Pat Metheny

amerikanischer Jazzgitarrist

Pat Metheny (* 12. August 1954 in Lee’s Summit, Missouri; als Patrick Bruce Metheny, məˈθiːni) ist ein US-amerikanischer Jazzgitarrist. Als Solokünstler, Leiter diverser eigener Formationen und Gastmusiker etablierte er sich seit Mitte der 1970er Jahre als einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Jazzmusiker der Welt. Stilbildend wurde neben seinem eigenen Spiel auch seine Arbeit mit der Pat Metheny Group, mit der ihm ein eigenständiger Ensembleklang gelang.

Pat Metheny, Barcelona 2008

Leben und Wirken Bearbeiten

 
Pat Metheny, Antonio Sánchez und Gary Burton (v.l.n.r) beim Mailand Jazz Festival 2008
 
Pat Metheny 2010

Metheny begann mit acht Jahren, Trompete zu spielen. Mit zwölf Jahren wechselte er unter dem Einfluss von Wes Montgomery zur Gitarre. Mit 14 Jahren gewann er einen vom Jazzmagazin Down Beat gesponserten Gitarristenwettbewerb und nahm daraufhin an einem Lehrgang mit Lehrern wie Marian McPartland teil. Im Alter von 15 Jahren spielte er mit den Jazzgrößen von Kansas City. Mit 18 wurde er Dozent für Gitarre an der University of Miami, ein Jahr später am Berklee College of Music in Boston.

Im Laufe seiner Karriere spielte Metheny mit den Jazzmusikern Gary Burton, Jaco Pastorius, Herbie Hancock, Michael Brecker, Jack DeJohnette, Dave Holland, Ornette Coleman, Charlie Haden, John Scofield, Eberhard Weber und vielen anderen, aber auch mit Joni Mitchell (1980 auf Shadows and Light) und Musikern aus dem Popbereich wie Bruce Hornsby sowie David Bowie (This Is Not America aus dem Film Der Falke und der Schneemann). Eine besondere Affinität hat Metheny zu brasilianischen Musikern, so ist er bei Aufnahmen von Celia Vaz, Leila Pinheiro, Tulio Mourao, Toninho Horta, Ricardo Silveira und Milton Nascimento vertreten. Darüber hinaus hat er die Karriere einiger Jazzmusikerinnen maßgeblich beeinflusst bzw. gefördert. So arbeitete er u. a. mit Silje Nergaard, Noa und Anna Maria Jopek zusammen.

Für seine Leistungen als Gitarrist, Komponist und Produzent wurde Pat Metheny vielfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 20 Grammys – zuletzt im Jahr 2013 für sein 2012 veröffentlichtes Album Unity Band. „Kaum ein anderer Gitarrist vermochte im Laufe der Jahrzehnte so viele Impulse zu setzen wie Pat Metheny, dessen Stil zunächst für soundbetonte Fusion stand, der sich aber leichtfüßig in die Bereiche von Bebop, Harmolodic, Free Jazz, Hardcore und selbst Ambient vorzuarbeiten vermochte.“[1] Sein fünf Jahre älterer Bruder Mike Metheny (* 1949) ist Flügelhornist und Musikjournalist.

Privatleben Bearbeiten

Metheny ist mit der französisch-marokkanischen Fotografin und Galeristin Latifa Metheny (Tria Gallery, New York City) verheiratet.[2] Sie haben zwei Söhne und eine Tochter.[3]

Stil Bearbeiten

Pat Methenys Kompositionen und Improvisationen sind außerordentlich melodiös. Dennoch fällt es schwer, sie zu kategorisieren. Seine Aufnahmen und Projekte weisen eine große Stilvielfalt auf, angefangen von Filmmusiken und den dichten und weit durcharrangierten Aufnahmen der Pat Metheny Group, über klassische Trio-Jazz-Standard-Aufnahmen bis hin zu stark experimentellen Aufnahmen und Free Jazz (z. B. auf dem 1985er Album Song X zusammen mit Ornette Coleman und vor allem 2002 auf dem Album Sign of 4 mit Derek Bailey).

