Neusibirische Inseln

Inselgruppe zwischen Ostsibirischer See und Laptewsee

Die Neusibirischen Inseln (russisch Новосибирские острова / Nowossibirskije ostrowa, jakutisch: Саҥа Сибиир арыылара / Saŋa Sibiir aryylara) liegen nördlich von Ostsibirien auf den geographischen Koordinaten 73–77° Nord, 135–151° Ost. Das Areal von 400 × 500 km grenzt die Ostsibirische See von der Laptewsee ab. Sie gehören zur russischen Teilrepublik Sacha (Jakutien) und werden vom Ulus Bulun verwaltet.

Neusibirische Inseln
Satellitenbild der Neusibirischen Inseln
Satellitenbild der Neusibirischen Inseln
Gewässer Arktischer Ozean
Geographische Lage 75° 16′ N, 145° 15′ OKoordinaten: 75° 16′ N, 145° 15′ O
Neusibirische Inseln (Föderationskreis Ferner Osten)
Neusibirische Inseln (Föderationskreis Ferner Osten)
Anzahl der Inseln 13
Gesamte Landfläche 29.900 km²
Einwohner unbewohnt
Karte der Neusibirischen Inseln
Karte der Neusibirischen Inseln

Die Gruppe besteht aus 4 größeren Inseln über 10.000 km² sowie kleineren in der Umgebung. Sie sind geographisch von Süden nach Norden in die Ljachow-Inseln, die Anjou-Inseln und die De-Long-Inseln unterteilt. Vom sibirischen Festland trennt sie die Laptew-Straße, zwischen Ljachow- und Anjou-Inseln verläuft die Sannikowstraße. Westlich der Ljachow-Inseln (ungefähr 400 km) mündet der Strom Lena mit seinem flächenmäßig sehr großen Mündungsdelta ins Eismeer.

Geschichte Bearbeiten

Einzelne Inseln des Archipels wurden 1710 vom Kosaken Jakow Permjakow gesichtet. 1712 führte er eine Kosakeneinheit unter Merkuri Wagin an den Ort seiner Entdeckung, die die Laptew-Straße mit Hundeschlitten überquerte und die Große Ljachow-Insel betrat.[1] 1773/74 entdeckte Iwan Ljachow die Insel Kotelny, die 1821 von Pjotr Fjodorowitsch Anjou kartiert wurde. Weitere Entdeckungen, insbesondere im Bereich der Anjou-Inseln, gehen auf Jakow Sannikow und Mathias von Hedenström 1805 und 1806 zurück.

George W. DeLong führte eine US-amerikanische Expedition von 1879 bis 1881 in das Gebiet der Neusibirischen Inseln; dabei entdeckte er die nach ihm benannten De-Long-Inseln. Im Auftrag der Kaiserlich Russischen Akademie der Wissenschaften besuchten 1886 mit Alexander von Bunge und Eduard von Toll die ersten Wissenschaftler die Neusibirischen Inseln. Über die Große Ljachow-Insel reisten sie nach Kotelny. Dort teilte die Expedition sich in zwei Gruppen. Toll begab sich nach Neusibirien, während Bunge die Ostküste Kotelnys kartieren wollte, jedoch feststellen musste, dass Kotelny und Faddejewski anders als erwartet durch eine große Sandbank – Toll gab ihr den Namen Bungeland – miteinander verbunden sind. Am 1. Juni kehrte Bunge auf die Große Ljachow-Insel zurück, um die dortigen Fossilien führenden Sedimente zu untersuchen. Im November verließen sie die Inseln wieder.[2] In der Hoffnung, zum Nordpol zu driften, ließ der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen 1893 sein Schiff, die Fram, bei den Neusibirischen Inseln im Eis einfrieren (siehe Nansens Fram-Expedition). Im Jahr 1902 kehrte Toll zu den Neusibirischen Inseln zurück. Die Expedition führte umfangreiche Kartierungsarbeiten durch und suchte nach dem legendären Sannikow-Land. Toll und drei Begleiter erforschten die Bennett-Insel und sind seitdem verschollen.[3]

Klima Bearbeiten

Auf den Neusibirischen Inseln herrscht polares Klima. Jährliche Durchschnittstemperatur: −14 °C. Wärmster Monat: Juli mit etwa 2,5 °C. Kältester Monat: Februar −29 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 131 mm und ist nahezu gleichmäßig über das Jahr verteilt, mit einem leichten Maximum im Juli und August.

Die globale Erwärmung hat starke Auswirkungen auf das Eis in der Arktis.

Besonderheiten Bearbeiten

Auf den Inseln sind reiche Funde an Knochen von Mammuts, Nashörnern und Flusspferden sowie zugehörigen Zähnen und Stoßzähnen gemacht worden.[4] Diese Stoßzähne sind seit alters her in den Süden zur Verarbeitung verbracht worden.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Neusibirische Inseln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen Bearbeiten

  1. Leopold von Schrenck, Alexander Bunge, Eduard Toll: Die von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ausgerüstete Expedition nach den Neusibirischen Inseln und dem Jana-Lande, Sankt Petersburg 1887, S. 5 f (Online; PDF-Datei; 34,3 MB), abgerufen am 7. September 2019
  2. Erki Tammiksaar: Bunge, Alexander von. In: Mark Nuttall (Hrsg.): Encyclopedia of the Arctic. Band 1. Routledge, New York und London 2003, ISBN 1-57958-436-5, S. 283–285 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. William Barr: Baron Eduard von Toll’s Last Expedition: The Russian Polar Expedition, 1900–1903 (PDF; 5,59 MB). In: Arctic. Band 34, Nr. 3, 1980, S. 201–224 (englisch)
  4. D. Gath Whitley: The Ivory Islands in the Arctic Ocean, Journal of the Philosophical Society of Great Britain XII, 1910