Mutlangen

Gemeinde in Deutschland

Mutlangen ist eine Gemeinde im Ostalbkreis in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Ostwürttemberg und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.

Wappen Deutschlandkarte
Mutlangen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mutlangen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 49′ N, 9° 48′ OKoordinaten: 48° 49′ N, 9° 48′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Ostalbkreis
Höhe: 450 m ü. NHN
Fläche: 8,79 km2
Einwohner: 6886 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 783 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73557
Vorwahl: 07171
Kfz-Kennzeichen: AA, GD
Gemeindeschlüssel: 08 1 36 044
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 22
73557 Mutlangen
Website: www.mutlangen.de
Bürgermeisterin: Stephanie Eßwein
Lage der Gemeinde Mutlangen im Ostalbkreis
KarteSchwäbisch GmündLandkreis HeidenheimLandkreis Schwäbisch HallRems-Murr-KreisLandkreis GöppingenAalenAbtsgmündAdelmannsfeldenBartholomäBöbingen an der RemsBopfingenDurlangenEllenberg (Württemberg)Ellwangen (Jagst)Eschach (bei Schwäbisch Gmünd)Essingen (Württemberg)Göggingen (Württemberg)GschwendHeubachHeuchlingenHüttlingen (Württemberg)Hüttlingen (Württemberg)IggingenJagstzellKirchheim am RiesLauchheimLeinzellLorch (Württemberg)MögglingenMutlangenNeresheimNeulerObergröningenOberkochenRainauRiesbürgRiesbürgRosenberg (Württemberg)Ruppertshofen (Ostalbkreis)SchechingenSchwäbisch GmündSpraitbachStödtlenTäferrotTannhausenTannhausenUnterschneidheimWaldstetten (Ostalbkreis)Waldstetten (Ostalbkreis)Westhausen (Württemberg)WörtBayern
Karte

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Mutlangen liegt zwischen dem Welzheimer Wald und dem Vorland der östlichen Schwäbischen Alb auf einer Höhe über dem Remstal.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Gemeinde grenzt im Norden an Durlangen, im Osten und Süden an die Stadt Schwäbisch Gmünd und im Westen an Alfdorf im Rems-Murr-Kreis.

Gemeindegliederung Bearbeiten

 
Kapelle in Pfersbach, eingeweiht am 7. Mai 1896[2]

Die Gemeinde besteht aus dem Dorf Mutlangen und dem Weiler Pfersbach, der von Schwäbisch Gmünd umgemeindet wurde und seit 1. April 1973 zu Mutlangen gehört.[3]

Flächenaufteilung Bearbeiten

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[4]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Um 500 n. Chr. und später entstand die erste nachweisbare Siedlung (Markung des Muotho), jedoch wurde die Stätte erst um 1100 bis 1200 bekannter. Die Grundherrschaften wechselten schnell: Hohenstaufen, Weinsberg und Rechberg. Allmählich wurden Gmünder Klöster und Familien die Hauptgrundbesitzer. Die erste Erwähnung des Ortsnamens „Mutlangen“ erfolgte 1293 in den Schriften des Klosters Lorch, dem wohl Mutlangen gehörte. Mit der Urkunde vom 22. Juli 1293 nahm Graf Eberhard I. von Württemberg das Kloster Lorch und seine Güter in den Schutz.

Frühe Neuzeit Bearbeiten

1581 wurde Mutlangen von Schwäbisch Gmünd in Besitz genommen. Einer der Rechberger Herren belieh seinen Weiler Mutlangen aus Geldmangel an die Stadt. Das Pfand konnte von den Rechbergern nicht mehr eingelöst werden.

Württembergische Zeit Bearbeiten

Im Zuge der Mediatisierung verlor die Freie Reichsstadt Gmünd 1803 ihre Selbständigkeit und kam zum Kurfürstentum (bzw. seit 1806 Königreich) Württemberg. Somit wurde auch Mutlangen württembergisch und gehörte fortan zum Oberamt Gmünd.

Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg 1938 wurde aus dem Oberamt der Landkreis Schwäbisch Gmünd, dem Mutlangen bis zum Ende des Jahres 1972 angehörte.

Nachkriegszeit Bearbeiten

Da der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte er somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Um 1945 hatte Mutlangen etwa 1200 Einwohner und wies eine überwiegend landwirtschaftlich geprägte Beschäftigungsstruktur auf. Unmittelbar nach Kriegsende wurden in der Gemeinde zahlreiche Heimatvertriebene und Flüchtlinge integriert. In der Folgezeit siedelten sich einige Industrie- und Gewerbebetriebe in der Gemeinde an, so dass sich die Struktur Mutlangens vom Bauerndorf zu einer Industrie- und Wohngemeinde wandelte. Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich bis heute auf nahezu 6600 Personen an.

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform entschieden sich Verwaltung und Gemeinderat trotz gegenteiliger Bemühungen der Stadt Schwäbisch Gmünd für die Selbständigkeit der Gemeinde. Diese konnte unter anderem durch Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Schwäbischer Wald sichergestellt werden, der außer Mutlangen die Gemeinden Ruppertshofen, Spraitbach, Durlangen und Täferrot angehören. 1973 wurde im Rahmen der Neugliederung der Ortsteil Pfersbach, der bis dahin zur Gemeinde Großdeinbach gehört hatte, nach Mutlangen eingemeindet. Die Gemeinde selbst kam auf Grund der Kreisreform in Baden-Württemberg zum neuen Ostalbkreis.

Friedensbewegung Bearbeiten

 
Georgskirche

Weltweit bekannt wurde Mutlangen durch die von 1983 bis 1990 auf der Mutlanger Heide stationierten Pershing-II-Raketen. Um den Abzug der Nuklear-Raketen zu erreichen, veranstalteten Raketengegner wiederholt Friedenscamps und riefen zur Blockade des Depots auf. Die Pressehütte Mutlangen wurde zum Anlaufpunkt für die Friedensdemonstranten und Ausgangspunkt für die Raketenverfolgung und Aktionen. 2999 Blockierer wurden hier festgenommen. Sie wurden wegen Nötigung angezeigt und in der Regel vom zuständigen Amtsgericht Schwäbisch Gmünd zu Geldstrafen von 20 Tagessätzen verurteilt. Das Bundesverfassungsgericht hob später die Verurteilung als verfassungswidrig auf. Mit dem INF-Vertrag wurden die Pershing-II-Raketen aus Mutlangen abgezogen. Das Gelände des ehemaligen Atomwaffenlagers ist heute Neubaugebiet. Siehe auch: Eberhard-Finckh-Kaserne

Religionen Bearbeiten

Auch nach Einführung der Reformation in anderen Gebieten Deutschlands blieb Mutlangen katholisch. Auch heute ist die römisch-katholische Gemeinde mit ihrer St.-Georgs-Kirche dominierend. Aber auch für die wenigen evangelischen Gläubigen gibt es ein Gemeindezentrum, das zur Kirchengemeinde Lindach-Mutlangen gehört.

Politik Bearbeiten

Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 62,5 % (2014: 48,2 %)
 %
40
30
20
10
0
35,8 %
17,3 %
23,9 %
23,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−7,3 %p
−3,6 %p
+4,9 %p
+6,0 %p
 
Rathaus Mutlangen

Gemeinderat Bearbeiten

Die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis (mit Veränderungen zur Wahl 2014):[5]

Partei / Liste Stimmenanteil +/− %p Sitze +/−
Grüne 23,9 % + 4,9 4 + 1
SPD 23,0 % + 6,0 4 + 1
CDU 17,3 % − 3,6 3 − 1
UWL* 35,8 % − 7,3 7 − 1

