Rathen

Gemeinde in Sachsen, Deutschland

Rathen ist ein Kurort im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge im Freistaat Sachsen. Er liegt unterhalb der Felskulisse des Elbsandsteingebirges in der Sächsischen Schweiz ca. 35 Kilometer von Dresden entfernt. Der Ort gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Königstein/Sächsische Schweiz. Rathen ist die einwohner- und flächenkleinste Gemeinde in Sachsen.

Wappen Deutschlandkarte
Rathen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Rathen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 57′ N, 14° 5′ OKoordinaten: 50° 57′ N, 14° 5′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Verwaltungs­gemeinschaft: Königstein/Sächs. Schw.
Höhe: 112 m ü. NHN
Fläche: 3,56 km2
Einwohner: 347 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 97 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01824
Vorwahl: 035024
Kfz-Kennzeichen: PIR, DW, FTL, SEB
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 310
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Goethestraße 7
01824 Königstein
Website: www.kurort-rathen.de
Bürgermeister: Thomas Richter
Lage der Gemeinde Rathen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
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Karte
Blick auf Rathen von der Bastei
Rathen vom Lilienstein aus gesehen
Friedensburg in Oberrathen

Ortsgliederung Bearbeiten

Rathen besteht aus zwei Ortsteilen, die durch die Elbe getrennt sind. Oberrathen liegt linkselbisch auf einem Gleithang und kann mit dem PKW oder der S-Bahn erreicht werden. Der verkehrsberuhigte Ortsteil Niederrathen liegt auf der rechten Elbseite und ist mit Oberrathen durch die historische Gierseilfähre Bergland verbunden, die unter Denkmalschutz steht. Es gibt insgesamt gut 400 Einwohner in beiden Ortsteilen. Die Hauptsatzung der Gemeinde spricht von einer Gemeindefläche von 348 ha.[2]

Nachbarortschaften der Gemeinde Kurort Rathen
Lohmen Hohnstein OT Rathewalde
Stadt Wehlen, OT Pötzscha   Bad Schandau, OT Waltersdorf
Struppen, OTe Weißig und Strand

Tourismus Bearbeiten

Vom staatlich anerkannten Luftkurort Rathen, dem Ausgangspunkt für Touren in den westlichen Teil der Sächsischen Schweiz, gelangt man zur Bastei. Durch den Amselgrund gelangt man zum von Talwächter und Lokomotive überragten Amselsee und zur Felsenbühne Rathen. Neben der Alten Mühle von 1567, welche nach dem Jahrhunderthochwasser kurz vor dem Abriss steht, blieben eine Reihe weiterer Fachwerkhäuser erhalten. Östlich des Ortes erhebt sich der Gamrig.

Rathen ist durch seine Umgebung mit einer Vielzahl an Felsrevieren und Gipfeln im Elbsandstein ein beliebtes Ziel für Wanderer und Kletterer, sowohl für Tagesausflüge vor allem aus Dresden als auch für längere Aufenthalte.

Geschichte Bearbeiten

 
Rathen kurz nach dem Hochwasser 2006

Rathens Ursprung ist sagenumwoben. Der Ort entstand wohl gleichzeitig mit den Burgen Altrathen und Neurathen. Der älteste schriftliche Nachweis ist eine Urkunde aus dem Jahre 1261, in der ein gewisser Theodericus de Raten erwähnt wird.[3] Burg Altrathen, erstmals 1289 als Steinburg erwähnt, liegt auf einem Felssporn über dem Elbtal und der heutigen Siedlung Niederrathen. Beide Burgen wurden als Raubritterburgen 1469 geschleift. Ursprünglich verdienten die Einwohner mit der Elbschifffahrt, Waldarbeit und dem Steinbrechen ihren Lebensunterhalt.

