Race Across America

Langstreckenradrennen in den USA

Das Race Across America (RAAM) ist ein Radmarathon in Form eines jährlich ausgetragenen ultralangen Radrennens, das von der Westküste der Vereinigten Staaten zur Ostküste verläuft. Ziel ist es, auf einer jährlich mitunter variierenden Route die Strecke von etwa 4800 bis 5000 km bei einer Gesamthöhendifferenz von rund 52.000 Metern innerhalb eines festen Zeitlimits zurückzulegen.[1]

Start des Race Across America 2007 in Oceanside (Kalifornien)
Der Slowene und fünffache Sieger Jure Robič beim RAAM 2007

Das RAAM wurde erstmals 1982, damals noch unter dem Namen Great American Bike Race, mit vier Teilnehmern ausgetragen. Im Laufe der Jahre wurde das RAAM um eine Damen- sowie verschiedene Team- und Alterswertungen (Senioren) erweitert.

Qualifikation Bearbeiten

Für die Teilnahme am RAAM gibt es Qualifikationsrennen, u. a.:

Rennmodus Bearbeiten

Es gibt auf der Strecke etwa 57 Kontrollstellen (time stations (TS), manche davon sind checkpoints), die zu durchfahren sind. Um das Rennen erfolgreich zu beenden, muss ein Zeitlimit eingehalten werden: Für Teams beträgt dieses Limit 216 Stunden (9 Tage), für männliche Einzelfahrer im Allgemeinen 288 Stunden (12 Tage), für die Einzelwertungen Männer 60+ und Frauen jedoch 309 Stunden (12 Tage 21 Stunden). – Stand 2019, Rules 2018. Die Rennzeit läuft nach EDT – Eastern Daylight Saving Time Zone und Non-Stop. Außerdem müssen vier Kontrollstellen auf der Strecke innerhalb einer bestimmten Zeit ab Beginn des Rennens erreicht werden.[4]

  • Jeder Fahrer wird von einem KFZ mit Schlafmöglichkeit und einem Betreuerteam begleitet.
  • Neun Klassen (divisions) decken Solo-Mann, Solo-Frau und Teams (M, F oder Mixed) bis zu acht Personen ab.
  • Sechs Kategorien (categories) gibt es für unterschiedliche Radtypen: Rennrad, Tandem, Liegerad, HPV (verkleidetes Liegerad), Handbike; eine Kategorie ist offen.[5]

Das bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 17 km/h, inklusive aller Pausen, Schlaf und verkehrsbedingten Stopps. Jeder Teilnehmer kann selbst wählen, wann und wo er Schlafpausen einlegen möchte. Er muss dadurch abwägen zwischen dem Wert zusätzlicher Fahrzeit und der Möglichkeit zur Regeneration durch den Schlaf. Die meisten Teilnehmer schlafen täglich durchschnittlich etwa zwei Stunden. Ob die Teilnahme am Race Across America aufgrund der körperlichen und mentalen Beanspruchung zu bleibenden Schäden führt, ist umstritten.

Herausragende Teilnehmer Bearbeiten

Der erfolgreichste Teilnehmer im Einzelrennen der Herren ist der Österreicher Christoph Strasser, der das RAAM sechsmal und als Einziger drei Mal in Folge (2017, 2018, 2019) gewinnen konnte. Fünf Siege schaffte der Slowene Jure Robič. Zur Legende geworden ist Rob Kish, der beim RAAM bis zum Jahr 2005 bei 20 Teilnahmen 19-mal das Ziel erreichte und dabei insgesamt drei Siege feiern konnte. Ebenfalls drei Siege erreichte der Österreicher Wolfgang Fasching. Im Jahr 2006 siegte der Schweizer Dani Wyss als erster Rookie. 2012 schaffte dieses Kunststück wiederum ein Schweizer, diesmal Reto Schoch, ebenso wie 2015 der Österreicher Severin Zotter und 2016 der Deutsche Pierre Bischoff. Christoph Strasser gewann 2013 das Rennen als erster Soloathlet in unter acht Tagen (Siegerzeit 7 Tage 22 Stunden 11 Minuten) und unterbot diesen Rekord im nächsten Jahr mit 7 Tagen 15 Stunden und 56 Minuten erneut.

Die US-Amerikanerin Seana Hogan konnte die Wertung der Frauen zwischen 1992 und 1998 sechsmal für sich entscheiden und schaffte dabei vier Siege in Folge.

