Richardson-Zahl

Kennzahl der Strömungslehre, für fallende Massen, proportional zum Verhältnis aus potentieller und kinetischer Energie

Die Richardson-Zahl (nach dem britischen Mathematiker und Meteorologen Lewis Fry Richardson) ist eine dimensionslose Kennzahl. Sie beschreibt in der Strömungslehre den Zusammenhang zwischen potentieller und kinetischer Energie.

Definition Bearbeiten

Flüssigkeiten oder Gase in einem Schwerefeld Bearbeiten

Für Flüssigkeiten oder Gase in einem Schwerefeld kann man z. B. definieren

 

mit

In dieser Definition wird der Kehrwert der Quadratwurzel aus der Richardson-Zahl auch als Froude-Zahl bezeichnet:

 

Im Flugbetrieb gibt die Richardsonzahl z. B. Anhaltspunkte, ob Turbulenzen auftreten: je kleiner  , desto wahrscheinlicher sind Turbulenzen – bei typischen Ri-Werten von 0,1 bis 10.

Thermische Konvektion Bearbeiten

In Problemen mit thermischer Konvektion wird folgende Definition benutzt:

 

dabei ist

  •   der Ausdehnungskoeffizient
  •   die Temperatur der geheizten Wand
  •   eine Referenztemperatur
  •   eine typische Länge des Problems.

Diese Definition entspricht einer alternativen Definition der Archimedes-Zahl und kann mit der Grashof-Zahl   und der Reynoldszahl   auch geschrieben werden als:

 

Natürliche Konvektion ist für   vernachlässigbar, erzwungene Konvektion ist für   vernachlässigbar. Für Werte dazwischen   müssen beide berücksichtigt werden.

Anwendungsbeispiel Bearbeiten

 
Fernwärmespeicher
zur Versorgung der Stadt Krems
mit 50.000 m³ Wasserinhalt
und 2 GWh Speichervermögen

Bei der Auslegung von Tanks als Wärmespeichern dient die Richardson-Zahl dazu, eine stabile Temperaturschichtung (oben warm, unten kalt) im Speicher zu erhalten.[1] Die Einströmung in den Speicher muss also so langsam erfolgen, dass der pro Zeit eingebrachte Impuls lokal aufgezehŕt wird und damit die Speicherschichtung im gesamten Tank nicht zerstört.

Ende 2007 wurde Europas größter Fernwärmespeicher mit über 2 GWh Speichervermögen im Kraftwerk Theiß der EVN AG in Betrieb gesetzt. Er weist einen (Innen-)durchmesser von 50 Metern und eine Höhe von gut 20 Metern auf und ist vollständig im Wesentlichen mit Wasser gefüllt. Den Tank für ein gewisses Volumen niedriger als breit zu bauen spart hydrostatische Druckbelastung am Fuß des Tanks. Um eine stabile Temperaturschichtung zu erhalten, ist es nötig, die Translationsgeschwindigkeit der Einströmung und auch der Ausströmung gering zu halten. Die Richardson-Zahl wird berechnet und dient zur Abschätzung des Verhaltens.

Quellen Bearbeiten

  1. Robert Huhn: Beitrag zur thermodynamischen Analyse und Bewertung von Wasserwärmespeichern in Energieumwandlungsketten. TUDpress, Dresden 2007, ISBN 978-3-940046-32-1; Andreas Oberhammer Europas größter Fernwärmespeicher in Kombination mit dem optimalen Ladebetrieb eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerkes (Vortrag 2007)