Reichenbach im Kandertal

Gemeinde im Kanton Bern in der Schweiz

Reichenbach im Kandertal (bis 1957 offiziell Reichenbach bei Frutigen genannt) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental des Kantons Bern in der Schweiz.

Reichenbach im Kandertal
Wappen von Reichenbach im Kandertal
Wappen von Reichenbach im Kandertal
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Frutigen-Niedersimmentalw
BFS-Nr.: 0567i1f3f4
Postleitzahl: 3713 Reichenbach im Kandertal
3714 Wengi
3722 Scharnachtal
3723 Kiental
UN/LOCODE: CH RNB
Koordinaten: 618744 / 162853Koordinaten: 46° 37′ 0″ N, 7° 41′ 0″ O; CH1903: 618744 / 162853
Höhe: 700 m ü. M.
Höhenbereich: 689–3619 m ü. M.[1]
Fläche: 125,76 km²[2]
Einwohner: 3698 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 29 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
5,4 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.reichenbach.ch
Reichenbach im Kandertal
Reichenbach im Kandertal

Reichenbach im Kandertal

Lage der Gemeinde
Karte von Reichenbach im KandertalBrienzerseeHinterstockenseeOberstockenseeOeschinenseeThunerseeKanton FreiburgKanton WallisVerwaltungskreis Bern-MittellandVerwaltungskreis Interlaken-OberhasliVerwaltungskreis EmmentalVerwaltungskreis Obersimmental-SaanenVerwaltungskreis ThunAdelbodenAeschi bei SpiezDärstettenDiemtigenErlenbach im SimmentalFrutigenKandergrundKanderstegKrattigenOberwil im SimmentalReichenbach im KandertalSpiezWimmis
Karte von Reichenbach im Kandertal
{w

Geographie Bearbeiten

Die Struktur der Gemeinde Reichenbach ist komplex. Die Gemeinde ist in die acht Bäuerten (Teilgemeinden) Reichenbach, Faltschen, Scharnachtal, Kiental, Kien-Aris, Reudlen, Wengi und Schwandi aufgeteilt. Diese «Bäuerten» sind autonom und von eigenen Kommissionen verwaltet. Politisch gehören sie zur Einwohnergemeinde Reichenbach.

Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom Gipfel des Niesen im Nordwesten bis zum Gipfel der Blüemlisalp mit 3664 Metern über Meer. Dazwischen liegt der tiefste Punkt auf 690 Metern über Meer. Auf ca. 120 Alpbetrieben werden Vieh und Schafe gesömmert. Die Natur- und Kulturlandschaft des Kientals ist bei Wanderern beliebt.

Geschichte Bearbeiten

 
Luftbild (1952)

Die Alpen wurden vermutlich schon in keltischer Zeit bewohnt, wie die keltische Namensgebung des Flusses Kander, bedeutet «die Weisse», und des Baches Suld, bedeutet «Graben», beweisen. Der Name Reichenbach stammt vom althochdeutschen rihhi («reich, mächtig») und dem Wort bah («Bach»).

Die Gemeinde gehörte früher zur Herrschaft Mülenen-Aeschi im Frutigland. Oberhalb Kien finden sich die Spuren einer einstigen Burg (Burgruine Mülenen), von der wahrscheinlich das Geschlecht der Freiherren von Kien, der ersten bekannten Herren von Mülinen, seinen Anfang nahm. Um 1400 verkaufte der Lehnsherr Anton von Turm die Herrschaften Mülenen-Aeschi und Frutigen für 6200 Florentiner Gulden dem Stand Bern. Seit 1528 ist Reichenbach eine selbständige Kirchgemeinde. Im 16. Jahrhundert nahm der Durchgangsverkehr zu den Bädern in Leukerbad (Wallis) an Bedeutung zu. Aus dieser Zeit stammen die ersten Gasthäuser, wie z. B. der «Bären» (1542 erbaut) in Reichenbach.

Die Armut zwang im 17. und 18. Jahrhundert viele Leute zur Auswanderung. Erst die Entwicklung der Verkehrswege brachte dem Frutigtal im 19. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung. Seit 1899 besteht ein Postverkehr von Reichenbach nach Kiental. 1930 wurde der Kutschenverkehr durch das Postauto ersetzt und bis auf die Griesalp ausgedehnt. Das letzte Stück der Strecke Kiental–Griesalp ist mit bis zu 28 Prozent Steigung die steilste Bergpoststrecke Europas. Mit der Eröffnung der Lötschberglinie durch den Lötschbergtunnel 1913 erhielt das Kandertal den Anschluss an die «weite Welt». Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Flugplatz Reichenbach im Rahmen des Reduit gebaut. Seit 1910 kann von der Talstation Mülenen mit der Niesenbahn, einer Standseilbahn, auf den Niesen (2362 Höhenmeter) gefahren werden.

Zur Reinigung des Abwassers wurde die Gemeinde an die ARA Thunersee in der Uetendorfer Allmend angeschlossen.[5]

Am 22. August 2005 wurde das gesamte Dorf von der über die Ufer tretenden Kiene überschwemmt. Es kam zu schweren Sachschäden. Besonders schwer getroffen wurde der Dorfteil Kien, der während mehrerer Tage unter Wasser stand. Insgesamt mussten 300 Personen evakuiert werden, und rund 100 Häuser wurden von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen.

Politik Bearbeiten

Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Reichenbach im Kandertal (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SVP 52,56 % (−1,58), glp 10,60 % (+0,17), EDU 9,72 % (+4,32), SP 7,27 % (+0,57), Mitte 5,26 % (−1,29), FDP 4,46 % (−0,47), Grüne 3,60 % (−0,77), EVP 3,36 % (+0,84), SD 0,56 % (−0,19).[6]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Reichenbach im Kandertal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Das Einzugsgebiet der ARA Thunersee. In: arathunersee.ch. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  6. Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.