Auf eine besondere Taktik griff Michael Nehls 2008 zurück: Statt den Schlaf auf ein Minimum zu beschränken, fuhr er jeden Tag etwa 15 Stunden rund 400 km und hatte so abzüglich Essenspausen jede Nacht rund sechs Stunden Schlaf. Er kam damit als Siebter ins Ziel.[6]

Das österreichische Team Crataegutt Senioren,[7] bestehend aus vier Senioren mit einem Durchschnittsalter von über 70 Jahren beendete das Rennen 2014 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 30 km/h in 7 Tagen und 4 Stunden. Das Team bestand aus den Niederösterreichern Herbert Lackner, Anton Gierer, Lothar Färber und Josef Schalk.[8]

Viele Teilnehmer verbinden das RAAM mit einem Spendenprojekt. Das rotarische Team Rotary Raams Polio hat mit seinen Teilnahmen 2016, 2017, 2018, 2019 und 2022 über 4,2 Millionen Dollar an Spenden zur Ausrottung der Kinderlähmung gesammelt, zwei Mal die 4er-Mixed Team Wertung (50-59) gewonnen und hält mit 31,2 km/h den Streckenrekord in dieser Kategorie.[9] 2022 beendete Kurt Matzler also Solo-Fahrer das Rennen mit einer Zeit von 11 Tagen, 5 Stunden und 50 Minuten. Das Team Rotary Raams Polio gewann zwei Mal den Lon Haldeman Award für die höchste Spendensumme, die mit der Teilnahme beim Race Across America gesammelt wurde.

Betrachtet man die Herkunftsnationen der Sieger, dominierten in den 80er- und 90er-Jahren klar die USA. Seit dem Jahr 2000 haben fast nur noch Europäer gewonnen, die alle aus dem Gebiet der Alpenanrainerstaaten kommen. Von 1982 bis 2019 gingen in 38 Wettbewerben 15 Siege im Männer-Einzel in die USA, die nächststärkste Nation ist Österreich mit elf Siegen, sechs davon durch Christoph Strasser. Fünf Siege erreichte Slowenien, drei Siege gingen in die Schweiz, zwei nach Neuseeland, je einer nach Deutschland und Liechtenstein. Im Frauen-Einzel kamen von 1982 bis 2017 in 36 Wettbewerben 27 mal zumindest eine Teilnehmerin ins Ziel. 18-mal siegte eine Frau aus den USA, sechs Siege gingen dabei an Seana Hogan. Drei Siege gingen (ab 2012) an drei Schweizerinnen. Mit Alexandra Meixner kommt 2017 erstmals eine Österreicherin (als Zweite) ins Ziel.

Todesfälle und Unfälle Bearbeiten

Bisher gab es während der Rennen zwei Todesfälle. 2003 wurde der Team-Teilnehmer Brett Malin bei einem Zusammenstoß mit einem LKW getötet. Der Unfall ereignete sich bei Pie Town (Catron County).[10] 2005 starb der RAAM-Pionier und Solo-Teilnehmer Bob Breedlove bei einer Kollision mit einem entgegenkommenden Fahrzeug nahe Trinidad (Colorado). Der Unfallhergang ist bis heute ungeklärt, da Breedlove alleine unterwegs war, sein Begleitfahrzeug fuhr einige Kilometer hinter ihm.[11]

Am 18. Juni 2018 kollidierte der an dritter Position liegende Österreicher Thomas Mauerhofer in Illinois beim Linksabbiegen mit einem bei Rot entgegenkommenden Auto; seine erste Teilnahme endete so mit gebrochenem 6. Halswirbel.[12]

