigen Ortschaft Rolandswerth hatte vor seiner Umbenennung den Namen Wittgen bzw. Wittchen (Flurname für Weiden), der spätestens bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch war. Urkundlich belegte Abwandlungen dieses Namens lauteten Im Weitgen, Witgen, Wirdt (Ersterwähnung) sowie Wydtgen.[12] Bevor die auf Höhe des Ortes im Rhein gelegene Insel Nonnenwerth im 19. Jahrhundert ihre heutige Bezeichnung erhielt, trug sie ebenfalls den Namen Rolandswerth. Im dort gelegenen, orografisch linken Rheinarm fand bis zum Aufkommen der Dampfschifffahrt und insbesondere bis zum endgültigen Ausbau des mittleren Arms als Hauptfahrwasser für die Rheinschifffahrt Mitte des 18. Jahrhunderts die Bergfahrt statt.[13] Der für die Bergfahrt benötigte, unmittelbar am Ufer verlaufende Leinpfad ist noch heute abschnittsweise erhalten.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Rolandswerth (damals auch Werth genannt) landesherrlich zum Kurfürstentum Köln und unterstand der Verwaltung des kurkölnischen Amtes (Godesberg-)Mehlem im Oberamt Bonn.[14] Nach der Inbesitznahme des Linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen (1794) und der Übernahme der französischen Verwaltungsstrukturen (1798) wurde Rolandswerth der Mairie Remagen im Kanton Remagen zugeordnet. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses war Rolandswerth ab 1816 Teil der Bürgermeisterei Remagen, die zum Kreis Ahrweiler gehörte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfuhr die Ortschaft, auch durch die Verlängerung der linksrheinischen Eisenbahnstrecke zum Bahnhof Rolandseck 1858, ein spürbares Wachstum. Sie wurde zum Zweitwohnsitz zahlreicher Geschäftsleute aus Köln und Umgebung und erhielt eine eigene Schule, deren Neubau im Jahre 1832 durch eine katholische Hauskollekte ermöglicht wurde.[15]

Im Zuge der in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre begonnenen Kommunal- und Gebietsreform in Rheinland-Pfalz sprach sich der Gemeinderat von Rolandswerth am 18. Dezember 1968 für eine Eingliederung in die benachbarte, damals noch eigenständige Stadt Bad Godesberg anstatt der vom Landesgesetz vorgesehenen Eingliederung in die Stadt Remagen aus. Dazu wurde ein Gebietsänderungsvertrag zwischen beiden Gemeinden ausgearbeitet, dem der Stadtrat von Bad Godesberg am 5. Februar 1969 zustimmte. Die Umsetzung dieses Vertrags wurde durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raums Bonn des Landes Nordrhein-Westfalen verhindert, im Rahmen dessen Bad Godesberg am 1. August 1969 selbst in die neugebildete Stadt Bonn eingegliedert wurde.[15]

Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner
1816[16] 245
1828[17] 280
1843[18] 331
1885[19] 459
1910[20] 725
1969[21] 923

Politik Bearbeiten

Ortsbezirk Bearbeiten

Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Rolandswerth in die Stadt Remagen eingegliedert.[21]

Der Ortsbezirk Rolandswerth wird von einem Ortsbeirat und einem Ortsvorsteher vertreten.[2]

Ortsbeirat Bearbeiten

Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsvorsteher als Vorsitzendem. Bis zur Wahl 2014 wurde der Rat in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt.

Die Sitzverteilung im Ortsbeirat:

Wahl CDU FBL Gesamt
2019[22] per Mehrheitswahl 7 Sitze
2014[23] 2 5 7 Sitze
2009[24] 3 4 7 Sitze
  • FBL = Freie Bürgerliste Remagen e. V.

Ortsvorsteher Bearbeiten

Michael Berndt (FBL) wurde am 24. Juli 2014 Ortsvorsteher von Rolandswerth.[25] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 79,03 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[26]

Berndts Vorgänger Rudolf Schönenborn war bereits in der Anfangszeit der vorangegangenen Wahlperiode zurückgetreten, daher hatte der Stellvertretende Ortsvorsteher Christoph Delseith das Amt fast über die gesamte Periode bis zur Neuwahl 2014 ausgeübt.[25]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Rolandsbogen (2011)
 
Bittermann & Duka: Geheime Gärten Rolandswerth
 
Riesenmammutbaum im Hentzenpark Rolandswerth

Zu den Sehenswürdigkeiten des Stadtteils zählt der Rolandsbogen, ein Artefakt der mittelalterlichen Burg Rolandseck. Am Aufstieg zum Rolandsbogen befindet sich das Freiligrath-Denkmal, das dem Dichter Ferdinand Freiligrath gewidmet ist. Die katholische Kapelle „Mariä Unbefleckte Empfängnis“ in Rolandswerth ist ein Backsteinbau aus dem Jahre 1865, der 1937 umfassend erweitert wurde. Die Mainzer Straße (B 9) wird am Südrand Rolandswerths am Übergang zu Rolandseck von einigen herrschaftlichen Anwesen aus dem 19. Jahrhundert gesäumt, darunter die Villa Rolandseck aus dem Jahre 1888, der Rolandshof und das ehemalige Hotel Rolandseck-Groyen (1955–1975 Sitz der sowjetischen Botschaft).

