Olympische Sommerspiele 1984/Fußball

Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 1984

Bei den XXIII. Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde ein Wettbewerb im Fußball ausgetragen. Erstmals durften Profi-Spieler an diesen Spielen teilnehmen. Voraussetzung war aber, dass keiner dieser Spieler bei einer vorherigen Fußball-Weltmeisterschaft teilgenommen hatte. Eine Ausnahmeregelung galt für Afrika und Asien.

Fußball bei den
Olympischen Sommerspielen 1984
Information
Austragungsort Vereinigte Staaten Annapolis, Boston, Stanford, Pasadena
Wettkampfstätte Navy-Marine Corps Memorial Stadium, Harvard Stadium, Stanford Stadium, Rose Bowl Stadium
Mannschaften 16
Nationen 16
Athleten 246 (246 Marssymbol (männlich))
Datum 29. Juli – 11. August 1984
Entscheidungen 1
Moskau 1980

Erstmals in der Geschichte des olympischen Fußballturniers fanden keine Spiele im eigentlichen Olympiastadion in Los Angeles statt, sondern im Harvard Stadium in Boston, im Navy-Marine Corps Memorial Stadium in Annapolis, im Stanford Stadium in Stanford und im Rose Bowl Stadium in Pasadena.

Mit dem Titelgewinn Frankreichs wurde erstmals seit 1948 wieder eine westeuropäische Mannschaft Olympiasieger und mit Brasilien konnte seit 1928 wieder eine südamerikanische Mannschaft das Finale erreichen. Es war zudem das erste und bisher einzige Mal, dass ein Land in einem Jahr Europameister und Olympiasieger wurde.

Die über 1,4 Millionen Zuschauer bei den 32 Spielen bedeuteten bis zum Turnier 2012 in London Rekord bei einem olympischen Fußballturnier. Das Turnier gilt auch als internationale Geburtsstunde der La Ola, zwei Jahre vor der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko.

Qualifikation Bearbeiten

In Europa gab es vier Qualifikationsgruppen. Die Sieger der Qualifikationsgruppen 1–3 qualifizierten sich direkt für die Olympischen Spiele. Die sechs Mannschaften wurden zunächst in zwei Untergruppen eingeteilt, die beiden Gruppensieger ermittelten in Hin- und Rückspielen die Teilnehmer. Es qualifizierten sich die Sowjetunion, die DDR, Jugoslawien und Frankreich. Hinzu kam der Titelverteidiger Tschechoslowakei.

Aufgrund des Olympiaboykottes der Ostblockstaaten verzichteten die DDR, die ČSSR und die UdSSR auf eine Teilnahme. An ihrer Stelle wurden die nichtqualifizierten Mannschaften der BRD, Norwegens und Italiens eingeladen.

In Südamerika wurden zunächst zwei Gruppen mit je 3 Mannschaften ausgespielt, die beiden Gruppenbesten zogen in die letzte Gruppe ein, wo sich wiederum die beiden besten Mannschaften qualifizierten. Teilnehmer waren: Brasilien und Chile. Argentinien zog seine Mannschaft noch vor Beginn der Qualifikation zurück.

In Nordamerika wurden zunächst in drei Runden die drei besten Mannschaften ermittelt, die in einer Gruppe in Hin- und Rückspielen die beiden Teilnehmer ermittelten. Es qualifizierten sich Kanada und Costa Rica.

Die gesamte afrikanische Qualifikation wurde im Pokalmodus ausgetragen. Hierbei konnten sich Ägypten, Marokko und Kamerun durchsetzen.

In Asien gab es zunächst fünf Qualifikationsgruppen, die beiden Gruppenbesten qualifizierten sich für das Endturnier in Singapur. Dort wurde in zwei Gruppen à 5 Mannschaften gespielt, die beiden Gruppensieger qualifizierten sich direkt für die Olympischen Spiele, die beiden Gruppenzweiten trugen ein Play-off-Spiel aus. Es qualifizierten sich Katar und Saudi-Arabien als Gruppensieger. Der Irak besiegte Südkorea mit 1:0 und qualifizierte sich ebenfalls für das Endturnier in den USA.