Sieger Einzel Bearbeiten

Jahr Herren Frauen
1982 Vereinigte Staaten  Lon Haldeman – keine am Start
1983 Vereinigte Staaten  Lon Haldeman -2- – keine im Ziel (eine angetreten)
1984 Vereinigte Staaten  Pete Penseyres Vereinigte Staaten  Shelby Hayden-Clifton
1985 Vereinigte Staaten  Jonathan Boyer Vereinigte Staaten  Susan Notorangelo-Haldeman
1986 Vereinigte Staaten  Pete Penseyres -2- Vereinigte Staaten  Elaine Mariolle
1987 Vereinigte Staaten  Michael Secrest Vereinigte Staaten  Casey Patterson
1988 Osterreich  Franz Spilauer Vereinigte Staaten  Cindi Staiger
1989 Vereinigte Staaten  Paul Solon Vereinigte Staaten  Susan Notorangelo-Haldeman -2-
1990 Vereinigte Staaten  Bob Fourney Vereinigte Staaten  Nancy Raposo
1991 Vereinigte Staaten  Bob Fourney -2- Vereinigte Staaten  Cathy Ellis
1992 Vereinigte Staaten  Rob Kish Vereinigte Staaten  Seana Hogan
1993 Australien  Gerry Tatrai Vereinigte Staaten  Seana Hogan -2-
1994 Vereinigte Staaten  Rob Kish -2- Vereinigte Staaten  Seana Hogan -3-
1995 Vereinigte Staaten  Rob Kish -3- Vereinigte Staaten  Seana Hogan -4-
1996 Vereinigte Staaten  Danny Chew – keine im Ziel
1997 Osterreich  Wolfgang Fasching Vereinigte Staaten  Seana Hogan -5-
1998 Australien  Gerry Tatrai -2- Vereinigte Staaten  Seana Hogan -6-
1999 Vereinigte Staaten  Danny Chew -2- – keine am Start
2000 Osterreich  Wolfgang Fasching -2- Australien  Cassie Lowe
2001 Liechtenstein  Andrea Clavadetscher Australien  Cassie Lowe -2-
2002 Osterreich  Wolfgang Fasching -3- – keine im Ziel
2003 Vereinigte Staaten  Allen Larsen – keine im Ziel
2004 Slowenien  Jure Robič – keine am Start
2005 Slowenien  Jure Robič -2- Schweden  Cat Berge
2006 Schweiz  Daniel Wyss Vereinigte Staaten  Shanna Armstrong
2007 Slowenien  Jure Robič -3- – keine im Ziel
2008 Slowenien  Jure Robič -4- – keine im Ziel
2009 Schweiz  Daniel Wyss -2- Brasilien  Daniela Figueiredo Genovesi
2010 Slowenien  Jure Robič -5- Frankreich  Barbara Buatois
2011 Osterreich  Christoph Strasser Israel  Leah Goldstein
2012 Schweiz  Reto Schoch Schweiz  Trix Zgraggen
2013 Osterreich  Christoph Strasser -2- Vereinigte Staaten  Cassie Schumacher
2014 Osterreich  Christoph Strasser -3- Vereinigte Staaten  Janice Sheufelt
2015 Osterreich  Severin Zotter Schweiz  Isabelle Pulver
2016 Deutschland  Pierre Bischoff Schweiz  Nicole Reist
2017 Osterreich  Christoph Strasser -4- Vereinigte Staaten  Sarah Cooper
2018 Osterreich  Christoph Strasser -5- Schweiz  Nicole Reist -2-
2019 Osterreich  Christoph Strasser -6- Brasilien  Daniela Figueiredo Genovesi -2-
2020 Keine Austragung wegen der CoViD-19-Pandemie.
2021 Australien  Erik Newsholme Kanada  Leah Goldstein -2- (Overall-Sieg)
2022 Australien  Allan Jefferson Schweiz  Nicole Reist -3-
2023 Polen  Marek Rupinski Schweiz  Isabelle Pulver -2- (Overall-Sieg)[13]

2021 kam es zwar zur Austragung, jedoch mit einem deutlich kleineren Starterfeld als üblich, da viele potentielle Teilnehmer wegen der pandemiebedingten Einreisebestimmungen nicht in die USA einreisen durften (wie etwa der Seriensieger Christoph Strasser).

