Paul Broun

US-amerikanischer Politiker

Paul Collins Broun Jr. (* 14. Mai 1946 in Atlanta, Georgia) ist ein US-amerikanischer Politiker. Von 2007 bis 2015 vertrat er den Bundesstaat Georgia im US-Repräsentantenhaus.

Paul Broun (2013)

Werdegang Bearbeiten

Nach der Grundschule diente Paul Broun zunächst zwischen 1964 und 1967 im United States Marine Corps. Danach studierte er an der University of Georgia in Athens. Nach einem anschließenden Medizinstudium und seiner Zulassung als Arzt begann er in seinem neuen Beruf zu arbeiten.

Politisch schloss sich Broun der Republikanischen Partei an. Nach dem Tod des Kongressabgeordneten Charlie Norwood wurde er bei der fälligen Nachwahl für den zehnten Sitz von Georgia als dessen Nachfolger in das US-Repräsentantenhaus in Washington, D.C. gewählt. Dort trat er am 17. Juli 2007 sein neues Mandat an. Nachdem er bei den drei folgenden Wahlen jeweils bestätigt wurde, konnte er sein Mandat bis Januar 2015 ausüben. Bei den Kongresswahlen des Jahres 2010 erreichte er 67 % der Wählerstimmen. Das Ergebnis lag im Bundestrend zu Gunsten der Republikanischen Partei. Broun war im Kongress zuletzt Mitglied im Ausschuss für Innere Sicherheit und im Ausschuss für Wissenschaft und Technologie sowie in mehreren Unterausschüssen. Nach der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten ist Broun mehrfach durch abwertende Bemerkungen über diesen aufgefallen.

Broun ist zum vierten Mal verheiratet.[1][2][3] Er hat zwei erwachsene Töchter aus früheren Ehen und mit seiner aktuellen Frau Nikki einen Sohn im Teenageralter.

Im Vorfeld der Senatswahlen 2014 erklärte Broun seine Kandidatur für den Sitz des nicht mehr antretenden Saxby Chambliss. In der Primary seiner Partei erreichte er mit 9,6 Prozent der Stimmen nur den fünften Platz.[4] Die Nominierung seiner Partei ging an David Perdue, der dann auch die eigentliche Wahl gegen die Demokratin Michelle Nunn gewann und am 3. Januar 2015 in den Kongress einzog, den Broun am selben Tag verlassen musste.

Politische Positionen Bearbeiten

Broun bestreitet die globale Erwärmung und stimmte gegen eine entsprechende Gesetzesvorlage, die dieser entgegenwirken sollte. Im Mai 2009 schlug er vor, das Jahr 2010 zum Jahr der Bibel zu erklären. Im Kongress brachte er einen Gesetzentwurf zur Regelung der Moral in militärischen Einrichtungen ein. Broun gehört dem Tea Party Caucus an, der die Interessen der Tea-Party-Bewegung im Repräsentantenhaus vertritt.

Zudem ist er Anhänger des Kreationismus. Bei einer Wahlkampfveranstaltung im September 2012 äußerte er sich folgendermaßen: „All das Zeug, das ich über Evolution und Embryologie und den Urknall beigebracht bekommen habe, sind Lügen direkt aus der Hölle […] Und diese Lügen versuchen, mich und alle anderen, denen sie gelehrt wurden, von der Erkenntnis abzuhalten, dass sie einen Erlöser brauchen.“ Die Erde sei 9.000 Jahre alt und von Gott in sechs Tagen erschaffen worden.[5] Vor der Wahl Obamas 2008 erregte Broun dadurch Aufmerksamkeit, dass er Obama mit Stalin und Hitler verglich.[6] Sein Pressesprecher betonte, dass Broun sich dafür nicht entschuldigen werde.[7] Dem Council on American-Islamic Relations unterstellte er, Terroristen zu unterstützen.[8] 2010 warf er Obama vor, die US-Verfassung abzulehnen und Sozialist zu sein.[9] Paul Broun bekannte sich nicht direkt zu der Birther-Bewegung, eine Bewegung, die versucht zu beweisen, dass Obama kein US-Bürger sei. Allerdings weigerte er sich, die Frage, ob Obama US-Bürger sei, mit ja zu beantworten. Er wisse es nicht.[10] 2011 wurde ihm bei einer Wahlkampfveranstaltung die Frage gestellt: „Who is going to shoot Obama?“ (englisch für: Wer wird Obama erschießen?).[11] Er verglich die Einführung von Obamacare mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg, den er den Great War of Yankee Aggression (englisch für: Den großen Angriffskrieg der Yankees) bezeichnete.[12]

Kritik Bearbeiten

Bill Nye, der Sendungen zu wissenschaftlichen Themen produziert, stellte Brouns Fähigkeit, im Ausschuss für Wissenschaft und Technologie zu arbeiten, infrage. „Da die wirtschaftliche Zukunft der USA von unserer Tradition von technischen Neuerungen abhängt, sind die Ansichten Brouns nicht im Nationalen Interesse“/„Er ist nach keinem Maßstab qualifiziert, Entscheidungen über die Wissenschaft, den Weltraum und Technologie zu machen.“ (“Since the economic future of the United States depends on our tradition of technological innovation, Representative Broun's views are not in the national interest”/“He is, by any measure, unqualified to make decisions about science, space, and technology.”)[13]

Als Reaktion auf Brouns Bemerkungen gegen die Evolutionstheorie wählten 5.000 Wähler im 10. Distrikt bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus 2012 Charles Darwin als sogenannten write-in candidate.[14][15]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Paul Broun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Biography // About Me. In: Congressman Paul Broun, M.D. Broun.house.gov, archiviert vom Original am 14. Oktober 2013; abgerufen am 16. Oktober 2013: „Dr. Broun has been married to his wife Niki since 1985 and has two grown daughters, a son and two grandchildren.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/broun.house.gov
  2. The Wall Street Journal. Dow Jones & Company, abgerufen am 5. Oktober 2012.
  3. Will Bunch: The right-wing congressman made for the Obama age. In: Salon. Abgerufen am 5. Oktober 2012.
  4. Georgia Election Results: May 20, 2014
  5. Evolution eine "Lüge direkt aus der Hölle". In: Rheinische Post, 7. Oktober 2012. Abgerufen am 8. Oktober 2012.
  6. Julia Malone: Rep. Broun regrets linking Obama, Hitler (Memento des Originals vom 21. Dezember 2008 im Internet Archive) In: Atlanta Journal-Constitution, 11. November 2008. Abgerufen am 13. November 2008  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ww2.ajcmobile.com 
  7. Julia Malone: Rep. Broun stands by Marxist remarks about Obama (Memento des Originals vom 23. Dezember 2008 im Internet Archive) In: Atlanta Journal-Constitution, 13. November 2008. Abgerufen am 13. November 2008  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ajc.com 
  8. Glenn Greenwald: GOP House members call for investigation of Muslim political activity, Salon.com, 15. Oktober 2009 
  9. Brian Montopoli: GOP Rep. Paul Broun on Speech: Obama "Believes in Socialism" In: CBS News, 25. Januar 2011. Abgerufen am 26. Januar 2011 
  10. http://www.politico.com/news/stories/0310/33992.html
  11. Artikel auf Huffingtonpost (engl.)
  12. Washingtonmonthly (engl.)
  13. David Freeman: Bill Nye: Paul Broun 'Unqualified To Make Decisions About Science, Space, And Technology'. The Huffington Post, abgerufen am 29. Oktober 2012.
  14. Blake Aued: In the Loop: Darwin for Congress. The Flagpole, abgerufen am 11. Oktober 2012.
  15. DarwinforCongress. Abgerufen am 16. Oktober 2013.