5 aus Europa Sowjetunion  SowjetunionDeutschland BR  BR Deutschland   Deutschland Demokratische Republik 1949  DDRNorwegen  Norwegen
  Tschechoslowakei  TschechoslowakeiItalien  Italien Frankreich  Frankreich Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien
2 aus Südamerika Brasilien 1968  Brasilien Chile  Chile  
3 aus Afrika Agypten 1972  Ägypten Kamerun  Kamerun Marokko  Marokko
3 aus Asien Irak 1963  Irak Katar  Katar Saudi-Arabien  Saudi-Arabien
3 aus Nordamerika Costa Rica  Costa Rica Kanada  Kanada Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten (Gastgeber)

Kader der BR Deutschland Bearbeiten

Trainer: Erich Ribbeck

Position Spieler Geburtstag Alter Verein
1 Bernd Franke 12. Feb. 1948 36 Eintracht Braunschweig
2 Manfred Bockenfeld 23. Jul. 1960 24 Fortuna Düsseldorf
3 Roland Dickgießer 9. Nov. 1960 23 SV Waldhof Mannheim
4 Dieter Bast 28. Aug. 1951 32 Bayer 04 Leverkusen
5 Bernd Wehmeyer 6. Jun. 1952 32 Hamburger SV
6 Guido Buchwald 24. Jan. 1961 23 VfB Stuttgart
7 Jürgen Groh 17. Jul. 1956 28 Hamburger SV
8 Rudi Bommer 19. Aug. 1957 26 Fortuna Düsseldorf
9 Dieter Schatzschneider 26. Apr. 1958 26 Hamburger SV
10 Andreas Brehme 9. Nov. 1960 23 1. FC Kaiserslautern
11 Frank Mill 23. Jul. 1958 26 Borussia Mönchengladbach
12 Walter Junghans 26. Okt. 1958 25 FC Schalke 04
13 Alfred Schön 13. Jan. 1962 22 SV Waldhof Mannheim
14 Peter Lux 4. Okt. 1962 21 Eintracht Braunschweig
15 Uwe Rahn 21. Mai 1962 22 Borussia Mönchengladbach
16 Christian Schreier 4. Feb. 1959 25 VfL Bochum
17 Dieter Schlindwein 7. Feb. 1961 23 SV Waldhof Mannheim

Olympisches Turnier Bearbeiten

Olympisches Fußballturnier 1984
   
Anzahl Nationen 16
Olympiasieger Frankreich  Frankreich (1. Titel)
Austragungsort Annapolis, Cambridge,
Palo Alto, Pasadena
Eröffnungsspiel 29. Juli 1984
Endspiel 11. August 1984
Spiele 32
Tore 84 (⌀: 2,63 pro Spiel)
Zuschauer 1.425.181 (⌀: 44.537 pro Spiel)
Torschützenkönig Jugoslawe  Borislav Cvetković
Jugoslawe  Stjepan Deverić
Franzose  Daniel Xuereb
(je 5 Tore)
  Gelbe Karten 72 (⌀: 2,25 pro Spiel)
  Rote Karten 12 (⌀: 0,38 pro Spiel)

Gruppenphase Bearbeiten

Gruppe 1 Bearbeiten

29. Juli 1984 in Cambridge
Norwegen Chile 0:0
29. Juli 1984 in Annapolis
Frankreich Katar 2:2 (1:0)
31. Juli 1984 in Cambridge
Norwegen Frankreich 1:2 (1:1)
31. Juli 1984 in Annapolis
Chile Katar 1:0 (0:0)
2. August 1984 in Cambridge
Katar Norwegen 0:2 (0:1)
2. August 1984 in Annapolis
Chile Frankreich 1:1 (1:0)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Frankreich  Frankreich  3  1  2  0 005:400  +1 04:20
 2. Chile  Chile  3  1  2  0 002:100  +1 04:20
 3. Norwegen  Norwegen  3  1  1  1 003:200  +1 03:30
 4. Katar  Katar  3  0  1  2 002:500  −3 01:50