In Rathen wurde 1919 das Sächsische Gemeinschafts-Diakonissenhaus „Zion“ gegründet.[4] 1924 zog es aus den zu klein gewordenen Räumen aus und nahm seinen Hauptsitz in Aue. Es ist Teil der Gemeinschaftsbewegung. In Rathen blieb ein Bibel- und Rüstzeit-Heim bestehen, das seit 1937 den Namen „Friedensburg“ trägt (statt Zion).[5]

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Rathen ein Außenlager des KZ Flossenbürg mit dem Tarnnamen Schwalbe II. Es wurde im Sandstein ein Projekt zur Benzinherstellung der BRABAG begonnen. Errichtet wurden 8 m breite Räume und 14 Stolleneingänge. Geplant war eine Grundfläche von 80.000 m². Die geplante Produktionsanlage zur Herstellung von Flugbenzin im Rahmen des Mineralölsicherungsplans wurde nie fertiggestellt. Das Mundloch ist mit einer starken Trockenmauer verwahrt.

Die Gemeinde bekam im Jahre 1935 den Beinamen „Kurort“ verliehen, der seitdem als Teil des Namens der Gemeinde geführt wird.[6]

Heute ist der Tourismus der Haupterwerbszweig.

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl
1548/51 16 besessene Mann, 15 Inwohner, 6 Hufen
1764 12 besessene Mann, 16 Häusler
18341 85
18342 225
18711 106
18712 325
18901 111
18902 308
Jahr Einwohnerzahl
1910 455
1925 724
1939 888
1946 1026
1950 1013
1964 924
1990 572
2000 500
Jahr Einwohnerzahl
2006 415
2007 411
2008 406
2009 394
2010 396
2011 375
2012 357
2013 355
1 
Oberrathen
2 
Niederrathen

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Sitzverteilung im
Gemeinderat von Rathen 2019
   
Insgesamt 9 Sitze
Gemeinderatswahl 2019[7]
 %
80
70
60
50
40
30
20
10
0
53,0 %
(−17,2 %p)
17,9 %
(−11,1 %p)
29,1 %
(n. k. %p)
2009

2014


Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 9 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • CDU: 6
  • SPD: 1
  • FW: 2

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeister Rathens ist seit 2022 Roman Rolof.

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Roman Rolof FW 91,4
2015 Thomas Richter Richter 86,1
2008 94,7
2001 56,9

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Filmproduktionen Bearbeiten

Rathen war häufig Filmdrehort. Vor allem die Basteibrücke, der Gamrig und auch die Felsenbühne dienten als Kulisse. So wurden im Ort 1981 und 1984 verschiedene Szenen zur Polizeiruf-110-Reihe gedreht.[8]

Verkehr Bearbeiten

Der Bahnhof Kurort Rathen liegt an der Bahnstrecke Děčín–Dresden-Neustadt und wird von der S-Bahn-Linie 1 der S-Bahn Dresden bedient. Der Bahnhof trug früher den Namen Kurort Rathen (Kr Pirna). Dies ist auf den Stationsschildern heute noch zu sehen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Rathen. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 776–780.
  • Hans Brenner: Eiserne „Schwalben“ für das Elbsandsteingebirge. KZ-Häftlingseinsatz zum Aufbau von Treibstoffanlagen in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, in: Sächsische Heimatblätter, 1 / 1999, S. 9–16
  • Richard Steche: Rathen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 1. Heft: Amtshauptmannschaft Pirna. C. C. Meinhold, Dresden 1882, S. 77.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rathen – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Rathen – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung der Gemeinde Kurort Rathen (§ 2) in der Fassung vom 26. September 2023. Abrufbar auf der Internetseite der Gemeinde Kurort Rathen
  3. Ernst Gotthelf Gersdorf (Hg.): Urkundenbuch des Hochstifts Meissen, Bd. 1. Giesecke & Devrient, Leipzig 1864, S. 153, Urkunde Nr. 190.
  4. Rentzing: Allein Gott entscheidet, was gesegnet wird, idea.de, Artikel vom 1. Juli 2019.
  5. Homepage des „Sächsischen Diakonissenhauses“
  6. Hauptsatzung der Gemeinde
  7. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
  8. Schriftgutbestand des DDR-FS/DFF, Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Potsdam-Babelsberg