Rade Šerbedžija

kroatisch-serbischer Schauspieler

Rade Šerbedžija (* 27. Juli 1946 in Bunić bei Gospić, Jugoslawien) ist ein kroatisch-slowenisch-nordmazedonischer Schauspieler.[1][2] Er wird auch oft als Rade Sherbedgia geführt.

Rade Šerbedžija (2007)

Leben Bearbeiten

Šerbedžija wurde im Dorf Bunić in der Region Lika in Kroatien, damals Teil Jugoslawiens, geboren.[3] Seine Eltern waren ethnische Serben, die im Zweiten Weltkrieg als Partisanen kämpften. Er wurde als Atheist erzogen.[4] Wegen seiner serbischen Herkunft war Šerbedžija in Kroatien teilweise Anfeindungen ausgesetzt,[5][6] weswegen er unter anderem einen öffentlichen Brief an das Ministarstvo Hrvatskih Branitelja (Veteranenministerium) richtete und zu seiner Lage zwischen den Fronten Stellung bezog.[7]

Rade Šerbedžija absolvierte seine schauspielerische Ausbildung in Zagreb. Schon als Student übernahm er Hauptrollen in verschiedenen Theater- und Filmproduktionen. Ab den 1970er- bis in die 1990er-Jahre spielte er in vielen jugoslawischen Filmen Hauptrollen. Größere internationale Aufmerksamkeit erlangte er erstmals 1994, als er für seine Hauptrolle in dem Drama Vor dem Regen bei den Filmfestspielen von Venedig in der Kategorie Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde.

Gegen Ende der 1990er-Jahre wandte er sich vermehrt internationalen Filmproduktionen zu und wirkte in vielen Hollywood-Filmen mit. In seinen Rollen im internationalen Kino stellte er in Nebenrollen meist Osteuropäer dar. Unter anderem spielte er einen dubiosen Kostümhändler in Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999), den ermordeten Biochemiker in Mission: Impossible II (2000), den Mafioso Boris the Blade in Snatch – Schweine und Diamanten (2000) und einen sowjetischen General in X-Men: Erste Entscheidung (2011). In Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1 (2011) verkörperte er in einem Kurzauftritt Gregorowitsch, Händler von Zauberstäben. Im Fernsehen spielte er unter anderem eine feste Rolle als Ex-Sowjet-General Dmitri Gredenko in der sechsten Staffel der Actionserie 24.

2017 wurde er in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[8]

Privates Bearbeiten

Šerbedžija besitzt sowohl die kroatische als auch die slowenische Staatsbürgerschaft und lebt derzeit in den Vereinigten Staaten und teilweise auf der Insel Brijuni, wo er mit seiner Frau das Ulysses-Theater betreibt. Er lebte im Laufe seines Lebens in Kroatien, Serbien, Slowenien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Aus seiner jetzigen Ehe mit der serbischen Regisseurin Lenka Udovički hat er drei Töchter, Nina, Milica Alma und Vanja. Aus erster Ehe mit der aus Zagreb stammenden Choreografin Ivanka Cerovac hat er einen Sohn, Danilo, der Regisseur ist und eine Tochter, Lucija, welche Schauspielerin ist.

Rade Šerbedžija ist Unterzeichner der 2017 veröffentlichten Deklaration zur gemeinsamen Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner.[9]

Šerbedžija bezeichnet sich selbst als Jugonostalgiker und betont, dass er im sozialistischen Jugoslawien besser gelebt habe, als es heute in den Nachfolgestaaten möglich sei.[10]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

 
Rade Šerbedžija (2007)

Diskografie Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 1994: Filmfestspiele von Venedig Bester Schauspieler (Vor dem Regen)
  • 1996: New Zealand Film and TV Awards Bester Schauspieler (Broken English)
  • 2006: Monaco International Film Festival Bester Schauspieler (Short Order)
  • 2007: Rome Film Fest Bester Schauspieler (Fugitive Pieces)
  • 2008: Satellite Awards Bester Nebendarsteller (Fugitive Pieces)
  • 2008: Nominierung – Vancouver Film Critics Circle Bester Nebendarsteller in einem kanadischen Film (Fugitive Pieces)
  • 2009: Nominierung – Genie Awards Bester Nebendarsteller (Fugitive Pieces)
  • 2012: Tetouan International Mediterranean Film Festival Bester Schauspieler (Io sono Li)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rade Šerbedžija – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ceneno slovensko državljanstvo. reporter.si, 12. Juni 2011, abgerufen am 27. Oktober 2023 (slowenisch).
  2. M. MV: Rade Šerbedžija dobio makedonsko državljanstvo. blic.rs, 25. Mai 2014, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).
  3. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. dnb.de, abgerufen am 27. Oktober 2023.
  4. Sergej Petrov: Rade Šerbedžija. vino.rs, 27. Dezember 2013, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).
  5. Marin Vlahović: Već smo znali da je Rade Srbin, ali pravo pitanje je kakav je Rade Srbin! Zavirimo malo u činjenice… dnevno.hr, 22. Dezember 2016, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).
  6. ŠERBEDŽIJA PONOVNO UDARA: ‘Ja sam Srbin, stopostotni!’ dnevno.hr, 22. Dezember 2016, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).
  7. ŠERBEDŽIJA PISAO MINISTARSTVU BRANITELJA: ‘U Beogradu nisam spomenuo Domovinski rat, stavili ste me u neugodnu i opasnu situaciju’. dnevno.hr, 2. Dezember 2016, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).
  8. Class of 2017. oscars.org, 2017, archiviert vom Original am 3. Juni 2023; abgerufen am 27. Oktober 2023 (englisch).
  9. Derk, Denis: Deklaration über die gemeinsame Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner wird verabschiedet. In: Večernji list. 28. März 2017, ISSN 0350-5006, S. 6–7 (vecernji.hr [abgerufen am 9. Mai 2019] serbokroatisch: Donosi se Deklaracija o zajedničkom jeziku Hrvata, Srba, Bošnjaka i Crnogoraca.).(archiviert auf)
  10. Mirjana Rakela: Šerbedžija: Narodi na Balkanu neće naučiti lekciju iz prošlosti. slobodnaevropa.org, 28. März 2019, abgerufen am 27. Oktober 2023 (kroatisch).