Metheny spielt auf seinen Aufnahmen und in Konzerten eine Reihe zum Teil ungewöhnlicher Gitarren, zum Beispiel seine 42-saitige Pikasso-Gitarre. Daneben setzt er seit dem Album Offramp der Pat Metheny Group von 1981 häufig auch Gitarrensynthesizer ein. Ihm zu Ehren brachte der Gitarrenhersteller Ibanez die Signature-Gitarren-Modellreihe PM heraus.

Die Pat Metheny Group Bearbeiten

 
Mailand Jazz Festival 2008

Von 1978 bis 2005 bestand die Pat Metheny Group, die Metheny zusammen mit Lyle Mays (1953–2020) am Keyboard gründete. Zur Originalbesetzung gehörten der Bassist Mark Egan und der Schlagzeuger Danny Gottlieb. Seit 1981 war Steve Rodby als Bassist und Co-Produzent neben Lyle Mays und Pat Metheny permanentes Mitglied der Band, die auf ihren Tourneen verschiedene Gastmusiker einsetzte.

Im Januar 2005 erschien das bisher letzte Album der Pat Metheny Group The Way Up, eine 68 Minuten lange, vierteilige Suite von Metheny und Mays.

2010 gab die Pat Metheny Group mit Mays im Rahmen der Songbook Tour mehrere Konzerte in Europa.[4]

Weitere Aktivitäten wurden 2013 von Metheny für möglich gehalten:

„Lyle genießt das zivile Leben in Kalifornien und Steve ist einer der gefragtesten Produzenten im Jazz geworden, und beide scheinen sich in diesem Moment ihres Lebens glücklich zu fühlen, so dass es im Moment keine Dringlichkeit gibt, etwas zu machen, obwohl ich sicher bin, dass wir alle irgendwann wieder etwas tun werden.“

Pat Metheny[5]

Diskografie Bearbeiten

Alben Bearbeiten

Chartplatzierungen Bearbeiten

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[6][7][8]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK   US
1978 Pat Metheny Group US123
(12 Wo.)US
als Pat Metheny Group
1979 New Chautauqua US44
(22 Wo.)US
1979 American Garage US53
(24 Wo.)US
als Pat Metheny Group
1980 80/81 US89
(14 Wo.)US
mit Charlie Haden, Jack DeJohnette, Dewey Redman, Mike Brecker
1981 As Falls Wichita, so Falls Wichita Falls US50
(21 Wo.)US
Pat Metheny & Lyle Mays
1982 Offramp US50
(28 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1983 Travels US62
(17 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1984 Rejoicing US116
(9 Wo.)US
Gastmusiker: Charlie Haden und Billy Higgins
1984 First Circle US91
(35 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1985 The Falcon and the Snowman DE44
(6 Wo.)DE
US54
(10 Wo.)US
Soundtrack zu Der Falke und der Schneemann
als Pat Metheny Group
1987 Still Life (Talking) US86
 
Gold

(15 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1989 Letter from Home US66
 
Gold

(18 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1990 Question and Answer US154
(6 Wo.)US
Pat Metheny, Dave Holland & Roy Haynes
1992 Secret Story US110
 
Gold

(17 Wo.)US
1993 The Road to You US170
(2 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1994 I Can See Your House from Here DE86
(1 Wo.)DE
US181
(2 Wo.)US
John Scofield & Pat Metheny
1995 We Live Here US83
(10 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
1996 “Quartet” US187
(1 Wo.)US
als Pat Metheny Group
1997 Imaginary Day DE59
 
×2
Doppelplatin

(3 Wo.)DE
US124
(4 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
2002 Speaking of Now DE24
 
Platin

(5 Wo.)DE
US101
(3 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
2003 One Quiet Night DE74
 
