Päpstliche Bibelkommission

Die Päpstliche Bibelkommission (lateinisch.: Pontificia Commisio de re biblica) ist ein von Papst Leo XIII. 1902 ins Leben gerufenes Dikasterium. Die Kommission besteht aus führenden katholischen Exegeten, sie berät den Papst in Bibelfragen und führt in seinem Auftrag wissenschaftliche Untersuchungen durch. Die Päpstliche Bibelkommission erstellt auch Gutachten bei Lehrbeanstandungsverfahren.

Ausschnitt aus der Gutenberg-Bibel

Geschichte Bearbeiten

Mit der Bibelenzyklika Providentissimus Deus hatte Papst Leo XIII. 1893 die Normen zum Gebrauch der Heiligen Schrift umrissen. Am 30. Oktober 1902 legte er mit der Apostolischen Konstitution Vigilantiae studiique den Grundstein für die „Päpstliche Bibelkommission“. Ausgangssituation war der zum Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Antimodernismus. In dieser Periode kam es zu Auseinandersetzungen um die geschichtliche Kritik an der Bibel, an der Bibellehre und zur Interpretation der Heiligen Schrift. Zum Höhepunkt dieser Diskussion führt 1897 die Auseinandersetzung mit den modernen Interpreten und des Heiligen Offizium, das für die kirchliche Lehre zuständig war. Dies war einer der Auslöser für die Gründung der päpstlichen Bibelkommission (Pontificia Commisio de re biblica).

Antimodernismus Bearbeiten

Während des Pontifikats von Papst Pius X., der 1907 mit seinem Apostolischen Schreibens in Form eines Motu Proprio Praestantia Scripturae nochmals die Lehren des Modernismus verurteilt und als Strafe für die Modernisten die automatische Exkommunikation verhängte, trat innerhalb der Bibelkommission eine bedeutende Wende ein. Die bisher gemäßigten Mitglieder verließen allmählich die Kommission und wurden durch reaktionäre Mitglieder ersetzt. Mit dem Antimodernisteneid vom 1. September 1910 erließ Pius X. einen Eidestext, der alle Dozenten verpflichtete, die Beschlüsse und Entscheidungen der Bibelkommission zu respektieren und auf die Enzyklika Providentissimus Deus zu schwören. Dieses hatte zur Folge, dass nach dem Tod Pius’ X., unter Vorsitz des Präsidenten Willem Marinus Kardinal van Rossum CSsR (1854–1932), der gleichzeitig Präfekt der Kongregation für die Verbreitung des Glaubens war, keine grundlegenden Beschlüsse gefasst worden waren. Pius XI. verlieh der Bibelkommission das Promotionsrecht und verfolgte damit die Förderung der exegetischen Studien. Das Recht akademische Grade Lizentiat und Doktorat zu vergeben, ist an bestimmte Auflagen gebunden. Gleichzeitig errichtete er das Päpstliche Bibelinstitut als Zentrum für akademische Bibelstudien.[1]

Nach dem 2. Vatikanischem Konzil Bearbeiten

Es war Papst Paul VI., der 1971 die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils umsetzte und eine grundlegende Reform der Päpstlichen Bibelkommission einleitete.

Aufgaben Bearbeiten

Leo XIII. legte in seiner Konstitution fest, dass die Aufgaben der Kommission darin beständen biblische Studien zu fördern und in Zweifelsfragen zu entscheiden. Zum heutigen Aufgabenbereich gehören die wissenschaftliche Arbeit bei der katholischen Exegese, die Unterstützung des kirchlichen Lehramtes sowie die Pflege von Kontakten zu bibelwissenschaftlichen Instituten. Die Bibelkommission hat seit ihrem Bestehen mehrere Dokumente, die den Charakter von Lehrschriften aufweisen, veröffentlicht.[2]

Organisation Bearbeiten

Die Päpstliche Bibelkommission ist dem Dikasterium für die Glaubenslehre zugeordnet, dessen Präfekt von Amts wegen auch Präsident der Päpstlichen Bibelkommission ist. Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten, einem Sekretär und zwanzig Mitgliedern, die Bibelwissenschaftler sein müssen. Die Mitglieder der nach Bedarf aktivierten Unterkommission brauchen keine Bibelwissenschaftler zu sein, es können auch nicht katholische Fachleute in die Unterkommission berufen werden. Seit der Reform von 1971 waren Franjo Kardinal Šeper (1968–1981), Joseph Kardinal Ratzinger (1981–2005) und William Joseph Kardinal Levada (2005–2012) Kommissionspräsidenten.

Papst Franziskus bestellte 2017 Luis Kardinal Ladaria zum Kommissionspräsidenten und am 9. März 2021 die Ordensschwester und Theologieprofessorin Núria Calduch-Benages MHSFN zur Sekretärin der Päpstlichen Bibelkommission.[3] Am 15. September 2023 übernahm Víctor Manuel Fernández die Präsidentschaft.

Mitglieder Bearbeiten

Präsidenten Bearbeiten

Sekretäre Bearbeiten

Technische Sekretäre Bearbeiten

Mitglieder Bearbeiten

Dokumente Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Für die Arbeit der Bibelkommission sind zwei weitere Bibelenzykliken bedeutsam:

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pontificium institutum biblicum de urbe: Cenni Storici. In: Acta pontificii instituti biblici, Bd. 12, Teilband 6: 2019–20, Rom 2020, S. 599–600, hier S. 599.
  2. Liste der veröffentlichten Dokumente, abgerufen am 5. Februar 2015.
  3. a b „Papst bringt weitere Frau in Leitungsposition“ auf vaticannews.va vom 9. März 2021