Bira (Prinz)

thailändischer Prinz und Rennfahrer
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Prinz Bira, eigentlich Prince Birabongse Bhanudej Bhanubandh (* 15. Juli 1914 in Bangkok; † 23. Dezember 1985 in London), war ein thailändischer Automobilrennfahrer und Segelsportler.

Prinz Bira
Prinz Bira 1948
Nation: Thailand Thailand
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Großbritannien 1950
Letzter Start: Großer Preis von Spanien 1954
Konstrukteure
1950 Enrico Platé · 1951 Bira · 1952 Gordini · 1953 Connaught Engineering · 1954 Maserati, Bira
Statistik
WM-Bilanz: WM-Achter (1950)
Starts Siege Poles SR
19
WM-Punkte: 8
Podestplätze:
Führungsrunden:

Leben Bearbeiten

 
Der Maserati A6GCM von Prince Bira.

Prinz Bira war Sohn von Prinz Bhanurangsi Savangwongse, einem Sohn des Königs Mongkut und jüngerem Bruder des Königs Chulalongkorn, und von Mom Lek Bhanubhandhu na Ayudhya. Sein offizieller Titel in Thai lautete พระวรวงศ์เธอ พระองค์เจ้าพีรพงศ์ภาณุเดช (RTGS: Phra-worawong Thoe Phra-ong Chao Phiraphong Phanudet, ausgesprochen: [pʰráʔwɔrawoŋ tʰɤː pʰráʔong t͡ɕâo pʰiːrapʰoŋ pʰaːnúdèt]), die Kurzform war พระองค์พีระ – „Phra-ong Phira“, also „Prinz Bira“. Bis zum Alter von 13 Jahren wurde er in Thailand erzogen. 1927 kam er zur weiteren Ausbildung nach Großbritannien, wo er das Eton College besuchte. Nach dem Tod des Vaters war sein Cousin Prinz Chula Chakrabongse sein Vormund. Bira sollte zunächst am Trinity College der Universität Cambridge studieren. Da er sich aber mehr für Bildhauerkunst interessierte, nahm er Unterricht bei Charles Wheeler und an der Byam Shaw School of Art.[1] Dort lernte er Ceril Heycock kennen, die er nach längerem Widerstand beider Familien 1938 heiratete.

1935 begann er im Team White Mouse Racing von Chula Chakrabongse mit dem Rennsport. Mit ERA-Wagen bestritt er zahlreiche Rennen in der Voiturette-Klasse, der Vorgängerserie der Formel 2. Unter anderem gewann er den Voiturette-Grand-Prix von Monaco 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er mit Wagen von OSCA, Simca-Gordini und Connaught bei etlichen Grand-Prix-Rennen an. Seine größten Erfolge erreichte er in einem privaten Maserati, der auffällig blau-gelb lackiert war. Seine besten Ergebnisse bei Formel-1-Rennen, die zur Weltmeisterschaft zählten, waren vierte Plätze beim Großen Preis der Schweiz 1950 und beim Großen Preis von Frankreich 1954. 1955 trat Prinz Bira vom Rennsport zurück.

Ein neues sportliches Betätigungsfeld fand er beim Segeln. Vier Mal repräsentierte er dabei sein Heimatland bei Olympischen Spielen. 1956 wurde er Zwölfter, vier Jahre später Neunzehnter der Klasse Star. 1964 gehörte auch seine Ehefrau Arunee zur Besatzung des Drachen, der als 22. und damit Vorletzter abschloss. 1972 schließlich segelte Prinz Bira wieder im Star. Als Endergebnis wurde der 21. Rang erreicht.

Nach der Scheidung von Ceril im Jahr 1949, heiratete Prinz Bira 1951 in Paris die Argentinierin Celia „Chelita“ Howard. Das Paar bekam einen Sohn, Biradej, der mit 17 Jahren an Leberkrebs starb.[2] Bira kehrte 1956 nach Thailand zurück, Chelita wollte dort aber nicht leben und das Paar ließ sich scheiden. Seine dritte Ehe mit Salika Kalantanonda hielt 1957 nur wenige Monate. Von 1959 bis 1964 war er mit Arunee Bhanubandh verheiratet, die seine Leidenschaft für das Segeln teilte. Aus seiner fünften Ehe hatte Bira noch eine Tochter und einen Sohn.

Er starb im Alter von 71 Jahren nach einem Herzinfarkt in der Londoner U-Bahn-Station Barons Court. Da er sonst keine Dokumente bei sich hatte, ließ Scotland Yard eine handschriftliche Notiz in seiner Tasche von der Universität London analysieren, um seine Identität festzustellen. Nach einer Trauerfeier im thailändischen Tempel in Wimbledon wurde er nach buddhistischem Ritus eingeäschert.[3]

Der Bira Circuit, eine Rennstrecke bei Pattaya, ist nach ihm benannt.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1950 Enrico Platé Maserati 4CLT Maserati 1.5 L4s 4 5 8.
1951 Ecurie Siam Maserati 4CLT OSCA 4.5 V12 1 NC
1952 Equipe Gordini Gordini T15 Gordini 1.5 L4 2 NC
Gordini T16 Gordini 2.0 L6 2
1953 Connaught Engineering Connaught Type A Lea-Francis 2.0 L4 3 NC
Scuderia Milano Maserati A6GCM Maserati 2.0 L6 1
1954 Officine Alfieri Maserati Maserati A6GCM Maserati 2.0 L6 1 3 17
Prinz Bira Maserati 250F Maserati 2.5 L6 5
Gesamt 19 8

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1950              
DNF 5 4 DNF
1951                
DNA DNA DNF
1952                
DNF 10 DNF 11
1953                  
DNF 7 DNF 11
1954                  
7 6 4 DNF DNF 9
1955              
DNA
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1939 Frankreich  Raymond Sommer Alfa Romeo 6C 2500SS Frankreich  Raymond Sommer Ausfall Motorschaden
1954 Vereinigtes Konigreich  David Brown Aston Martin DB3S Coupe Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Ausfall Unfall

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6
1954 Aston Martin Aston Martin DB3 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
DNF

Literatur Bearbeiten

  • Ceril Birabongse: The Prince and I. Life with the Motor Racing Prince of Siam. Veloce Publishing, Godmanstone (Dorset) 1992.
  • Thak Chaloemtiarana: Read Till It Shatters. Nationalism and identity in modern Thai literature. ANU Press, Acton (ACT) 2018. Kapitel 2: Racing and the construction of Thai nationalism, S. 75–109.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Prinz Bira – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ceril Birabongse: The Prince and I. Life with the Motor Racing Prince of Siam. Veloce Publishing, Godmanstone 1992, S. 12.
  2. Ceril Birabongse: The Prince and I. Life with the Motor Racing Prince of Siam. Veloce Publishing, Godmanstone 1992, S. 209.
  3. Prince Bira. HistoricRacing.com