* Unabhängige Wählerliste für Mutlangen und Pfersbach

Wappen Bearbeiten

Das Wappen der Gemeinde Mutlangen wurde durch die Landesregierung Baden-Württemberg verliehen am 1. Februar 1954. Im roten Feld liegt ein silbernes, gleicharmiges, breites Kreuz, belegt mit der roten Silhouette der Schmalseite der St.-Georgs-Kirche. Das Straßenkreuz mit der Kirche gilt als Symbol der Gemeinde und verweist auf ihre verkehrsgünstige Lage. Die Farben Rot-Weiß (Silber) erinnern an die Zugehörigkeit des Dorfes zum Gebiet der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Bereits seit 1964 besteht eine Partnerschaft mit Bouxières-aux-Dames in der Nähe von Nancy. 1992 wurde auch eine Partnerschaft mit Vaskút geschlossen, einem Ort in der ungarischen Batschka mit einem donauschwäbischen Bevölkerungsanteil von etwa 30 %.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Mutlangen ist durch die Bundesstraße 298 (GaildorfSchwäbisch Gmünd) an das überregionale Straßennetz angebunden. Für den regionalen Verkehr sind die Landesstraßen 1155 und 1156 wichtig. Mit der Inbetriebnahme der Westumgehung der B 298 im September 2005 und der Nordspange der L 1156 im Oktober 2005 wurde die Ortsdurchfahrt in erheblichem Umfang vom Durchgangsverkehr entlastet.

Der nächstgelegene Bahnhof ist der Bahnhof Schwäbisch Gmünd.

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Die am südwestlichen Ortsrand gelegene Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd ist eine Klinik des Ostalbkreises, die den westlichen Kreis einschließlich Schwäbisch Gmünd abdeckt.

Seit 1980 versorgt die in Mutlangen gegründete Sozialstation Schwäbischer Wald hilfsbedürftige Menschen, die sich aufgrund von Krankheit oder Alter nicht mehr selbst zu Hause versorgen können. Träger der Sozialstation ist die katholische Kirchengemeinde St. Georg in Mutlangen.

Das Hallenbad Mutlantis wurde 1974 eröffnet. Aus Gründen des hohen Abmangels und der hohen Sanierungskosten wurde das Freizeitbad im Oktober 2019 für die Öffentlichkeit geschlossen. Das Bad wird seither mit dem Sport- sowie Nichtschwimmerbecken als Schulbad weiterbetrieben. Eine Teilsanierung ist durch eine Bundesförderung geplant. Seit September 2020 bietet der Förderverein Hallenbad Mutlantis e.V. zeitweise wieder öffentliche Badezeiten an.

 
Das Sportbecken des Hallenbad Mutlantis

Bildung Bearbeiten

In Mutlangen gibt es zwei Grundschulen, eine Werkrealschule und eine Realschule. Zudem befindet sich auf der Mutlanger Heide noch die Heideschule Mutlangen, eine Sprachheilschule, die vom Ostalbkreis betrieben wird. Das private katholische Franziskus-Gymnasium ist im März 2012 eingeweiht worden[6] und vervollständigt das große Angebot. Außerdem bestehen zwei Kindergärten, der Kindergarten St. Elisabeth und der Kindergarten Don Bosco sowie ein Kinderstübchen, in dem Kinder von 2 bis 3 Jahren betreut werden.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Vereine Bearbeiten

Der TSV Mutlangen besteht seit 31. August 1884 und hat 1692 Mitglieder (Stand: 1. März 2007).

Die Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen besteht seit 1984.

Literatur Bearbeiten

  • Alice Grünfelder: Wird unser MUT langen? Ziviler Ungehorsam für den Frieden. Edition Weite Felder, Zürich 2019, ISBN 978-3-7504-1744-1.
  • Manfred Laduch, Heino Schütte, Reinhard Wagenblast: Mutlanger Heide. Ein Ort macht Geschichte. Remsdruckerei Sigg, Schwäbisch Gmünd 1990, ISBN 3-926043-07-5.
  • Muthlangen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Gmünd (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 51). H. Lindemann, Stuttgart 1870, S. 386–390 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mutlangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Kapelle. pfersbach.de
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 754–755.
  4. Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Mutlangen. Statistisches Landesamt.
  5. Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019: Mutlangen. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; abgerufen am 5. Januar 2020
  6. Franziskus Gymnasium in Mutlangen feierlich eingeweiht. In: Rems-Zeitung, 5. März 2012