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Rolandswerth stellt der „Hentzenpark“ zwischen Bundesstraße 9 und Rheinufer dar, der zwei Hektar umfasst und auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Hier schufen die Künstler Duka und Bittermann die Geheimen Gärten Rolandswerth, eröffnet im Jahre 2004. Sie sind Teil des Skulpturenufers Remagen.

Die Villa an der Mainzer Straße 28/30 aus dem 19. Jahrhundert war nach 1949 Residenz des stellvertretenden französischen Hochkommissars und anschließend bis zum Jahreswechsel 1971/72[27] der sowjetischen Botschaft (s. o.). Dort wurden zwischen dem sowjetischen Botschafter Walentin Falin, dem amerikanischen Botschafter Kenneth Rush und Egon Bahr Grundlagen des Viermächteabkommens über Berlin (1972) erarbeitet.[28] Da die Villa aufgrund einer regelmäßigen Überflutung des Grundstücks baufällig zu werden drohte, erfolgte um 1974 der Abriss.

Darüber hinaus ist die Insel Nonnenwerth zu erwähnen, die nicht öffentlich zugänglich ist. Sie beherbergte bis 2021/22 ein Kloster mit einem privaten Gymnasium.

Fremdenverkehr Bearbeiten

Rolandswerth verfügt über einen direkt am Rhein gelegenen Campingplatz.

Wirtschaft Bearbeiten

Rolandswerth ist Sitz des Max Brockhaus Musikverlages.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rolandswerth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ohne Nebenwohnsitze; Quelle: Einwohnerstatistik der Stadt Remagen
  2. a b Hauptsatzung der Stadt Remagen. § 2 und 3. Stadtverwaltung Remagen, 24. Juni 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2020; abgerufen am 25. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.remagen.de
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2020[Version 2022 liegt vor.]. S. 4 (PDF; 1 MB).
  4. Günther Schell: Das Mittelrheingebiet und die »Goldene Meile«. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1984, S. 87–92. (online)
  5. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.); Ewald Glässer (Bearb.): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123. Selbstverlag, Bonn-Bad Godesberg 1978, ISBN 3-87994-328-1, S. 16. (=Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands)
  6. Daten und Fakten rund um Rheinland-Pfalz, Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz
  7. A. Wiedemann: Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, Zweite vermehrte Auflage, Verlag des Amtes Godesberg, Bad Godesberg 1930, S. 70.
  8. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 61.
  9. Albert Verbeek u. a.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler. (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 17. Band, I. Abt.) L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 592 (Nachdruck: Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-32145-8, 2. Halbband, S. 592)
  10. Christian von Stramburg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius: welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen (…), Abt. 3, Band 10, Verlag R. F. Hergt, Koblenz 1864 S. 623
  11. Wilhelm Arnold Günther: Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus: Urkunden vom VIII. bis zu Ende des XII. Jahrhunderts: mit 23 Siegel-Abdrücken, Band 1, Verlag Hölscher 1822, S. 39
  12. Geschichte von Rolandswerth (Memento des Originals vom 21. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rolandswerth.de
  13. Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851-1900. Halle a.S. 1900, S. 102–105 (PDF; 1,3 MB)
  14. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 283.
  15. a b Hans Kleinpass: Die Straßennamen der Gemarkung Mehlem. 4. Teil: Rheinufer bis Schützengraben. In: Godesberger Heimatblätter. Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg. Heft 27, 1989, ISSN 0436-1024, S. 38–59 (hier: S. 51 ff.).
  16. Der Regierungs-Bezirk Coblenz nach seiner Lage, Begränzung, Größe, Bevölkerung..., 1817, Seite 50
  17. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolai, Berlin und Stettin 1830, Seite 658
  18. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Coblenz, 1843, Seite 12
  19. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 38 (Digitalisat).
  20. Gemeindeverzeichnis 1900
  21. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 193 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  22. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Ortsbeiratswahl 2019 Rolandswerth. Abgerufen am 25. Juli 2020.
  23. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Ortsbeiratswahl 2014 Rolandswerth. Abgerufen am 25. Juli 2020.
  24. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Ortsbeiratswahl 2009 Rolandswerth. Abgerufen am 25. Juli 2020.
  25. a b Niederschrift über die Sitzung des Ortsbeirats Rolandswerth der Stadt Remagen vom 24.07.2014. Stadt Remagen, 24. Juli 2014, abgerufen am 25. Juli 2020.
  26. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Remagen, verbandsfreie Gemeinde, fünfte Ergebniszeile. Abgerufen am 25. Juli 2020.
  27. Der Spiegel, Band 25, Ausgaben 41–44, Spiegel-Verlag, 1971, S. 218
  28. Valentin Falin: Politische Erinnerungen. Droemer Knaur, 1993, ISBN 3-426-26657-1