Platin

(3 Wo.)DE
US167
(1 Wo.)US
2005 The Way Up DE9
 
Platin

(4 Wo.)DE
US99
(2 Wo.)US
als Pat Metheny Group
Grammy
2006 Metheny Mehldau DE98
(1 Wo.)DE
2008 Day Trip DE68
(2 Wo.)DE
2010 Orchestrion DE64
(1 Wo.)DE
CH83
(1 Wo.)CH
US114
(1 Wo.)US
2011 What’s It All About DE53
(2 Wo.)DE
CH80
(1 Wo.)CH
US125
(1 Wo.)US
2012 Unity Band DE65
(2 Wo.)DE
AT75
(1 Wo.)AT
US146
(1 Wo.)US
mit Chris Potter, Ben Williams und Antonio Sánchez
Grammy
2014 Kin DE64
(1 Wo.)DE
US50
(1 Wo.)US
als Pat Metheny Unity Group
2020 From This Place DE11
(3 Wo.)DE
AT28
(1 Wo.)AT
CH12
(3 Wo.)CH
UK90
(1 Wo.)UK
US92
(1 Wo.)US
2021 Road to the Sun DE10
(1 Wo.)DE
CH17
(2 Wo.)CH
Side Eye NYC – V1.IV DE24
(1 Wo.)DE
AT64
(1 Wo.)AT
CH24
(2 Wo.)CH
2023 Dream Box DE21
(1 Wo.)DE
CH30
(1 Wo.)CH

Weitere Alben als Pat Metheny Bearbeiten

 
Pat Metheny (1998)

Weitere Alben als Pat Metheny Group Bearbeiten

Kompilationen Bearbeiten

als Pat Metheny

  • 1984: Live in Concert (mit The Heath Brothers, The Dave Brubeck Quartet und B. B. King)
  • 1984: Works
  • 1988: Works II
  • 2004: Selected Recordings

Singles Bearbeiten

Chartplatzierungen Bearbeiten

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[6]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK   US
1985 This Is Not America DE5
(20 Wo.)DE
AT5
(14 Wo.)AT
CH6
(12 Wo.)CH
UK14
(7 Wo.)UK
US32
(12 Wo.)US
David Bowie and The Pat Metheny Group

Weitere Singles als Pat Metheny Bearbeiten

  • 1979: New Chautauqua
  • 1981: It’s for You (mit Lyle Mays)
  • 1990: Question and Answer (mit Dave Holland und Roy Haynes)
  • 1990: Change of Heart / Three Flights Up (mit Dave Holland und Roy Haynes)
  • 1998: Across the Sky
  • 1999: Homecoming
  • 2002: As it Is (EP)

Weitere Singles als Pat Metheny Group Bearbeiten

  • 1980: Two Folksongs (Tune Koot & Bie)
  • 1982: Are You Going with Me?
  • 1984: Yolanda, You Learn
  • 1984: The First Circle
  • 1987: Last Train Home
  • 1997: Follow Me
  • 1998: Across the Sky (Goldie Remix) (Remix von Goldie)
  • 2006: Slip Away
  • 2013: Are You Going with Me? (GU Rework) (Remix von Glenn Underground)

Literatur Bearbeiten

  • Gero Günther: Pat Metheny über Instinkt. In: Mercedes-Magazin. 5/2008, S. 23–28.
  • Mervyn Cooke: Pat Metheny : the ECM years, 1975-1984, Oxford studies in recorded jazz, Oxford UP 2017.
  • Georg Alkofer: The Syntax of Sound. Untersuchungen zur Musik Pat Methenys (1974–1994), Waxmann, 2022, ISBN 978-3-8309-4472-0.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pat Metheny – Album mit Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolf Kampmann (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ekkehard Jost: Reclams Jazzlexikon. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-010731-7.
  2. Debra Devi at the Crown of the Continent Guitar Festival Day 4. In: Guitar International Magazine. Abgerufen am 28. August 2021.
  3. "Ich habe nie richtig geübt". Abgerufen am 13. Juni 2023.
  4. Pat Metheny Group At Umbria Jazz Festival Editorial Image - Image of stage, enjoyment: 15170700. Abgerufen am 28. August 2021 (englisch).
  5. Pat Metheny : Question & Answer. Abgerufen am 22. November 2021.
  6. a b Chartquellen: Singles (Pat Metheny Group) / Alben (Pat Metheny Group) / Alben (Pat Metheny) / UK / Billboard 200 (Pat Metheny Group) / Billboard 200 (Pat Metheny)
  7. US-Alben: Joel Whitburn: Joel Whitburn presents the Billboard Albums. 6. Auflage. Billboard Books, New York 2006, ISBN 0-89820-166-7.
  8. Auszeichnungen: DE US
  9. Pat Metheny Live. NDR Jazzalbum der Woche, 24. September 2021, abgerufen am 9. Oktober 2021.
  10. Michael Rüsenberg: From This Place. In: jazzcity.de. Abgerufen am 28. Februar 2020.