Nadeln der Kleopatra

Altägyptische, im 19. Jahrhundert nach London und New York verschenkte Obelisken

Als Nadeln der Kleopatra (englisch: Cleopatra’s Needles) werden zwei altägyptische Obelisken bezeichnet, die einst gemeinsam im alten Ägypten standen und Ende des 19. Jahrhunderts in London und in New York aufgestellt wurden.

Mitte des 19. Jahrhunderts stand eine der Nadeln der Kleopatra noch im ägyptischen Alexandria

Die Bezeichnung ist insofern missverständlich, als beide Obelisken zu Kleopatra VII. (* 69 v. Chr. in Alexandria; † 30 v. Chr. ebenda), der letzten Regentin des ägyptischen Ptolemäerreiches, zu deren Lebzeiten keinen engeren Bezug hatten. Sie wurden um 1450 v. Chr. unter Pharao Thutmosis III. angefertigt und in Heliopolis errichtet. Anderthalb Jahrtausende später wurden sie zur Zeit des römischen Kaisers Augustus nach Alexandria geschafft und vor dem Caesarium aufgestellt. Im 19. Jahrhundert verschenkte die ägyptische Regierung beide Obelisken: der eine wurde 1878 in London, der andere 1881 in New York aufgestellt.

Geschichte Bearbeiten

Die beiden Obelisken aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. sind aus rötlichem Assuan-Granit gefertigt und unter Thutmosis III. (18. Dynastie, Neues Reich) in Heliopolis vor dem Pylon des Tempels des Sonnengottes Re aufgerichtet worden. Sie tragen neben den Inschriften mit Hieroglyphen des Thutmosis spätere aus dem 13. Jahrhundert v. Chr., Ramses II. (19. Dynastie) preisend.

 
Bronzene Krabbenfigur mit Inschrift, die auf die Neuaufstellung des Obelisken durch Barbarus 13/12 v. Chr. hinweist

Im 2. Jahrzehnt v. Chr. – nach Ende des Ptolemäischen Kriegs, nach dem Tod von Marcus Antonius und Kleopatra und nachdem Ägypten als römische Provinz annektiert war – wurden die Obelisken im Auftrag des Kaisers Augustus wohl 13/12 v. Chr. von Heliopolis nach Alexandria verbracht und hier vor dem Caesarium aufgestellt, das in einen Tempel für den römischen Kaiserkult umgewidmet worden war. Verantwortlich für die Neuaufstellung war Publius Rubrius Barbarus, damaliger Praefectus Aegypti, der seinen eigenen Namen auch auf einer von vier bronzenen Krabben verewigen ließ, die am Fuß des heute in New York befindlichen Obelisken angebracht waren.[1]

Diese Tempelanlage verfiel, aber das Obelisken-Paar blieb erhalten. Beim Einfall der Franzosen (1799/1800) unter Napoleon Bonaparte stand der eine Obelisk noch aufrecht an seinem Platz nahe dem Hafen Alexandrias, während der andere am Boden lag.[2]

Im 19. Jahrhundert wurden beide Obelisken dann von der ägyptischen Regierung verschenkt:

Weitere Verwendungen des Begriffs Bearbeiten

Neben diesem Obelisken-Paar wird gelegentlich auch der 1836 in Paris aufgestellte Obelisk von Luxor – gleichfalls missverständlich – eine Nadel der Cleopatra (französisch: Aiguille de Cléopâtre) genannt.[6]

Auch ein Felsturm in den Bergeller Alpen, Ago del Torrone, wird als Ago di Cleopatra, also Nadel der Kleopatra, bezeichnet.[7]

Literatur Bearbeiten

  • Dieter Arnold: Obelisk. In: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Artemis & Winkler, Zürich 1997, ISBN 3-7608-1099-3, S. 179f.
  • Peter Tompkins: The Magic of the Obelisks. 1st edition, Harper & Row, New York 1981, ISBN 0-06-014899-3.
  • Martina D’Alton: The New York obelisk, or, How Cleopatra’s Needle came to New York and what happened when it got here. The Metropolitan Museum of Art/Abrams, New York 1983 (Digitalisat)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nadeln der Kleopatra – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stefan Pfeiffer: Griechische und lateinische Inschriften zum Ptolemäerreich und zur römischen Provinz Aegyptus. Lit, Berlin/Münster 2015, ISBN 978-3-643-13096-9, S. 217–219.
  2. Hermann von Pückler-Muskau: Aus Mehemed Alis Reich im Projekt Gutenberg-DE
  3. a b c Encyclopedia Americana. Band 7. New York 1920 (The Encyclopedia Americana (1920)/Cleopatra’s Needles. Auf: Wikisource.org).
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 14. Leipzig 1908, S. 857 Obelisk. Auf: Zeno.org (Memento vom 15. September 2018 im Internet Archive).
  5. Centralblatt der Bauverwaltung. S. 68; vom 17. Februar 1883 (online, abgerufen am 15. April 2018).
  6. A. de Fivas: New Guide to Modern French Conversation, Or, … Lockwood, Harvard 1877, S. 148 (eingeschränkte Buchvorschau Auf: books.google.co.uk).
  7. Ago del Torrone – Cleopatra’s needle 3234 m. Auf: hikr.org; abgerufen am 29. Dezember 2021.

Koordinaten: 51° 30′ 31″ N, 0° 7′ 13″ W