Mike Leigh

britischer Autor, Bühnenbildner, Regisseur und Schauspieler

Mike Leigh, OBE[1] (* 20. Februar 1943 in Salford, Greater Manchester, England) ist ein britischer Theater- und Filmregisseur, Drama- und Drehbuchautor, Schauspieler und Bühnenbildner. Er gilt als Exponent des New British Cinema.

Mike Leigh bei der Premiere seines Films Happy-Go-Lucky in Glasgow im April 2008

Leben Bearbeiten

Leigh wuchs auf in einer jüdischen Immigrantenfamilie, deren Name ursprünglich Liebermann lautete, aber noch vor seiner Geburt anglisiert wurde; der Vater war Arzt in einem Arbeiterviertel nahe Manchester, die Mutter Krankenschwester. Mike Leigh empfand die fünfziger Jahre als ausgesprochen langweilig. Sein Rezept dagegen war exzessiver Kinobesuch. In Interviews behauptete er, es habe zwischen 1949 und 1960 keinen Film gegeben, den er nicht gesehen hätte.

Ein Stipendium führte ihn an die Royal Academy of Dramatic Art (RADA) in London, wo er zwei Jahre lang Schauspiel studierte. Im Anschluss daran besuchte er die Camberwell Art School, die Abteilung für Bühnenentwürfe der Central School of Arts and Crafts und anschließend die London Film School.

1965 wurde in Birmingham sein erstes eigenes Theaterstück aufgeführt, weitere folgten. Zwei Stücke dienten später als Vorlagen für eigene Filme: Nuts in May (1975) und Abigail's Party (1977). 1967 arbeitete Leigh als Regieassistent bei der Royal Shakespeare Company. Insgesamt hat Leigh 22 Bühnenstücke geschrieben und inszeniert. Aber ihn frustrierte das „Flüchtige“ darin, deshalb wandte er sich verstärkt dem Filmschaffen zu, das er als das „Bleibendere“ ansah. „Im Hinblick auf die Dinge, die ich zu sagen versuche, gibt es absolut keinen Unterschied zwischen Film und Theater. Aber die Wahrheit ist, dass ich viel glücklicher bin, wenn ich Filme mache. Film ist mein natürliches Habitat.“[2]

Um als Autorenfilmer unabhängiger zu sein, gründete er 1988 zusammen mit dem Produzenten Simon Channing-Williams die Produktionsgesellschaft Thin Man Films, die sich ausschließlich um seine eigenen Filme kümmern sollte. Die beiden arbeiteten rund 20 Jahre zusammen. Seit 1991 ist Dick Pope bei Leighs Filmen für die Kameraarbeit verantwortlich.

Leigh erhielt 2004 bei den Filmfestspielen von Venedig einen Goldenen Löwen für den Film Vera Drake mit Imelda Staunton in der Hauptrolle. Für Another Year erhielt er 2010 eine Einladung in den Wettbewerb der 63. Filmfestspiele von Cannes; das Drehbuch dazu brachte ihm 2011 seine siebente Oscar-Nominierung ein.

2008 lief sein Film Happy-Go-Lucky im Wettbewerb der Berlinale. Hauptdarstellerin Sally Hawkins wurde mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.[3]

2012 war Leigh Jury-Präsident der 62. Berliner Filmfestspiele. Im Jahr 2014 wurde er auf dem Reykjavík International Film Festival mit dem Puffin Lifetime Achievement Award ausgezeichnet.[4]

Zitate Bearbeiten

  • „Ich treffe in meinen Filmen keine moralischen Urteile, ich ziehe keine Schlüsse. Ich stelle Fragen, ich beunruhige den Zuschauer, ich mache ihm ein schlechtes Gewissen, lege Bomben, aber ich liefere keine Antworten. Ich weigere mich, Antworten zu geben, denn ich kenne die Antworten nicht.“ (1993)
  • „Ich arbeite sehr eng mit jedem einzelnen Schauspieler zusammen, um eine Figur zu erschaffen. Stück für Stück entwickeln wir die ganze Geschichte dieser Figur, ihre ganze Welt mit all den Beziehungen. Auch die Zeit ist sehr wichtig, die chronologische Zeit des Lebens einer Figur, die Jahre, die sie bereits gelebt hat. Dabei geht es nicht nur um Improvisation, sondern auch um Recherche. Aber das Wichtigste ist dabei nicht, was der Schauspieler individuell macht, sondern was die Darsteller zusammen in den Beziehungen machen.“

Kinofilme Bearbeiten

 
Leigh bei der Berlinale 2012

Fernsehfilme (Auswahl) Bearbeiten

  • 1977: Kiss of Death
  • 1978: Who’s Who
  • 1983: Meantime
  • 1985: Four Days in July

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. QUEEN'S BIRTHDAY HONOURS LIST. heraldscotland.com, 12. Juni 1993, abgerufen am 31. Oktober 2014 (englisch).
  2. Susanne Ostwald: Nichts als die Wahrheit. In: Neue Zürcher Zeitung, 20. Februar 2013 (abgerufen am 20. April 2014)
  3. Offizielle Pressemitteilung (Memento des Originals vom 11. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinale.de bei berlinale.de, 2. Dezember 2012 (abgerufen am 2. Dezember 2012)
  4. Geoffrey Macnab: Mike Leigh on Mr Turner, high art and huge audiences. The Independent, 14. Oktober 2014, abgerufen am 31. Oktober 2014 (englisch).