Rekorde Bearbeiten

Schnellste Zeiten je Klasse Bearbeiten

Kategorie Teilnehmer/Team Jahr Distanz Zeit Durchschnitts-
geschwindigkeit
Männer Einzel Osterreich  Christoph Strasser 2014 4860,2 km 7 Tage 15 Std. 56 Min. 26,42 km/h
Frauen Einzel Vereinigte Staaten  Seana Hogan 1995 4686 km 9 Tage 04 Std. 02 Min. 21,30 km/h
Tandem Vereinigte Staaten  Bob Breedlove/Lon Haldeman 1992 4685 km 8 Tage 08 Std. 08 Min. 23,41 km/h
2er-Team Deutschland  Heinemann XP Team (Anders Asberg & Axel Fehlau) 2014 4860,2 km 6 Tage 09 Std. 41 Min. 31,62 km/h
4er-Team Vereinigte Staaten  Team Action Sports 2004 4761 km 5 Tage 08 Std. 17 Min. 37,11 km/h
4er-Team (HPV) Vereinigte Staaten  Team Lightning/Tim Brummer 1989 4685 km 5 Tage 01 Std. 08 Min. 38,67 km/h
4er Damen unter 50 Deutschland  Quattra Bavariae (Monika Dietl, Nicole Bretting, Steffi Steinberg, Christine Waitz) 2017 4960 km 6 Tage 15 Std. 19 Min. 31,01 km/h

Rekordsieger Herren Einzel Bearbeiten

Anzahl Siege Letzter Sieg Teilnehmer
6 2019 Osterreich  Christoph Strasser
5 2010 Slowenien  Jure Robič
3 1995 Vereinigte Staaten  Rob Kish
3 2002 Osterreich  Wolfgang Fasching
2 1983 Vereinigte Staaten  Lon Haldeman
2 1986 Vereinigte Staaten  Pete Penseyres
2 1991 Vereinigte Staaten  Bob Fourney
2 1998 Australien  Gerry Tatrai
2 1999 Vereinigte Staaten  Danny Chew

Rekordsieger Frauen Einzel Bearbeiten

Anzahl Siege Letzter Sieg Teilnehmer
6 1998 Vereinigte Staaten  Seana Hogan
3 2022 Schweiz  Nicole Reist
2 1989 Vereinigte Staaten  Susan Notorangelo-Haldeman
2 2001 Australien  Cassie Lowe
2 2019 Brasilien  Daniela Figueiredo
2 2021 Kanada  Lea Goldstein
2 2023 Schweiz  Isabelle Pulver

Siehe auch Bearbeiten

Weitere Rennen Bearbeiten

  • Seit 2014 findet etwa zeitgleich mit RAAM das Trans Am Bike Race (TABR) statt, ein Rennen Westküste-Ostküste USA (2016 auch in der Gegenrichtung), bei dem die Teilnehmer ununterstützt und unbegleitet fahren, sich also in der Regel etwa ein Zimmer zum Übernachten nehmen. Bei diesem Rennen sind auch Liegeräder und Velomobile erlaubt.

Weitere "Race Across ..."-Radrennen:

The RACE (The Race across Europe) ist hingegen ein Radrenn-Reiseveranstalter.[14]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 2013 Race Information & Fact Sheet. (Memento vom 12. August 2013 im Internet Archive) In: raceacrossamerica.org, aufgerufen am 23. Juni 2013.
  2. https://www.raceacrossgermany.de/
  3. http://www.andreahofmann.at/2018/05/22/race-across-italy/
  4. Teilnehmebedingungen 2014 (Seite 9) abgerufen am 18. Juni 2014.
  5. Race Across America 2018 – Rules 20. Jänner 2018, abgerufen am 17. Juni 2019.
  6. Birgit Lutz-Temsch: Race Across America: Den Mythos zerstört? In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 16. November 2023: „denn logischerweise habe ich jeden Tag immer wieder die gleichen Fahrer überholt. Die sind in der Nacht an mir vorbeigefahren, während ich schlief, und am nächsten Tag habe ich sie ausgeruht wieder überholt.“
  7. Startseite – Team Crataegutt Seniors. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 16. Juli 2019.
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  9. Final results abgerufen am 10. Juli 2019
  10. RAAM rider killed in New Mexico. In: velonews.com, 18. Juni 2003 (Memento vom 5. Oktober 2008 im Internet Archive)
  11. Outside Magazine, November 2006: Tragedy on Wheels-Wrecked (cont.) (Memento vom 19. Dezember 2007 im Internet Archive)
  12. Halswirbel gebrochen : Rad-Ass Tom Mauerhofer in den USA niedergefahren! krone.at, 20. Juni 2018, abgerufen am 21. Juni 2018.
  13. Die Schweizerin Isa Pulver ist überlegene Gesamtsiegerin des Race Across America In: Watson (Nachrichtenportal) vom 23. Juni 2023
  14. The RACE (The Race across Europe) facebook.com, abgerufen am 30. Juli 2018.