Mysophobie

krankhafte Angst vor Schmutz
Klassifikation nach ICD-10
F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Mysophobie (von altgriechisch μύσος mýsos, deutsch ‚Unsauberkeit, Verunreinigung‘, und φόβος phóbos, deutsch ‚Furcht‘) wird eine krankhafte Angst vor Kontakt mit Schmutz und vor der Ansteckung durch Bakterien, Viren und Ähnlichem bezeichnet.

Definition Bearbeiten

Der Begriff Mysophobie wurde um 1879 von dem Militärarzt und Neurologen William Alexander Hammond eingeführt. Mysophobie wird den sogenannten Angststörungen und Zwangsängsten zugeordnet. Umstritten ist allerdings, ob es sich um eine eigenständige Erkrankung, oder nicht eher um eine Art begleitende Phobie handelt.

Symptomatik Bearbeiten

Mysophobie zeigt sich bei Betroffenen durch ein extremes Kontakt-Vermeidungsverhalten sowie durch einen übersteigerten Wasch- und Putzzwang. Betroffene waschen sich beispielsweise nach fast jedem Kontakt mit Objekten und/oder Personen exzessiv ihre Hände, ganz besonders nach dem Händeschütteln. Aus Angst vor schlechtem Atem putzen sie sich auch mehrmals am Tag die Zähne. Die übersteigerte Angst vor Schmutz und Bakterien führt außerdem dazu, dass Betroffene den direkten Kontakt zu Türklinken, öffentlichen Toiletten, Telefonzellen und Geld und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel meiden. Im Extremfall verlassen sie ihre eigene Wohnung überhaupt nicht mehr. Der tatsächliche oder vermeintliche Kontakt mit Schmutz oder Keimen führt schließlich zu Zwangsstörungen. Mit diversen Reinigungsritualen und dem übermäßigen Einsatz von Desinfektionsmitteln wird versucht, eine befürchtete Infektion zu verhindern.

Häufung durch die COVID-19-Pandemie Bearbeiten

Das Aufkommen der COVID-19-Pandemie hatte zur Konsequenz, dass es einen Anstieg von Mysophobie-Betroffenen gab. Diese Fälle sind jedoch nach Kenntnissen der Medizin mit Einfachheit und in kurzer Dauer zu behandeln, da diese Mysophobie keine in der Persönlichkeit tieferliegende Begründung habe, sondern sich die Betroffenen die Sauberkeit aufgrund der Pandemie als Gewohnheit zum subjektiven Schutz der Mitmenschen und sich selbst angeeignet hätten. Folglich können schon durch Gespräche zwischen Betroffenen und Medizinern eine so entstandene Mysophobie leicht behandelt werden und innerhalb kurzer Zeit zum Erfolg führen.[1][2][3]

Literatur Bearbeiten

  • Harry Stack Sullivan: Clinical studies in psychiatry. Schizophrenia as a human process. The fusion of psychiatry and social science (= Collected works, 2. Band). W. W. Norton & Company, Vermont 1964, Seite 249–251.
  • Eugen Bleuler: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer-Verlag, Berlin 2013 (Neuauflage), ISBN 9783662424025, S. 67.
  • Hermann Mayer: Compendium der Neurologie und Psychiatrie (= Speyers Compendien und Repetitorien, 2. Band). Speyer & Kaerner, 1913, S. 189–191.
  • Hans Morschitzky: Angststörungen: Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. Springer-Verlag, Berlin 2013, ISBN 9783709137277, S. 73.
  1. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Phobien: Nebenwirkungen der Pandemie. 17. März 2022, abgerufen am 13. November 2022.
  2. Konfrontation mit der eigenen Angst. Abgerufen am 13. November 2022.
  3. Margarete Stöcker: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf Angst- und Zwangsstörungen aus? In: PPH. Band 26, Nr. 4, Juli 2020, ISSN 0949-1619, S. 172–179, doi:10.1055/a-1160-3069 (thieme-connect.de [abgerufen am 13. November 2022]).