Miss America

Schönheitswettbewerb in den Vereinigten Staaten von Amerika

Die Wahl zur Miss America ist ein seit 1921 jährlich ausgetragener Schönheitswettbewerb, bei dem die schönste Frau der Vereinigten Staaten gekürt werden soll. Diesen Anspruch teilt die Veranstaltung jedoch seit 1952 mit der Wahl zur Miss USA.

Teilnehmer beim Wettbewerb Miss America 2003 (Andrews Air Force Base)

Geschichte Bearbeiten

 
Margaret Gorman, Miss America 1921

Die Veranstaltung fand erstmals am 7. und 8. September 1921 in Atlantic City als zweitägiger Schönheitswettbewerb statt. Sie wurde aber noch unter dem Titel Atlantic City Pageant ausgetragen. Erst als die Veranstaltung im folgenden Jahr ihren Namen zu Miss America änderte, wurde auch die Vorjahressiegerin Margaret Gorman rückwirkend als Miss America tituliert. Ziel der Veranstaltung war es unter anderem auch, Touristen auch nach dem Labor Day in der Stadt zu halten.

Die eineiigen Zwillinge Jean und Jane Cunningham reisten im August 1947 nach Atlantic City in New Jersey, USA, um am Miss America Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Die Zwillinge gewannen beide den Miss Tennessee-Wettbewerb gemeinsam. Es wurde entschieden, dass sie als Ms. Chattanooga (Jane) und Ms. Tennessee (Jean) am Miss America-Wettbewerb teilnehmen konnten. Seit Januar 2015 sind sie die einzigen Zwillingskandidaten, die beide an diesem Wettbewerb teilgenommen haben.[1]

In den ersten Jahrzehnten der Veranstaltung war der Höhepunkt der Auftritt der Teilnehmerinnen im Badeanzug. Als die Siegerin des Jahres 1951, Yolande Betbeze, sich weigerte, derart leicht beschürzt für Fotos zu posieren, schied der Bademodenhersteller Catalina aus der Gruppe der Sponsoren aus und rief zwei eigene Wettbewerbe ins Leben, neben der Wahl zur Miss USA nämlich auch den zur Miss Universe, bei dem die schönste Frau der Welt ermittelt werden sollte.

Seit 1954 wird die Wahl zur Miss America landesweit im Fernsehen übertragen. Den Höhepunkt ihrer Popularität erreichte der Wettbewerb in den 1960er Jahren, als er jährlich zu den Sendungen mit den höchsten Einschaltquoten überhaupt zählte. Berühmt wurde Bert Parks, der von 1954 bis 1979 durch die Sendung führte und jedes Mal das Lied „There She Is“ anstimmte, als die frisch gekürte Miss America die Showtreppe herabschwebte.

Lange herrschte ein ausgesprochen konservatives Rollenmuster vor: Ziel der Titelaspirantinnen sollte es vornehmlich sein, einen Gatten zu finden und ihm eine ergebene Ehefrau zu sein. Auch waren bis in die 1970er Jahre schwarze Frauen vom Wettbewerb ausgeschlossen, was 1968 zur Gründung des Wettbewerbs Miss Black America führte. In dieser Zeit gerieten die Schönheitswettbewerbe auch in die Kritik seitens des erstarkenden Feminismus; der Miss America-Wettbewerb reagierte darauf, dass er der Persönlichkeit und dem Intellekt der Frauen mehr Bedeutung zuzumessen gelobte. 1974 sorgte die Wahl von Rebecca Ann King für Wellen in der Presse – sie hatte sich zuvor für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen. Die Einschaltquoten sanken dennoch stetig. 1979 wurde Parks entlassen, um die Sendung zu verjüngen, doch half auch dieses Rezept nicht viel.

Ein weiterer Skandal ereignete sich 1984: Vanessa Lynn Williams war als erste Afroamerikanerin zur schönsten Frau des Landes gewählt worden, musste ihren Titel aber später an Suzette Charles abtreten, als das Erotikmagazin Penthouse eine Fotostrecke mit Nacktbildern von ihr veröffentlichte, die vor der Wahl aufgenommen worden waren.

