Philipp Pfaff

Hofzahnarzt Friedrichs des Großen

Philipp Pfaff (* vor dem 27. Februar 1713 in Berlin; † 4. März 1766 ebenda) war ein deutscher Arzt und Zahnheilkundler, Königlich-Preußischer Hofzahnarzt von Friedrich dem Großen und revolutionärer Vordenker in der Zahnmedizin. Er galt als Meister der konservativen Zahnheilkunde und der Zahnextraktion.

Philipp Pfaff, Begründer der Zahnmedizin in Deutschland. Aus: Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten, Berlin 1756
Buchtitel: Philipp Pfaff: Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten, Berlin 1756
Büste in der Charité, Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Leben Bearbeiten

Philipp Pfaff war der zweite Sohn des Wundarztes, Prosektors und Chirurgen Johann Leonhard Pfaff, der 1710 von Heidelberg nach Berlin gekommen war.[1] Ein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt; der Taufbucheintrag vom 27. Februar 1713 ist heute noch bei der Domgemeinde zu Berlin vorhanden. Er studierte an der Berliner Charité, an der auch sein Vater tätig war, allgemeine Medizin, Chirurgie und Zahnmedizin.

Das vom „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) „Preußische Medicinal Edict“ erwähnt in seiner erneuerten Form von 1713, demzufolge sich alle „Medizinalpersonen“ der Abschlussprüfung vor dem „Colloqium Medicum“ zu unterziehen hatten, auch erstmals den Begriff „Zahn-Aerzte“. Pfaff hatte auch diese Prüfung absolviert. Er wurde dadurch auch der erste „staatlich ernannte“ Zahnarzt in Deutschland. Die preußischen Medizinalgesetze waren ihrer Zeit im damaligen In- und Ausland weit voraus. Nach seiner Ausbildung war Pfaff zum Militärdienst verpflichtet. Er leistete ihn in den Infanterie-Regimentern Nr. 25 des Oberst Christoph Wilhelm von Kalckstein und Nr. 34 des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen ab. Nach der Regierungsübernahme 1740 durch König Friedrich II. musste Pfaff sofort am Ersten Schlesischen Krieg als Kompaniechirurg teilnehmen. Er nahm mit diesen Regimentern an den Schlachten bei Mollwitz (1741), Breslau und Chotusitz teil sowie der Erstürmung von Glogau und dem Gefecht bei Lassoth (1741). Während der schweren Kämpfe mit vielen Verlusten erlangte Pfaff zwangsläufig eine große Erfahrung in der Behandlung von Kriegsverletzungen.

Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst eröffnete er in Berlin eine Barbierstube mit königlicher Genehmigung und genoss großes Ansehen. Warum er sich später der zu dieser Zeit völlig unterentwickelten, verrufenen Zahnmedizin zuwandte, ist nicht mehr zu erklären.

Philipp Pfaff war mit Dorothea Sophia verheiratet, starb jedoch kinderlos 1766 an der „Brustkrankheit“, was wohl als berufsinduzierte Lungentuberkulose zu deuten ist.[2]

Forschung Bearbeiten

Pfaff erforschte neue Möglichkeiten der Prothese und der Füllung.[3] 1756 veröffentlichte er das erste Lehrbuch über Zahnmedizin in deutscher Sprache: Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten. Wichtigster wissenschaftlicher Bezugspunkt war in dieser Zeit das Lehrbuch des Franzosen Pierre Fauchard (1678–1761). Dieser hatte 1728 die weltweit erste umfassende Monografie über Zahnmedizin verfasst, welche 1733 auch ins Deutsche übersetzt worden war. Pfaff schöpfte sein Wissen zu wesentlichen Teilen aus diesem Lehrbuch und brachte zusätzlich eigene Erfahrungen ein.[4]

An einige Beispiele seiner epochalen Ideen und Erfahrungen soll erinnert werden:

Pfaff legte das Buch seinem König Friedrich dem Großen am 19. Mai 1756 persönlich vor, der ihn mit dem in Preußen erstmals verliehenen Titel „Hofzahnarzt“ und „Hofrat“ auszeichnete. Schon am 20. Mai 1756 erschien eine positive, lobende Rezension in den „Berlinischen Nachrichten“. Ob der König jedoch je von Pfaff behandelt wurde, ist nicht überliefert.

Ehrungen Bearbeiten

Die Deutsche Gesellschaft für Stomatologie stiftete 1968 zur Förderung der wissenschaftlichen Arbeit die Philipp-Pfaff-Medaille, die 1973 in Wolfgang-Rosenthal-Preis umbenannt wurde ohne jedoch die Medaille zu verändern.[5]

In Berlin gibt es das „Philipp-Pfaff-Institut“, eine gemeinsame Fortbildungseinrichtung der Zahnärztekammer Berlin und der Landeszahnärztekammer Brandenburg.

1980 wurde in Berlin die „Deutsche Zahnärztliche Philipp-Pfaff-Gesellschaft“ von Rolf Will gegründet, die er als Präsident bis 1990 führte.

Das Dentalmuseum im sächsischen Zschadraß hat Philipp Pfaffs Behandlungszimmer originalgetreu wieder aufgebaut und machte es 2016 – zu seinem 250. Todestag – der Öffentlichkeit zugänglich.[6][4]

Literatur Bearbeiten

  • Philipp Pfaff: Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten. Haude und Spener, Berlin 1756; Neudruck, mit einem Kommentar von Rolf Will, Heidelberg 1982; Nachdruck der Ausgabe von 1756: 1999, ISBN 3-7759-0293-7.
  • Rolf Will: Philipp Pfaff (1713–1766). Begründer der Deutschen Zahnmedizin. Mit ausführlicher Biografie, Bildern und Faksimile-Nachdruck von Pfaffs Lehrbuch von 1756, Beier & Beran, Langenweißbach 2002, ISBN 3-930036-64-9.
  • Werner E. Gerabek: Pfaff, Philipp. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1133.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Philipp Pfaff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Domini Groß: Philipp Pfaff (1713–1766) – Der Wegbereiter des Fachs. In: Zahnärztliche Mitteilungen. 1. September 2018, abgerufen am 18. März 2021.
  2. Rolf Will: Ein fast vergessenes Genie. In: Zahnärztliche Mitteilungen. 1. März 2013, abgerufen am 26. August 2017.
  3. Ullrich Rainer Otte: Jakob Calmann Linderer (1771–1840). Ein Pionier der wissenschaftlichen Zahnmedizin. Medizinische Dissertation, Würzburg 2002, S. 20 (zitiert).
  4. a b Dominik Groß: Wer war Philipp Pfaff? (Memento vom 18. August 2016 im Internet Archive). In: Zahnärztliche Mitteilungen. 4. März 2016, abgerufen am 7. März 2016.
  5. Deutsche Stomatologie. 18, 1968, S. 554–555 und Statut der Gesellschaft vom 20. November 1976.
  6. Pfaffs Behandlungszimmer wird nachgebaut. In: Zahnärztliche Mitteilungen. 12. November 2015, abgerufen am 13. November 2015.