Popice (deutsch Poppitz) ist eine Gemeinde in der Region Südmähren in Tschechien. Die Ortschaft liegt 24 Kilometer nordwestlich von Břeclav und gehört zum Okres Břeclav. der Ort ist als ein Breitstraßendorf angelegt.

Popice
Wappen von Popice
Popice (Tschechien)
Popice (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 999[1] ha
Geographische Lage: 48° 56′ N, 16° 40′ OKoordinaten: 48° 55′ 38″ N, 16° 40′ 16″ O
Höhe: 188 m n.m.
Einwohner: 982 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 691 27
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: VranoviceHustopeče
Bahnanschluss: Brno – Břeclav
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Marek Sekanina (Stand: 2018)
Adresse: Hlavní 62
691 27 Popice
Gemeindenummer: 584819
Website: www.obecpopice.eu
Kirche St. Andreas

Geographie Bearbeiten

 
Popice

Das Dorf befindet sich am Fuße des Žlutý kopec (291 m) in der Talmulde des Popický potok.

Nachbarorte sind Uherčice im Norden, Starovice (Groß-Steurowitz) und Hustopeče (Auspitz) im Nordosten, Šakvice im Südosten, Strachotín (Tracht) im Süden sowie Pouzdřany (Pausram) im Westen.

Geschichte Bearbeiten

Die Ortschaft ist erstmals 1291 urkundlich erwähnt. Die bairisch-österreichische ui-Mundart (Dialekte) mit ihren speziellen Kennwörtern, wie Bui, Huit (Bub, Hut), weist auf eine Besiedlung durch bairische Stämme hin, die nach 1050, aber vor allem im 12./13. Jahrhundert erfolgte.[3][4] Sie brachten Ackergeräte aus Eisen mit, setzten neue landwirtschaftliche Anbaumethoden sowie die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.

Später wurde Poppitz zusammen mit dem Ort Pausram von Heinrich II. von Liechtenstein an das Kloster Kanitz verkauft. Nach der Auflösung des Klosters und den Zurückkauf von Poppitz durch die Familie Liechtenstein gehörte der Ort von 1414 bis 1848 zur Herrschaft Nikolsburg. Während der Hussitenkriege wurde der Ort im Jahre 1426 von Hussiten verwüstet.

In den Jahren 1541 lassen sich die Täufer in Poppitz nieder, wodurch die Ortschaft als evangelisch galt. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg am Anfang des Dreißigjährigen Krieges setzte die Gegenreformation in Mähren ein. Daraufhin wurden die Täufer im Jahre 1622 des Landes verwiesen. Die meisten zogen nach Siebenbürgen weiter.[5] Während des Krieges wird Poppitz im Jahre 1621 von den Ungarn und 1645 von den Schweden unter Lennart Torstensson heimgesucht. Aufgrund der Bedeutung des Weinbaus in Poppitz erhielt der Ort im Jahre 1637 eine eigene Bergordnung. Durch den Bau eines Bahnhofs im Jahre 1839 erhält Poppitz einen Anschluss an das Bahnnetz. Im Jahre 1860 wird der Ort eine selbstständige Pfarre. Die Schule, welche 1621 erstmals erwähnt wird, wird im Jahre 1984 auf vier Klassen ausgebaut. Eine Freiwillige Feuerwehr wird im Jahre 1898 gegründet. Die Bevölkerung lebte größtenteils von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der Weinbau, für den 1/4 aller Anbauflächen genutzt worden ist, eine besondere Stellung einnahm. Angebaut wurden neben verschiedenen Getreidesorten auch diverse Obstsorten. Die Jagd auf Hirsche, Rehe, Hasen, Fasane und Rebhühner im Gemeindegebiet war ebenso einträglich. Ebenso gab es neben dem üblichen Kleingewerbe eine Mühle und eine Ziegelei in Poppitz.

Matriken werden seit 1691 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1949 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[6] Grundbücher werden seit 1853 geführt.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der zuvor zu Österreich-Ungarn gehörende Ort, der 1910 zu 99,5 % von Deutschmährern bewohnt wurde, durch den Vertrag von Saint-Germain zur Tschechoslowakei. Maßnahmen folgten wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[7] Die Elektrifizierung des Ortes wurde im Jahre 1927 durchgeführt. Infolge des Münchner Abkommens wurde Poppitz zum 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.

