Paul Frère

belgischer Autorennfahrer und Journalist

Paul Frère (* 30. Januar 1917 in Le Havre, Frankreich; † 23. Februar 2008 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) war ein belgischer Autorennfahrer, Journalist und Buchautor.

Paul Frère
Paul Frère (2003)
Nation: Belgien Belgien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Belgien 1952
Letzter Start: Großer Preis von Belgien 1956
Konstrukteure
1952 HWMEcurie Nationale Belge 1953 HWM 1954 Gordini 1955–1956 Ferrari
Statistik
WM-Bilanz: WM-Siebter (1956)
Starts Siege Poles SR
11
WM-Punkte: 11
Podestplätze: 1
Führungsrunden:
Porsche-904-Kamerawagen von Frère/Günzler beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1966

Karriere Bearbeiten

Paul Frère war sowohl ein Rennfahrer als auch ein weltbekannter Automobil-Journalist. Schon als Kind las er die Motorsport-Zeitschriften seines Vaters und kannte jede Marke. Sein Onkel nahm ihn öfter als Zuschauer mit nach Spa-Francorchamps und von da an wollte sich Frère ausschließlich mit Motorsport beschäftigen.

Sein erstes Rennen waren die 24 Stunden von Spa 1948. 1949 war er ebenfalls angemeldet, kam aber nicht zum Zuge, da sein Partner Jock Horsfall die 24 Stunden alleine bestritt.

Später fuhr er für das kleine britische Team HWM, für das er einen fünften Platz beim Grand Prix von Belgien 1952 erreichte. Defekte verhinderten weitere Punkte für ihn.

Er wollte Motorsport-Journalist werden, weil ihm das Zeit ließ, an Rennen teilzunehmen, und tatsächlich wurde er immer wieder von Teams zu Rennen eingeladen. Ein Mercedes-Engagement scheiterte knapp, aber auf Gordini trat er mehrmals an. Für 1955 empfahl er sich Ferrari, die ihn zu Testfahrten einluden. Einen Vollzeitjob lehnte er im Hinblick auf seinen Beruf und seine Familie ab, erklärte sich aber bereit, immer dann einzuspringen, wenn ein Fahrer benötigt wurde. Er erreichte einen vierten Platz beim Großen Preis von Belgien 1955 und einen zweiten Platz beim Großen Preis von Belgien 1956.

Frère konzentrierte sich zunehmend auf Langstreckenrennen. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955, bei dem durch den tödlichen Unfall Pierre Leveghs auch 83 Zuschauer den Tod fanden, wurde er Zweiter, ebenso 1959. Das Jahr 1960 brachte den Sieg in Le Mans. Danach zog er sich vom Rennsport zurück, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.

1966 setzte er sich noch einmal ans Steuer und pilotierte zusammen mit Rainer Günzler einen Porsche 904 als Kamerawagen für das ZDF beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1966 auf dem Nürburgring. Den etwas veralteten Wagen, der noch die 70 kg schwere Kameraausrüstung trug, qualifizierte Frère auf den 26. Platz unter 77 Teilnehmern. Im Rennen gab es 18 Runden lang Live-Bilder aus dem Cockpit des Rennwagens.

In Deutschland wurde Paul Frère, der fließend Deutsch sprach, vor allem durch seine Autotests in der ZDF-Sendung „Telemotor“, die er von 1978 bis 1987 durchführte, bekannt.

Paul Frère war auch dreifacher Belgischer Meister im Rudern: 1946 und 1947 im Vierer ohne Steuermann und ebenfalls 1946 im Vierer mit Steuermann.

Bis zu seinem Tod war Frère als Automobil-Journalist tätig und nahm auch hin und wieder probeweise am Steuer eines Rennwagens Platz. Im September 2008, unmittelbar vor dem Großen Preis von Belgien, wurde die bisherige Stavelot-Kurve des Circuit de Spa-Francorchamps umbenannt in Courbe Paul Frère.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1952 HW Motors HWM 52 Alta 2.0 L4 2 2 16.
Ecurie Belge Gordini Type 15 Gordini 1.5 L4 1
1953 HW Motors HWM 53 Alta 2.0 L4 2 NC
1954 Equipe Gordini Gordini Type 16 Gordini 2.0 L6 3 NC
1955 Scuderia Ferrari Ferrari 555 Supersqualo Ferrari 2.5 L4 2 3 15.
1956 Scuderia Ferrari Ferrari D50 Ferrari 2.5 V8 1 1 6 7.
Gesamt 11 1 11