Gruppe 2 Bearbeiten

30. Juli 1984 in Cambridge
Kanada Irak 1:1 (0:0)
30. Juli 1984 in Annapolis
Jugoslawien Kamerun 2:1 (1:1)
1. August 1984 in Cambridge
Kamerun Irak 1:0 (1:0)
1. August 1984 in Annapolis
Jugoslawien Kanada 1:0 (0:0)
3. August 1984 in Annapolis
Irak Jugoslawien 2:4 (0:2)
3. August 1984 in Cambridge
Kamerun Kanada 1:3 (0:1)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien  3  3  0  0 007:300  +4 06:00
 2. Kanada  Kanada  3  1  1  1 004:300  +1 03:30
 3. Kamerun  Kamerun  3  1  0  2 003:500  −2 02:40
 4. Irak 1963  Irak  3  0  1  2 003:600  −3 01:50

Gruppe 3 Bearbeiten

30. Juli 1984 in Palo Alto
BR Deutschland Marokko 2:0 (1:0)
30. Juli 1984 in Pasadena
Brasilien Saudi-Arabien 3:1 (1:0)
1. August 1984 in Palo Alto
Brasilien BR Deutschland 1:0 (0:0)
1. August 1984 in Pasadena
Marokko Saudi-Arabien 1:0 (0:0)
3. August 1984 in Palo Alto
BR Deutschland Saudi-Arabien 6:0 (4:0)
3. August 1984 in Pasadena
Brasilien Marokko 2:0 (0:0)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Brasilien 1968  Brasilien  3  3  0  0 006:100  +5 06:00
 2. Deutschland BR  BR Deutschland  3  2  0  1 008:100  +7 04:20
 3. Marokko  Marokko  3  1  0  2 001:400  −3 02:40
 4. Saudi-Arabien  Saudi-Arabien  3  0  0  3 001:100  −9 00:60

Die Olympiaauswahl des DFB konnte sich aufgrund des Olympiaboykottes der Ostblockstaaten qualifizieren. Der von Erich Ribbeck trainierten Mannschaft gehörten Spieler wie Andreas Brehme, Uwe Rahn, Bernd Franke (Tor), Guido Buchwald, Rudi Bommer, Frank Mill, Dieter Bast, Dieter Schatzschneider, Bernd Wehmeyer und Peter Lux an. Beim ersten Spiel gegen Marokko konnte ein Sieg durch Tore von Rahn und Brehme erzielt werden. Das Spiel gegen Brasilien verlor man mit 1:0 durch ein Tor von Augilmar Oliveira. Beim 6:0-Kantersieg gegen Saudi-Arabien trafen Schreier (zweimal), Bommer (zweimal), Rahn und Mill.

Gruppe 4 Bearbeiten

29. Juli 1984 in Cambridge
Vereinigte Staaten Costa Rica 3:0 (2:0)
29. Juli 1984 in Pasadena
Italien Ägypten 1:0 (0:0)
31. Juli 1984 in Palo Alto
Ägypten Costa Rica 4:1 (1:0)
31. Juli 1984 in Pasadena
Italien Vereinigte Staaten 1:0 (0:0)
2. August 1984 in Palo Alto
Ägypten Vereinigte Staaten 1:1 (1:1)
2. August 1984 in Cambridge
Costa Rica Italien 1:0 (1:0)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Italien  Italien  3  2  0  1 002:100  +1 04:20
 2. Agypten 1972  Ägypten  3  1  1  1 005:300  +2 03:30
 3. Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten  3  1  1  1 004:200  +2 03:30
 4. Costa Rica  Costa Rica  3  1  0  2 002:700  −5 02:40

Gastgeber USA schied aufgrund eines weniger geschossenen Tores gegenüber den Ägyptern aus. Im letzten Spiel gingen die USA in der 7. Minute in Führung, Emad Soliman konnte aber den Ausgleich für die Ägypter erzielen, die sich damit für das Viertelfinale qualifizieren.