Am 14. April 1945 wurde der Ort von sowjetischen Soldaten besetzt, dabei kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung und in der Folge zu Ziviltoten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945), der 74 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Nach dem Abzug der Roten Armee besetzten Tschechen die Häuser der deutschen Bewohner, später auch Legionäre aus Bessarabien. Es kam zu Misshandlungen, an denen eine Frau verstarb.[8] Bis auf 28 Ortsbewohner wurden zwischen April und September 1946 alle Deutschsüdmährer[9] „offiziell“ zwangsausgesiedelt.

In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Potsdamer Erklärung verlangte die Rote Armee den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Westdeutschland.[10] Von den Vertriebenen konnten trotzdem 104 Poppitzer in Österreich verbleiben, die restlichen 1200 Personen wurden nach Deutschland weiter transferiert. Je zwei Personen wanderten in die USA und Australien aus.[11]

Wappen und Siegel Bearbeiten

Das Siegel der Ortschaft wechselte im Laufe der Jahrhunderte. Das ursprüngliche Siegel zeigte einen Pflug, der durch ein Winzermesser (1750) und später durch einen Löwen mit einer Traube (19. Jahrhundert) ersetzt wurde.[12]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 180 924
1836 192 1.252
1869 259 1.361
1880 260 1.421 1.411 10 0
1890 274 1.478 1.476 1 1
1900 286 1.359 1.356 2 1
1910 289 1.366 1.363 2 1
1921 292 1.369 1.302 32 35
1930 316 1.376 1.266 78 32
1939 1.223
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A–Z. 2006
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Persönlichkeiten Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Kirche St. Andreas (1696), Kupferturm (1863),
  • Rosalienkapelle (1717)
  • Marienkapelle (1815)
  • Bildstock (16. Jahrhundert)
  • Statue des Hl. Florian (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts)
  • Statue der Dreifaltigkeit (1867)
  • Rathaus (1794, Neubau 1906)
  • Kriegerdenkmal (1933)

Sagen aus dem Ort Bearbeiten

Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:

  • Die Schatzhüterin[13]

Quellen Bearbeiten

  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Poppitz: S. 31; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Poppitz, S. 189f, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 212, 406, 407, 409, 424, 573 (Poppitz).
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Poppitz, S. 172f, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006

Literatur Bearbeiten

  • Johann Loserth: Der Communismus der mährischen Wiedertäufer im 16. und 17. Jahrhundert: Beiträge zu ihrer Geschichte, Lehre und Verfassung. Carl Gerold’s Sohn, 1894
  • Matthias Krebs: Heimat Südmähren – Sonnenland an der Thaya. 1955 ISBN 3-927498-11-4
  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Poppitz Seite 305
  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, 1941, Anton Schroll & Co, Poppitz Seite 378
  • Gustav Gregor: Geschichte der Gemeinde Poppitz. 1959
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Gerhard Haas: Aus der Geschichte des Dorfes Poppitz. 1981
  • Gerhard Haas: Besondere Dialektwörter aus der Umgangssprache des Dorfes Poppitz und Auspitz. 1982
  • Luise Haas, Gerhard Haas: Dorfgeschichte von Poppitz.
  • Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen. Rechtsgutachten. Langen Müller Verlag, 1992. ISBN 3-7844-2412-0
  • Peter Glotz: Die Vertreibung, Ullstein, Hamburg 2003, ISBN 3-550-07574-X

Weblinks Bearbeiten

Commons: Popice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege Bearbeiten

  1. http://www.uir.cz/obec/584819/Popice
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  4. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
  5. Bernd Längin: Die Hutterer, 1986, S. 237.
  6. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherchen in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 13. März 2011.
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0.
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 605 (Vertreibungstransporte aus dem Kreis Znaim).
  10. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  11. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 212 f. (Poppitz).
  12. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, 1992, Poppitz S. 184
  13. Oberleitner/Matzura: Südmährische Sagen, 1921, S. 122.