Patrick Blanc

französischer Botaniker am CNRS und Gartenkünstler

Patrick Blanc (* 3. Juni 1953 [1] in Paris) ist ein französischer Botaniker, der bis 2014 am CNRS arbeitete,[2] und ein international bekannter Gartenarchitekt und -künstler. Blanc wurde durch seine „Pflanzenwände“ (murs végétaux) bekannt, senkrechte Beete, auf denen er dem jeweiligen Lokalklima angepasste Pflanzen wachsen lässt. Die Erfindung von begrünten Wänden geht zurück auf ein Patent im Jahr 1938 von Professor Stanley Hart White an der University of Illinois, Urbana-Champaign,[3] Blanc modernisierte das Verfahren und machte es weltweit bekannt.

Patrick Blanc, 2008

Leben und Werk Bearbeiten

 
Patrick Blanc vor einer neubepflanzten Wand, 2006

Patrick Blanc besuchte eine protestantische Schule. Im Alter von etwa 10 bis 12 Jahren hielt er sich Aquarien.[4] In der deutschen Fachzeitschrift Die Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift (DATZ) hatte er mit Hilfe eines Wörterbuchs einen Bericht gelesen,[5] dass es für die Reinigung von Aquarienwasser möglich ist, die Wurzeln der Philodendrons einzusetzen. Als nach wenigen Wochen neue Wurzeln im Wasser austrieben, wurde das für ihn zu einem Schlüsselerlebnis.[6] Pflanzen können ohne Erdboden auskommen und müssen dafür auch nicht in mühsamer Weise beackert werden.[4]

Im Alter von 19 Jahren ging er als Student nach Thailand in den Regenwald des Nationalparks Khao Yai. Dabei bemerkte er auch hier, dass Pflanzen an fast jedem erdenklichen Ort wachsen und keinen Erdboden brauchen, wenn sie nur Wasser und Licht bekommen. Er beobachtete Pflanzen, die von Kliffs hingen, an Felswänden emporklettern oder sich an Höhlendecken krallen. Nach seiner Rückkehr entwickelte er 1982 in seinem Haus in Paris seinen ersten vertikalen Garten.

Vertikale Gärten Bearbeiten

Für die Technik seines Begrünungsverfahrens ließ sich Blanc 1988 ein Patent erteilen. Der Aufbau beginnt mit einem Leichtmetallgerüst, das an einer Hauswand angebracht wird und auf dem dann PVC-Hartschaumplatten befestigt werden. Ganz oben werden Bewässerungsrohre montiert, die per Zeitschaltuhr drei- bis fünfmal täglich drei bis fünf Minuten lang Wasser abgeben. Auf die Platten kommt dann die erste Lage Filz aus Acryl, die aus recycelten Acrylfasern von Altwäsche besteht. Diese erwiesen sich als am meisten reißfest und sie verrotten auch nicht wie etwa Kokosfasern, Steinwolle, Moose oder Baumwoll-Putzlappen.[7] „Was dieses Material auszeichnet, sind die dichtverschlungenen Fäden. Damit lässt sich sehr viel Wasser zurückhalten. Und es dient als Nährboden für viele Mikroorganismen, Bakterien, Pilzen und Ähnliches. Sie fangen organische Moleküle, die die Luft verschmutzen, ein und verwandeln sie in Dünger, den die Pflanzen dann über die Wurzeln aufnehmen. So werden Staubpartikel in der Luft biologisch umgesetzt, der Abrieb von Autoreifen und Ähnliches. Das Ganze funktioniert ein bisschen wie ein Biofilter.“[8]

Darüber kommt eine zweite Lage Filz, in den Schlitze geschnitten werden, worin dann Setzlinge hineingesetzt werden. Um ein Reißen der Filzwände und Herabfallen der Pflanzen zu verhindern, tackert man die beiden Filzwände mit Edelstahlklammern fest.[9] Der Erfolg der Bepflanzung hängt von der Auswahl von Pflanzen ab, die an Lage, Sonneneinstrahlung, Himmelsrichtung und Klima angepasst sein müssen. Hier kommen Patrick Blanc seine umfassenden Kenntnisse als Botaniker zugute. In Mitteleuropa wählt er eine Mischung winterfester Farne, Moose, Gräser und Büsche.[5]