Viertelfinale Bearbeiten

5. August 1984 in Palo Alto
Italien  Italien Chile  Chile 1:0 n. V.
5. August 1984 in Pasadena
Frankreich  Frankreich Agypten 1972  Ägypten 2:0 (1:0)
6. August 1984 in Palo Alto
Brasilien 1968  Brasilien Kanada  Kanada 1:1 n. V. (1:1, 0:0), 4:2 i. E.
6. August 1984 in Pasadena
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien Deutschland BR  BR Deutschland 5:2 (2:2)

Das Viertelfinalspiel verlor Deutschland deutlich gegen Jugoslawien mit 2:5. Cvetković (dreimal), Radanović und Gračan trafen für Jugoslawien und Bommer und Rahn für Deutschland.

Halbfinale Bearbeiten

8. August 1984 in Palo Alto
Italien  Italien Brasilien 1968  Brasilien 1:2 n. V. (1:1, 0:0)
8. August 1984 in Pasadena
Frankreich  Frankreich Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 4:2 n. V. (2:2, 2:0)

Spiel um Bronze Bearbeiten

10. August 1984 in Pasadena
Italien  Italien Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 1:2 (1:0)

Finale Bearbeiten

Frankreich Brasilien
Frankreich 
11. August 1984 in Pasadena (Rose Bowl Stadium)
Ergebnis: 2:0 (0:0)
Zuschauer: 101.799
Schiedsrichter: Jan Keizer (Niederlande  Niederlande)
Brasilien 


Albert RustPhilippe Jeannol, Michel Bibard, Jean-Louis Zanon, William AyacheGuy Lacombe, Dominique Bijotat, Jean-Philippe RohrJean-Claude Lemoult, François Brisson (79. Patrice Garande), Daniel Xuereb (87. Patrick Cubaynes)
Cheftrainer: Henri Michel
GilmarRonaldo Moraes, Pinga, Mauro Galvão, André LuísDunga, Ademir, Tonho, (58. Milton Cruz) – Silvinho, Gilmar Popoca, Kita (58. Chicão)
Cheftrainer: Jair Picerni
  1:0 François Brisson (55.)
  2:0 Daniel Xuereb (60.)

Medaillenränge Bearbeiten

Rang Medaillengewinner
Gold
Frankreich 
Frankreich
William Ayache, Michel Bensoussan (TW), Michel Bibard, Dominique Bijotat, François Brisson, Patrick Cubaynes, Patrice Garande, Philippe Jeannol, Guy Lacombe, Jean-Claude Lemoult, Jean-Philippe Rohr, Albert Rust (TW), Didier Sénac, Jean-Christophe Thouvenel, José Touré, Daniel Xuereb, Jean-Louis Zanon
Trainer: Henri Michel
Silber
Brasilien 1968 
Brasilien
Ademir, Milton Cruz, Luiz Henrique Dias (TW), André Luís, Mauro Galvão, Tonho, Gilmar (TW), Kita, Gilmar Popoca, Silvinho, Pinga, Davi, Paulo Santos, Ronaldo Moraes, Dunga, Chicão, Luís Carlos Winck
Trainer: Jair Picerni
Bronze
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik 
Jugoslawien
Mirsad Baljić, Mehmed Baždarević, Vlado Čapiljić, Borislav Cvetković, Stjepan Deverić, Milko Đurovski, Marko Elsner, Nenad Gračan, Tomislav Ivković (TW), Srečko Katanec, Branko Miljuš, Mitar Mrkela, Jovica Nikolić, Ivan Pudar (TW), Ljubomir Radanović, Admir Smajić, Dragan Stojković
Trainer: Ivan Toplak

Beste Torschützen Bearbeiten

Rang Spieler Tore
1 Jugoslawe  Borislav Cvetković 5
Jugoslawe  Stjepan Deverić 5
Franzose  Daniel Xuereb 5
4 Brasilianer  Gilmar Popoca 4
5 Deutscher  Rudi Bommer 3
Jugoslawe  Jovica Nikolić 3
Kanadier  Dale Mitchell 3
Franzose  François Brisson 3
9 Deutscher  Uwe Rahn 2
Deutscher  Christian Schreier 2
17 Deutscher  Andreas Brehme 1
Deutscher  Manfred Bockenfeld 1
Deutscher  Frank Mill 1

Weblinks Bearbeiten