Nachdem die Zahl der Fernsehzuschauer 2005 erstmals die Marke von zehn Millionen unterschritt, beschloss der übertragende Fernsehsender ABC, die Wahl aus dem Programm zu nehmen. Die Organisatoren verständigten sich daraufhin mit dem Sender Country Music Television, der nun die Veranstaltung überträgt. Der traditionelle Termin im September wurde dabei aufgegeben; die nächste Wahl war auf den 26. Januar 2006 angesetzt worden. Auch wurde sie nicht mehr in der traditionsreichen Boardwalk Hall in Atlantic City ausgetragen, sondern in Las Vegas. Im Jahr 2013 fand der Wettbewerb zweimal, im Januar und dann wieder im September statt, wodurch sich die Amtszeit von Miss America 2013, Mallory Hagan, auf 8 Monate verkürzte. Auf dem Wettbewerb am 15. September 2013 wurde Nina Davuluri als erste indischstämmige Kandidatin zur Miss America 2014 gekürt, was unmittelbar danach zu z. T. rassistischen Kommentaren führte.[2]

Organisation, Ablauf und Preise Bearbeiten

Dem Miss America-Wettbewerb sind viele regionale Konkurrenzen untergeordnet, in denen die Teilnehmerinnen ermittelt werden. So gibt es Wettbewerbe für Städte (also etwa die Miss Birmingham, Alabama). Die Siegerinnen treten dann in den Wettbewerb ein, in denen die Schönste im jeweiligen Bundesland (also etwa die Miss Alabama) gekürt wird. Die fünfzig Siegerinnen der Bundesstaaten sowie die Miss Washington, D.C. und seit 2004 auch die Miss Virgin Islands sind für die Miss America-Wahl qualifiziert.

Die Wahl umfasst auf regionaler, bundesstaatlicher und nationaler Ebene immer dieselben vier Einzeldisziplinen:

  1. im Interview müssen sich die Damen in der Kunst der Unterhaltung beweisen und Fragen der „Richter“ möglichst eloquent und charmant beantworten, und so bei aller gebotenen Bescheidenheit ihr Selbstbewusstsein hervorkehren. Dieser Teil der Wahl findet nur selten vor Publikum statt und wird auch nur selten im Fernsehen übertragen.
  2. im Talentwettbewerb dürfen die Konkurrentinnen ihre Künste in einer Disziplin ihrer Wahl unter Beweis stellen. Üblicherweise ist dies Singen, Tanzen oder Musizieren, aber auch andere Fertigkeiten wie Jonglieren dürfen vorgeführt werden.
  3. im Badeanzugwettbewerb stellen sie die gute Figur zur Schau, die sie in einem Badeanzug machen. Die Haltung und die Wohlgeformtheit der Körperrundungen geben den Ausschlag zu einer guten Note. Bis vor einigen Jahren mussten alle Damen aus Gründen der Fairness den gleichen Anzug tragen, nun dürfen sie ihn selbst wählen. Seit das Tragen von Bikinis zugelassen wurde, entscheiden sich die meisten Teilnehmerinnen für diese zweiteilige Variante. Es gibt strenge Richtlinien zur gebotenen Züchtigkeit der Badebekleidung.
  4. im Kostümwettbewerb präsentieren sich die Damen in einer Abendrobe ihrer Wahl und müssen dabei möglichst elegant über einen Catwalk schreiten.

2003 wurde außerdem ein Casual Wear-Wettbewerb auf nationaler Ebene eingeführt. Hier geht es um die möglichst vorteilhafte Präsentation von Freizeitkleidung. Dieser Zusatz erfreut sich auch zunehmend auf regionaler Ebene Beliebtheit. Seit 1989 müssen die Konkurrentinnen auch ihre Unterstützung für ein gemeinnütziges Anliegen bekräftigen, also etwa für Obdachlosenfürsorge oder die Diabetesvorbeuge.

Die Gewinnerinnen erhalten Stipendien, die ihre Karriere auf den rechten Weg bringen sollen. Weiterhin winken Werbeverträge, Auftritte als Fotomodell und in „offizieller“ Funktion etwa bei der Eröffnung von Supermarktfilialen.

