Das Mortuarium war eine beim Tod eines Hörigen (der Eigenleute) fällige Naturalabgabe an den Grundherrn.

Geschichte Bearbeiten

Das ursprüngliche, verbreitet bis ins 15. Jahrhundert bestehende Erbrecht des Herrn am Hof eines Freigelassenen schwächte sich im Laufe der Zeit zu einer Steuer ab. Diese Steuer hatte meist den Charakter einer Reallast (Sachleistung), etwa das beste Stück Vieh, das beste Gewand, Teile oder sogar die Gesamtheit der Fahrhabe oder die Waffen des Mannes. Verschiedentlich wurde die Sachleistung durch eine Geldabgabe ersetzt, mit der auch Leibgewinns-, Laten- oder Zinsgüter belastet wurden, so dass das Mortuarium einer modernen Erbschaftsteuer immer ähnlicher wurde.

Die Reallast war eine starke Belastung der Bauern, weshalb diese beispielsweise in den Zwölf Artikeln des Bauernkrieges deren Beseitigung forderten. Sie erfolgte aber erst meist gegen Ende des 18. oder zu Anfang des 19. Jahrhunderts.

In Bayern wurde diese Steuer des Besthauptes entsprechend der liberalen französischen Gesetzgebung am 12. Dezember 1808 zusammen mit der Leibeigenschaft abgeschafft.[1]

Begriffe Bearbeiten

Die Abgabe hatte regional und sachbezogen unterschiedliche Bezeichnungen wie Fall,[2][3] Gewandfall,[4] Hauptfall,[5] Besthauptfall,[6] Leibfall,[7][8] Todfall,[9] Lass,[10][11] Hauptrecht,[12][13] Besthaupt,[14][15] Kurmede.[16]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 1950; 2. Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 380.
  2. Fall. In: Preußische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 3, Heft 3 (bearbeitet von Eberhard von Künßberg). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, Sp. 397 (adw.uni-heidelberg.de – Erscheinungsdatum zwischen 1935 und 1938).
  3. Fall Bedeutung 2d. In: Schweizerisches Idiotikon. Band I, Sp. 735 f.
  4. Gewandfall. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 4, Heft 5 (bearbeitet von Hans Blesken u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, Sp. 721–722 (adw.uni-heidelberg.de – Erscheinungsdatum zwischen 1939 und 1941).
  5. Hauptfall. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR, Preußische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 5, Heft 2 (bearbeitet von Otto Gönnenwein, Wilhelm Weizsäcker, unter Mitwirkung von Hans Blesken). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, Sp. 281–282 (adw.uni-heidelberg.de – Erscheinungsdatum zwischen 1952 und 1960).
  6. Besthauptfall. In: Schweizerisches Idiotikon. Band I, Sp. 740 f.
  7. Leibfall. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 8, Heft 7/8 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989, ISBN 3-7400-0096-1, Sp. 1072–1074 (adw.uni-heidelberg.de).
  8. Lībfall. In: Schweizerisches Idiotikon. Band I, Sp. 742.
  9. Tōdfall. In: Schweizerisches Idiotikon. Band I, Sp. 743.
  10. Laß. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 8, Heft 5/6 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1988, ISBN 3-7400-0075-9 (adw.uni-heidelberg.de).
  11. Lãss Bed. 4. In: Schweizerisches Idiotikon. Band III, Sp. 1389.
  12. Hauptrecht. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR, Preußische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 5, Heft 3 (bearbeitet von Otto Gönnenwein, Wilhelm Weizsäcker, unter Mitwirkung von Hans Blesken). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, Sp. 337–339 (adw.uni-heidelberg.de – Erscheinungsdatum zwischen 1952 und 1960).
  13. Hauptrëcht. In: Schweizerisches Idiotikon. Band VI, Sp. 284.
  14. Besthaupt. In: Preußische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 2, Heft 2 (bearbeitet von Eberhard von Künßberg). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, Sp. 199 (adw.uni-heidelberg.de – Erscheinungsdatum 1932 oder 1933).
  15. Besthaupt. In: Schweizerisches Idiotikon. Band II, Sp. 1499.
  16. Kurmede. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 8, Heft 2 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1985, OCLC 832567175, Sp. 170–174 (adw.uni-heidelberg.de – Fortsetzung im Folgeheft).