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1952                
5 DNF DNF
1953                  
10 DNF
1954                  
DNF DNF DNF
1955              
8 4
1956                
2
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1953 Deutschland  Porsche KG Porsche 550 Coupé Deutschland  Richard von Frankenberg Rang 15 und Klassensieg
1954 Vereinigtes Konigreich  David Brown Aston Martin DB3S Vereinigte Staaten  Carroll Shelby Ausfall Aufhängungsschaden
1955 Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Ltd. Aston Martin DB3S Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Rang 2 und Klassensieg
1956 Vereinigtes Konigreich  Jaguar Cars Ltd. Jaguar D-Type Vereinigtes Konigreich  Desmond Titterington Ausfall Unfall
1957 Belgien  Equipe Nationale Belge Jaguar D-Type Belgien  Freddy Rousselle Rang 4
1958 Deutschland  Porsche KG Porsche 718 RSK Deutschland  Edgar Barth Rang 4 und Klassensieg
1959 Vereinigtes Konigreich  David Brown Racing Dept. Aston Martin DBR1/300 Frankreich  Maurice Trintignant Rang 2
1960 Italien  Scuderia Ferrari SpA Ferrari 250TR59/60 Belgien  Olivier Gendebien Gesamtsieg

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1957 Frankreich  Renault Company Renault Dauphine Frankreich  Jean Lucas Rang 37

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1953 Porsche Chrysler Saratoga
Porsche 550
Porsche 356
Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Belgien  SPA Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
58 15 DNF
1954 Aston Martin Aston Martin DB3S Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
DNF
1955 Aston Martin Aston Martin DB2/4
Aston Martin DB3S
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Italien  TAR
DNF 2
1956 Renault
Jaguar
Renault Dauphine
Jaguar D-Type
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Schweden  KRI
110 DNF
1957 Renault
Ecurie Nationale Belge
Renault Dauphine
Jaguar D-Type
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Schweden  KRI Venezuela  CAR
37 83 4
1958 Porsche Porsche 718 RSK Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
7 4
1959 Nadege Ferrier
Aston Martin
Porsche 356
Aston Martin DBR1
Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
21 2 4
1960 Ian Fraser-Jones
Scuderia Ferrari
Porsche 718 RSK
Ferrari 250TR
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM
9 1
1963 Daniel Richmond Austin-Mini Cooper Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Belgien  SPA Italien  MAI Deutschland  NÜR Italien  CON Deutschland  ROS Frankreich  LEM Italien  MON Deutschland  WIS Frankreich  TAV Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  OVI Deutschland  NÜR Italien  MON Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI
27
1966 ZDF Porsche 904 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MON Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  MUG Italien  CCE Deutschland  HOK Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Osterreich  ZEL
DNF

Literatur Bearbeiten

  • Die Porsche 911 Story. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02225-7 (mehrere Auflagen).
  • My Life Full of Cars. Behind the Wheel with the World’s Top Motoring Journalist. Haynes Publishing, Sparkford 2000, ISBN 1-85960-670-9.
  • mit Herbert Völker: quattro. Sieg einer Idee. Orac, Wien 1986, ISBN 3-7015-0035-5 (2. Auflage ebenda 1988).
  • Mercedes-Benz C 111. Eine Fahrzeugstudie. Edita Lausanne, Lausanne 1981, ISBN 2-88001-096-9.
  • mit Karl Ludvigsen: Opel. Räder für die Welt. Automobile Quarterly Publications u. a., Princeton NJ u. a. 1979, ISBN 0-915038-17-X.
  • Das Rennen vor dem Rennen. Porsche-Rennwagen zwischen Versuch und Einsatz. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1971.
  • Les 800 heures du Mans. Editions Gamma, Paris u. a. 1967 (In deutscher Sprache: Die 24 Stunden von Le Mans. Die Geschichte der härtesten Dauerprüfung für Fahrer und Wagen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1968).
  • Sports Car and Competition Driving. Robert Bentley Inc., Cambridge MA 1963.
  • Starting grid to chequered flag. Batsford, London 1962.
  • Je conduis mieux. Ma voiture et moi ne faisons qu'un! (= Marabout-flash. Bd. 26). Gérard et Cie, Verviers 1959.
  • Irrésistibles „Moteurs“ „Un des vingt“ au départ (= L'automobile.). Éditions Techniques et Touristiques de France, Paris 1959.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Paul Frère – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien