Raymond Allen Davis

US-amerikanischer Angestellter der amerikanischen Botschaft in Pakistan

Raymond Allen Davis (* 2. Oktober 1973 in Wise, Virginia) ist ein Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA. Nach einem Bericht des Daily Telegraph war er Station Chief der amerikanischen Botschaft in Pakistan, und damit der oberste Geheimdienstmitarbeiter vor Ort. Zuvor war er Soldat der US-Army und Söldner.

Davis geriet in den Fokus der Öffentlichkeit, als er in Lahore unter ungeklärten Umständen zwei Männer erschoss.

Der Raymond-Allen-Davis-Vorfall Bearbeiten

Am 27. Januar 2011 befand sich Davis im Viertel Mozan Chungi der pakistanischen Metropole. Nach eigenem Bekunden und den offiziellen Verlautbarungen der amerikanischen Botschaft wollte Davis an einem Automaten Geld abheben, als neben seinem Wagen zwei Männer auf einem Motorrad hielten und ihn bedrohten. Nach diesen Angaben erschoss er sie daraufhin aus Notwehr mit seiner Pistole (Glock 9mm).

Diese Darstellung wird von pakistanischen Behörden bezweifelt, da viele der Aussagen von Davis widersprüchlich sind. So wurde eines der Opfer durch eine Salve von Schüssen, die Davis durch die Windschutzscheibe seines Autos feuerte, in den Rücken getroffen, als diese sich auf ihrem Motorrad vor ihm befanden.[1] Ein dritter Pakistaner wurde von einem Geländewagen des US-amerikanischen Konsulats getötet, als vier nach der Erschießung angeforderte Männer auf dem Weg zu Davis waren und mit hoher Geschwindigkeit auf der falschen Straßenseite einen Motorradfahrer überfuhren.[2]

Davis wurde zunächst von pakistanischen Behörden festgenommen und des Doppelmordes und des illegalen Besitzes von Schusswaffen angeklagt, wogegen die US-Regierung protestierte, da diese der Ansicht war, Davis genieße diplomatische Immunität aufgrund seiner Beschäftigung bei dem US-Konsulat. Diese Sichtweise ist jedoch umstritten.[3] Die Witwe eines der beiden Erschossenen beging am 6. Februar Suizid, da sie angeblich fürchtete, Raymond Davis würde ohne Gerichtsverhandlung freigelassen werden.[4]

Die Ereignisse belasteten die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und Pakistan schwer. In pakistanischen Städten kam es zu größeren anti-amerikanischen Protesten.[5] Insbesondere radikale islamische Gruppen wie die Partei Jamaat-e-Islami nutzten die Geschehnisse zur Propaganda gegen den Einfluss der USA.[6]

Der demokratische Senator John Kerry, zugleich Vorsitzender im Ausschuss für Außenpolitik, setzte sich vor Ort für die Freilassung von Davis ein. Am 16. März 2011 wurde bekannt, dass er freigelassen wurde, und zwar laut Angaben des punjabischen Justizministers gegen die Zahlung eines Blutgeldes an die Angehörigen der Getöteten. Eine Schwester eines der Opfer behauptet allerdings, weder sei mit ihr gesprochen worden noch hätte sie Zahlungen erhalten.[7]

Ein Motiv für ein vermeintliches Attentat durch Davis ist unklar. Möglicherweise waren die beiden bewaffneten Opfer wiederum Agenten des ISI, die den Auftrag hatten, Davis zu beschatten, als er entlang der Grenze zu Indien fotografierte.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sandra Petersmann: Die tödlichen Schüsse des Raymond Davis. Der Fall Raymond Davis belastet das Verhältnis der USA zu ihrem Verbündeten Pakistan. Wegen Mordes soll Davis in Pakistan angeklagt werden. Washington hingegen verlangt seine Freilassung. In: dw-world.de. Deutsche Welle, 23. Februar 2011, archiviert vom Original am 31. Mai 2011; abgerufen am 19. November 2014 (Redaktion: Esther Felden).
  2. Issam Ahmed: US consulate employee kills two in Pakistan: What we know. The US is claiming diplomatic immunity for Raymond Davis, who shot two Pakistanis last week during an apparent robbery. That could make it harder for the weak civilian government to promote US-backed policies, analysts here warn. 31. Januar 2011, archiviert vom Original am 20. Oktober 2012; abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
  3. Declan Walsh und Ewen MacAskill: American who sparked diplomatic crisis over Lahore shooting was CIA spy. 20. Februar 2011, archiviert vom Original am 20. August 2012; abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
  4. Reza Sayah: Widow of man shot by American commits suicide in Pakistan. In: cnn.com. 6. Februar 2011, archiviert vom Original am 5. Oktober 2012; abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
  5. BBC News - CIA contractor Ray Davis freed over Pakistan killings. A Pakistani court has freed a US CIA contractor after acquitting him of two counts of murder at a hearing held at a prison in Lahore, officials say. In: bbx.co.uk. BBC, 16. März 2011, abgerufen am 21. November 2014 (englisch).
  6. Behind the scenes of Pakistan Raymond Davis 'spy' saga. The shooting of two Pakistani men by a US official has ignited a bitter diplomatic row. Amid rumours of blood money and CIA spies, the BBC's M Ilyas Khan went to Lahore to find the victims' case has been adopted by hardline religious and political groups. In: bb.co.uk. BBC, 1. März 2011, archiviert vom Original am 7. November 2012; abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
  7. Kai Küstner: US-Bürger nach Zahlung eines "Blutgeldes" frei. Ein in Pakistan inhaftierter US-Bürger, der zwei Männer erschoss, ist überraschend freigelassen worden. Offenbar stimmten die Hinterbliebenen der Zahlung eines "Blutgeldes" zu. Nun werden neue Proteste von Islamisten befürchtet, die Polizeipräsenz vor dem US-Konsulat wurde verstärkt. In: tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, 16. März 2011, archiviert vom Original am 19. März 2011; abgerufen am 10. März 2015.
  8. Nick Schifrin: Did Ray Davis Shoot Two Pakistani Agents? 9. Februar 2011, archiviert vom Original am 24. August 2011; abgerufen am 19. November 2014 (englisch).