Verschiedenes Bearbeiten

Seit 1984 färbt er sich Haarsträhnen grün.[5] Von 1986 an lebt er mit dem Musiker Pascal Héni zusammen, laut Blanc „der wohl bekannteste Franzose in Indien“, da Héni fließend Hindi und Bengali spricht. Unter seinem Künstlernamen „Pascal of Bollywood“ hatte er Erfolge mit Bollywood-Schlagern auf Hindi und absolvierte viele Tourneen.[10] In ihrem Haus im Pariser Vorort Ivry-sur-Seine hat er in einem ehemaligen Gewerbehof neben einem vertikalen Garten auch ein 20.000-Liter-Wasserbecken als begehbares Aquarium aus Sicherheitsglas eingebaut. Prachtfinken und Brillenvögelchen hält er sich als Schädlingsfresser. Die Wandpflanzen erhalten ihre Nährstoffe aus dem Wasser des Aquariums.[7]

Seinen Durchbruch als Gartenarchitekt erlebte er 1994 beim Festival International des Jardins (Internationales Gartenfestival) in Chaumont sur Loire auf Einladung des Gartenarchitekten Eric Ossart.[10]

2001 bat ihn die Designerin Andrée Putman, eine kahle Betonwand im Innenhof des Pariser Fünf-Sterne-Hotels Pershing Hall zu begrünen.[11] In der Folge arbeitete er auch mit prominenten Architekten zusammen. Bekannt wurden seine grünen Wände am Verwaltungsgebäude des Museum Quai Branly von Jean Nouvel (2004). Herzog & de Meuron ließen ihn 2007 gegenüber dem Prado in Madrid eine 600 m² große Wand am Caixa-Forum gestalten.[5]

2010 wurde er zum Ehrenmitglied (Honorary Fellow) des Royal Institute of British Architects (RIBA) ernannt.[12]

Im Jahr 2015 arbeitete er wieder mit dem Architekten Jean Nouvel an dem bislang höchsten Hochhaus mit vertikalen Gärten in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur.[13]

Forschung Bearbeiten

Patrick Blanc wurde 1978 promoviert mit einer Dissertation über Urwaldpflanzen des Unterholzes, die mit rund einem Prozent des Sonnenlichts auskommen.[14] 1989 habilitierte er sich (Docteur ès sciences)[15] an der Université Pierre et Marie Curie (Université Paris VI) in Naturwissenschaften.[1] Er war bis Mai 2014 Mitglied der Forschergruppe Ecosystèmes tropicaux: réponses aux perturbations naturelles et anthropiques (ECOTROP), die sich mit der Ökologie tropischer Regenwälder befasst.[2] Die Forschergruppe firmiert unter der Bezeichnung UMR7179 Mécanismes Adaptatifs: des Organismes aux Communautés im Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und im Muséum national d’histoire naturelle (MNHN) am Standort Brunoy.[16]

Galerie Bearbeiten

Begrünte Wände (Auswahl) Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

 
Dachbegrünung und Bäume auf dem Wiener Hundertwasserhaus von Friedensreich Hundertwasser
  • Ein weiterer Befürworter und Gestalter begrünter und bepflanzter Häuser war Friedensreich Hundertwasser. Dessen Schwerpunkt lag jedoch auf der horizontalen Ebene, während Blancs Spezialität die Vertikale ist.
  • Tita Giese

Publikationen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alain Guigonis: Die grüne Wand von Patrick Blanc – am Beispiel der Fassade der Galeries Lafayette in Berlin. In: Jahrbuch Bauwerksbegrünung 2010, ISSN 2363-5509, S. 62–66, online, (PDF; 1 MB).
  • Anna Lambertini: Vertikale Gärten. DVA, München 2009, gebunden, ISBN 978-3-421-03777-0, (Leseprobe, 12 S.).
  • Marc Vorwerk: Die Hängenden Gärten des Patrick Blanc. In: Taspo Gartendesign, ISSN 1862-1511, Jg. 39, Nr. 1, 2009, S. 42–44.

