Polizeistation (Palästina)

Polizeistation der britischen Mandatsmacht in Palästina in Festungsbauweise

Der Bau von festungsartigen Polizeistationen in Palästina begann 1938 während des arabischen Aufstandes gegen die britische Mandatsmacht. Sie wurden nach einem Musterentwurf und unter Aufsicht von Sir Charles Tegart errichtet, einem Polizeiführer, der in Britisch-Indien Erfahrungen mit der Bekämpfung von Unruhen gesammelt hatte. Die Polizeistationen waren darauf ausgerichtet, der Besatzung hinter dicken Stahlbetonkonstruktionen Schutz gegen Granatenbeschuss und feindliche Angriffe zu bieten und die Versorgung auch bei monatelangen Belagerungen sicherzustellen. In die Außenwände waren zur Verteidigung zahlreiche Schießscharten eingelassen. Alle Öffnungen waren mit massiven Stahlläden und Stahltüren gesichert. Charakteristisch war vielfach, dass das Bauwerk von einem massigen Festungsturm überragt wurde.

Die im Palästinakrieg hart umkämpfte Polizeistation Latrun, heute Teil des Museums der israelischen Panzertruppe

Für 2,2 Millionen Palästina-Pfund wurden 69 solcher Tegart-Forts in erstaunlich kurzer Zeit errichtet. Die ersten entstanden an der Nordgrenze gegen den Waffenschmuggel aus den französischen Mandatsgebieten Libanon und Syrien, den auch Tegarts Zaun wehren sollte. Andere Polizeistationen wurden an strategisch wichtigen Punkten wie Verkehrsknotenpunkten, Flussquerungen und Seehäfen errichtet. Die kleinsten waren für eine Besatzung von rund Hundert Mann ausgelegt und die größeren konnten als Hauptquartiere dienen.

Nach dem Abzug der britischen Mandatsmacht 1948 gingen die Polizeistationen teils in die Hände jüdischer, teils in die Hände arabischer bewaffneter Einheiten über. Im Palästinakrieg waren einige Polizeistationen hart umkämpft, wie die von Latrun, die bei den Schlachten von Latrun den Zugang von der Mittelmeerküste nach Jerusalem abriegelte, oder das Tegart-Fort namens ʿIraq Suwaydan (arabisch عراق سويدان, hebräisch מְצוּדַתי וֹאָב Mətzūdat Joʾav, englisch Irak-Suweidan) am Thermalbad Chammei Joʾav in Sde Joʾav bei Negba, die die Straße in den Nord-Negev (heute Kvisch 35) (כְּבִישׁ לְּאֻמִי 35 Kvīsch Ləʾummī 35, deutsch ‚Nationalstraße 35‘) kontrollierte und in dem sich jetzt ein Museum der Givʿati-Brigade befindet. Im Verlauf des Krieges bewiesen die Polizeistationen ihre Feuerkraft und ihre Tauglichkeit zum Widerstand auch gegen heftigste Angriffe.

Viele von ihnen dienen immer noch als Polizeistationen, nunmehr der מִשְׁטֶרֶת יִשְׂרָאֵל Mischṭeret Jisraʾel. Manche wurden zu Gefängnissen umgewidmet und zwei Festungen sind nun Museen.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tegart forts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien