Olympische Sommerspiele 1908/Motorboot

Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 1908

Bei den IV. Olympischen Spielen 1908 in London fanden drei Wettbewerbe im Motorbootfahren statt, nachdem es bereits 1900 olympische Demonstrationssportart gewesen war. Alle drei Wettbewerbe gingen in der Bucht von Southampton über 40 Seemeilen (74,08 Kilometer), jeweils fünf Runden zu acht Seemeilen (ungefähr 15 Kilometer).

Motorbootfahren bei den
IV. Olympischen Spielen
Information
Austragungsort Vereinigtes Konigreich 1801 Southampton
Wettkampfstätte Southampton Water
Nationen 2
Athleten 14 (1 Frau, 13 Männer)
Datum 28.–29. August 1908
Entscheidungen 3

Von den angereisten Booten kamen einige nicht über die Startlinie. Insgesamt nahmen sechs Boote an den drei Wettbewerben teil, davon fünf britische und ein französisches. Durch extrem ungünstige Wetterbedingungen konnte immer nur eines der meistens zwei gestarteten Boote das Ziel erreichen.

Medaillenspiegel Bearbeiten

Platz Land       Gesamt
1 Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 2 2
2 Frankreich  Frankreich 1 1

Boote und Besatzungen Bearbeiten

Boot (Land) Besatzung Klasse A Klasse B Klasse C Medaillen Anmerkungen
Camille
Frankreich  FRA
Thubron Gold 1–0–0 Dem Historiker De Wael zufolge nahmen noch drei unbekannte Seeleute auf der Camille an den Wettkämpfen teil.
Dylan
Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Scott-Ellis
Fentiman
nicht im Ziel 0–0–0 Die Dylan nahm nur an dem abgebrochenen ersten Rennen der Klasse A teil.
Gyrinus
Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Thornycroft
Redwood
Field-Richards
Gold Gold 2–0–0
Quicksilver
Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Gorham
Gorham
nicht im Ziel 0–0–0 Es ist unklar, ob Gorhams Ehefrau Sophia an Bord war.
Sea Dog
Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Wright
Weston
nicht im Ziel 0–0–0
Wolseley-Siddeley
Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Grosvenor
Clowes
Laycock / Atkinson
nicht im Ziel 0–0–0 Laycock startete nur im ersten Rennen der A-Klasse, Atkinson nur im zweiten.

Ergebnisse Bearbeiten

Die Wettbewerbe sollten ursprünglich am 11. Juli 1908 stattfinden[1]. Es sind bisher keine Dokumente gefunden worden, die einen Grund für die Verlegung auf 28./29. August 1908 angeben. Einen erkennbaren Vorteil von dieser Verlegung hatte nur der Teilnehmer Hugh Grosvenor. Er wollte mit seinem Boot am 2. August 1908 bei dem prestigeträchtigen Harmsworth Cup in New York teilnehmen. Drei Wochen für den Transport von Großbritannien in die USA waren zur damaligen Zeit knapp, mit der Verlegung hatte er für den Rücktransport fast vier Wochen Zeit. Durch seine Stellung als Duke of Westminster hatte er genügend Einfluss, um auf diese Verlegung zu drängen.

A-Klasse (40 Meilen) Bearbeiten

Platz Land Sportler
1 Dritte Französische Republik  FRA Émile Thubron
2 nicht vergeben
3 nicht vergeben
DNF Vereinigtes Konigreich 1801  GBR Hugh Grosvenor
George Clowes
Joseph Laycock
George H. Atkinson
DNF Vereinigtes Konigreich 1801  GBR Thomas Scott-Ellis
Alfred Fentiman

Datum: 28./29. August 1908

In der Konkurrenz der A-Klasse durften alle Boote mit beliebigen Maßen starten. Zunächst sollte sie den Auftakt für die Wettkämpfe am 28. August markieren, doch die Aufgabe der Besatzung der Dylan sowie schlechte Wetterbedingungen verhinderten dies. Der neue Gegner für Hugh Grosvenor mit seinem Boot Wolseley-Siddeley, benannt nach den eingebauten Automotoren, war die Camille von Émile Thubron, das einzige französische Boot. Benannt war es nach Thubrons Landsfrau Camille du Gast, die ein Mittelmeer-Rennen gewonnen hatte. Die Wolseley-Siddeley wirkte zunächst deutlich überlegen, dann lief sie allerdings auf Grund und musste das Rennen beenden. Ungefährdet siegte Thubron nach 2:26:53 Stunden.

B-Klasse (40 Meilen) Bearbeiten

Platz Land Sportler
1 Vereinigtes Konigreich 1801  GBR Thomas Thornycroft
Bernard Redwood
John Field-Richards
2 nicht vergeben
3 nicht vergeben
DNF Vereinigtes Konigreich 1801  GBR John Marshall Gorham
Sophia Gorham

Datum: 28. August 1908

In der Konkurrenz der B-Klasse durften Boote, die weniger als 60 Fuß (ungefähr 20 Meter) lang waren, starten. Der erste Kontrahent war die Gyrinus von Thomas Thornycroft, der auf das Wetter vorausblickend ein zusätzliches Besatzungsmitglied extra zum Wasserausschöpfen an Bord genommen hatte, das andere Boot die Quicksilver von John Marshall Gorham. Unklar ist, ob ihn seine Ehefrau Sophia Gorham begleitete, die damit die einzige Frau bei diesen Wettkämpfen wäre. Nach anfänglichem Gleichstand setzte sich dann die Gyrinus ab und als der Quicksilver dann auch Wasser in das Boot gelaufen war, gab Gorham auf. Thornycroft dagegen hatte wohl keine Probleme sicher ins Ziel zu kommen und in 2:28:58 Stunden den ersten Olympiasieg der neuen Disziplin Motorbootsport einzufahren.

C-Klasse (40 Meilen) Bearbeiten

Platz Land Sportler
1 Vereinigtes Konigreich 1801  GBR Thomas Thornycroft
Bernard Redwood
John Field-Richards
2 nicht vergeben
3 nicht vergeben
DNF Vereinigtes Konigreich 1801  GBR Warwick Wright
Thomas Weston

Datum: 29. August 1908

In der Konkurrenz der C-Klasse durften nur die kleinsten Boote, die maximal 8 Meter lang waren, starten. Trotz vierer Meldungen gingen nur zwei Boote an den Start, zum einen der Sieger des Vortages, die Gyrinus von Thomas Thornycroft, zum anderen die Sea Dog von Warwick Wright. Erneut schienen zunächst beide Kontrahenten gleichwertig, doch durch einen Defekt im Motor, der heiß gelaufen war, wurde die Sea Dog zur Aufgabe gezwungen. Nach 2 Stunden, 28 Minuten und 26 Sekunden erreichte die Gyrinus das Ziel und wurde damit erster und einziger Doppelolympiasieger bei Motorbootwettkämpfen.

Motorbootsport nach Olympia Bearbeiten

Wie sich an der geringen Teilnehmerzahl und der hohen Ausfallquote gezeigt hatte, war Motorbootsport für die Olympischen Spiele kaum geeignet. Daher wurde es als olympische Sportart wieder abgesetzt, obwohl zu diesem Zeitpunkt Motorbootrennen in einigen Ländern Europas beliebt waren, unter anderem auch in Deutschland. Nach 1908 war Motorbootsport nie wieder olympisch.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ausschreibung der Motorbootwettbewerbe bei den Olympischen Spielen 1908, Seiten 518 und 519, (engl.) (PDF; 14,7 MB)