Filme Bearbeiten

  • Ein vertikales Gartenkunstwerk für Berlin. Dokumentarfilm, Deutschland, 2013, 30 Min., Buch und Regie: Sylvia Rademacher und Martina Hiller, Produktion: rbb, Reihe: rbb Gartenzeit spezial, Erstsendung: 1. Mai 2013 bei rbb, Inhaltsangabe von rbb, (Memento vom 30. Juni 2015 im Webarchiv archive.today), online-Video.
  • Vertikale Gärten. Fernsehreportage, Deutschland, 2010, 9 Min., Produktion: 3sat, Reihe: wissen aktuell, Erstsendung: 15. Dezember 2010 bei 3sat, Inhaltsangabe von 3sat.
  • Im Dschungel von Patrick Blanc. Dokumentarfilm, Deutschland, USA, 2003, 26 Min., Buch und Regie: Christoph Schuch, Produktion: Ilona Grundmann Filmproduction, arte, ZDF, Reihe: Neue Gartenkunst / 21st Century Garden Art, Erstsendung: 7. Juni 2003 bei arte, Inhaltsangabe von Christoph Schuch.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Patrick Blanc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Artikel

Videos

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Blanc, Patrick (1953-....) In: BnF, aufgerufen am 30. Juni 2015.
  2. a b Former lab members, in: MECADEV, aufgerufen am 30. Juni 2015, (englisch, französisch).
  3. Richard L. Hindle: A vertical garden: origins of the Vegetation-Bearing Architectonic Structure and System (1938). In: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes: An International Quarterly, (2012) 32:2, 99-110, doi:10.1080/14601176.2011.653535.
  4. a b Danielle Birck: Patrick Blanc, inventeur des murs végétaux. In: RFI, 29. Mai 2009.
  5. a b c d David Schumacher: Dschungel in der Großstadt. Der Steilwandgärtner. In: Financial Times Deutschland, 13. Oktober 2009, Beilage how to spend it, Ausgabe 8, (PDF; 3 S., 115 kB).
  6. Anke Schipp: Vertikale Gärten: die grüne Avantgarde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Juni 2010.
  7. a b Paula Almqvist: Natur an die Wand! In: Geo, August 2011, Nr. 8, 86-95.
  8. Suzanne Krause: Vertikale Gärten. In: Deutschlandfunk, 1. Juli 2010.
  9. Siehe Bepflanzungstechnik der begrünten Wände in: Ein vertikales Gartenkunstwerk für Berlin. (Memento vom 30. Juni 2015 im Webarchiv archive.today) In: rbb, 1. Mai 2013.
      Alain Guigonis: Die grüne Wand von Patrick Blanc – am Beispiel der Fassade der Galeries Lafayette in Berlin. In: Jahrbuch Bauwerksbegrünung 2010, S. 62–66, (PDF; 1 MB).
  10. a b Paula Almqvist: Die Wüste blüht. In: Geo, August 2011, Nr. 8, 86-95.
  11. Sybille Korte: Der Pariser Botaniker Patrick Blanc entwirft Senkrecht-Gärten: Aufrecht grünen. In: Berliner Zeitung, 17. Juli 2002.
  12. RIBA announces 12 Honorary Fellowships (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive). In: RIBA, 16. März 2010.
  13. Katja Liersch: Gartenkünstler Patrick Blanc. Der grüne Mann. In: Deutsche Welle, Reihe: euromaxx, 27. Mai 2015, 4:30 Min.
  14. Paula Almqvist: Urwald auf Kunstfaser. In: Geo, August 2011, Nr. 8, S. 86–95.
  15. vgl. Doctorat en sciences, Doctor of Science und Historical Studies in the Physical Sciences, S. 50.
  16. UMR7179: Mécanismes Adaptatifs: des Organismes aux Communautés, aufgerufen am 30. Juni 2015, (englisch, französisch).
  17. Alexandra von Ascheraden: Gärtnern in der Vertikalen. In: Jardinsuisse (Hrsg.): gplus - Fachmagazin für die grüne Branche. Heft 24 2015, ISSN 1420-2859, S. 18–19 (gplus.ch).
  18. Buchbesprechung von Heike Rau: Vertikale Gärten: Die Natur in der Stadt. In: leselupe.de, 31. August 2009.