Liste der Siegerinnen Bearbeiten

Jahr Miss America Herkunft
1921   Margaret Gorman Washington, USA-District of Columbia  District of Columbia
1922   Mary Katherine Campbell Columbus, USA-Ohio  Ohio
1923
1924   Ruth Malcomson Philadelphia, USA-Pennsylvania  Pennsylvania
1925 Fay Lanphier Oakland, USA-Kalifornien  Kalifornien
1926 Norma Smallwood Tulsa, USA-Oklahoma  Oklahoma
1927 Lois Delaner Joliet, USA-Illinois  Illinois
1933 Marian Bergeron West Haven, USA-Connecticut  Connecticut
1935 Henrietta Leaver Pittsburgh, USA-Pennsylvania  Pennsylvania
1936 Rose Coyle Philadelphia, USA-Pennsylvania  Pennsylvania
1937 Bette Cooper Bertrand Island, USA-New Jersey  New Jersey
1938 Marilyn Meseke Lima, USA-Ohio  Ohio
1939 Patricia Donnelly Detroit, USA-Michigan  Michigan
1940 Frances Marie Burke Philadelphia, USA-Pennsylvania  Pennsylvania
1941 Rosemary LaPlanche Los Angeles, USA-Kalifornien  Kalifornien
1942 Jo-Carroll Dennison Tyler, USA-Texas  Texas
1943 Jean Bartel Los Angeles, USA-Kalifornien  Kalifornien
1944 Venus Ramey Washington, USA-District of Columbia  District of Columbia
1945 Bess Myerson New York, USA-New York  New York
1946 Marilyn Buferd Los Angeles, USA-Kalifornien  Kalifornien
1947 Barbara Walker Memphis, USA-Tennessee  Tennessee
1948 BeBe Shopp Hopkins, USA-Minnesota  Minnesota
1949 Jacque Mercer Litchfield, USA-Arizona  Arizona
1951   Yolande Betbeze Mobile, USA-Alabama  Alabama
1952 Coleen Kay Hutchins Salt Lake City, USA-Utah  Utah
1953 Neva Jane Langley Macon, USA-Georgia  Georgia
1954 Evelyn Margaret Ay Ephrata, USA-Pennsylvania  Pennsylvania
1955 Lee Meriwether San Francisco, USA-Kalifornien  Kalifornien
1956 Sharon Ritchie Denver, USA-Colorado  Colorado
1957 Marian McKnight Manning, USA-South Carolina  South Carolina
1958 Marilyn Van Derbur Denver, USA-Colorado  Colorado
1959 Mary Ann Mobley Brandon, USA-Mississippi  Mississippi
1960   Lynda Lee Mead Natchez, USA-Mississippi  Mississippi
1961 Nancy Fleming Montague, USA-Michigan  Michigan
1962 Maria Fletcher Asheville, USA-North Carolina  North Carolina
1963 Jacquelyn Mayer Sandusky, USA-Ohio  Ohio
1964 Donna Axum El Dorado, USA-Arkansas  Arkansas
1965 Vonda Kay Van Dyke Phoenix, USA-Arizona  Arizona
1966 Deborah Irene Bryant Overland Park, USA-Kansas  Kansas
1967 Jane Anne Jayroe Laverne, USA-Oklahoma  Oklahoma
1968 Debra Dene Barnes Moran, USA-Kansas  Kansas
1969 Judith Anne Ford Belvidere, USA-Illinois  Illinois
1970 Pamela Anne Eldred Birmingham, USA-Michigan  Michigan
1971 Phyllis George Denton, USA-Texas  Texas
1972 Laurie Lea Schaefer Columbus, USA-Ohio  Ohio
1973 Terry Anne Meeuwsen De Pere, USA-Wisconsin  Wisconsin
1974 Rebecca Ann King Denver, USA-Colorado  Colorado
1975 Shirley Cothran Fort Worth, USA-Texas  Texas
1976 Tawny Elaine Godin Yonkers, USA-New York  New York
1977   Dorothy Kathleen Benham Edina, USA-Minnesota  Minnesota
1978 Susan Perkins Columbus, USA-Ohio  Ohio
1979 Kylene Barker Galax, USA-Virginia  Virginia
1980 Cheryl Prewitt Ackerman, USA-Mississippi  Mississippi
1981 Susan Powell Elk City, USA-Oklahoma  Oklahoma
1982 Elizabeth Ward Russellville, USA-Arkansas  Arkansas
1983 Debra Maffett Anaheim, USA-Kalifornien  Kalifornien
1984 Vanessa Lynn Williams Millwood, USA-New York  New York (später aberkannt)
1984 Suzette Charles Mays Landing, USA-New Jersey  New Jersey
1985 Sharlene Wells Hawkes Salt Lake City, USA-Utah  Utah
1986 Susan Akin Meridian, USA-Mississippi  Mississippi
1987 Kellye Cash Memphis, USA-Tennessee  Tennessee
1988 Kaye Lani Rae Rafko Monroe, USA-Michigan  Michigan
1989 Gretchen Carlson Anoka, USA-Minnesota  Minnesota
1990   Debbye Turner Mexico, USA-Missouri  Missouri
1991 Marjorie Vincent Oak Park, USA-Illinois  Illinois
1992 Carolyn Suzanne Sapp Honolulu, USA-Hawaii  Hawaii
1993 Leanza Cornett Jacksonville, USA-Florida  Florida
1994 Kimberly Clarice Aiken Columbia, USA-South Carolina  South Carolina
1995 Heather Whitestone Birmingham, USA-Alabama  Alabama
1996 Shawntel Smith Muldrow, USA-Oklahoma  Oklahoma
1997 Tara Dawn Holland Overland Park, USA-Kansas  Kansas
1998 Katherine Shindle Evanston, USA-Illinois  Illinois
1999 Nicole Johnson Baker Roanoke, USA-Virginia  Virginia
2000   Heather French Maysville, USA-Kentucky  Kentucky
2001 Angela Perez Baraquio Honolulu, USA-Hawaii  Hawaii
2002   Katie Harman Gresham, USA-Oregon  Oregon
2003   Erika Harold Urbana, USA-Illinois  Illinois
2004   Ericka Dunlap Orlando, USA-Florida  Florida
2005   Deidre Downs Birmingham, USA-Alabama  Alabama
2006   Jennifer Berry Tulsa, USA-Oklahoma  Oklahoma
2007   Lauren Nelson Lawton, USA-Oklahoma  Oklahoma
2008   Kirsten Haglund Farmington Hills, USA-Michigan  Michigan
2009   Katie Stam Indianapolis, USA-Indiana  Indiana
2010   Caressa Cameron Fredericksburg, USA-Virginia  Virginia
2011   Teresa Scanlan Gering, USA-Nebraska  Nebraska
2012 Laura Kaeppeler Kenosha, USA-Wisconsin  Wisconsin
2013 Mallory Hagan USA-New York  New York
2014   Nina Davuluri USA-New York  New York
2015 Kira Kazantsev USA-New York  New York
2016 Betty Cantrell Warner Robins, USA-Georgia  Georgia
2017 Savvy Shields Fayetteville, USA-Arkansas  Arkansas
2018 Cara Mund Bismarck, USA-North Dakota  North Dakota
2019 Nia Franklin USA-New York  New York
2020–2021   Camille Schrier Richmond, USA-Virginia  Virginia
2022  Emma Broyles Anchorage, USA-Alaska  Alaska
2023   Grace Stanke Wausau, USA-Wisconsin  Wisconsin
2024 Madison Marsh Colorado Springs, USA-Colorado  Colorado

