Rüppellpapagei

Art der Gattung Langflügelpapageien (Poicephalus)
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Der Rüppellpapagei (Poicephalus rueppellii), auch Rüppells Blausteißpapagei oder nur Blausteißpapagei genannt, ist eine Papageienart aus der Gattung der Langflügelpapageien (Poicephalus). Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingestuft.

Rüppellpapagei

Rüppellpapagei (Poicephalus rueppellii)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Psittacinae
Gattung: Langflügelpapageien (Poicephalus)
Art: Rüppellpapagei
Wissenschaftlicher Name
Poicephalus rueppellii
(Gray, GR, 1849)

Beschreibung Bearbeiten

Der Rüppellpapagei wird 22–25 cm lang und erreicht ein Gewicht von 100–130 g. Sein Gefieder ist überwiegend dunkelgraubraun mit gelben Schultern, Unterflügeldecken und gelben „Strümpfen“ sowie gelbem Flügelbug. Die Unterschwanzdecken und der Bürzel sind blau – daher auch häufig die Bezeichnung „Blausteißpapagei“. Jungvögel haben den blauen Bürzel, bei den Männchen verfärbt er sich jedoch nach 2–3 Jahren grau. Also zeigen nur Jungtiere und Weibchen das Blau. Der Schnabel ist schwarzgrau, die Iris rot-orange und die Füße dunkelgrau.

Jungvögeln fehlt der gelbe Fleck an den Schultern.[1]

Verbreitung Bearbeiten

Der Rüppellpapagei kommt im südwestlichen Angola sowie in den nördlichen und zentralen Teilen Namibias endemisch vor. Dort bewohnt er hauptsächlich trockene Waldgebiete, in denen er besonders auf Bäumen in der Nähe von Flussufern oder Flussbetten anzutreffen ist. Außerdem bevorzugen die Vögel offenbar Euphorbien-Wälder.

Lebensweise Bearbeiten

Der Rüppellpapagei lebt gewöhnlich in kleinen Gruppen von bis zu 20 Tieren, in Zeiten von reichlichem Futterangebot kann es zum Zusammenschluss von größeren Schwärmen kommen. Der Flug der Vögel ist schnell und direkt. Wenn die Vögel auf der Flucht sind, wird ihr Flug von einem schrillen durchdringenden Pfiff begleitet, der in Tonhöhe und Intensität variiert.

Brutverhalten Bearbeiten

Die meisten Nester mit Eiern des Rüppellpapageis werden im Februar in Namibia und etwa März bis April in Angola gemeldet. Einige Meldungen erfolgen auch später im Jahr. Bis August kann man noch Nester mit Jungtieren finden. Grund für diese Variabilität ist, dass das Brutverhalten der Rüppell-Papageien mit den Zeiten des Regenfalls zusammenhängt.[2]

Nester befinden sich in Bäumen in einer Höhe von 3 bis 5 m über dem Boden und können über mehrere Jahre in Folge besetzt sein. Über das Gelege von Rüppellpapageien in Gefangenschaft ist bekannt, dass es aus durchschnittlich 3–5 Eiern besteht.

Nahrung Bearbeiten

Rüppellpapageien ernähren sich von Schoten verschiedener Bäume und Sträucher, z. B. von Akazienarten (Acacia) und Faidherbia, außerdem von anderen Pflanzen, z. B. Grewia, sowie Früchten von Ficus-Arten. Außerdem fressen sie Samen, z. B. von Elephantorrhiza, Prosopis juliflora und Combretum imberbe, Nektar der blühenden Mistel (Tapinanthus) und junge Triebe im Blätterdach von höheren Bäumen und Sträuchern. Sie fressen zum Teil auch Insektenlarven und Melonen.[3]

Stimmverhalten Bearbeiten

Der häufigste Ruf des Rüppellpapageis ist ein kurzes, explosives „Cheet!“ (viel tiefer als der Ruf von P. meyeri). Er äußert auch kurze, höhere, durchdringende Quietschgeräusche.[3]

Schutzstatus Bearbeiten

In Folge des Bestandsrückganges aufgrund von Fang und Handel wird die Art in der Roten Liste Namibias von 2012 als beinahe bedroht eingestuft (Simmons 2012).[2] Rüppell-Papageien sind in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet und unterliegen deshalb bestimmten Handelsbeschränkungen.[4]

Systematische Stellung innerhalb der Gattung Poicephalus Bearbeiten

Das folgende Kladogramm zeigt die Gattung Poicephalus mit ihren jeweiligen Verwandtschaftsgraden. Es fehlt der Niamniampapagei (Poicephalus crassus), dessen Artstatus umstritten ist[5].

 Poicephalus (Gattung)  
  Eupsittacus (Untergattung)  
  N.N.  

 Poicephalus gulielmi


   

 Poicephalus robustus


   

 Poicephalus fuscicollis


Vorlage:Klade/Wartung/3

   

 Poicepalus flavifrons



  N.N.  
  N.N.  

 Poicephalus senegalus


   

 Poicephalus rufiventris



  N.N.  

 Poicephalus cryptoxanthus


   

 Poicephalus meyeri


   

 Poicephalus rüppellii


Vorlage:Klade/Wartung/3



Etymologie und Forschungsgeschichte Bearbeiten

Die Erstbeschreibung des Rüppellpapageis erfolgte 1849 durch George Robert Gray unter dem wissenschaftlichen Namen Psittacus Rüppellii. Als Fundort vermutete er den Rio Nunez.[6] 1837 führte William John Swainson die neue Gattung Poicephalus ein.[7] »Poicephalus« ist ein griechisches Wortgebilde aus »phaios γενυς, γενυος« für »dämmerig, grau« und »-kephalos, kephalē -κεφαλος, κεφαλη« für »-köpfig, Kopf«.[8] Der Artname »rüppellii« ist Eduard Rüppell (1794–1884) gewidmet.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Dieter Hoppe, Peter Welcke: Langflügelpapageien. Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8001-4786-6.
  • George Robert Gray: Description of a new species of Parrot. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 16, Nr. 188, 1848, S. 125 (biodiversitylibrary.org).
  • William John Swainson: On the natural history and classification of birds. Band 2. John Taylor, London 1837 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rüppell-Papagei – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rüppell-Papagei. Abgerufen am 21. November 2022.
  2. a b Parrot Encyclopedia | Ruppell's Parrot | World Parrot Trust. Abgerufen am 21. November 2022.
  3. a b D. K. B. Vorstand: Rüppell-Papagei (Poicephalus rueppellii) - Kurzsteckbrief vom DKB e.V. In: Deutscher Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. 11. April 2022, abgerufen am 21. November 2022 (deutsch).
  4. Taxon Information. In: WISIA - wissenschaftliches Informationssystem für den internationalen Artenschutz. Bundesamt für Naturschutz Deutschland, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  5. Hoppe und Welcke, S. 79
  6. a b George Robert Gray (1849), S. 125.
  7. William John Swainson (1837), S. 301.
  8. Poicephalus in The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling