Otschamtschire

Stadt in Abchasien

Otschamtschire (georgisch ოჩამჩირე, abchasisch Очамчыра/Otschamtschyra, russisch Очамчира/Otschamtschira) ist eine Stadt in der umstrittenen Region Abchasien.

Otschamtschira
Очамчыра
Очамчира
ოჩამჩირე
Staat: Abchasien Abchasien (de facto)
Georgien Georgien (de jure)
Rajon: Rajon Otschamtschire
Gegründet: 5. Jahrhundert v. Chr.
Koordinaten: 42° 42′ N, 41° 27′ OKoordinaten: 42° 42′ N, 41° 27′ O
 
Einwohner: 5280 (2011)
 
Zeitzone: Moscow Time (UTC+3)
Telefonvorwahl: (+7 840) 25ххххх
Kfz-Kennzeichen: ABH
 
Gemeindeart: Stadt
Otschamtschira (Abchasien)
Otschamtschira (Abchasien)
Otschamtschira

Geografie Bearbeiten

Otschamtschire ist der Hauptort der nach ihm benannten Munizipalität und liegt am Schwarzen Meer, etwa 50 km südöstlich der abchasischen Hauptstadt Sochumi. Das Stadtzentrum liegt etwa fünf Meter über dem Meeresspiegel.

Geschichte Bearbeiten

 
Brunnen in Otschamtschire

Otschamtschire wurde etwa im 5. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet. In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 146 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[1] 1989 hatte Otschamtschire etwa 20.400 Einwohner. 2003 waren es nur noch 4700. Ein großer Teil der Bevölkerung ist während des georgisch-abchasischen Konflikts Anfang der 1990er Jahre aus der Stadt geflohen. Viele Flüchtlinge, v. a. aus der Volksgruppe der Mingrelier, sind bis heute nicht zurückgekehrt bzw. konnten nicht zurückkehren. In vielen Vierteln der Stadt prägen die verlassenen und dem Verfall preisgegebenen Häuser der Flüchtlinge das Straßenbild.

Seit 2009 gibt es in Otschamtschira einen Stützpunkt der russischen Küstenwache.[2]

Der defacto-Präsident von Abchasien, Aslan Bschania, schloss im November 2023 mit Russland ein Abkommen über die Einrichtung eines ständigen Stützpunktes der russischen Marine in der Region Otschamtschire.[3][4]

Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten

Die Wirtschaft in Otschamtschire ist nicht mehr so industriell geprägt, wie in der Zeit der Sowjetunion. Die bewaffneten Auseinandersetzungen nach deren Zerfall haben die Industrieanlagen stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein Wiederaufbau ist aufgrund der fehlenden Mittel und des Wegbrechens der alten Märkte nur sporadisch erfolgt. Die alten Industrieanlagen stehen heute überwiegend als ausgeplünderte Ruinen herum.

Die traditionell starke Landwirtschaft der Region um Otschamtschire, nach dem Niedergang der Industrie nun wichtigster Erwerbszweig, widmet sich stark dem Anbau von Tee. Daher befindet sich dort auch die größte Teeverpackungsfabrik Abchasiens.

Der Tourismus, einst eine nicht unerhebliche Einnahmequelle in der Stadt, belebt sich nur sehr allmählich wieder. Die einstmals recht entwickelte touristische Infrastruktur ist weitestgehend verkommen und wird aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel mit Mühen auf einem bescheidenen Niveau aufrechterhalten.

Otschamtschire liegt an der Hauptstrecke der Abchasischen Eisenbahn, deren Betrieb über Sochumi hinaus jedoch zurzeit eingestellt ist. Die Bahnanlagen sind verfallen, teilweise demontiert. Eine Stichstrecke führt zur Hauptstadt des benachbarten Rajons Tkwarcheli. Auch deren Zustand ist katastrophal.

Die Stadt liegt an der georgischen Nationalstraße S 1 beziehungsweise der russischen Fernstraße M27, die von der Grenze zu Russland über Sochumi nach Tiflis führt. Der Bau einer Ortsumgehung hält den ohnehin bescheidenen Durchgangsverkehr aus der Stadt mit einem sich in einem äußerst maroden Zustand befindenden Straßennetz fern. Über diese Fernstraße ist Otschamtschire an das überregionale Bus- und Minibus-Netz angeschlossen.

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  2. Two Russian FSB Coast Guard boats arrived at Ochamchira port
  3. [1] Abkommen von Abchasien mit Russland über Stützpunkt für russische Kriegsflotte im November 2023
  4. siehe auch Thomas Gutschker: Warum die Ukraine im Krieg auf See erfolgreicher ist (faz.net 2. März 2024, auch in der Print-Ausgabe der FAZ)