Parlamentswahlen in Italien 1948

Wahl
1946Parlamentswahlen in Italien 19481953
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2,35
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1946
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+13,30
−8,63
+6,89
−8,23
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−1,88
+2,00
−3,46
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b 1946: Summe der Ergebnisse von PSIUP und PCI
c Partito Democratico del Lavoro schloss sich PSDI an.
d 1946: Summe der Ergebnisse von UDN und UQ
e 1946: BNL

Die Parlamentswahlen am 18. April 1948 waren nach den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung von 1946 die zweiten Wahlen nach allgemeinem Männer- und Frauenwahlrecht in Italien nach dem Ende von Krieg und Faschismus und die ersten unter der neuen Verfassung der Republik. Es waren 574 Sitze im Abgeordnetenhaus (Camera dei deputati) und 237 im Senat (Senato della Repubblica) zu vergeben. Die Wahlen waren vom heraufziehenden Kalten Krieg und der Auseinandersetzung zwischen den großen Parteien der Christdemokraten und Kommunisten geprägt. Die DC erreichte bei den Wahlen am 18. April einen deutlichen Sieg mit der absoluten Mehrheit der Parlamentsmandate und erzielte mit 48,5 % der Stimmen das beste Ergebnis, das je eine Partei bei Parlamentswahlen in Italien erreichte.

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Insgesamt 574 Sitze

Vorgeschichte Bearbeiten

Nach der Befreiung 1945 hatten zunächst die großen Parteien im Rahmen des „antifaschistischen Konsenses“ bei der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse und der Ausarbeitung einer demokratischen Verfassung zusammengearbeitet. Im Mai 1947 wurden Sozialisten und Kommunisten aus der Regierung von Ministerpräsident Alcide de Gasperi ausgeschlossen – als Anlass dienten Uneinigkeiten über die Wirtschaftspolitik, der Hintergrund lag jedoch in der zunehmenden Blockbildung in Europa aufgrund des Konflikts der Siegermächte USA und Sowjetunion. In den nächsten Monaten erfolgten polizeiliche Maßnahmen gegen Kommunisten, während zahlreiche ehemalige Faschisten amnestiert und in ihren Ämtern belassen oder wieder eingesetzt wurden. Von Seiten der Democrazia Cristiana unter tatkräftiger Unterstützung der katholischen Massenorganisation Azione cattolica und von Papst Pius XII. wurde der Wahlkampf als eine Art antikommunistischer Kreuzzug inszeniert. „Während die DC in ihrem Wahlkampf demagogisch die Sehnsucht der Menschen nach Ruhe, Essen und einem unbekümmerten Leben ausbeutete, setzten die Sozialisten und Kommunisten auf den Kampfgeist der glorreichen Tage der Resistenza.“[1]

Die Partito Comunista Italiano wurde finanziell durch das Kominform ausgestattet, die amerikanische CIA organisierte Gelder für den Wahlkampf der Democrazia Cristiana.[2]

Ergebnisse Bearbeiten

Camera dei deputati Bearbeiten

Listen Stimmen Mandate
Anzahl %
Democrazia Cristiana 12.740.042 48,5 305
Fronte Democratico Popolare (PCIPSI) 8.136.637 31,0 183
Unità Socialista (PSLI – UdS) 1.858.116 7,1 33
Blocco Nazionale (PLIUQ) 1.003.727 3,8 19
Partito Nazionale Monarchico 729.078 2,8 14
Partito Repubblicano Italiano 651.875 2,5 9
Movimento Sociale Italiano 526.882 2,0 6
Südtiroler Volkspartei 124.243 0,5 3
Partito dei Contadini d’Italia 95.914 0,4 1
Partito Cristiano Sociale 72.854 0,3
Partito Sardo d’Azione 61.928 0,2 1
Movimento Nazionalista per la Democrazia Sociale 56.096 0,2
Unione dei Movimenti Federalisti 52.655 0,2
Blocco Popolare Unionista 35.899 0,1
Sonstige 118.512 0,5
Gesamt 26.264.458 100 574
Ungültige Stimmen 591.283 2,2
Wähler 26.855.741 92,2
Wahlberechtigte 29.117.554
Quelle: Innenministerium

Senato della Repubblica Bearbeiten

Listen Stimmen Mandate
Anzahl %
Democrazia Cristiana 10.899.640 48,1 131
Fronte Democratico Popolare (PCIPSI) 6.969.122 30,8 72
Blocco Nazionale (PLIUQ) 1.222.419 5,4 7
Unità Socialista (PSLI – UdS) 943.219 4,2 8
Unità Socialista – PRI 607.792 2,7 4
Partito Repubblicano Italiano 594.178 2,6 4
Partito Nazionale Monarchico 393.510 1,7 3
Movimento Sociale Italiano 164.092 0,7 1
Südtiroler Volkspartei 95.406 0,4 2
Partito dei Contadini d’Italia 65.986 0,3
Partito Sardo d’Azione 65.743 0,3
Unione dei Movimenti Federalisti 42.880 0,2
Movimento Nazionalista per la Democrazia Sociale 27.152 0,1
Sonstige 566.151 2,5 4
Gesamt 22.657.290 100 237
Ungültige Stimmen 1.185.629 5,0
Wähler 23.842.919 92,1
Wahlberechtigte 25.874.809
Quelle: Innenministerium

Folgen Bearbeiten

Der Sieg der Christdemokraten stützte sich vor allem auf die Wählerschaft der ländlichen Regionen Nordost-, Mittel- und Süditaliens. Die Kommunisten errangen in 21 Provinzen eine Mehrheit, vor allem in den Industrieregionen der Toskana und Emilia-Romagna. Damit etablierte sich eine Kräfteverteilung, die sich bis zum Ende des Kalten Krieges und den gravierenden politischen Veränderungen Anfang der 1990er Jahre kaum ändern sollte. Auch andere Fixpunkte der politischen Kultur Italiens bis in die 1990er Jahre bildeten sich bei diesen Wahlen heraus:

  • das System des „polarisierten Pluralismus“, bei dem die DC stets Wahlsiegerin wurde
  • der Ausschluss der Kommunisten als zweitstärkste Partei aus allen Regierungen
  • die starke Rolle der Ideologien, vor allem des Gegensatzes von Kommunismus und Antikommunismus, sodass die Anhänger der großen Parteien völlig verschiedene Gesellschaftskonzeptionen vertraten
  • die Verwandlung des politischen Gegners in einen Feind, den es zu delegitimieren galt
  • die Präsenz starker Massenparteien rechts wie links samt dazugehöriger Vorfeldorganisationen, Medien (ab 1975 Rai 1 & Rai 3), Gewerkschaften (CISL & CGIL) etc., die eine gesellschaftliche Spaltung bewirkten
  • die geringe Mobilität der Wähler
  • die Zugehörigkeit Italiens zum westlichen Block (NATO) mit einem marktwirtschaftlich-demokratischen System
  • der mehr oder weniger markante Einfluss der katholischen Hierarchie auf die Politik

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Friederike Hausmann: Kleine Geschichte Italiens. Von 1943 bis zur Ära nach Berlusconi. Berlin 2006, S. 46.
  2. Peter Grose: Gentleman Spy. The Life of Allen Dulles. André Deutsch, London 1994, ISBN 0-233-98926-9, S. 284f.