Gesellschaftliches Engagement der Kandidatinnen Bearbeiten

Allyn Rose, Miss-Anwärterin des Jahres 2013, sorgte im Vorfeld des Wettbewerbs für Kontroversen, da sie ankündigte, sich nach der Miss-Wahl einer beidseitigen brustentfernenden Operation (Mastektomie) zu unterziehen. Rose, bereits Miss Maryland 2011 und Miss DC 2012, erklärte, sie sei erblich belastet und habe ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Tante an den Brustkrebs verloren.[3] Die Gewinnerin des 2013-Contests, Mallory Hytes Hagan (Miss New York 2012), sprach sich unter dem Eindruck des Massakers im US-Bundesstaat Connecticut, bei dem an einer Grundschule 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet wurden, gegen Waffen aus. „Gewalt sollte nicht mit Gewalt bekämpft werden“, antwortete die 23-jährige Hagan auf die Frage der Jury nach dem Nutzen bewaffneter Security an Schulen.[4]

Liste der Gewinnerstaaten und Häufigkeit Bearbeiten

  • Kalifornien, Oklahoma und Ohio mit jeweils 6 Siegen.
  • Pennsylvania, Illinois und Michigan mit jeweils 5 Siegen.
  • Mississippi und New York mit 4 Siegen.
  • Texas, Minnesota, Alabama, Colorado und Kansas mit jeweils 3 Siegen.
  • Florida, Hawaii, Virginia, Arkansas, South Carolina, Utah, Arizona, Tennessee, New Jersey und Washington D.C. mit jeweils 2 Siegen.
  • Connecticut, Georgia, North Carolina, Wisconsin, Missouri, Kentucky, Oregon, Indiana und Nebraska mit jeweils 1 Sieg.

Die restlichen 18 Staaten der USA konnten bisher noch keinen Sieg erringen.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Miss America – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. First identical twin contestants in the Miss America Pageant. Abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).
  2. merkur-online: Neue Miss America rassistisch beleidigt, abgerufen am 16. September 2013
  3. Miss America Kandidatin hat Angst um ihre Brüste. auf Welt.de.
  4. Miss America Schönheitskönigin kämpft für strengere Waffengesetze auf Spiegel.de, 13. Januar 2013.