Menahem Golan

israelischer Regisseur, Produzent (1929-2014)

Menahem Golan (hebräisch מנחם גולן; * 31. Mai 1929 in Tiberias, Völkerbundsmandat für Palästina als Menahem Globus; † 8. August 2014 in Jaffa, Israel[1]) war ein israelischer Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor.

Menahem Golan (2007)

Leben und Wirken Bearbeiten

Golan war der Sohn polnischer Immigranten.[2] Er diente im Israelischen Unabhängigkeitskrieg u. a. als Pilot[3] und wurde 1949/1950 aus den Israelischen Verteidigungsstreitkräften entlassen. Er änderte zum Zeitpunkt seines Eintritts in die Armee aus patriotischen Gründen seinen eigentlichen Familiennamen Globus in Golan, angelegt an die Golanhöhen.[4]

Er reiste im Anschluss nach Italien, von dort aus kam er über Paris nach London. Dort bekam er ein Stipendium für die London Academy of Music and Dramatic Art. Golan begann im Alter von 22 Jahren als Bühnenregisseur zu arbeiten. Er verbrachte rund drei Jahre in Großbritannien. Nach der Rückkehr nach Israel begann er Bühnenadaptionen vor allem US-amerikanischer Stücke zu inszenieren.[5]

Wenige Zeit nach seinem 30. Geburtstag zog er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort nahm er ein Studium über Film auf und belegte Veranstaltungen an der Columbia University sowie dem City College of New York. In den Jahren 1962/63 nahm Golan Kontakt zu dem Regisseur und Produzenten Roger Corman auf und war schließlich in Monte-Carlo an der Produktion von dessen Film Schnelle Autos und Affären (The Young Racers) beteiligt. Diese Zusammenarbeit bedeutete Golans erste Tätigkeit im Filmgeschäft.[6]

Noch im selben Jahr drehte Golan mit El Dorado seinen ersten eigenen Film, für den er auch als Drehbuchautor tätig war. Der Film entstand in Israel, wohin Golan zurückgekehrt war. Die Hauptrolle übernahm Chaim Topol.[7]

1965 produziert Golan mit Sallah – oder: Tausche Tochter gegen Wohnung erstmals den Film eines anderen Regisseurs. Die Regie übernahm Ephraim Kishon und der Film wurde als erste israelische Produktion überhaupt als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert.[8] Diese Produktion markierte zugleich den Beginn der langjährigen Partnerschaft mit seinem Cousin Yoram Globus. Bei den meisten der folgenden Filme von Golan arbeiteten die beiden als Produzenten zusammen. Golan und Globus gründeten Mitte der 1960er Jahre mit Noah Films eine eigene Produktionsfirma. Ab diesem Zeitpunkt begann auch die typische Arbeitsteilung der beiden. Golan war der kreative Kopf, während Globus den geschäftlichen Teil übernahm.[9]

Drei weitere Oscar-nominierte Produktionen entstanden unter ihrer Ägide in den 1970er Jahren. In dieser Zeit erhielten sie in Israel auch den Spitznamen „Go-Go-Boys“, der auf ihre schnell und auf Kosteneffizienz bedachte Produktionsweise gemüntzt war.[10] Nur wenige ihrer Filme erfuhren eine internationale Kinoauswertung.[11] Eine große Ausnahme war die legendäre, vor allem in Deutschland äußerst populäre Eis am Stiel-Filmserie, die Golan ab 1977 mit seinem Cousin produzierte und die ab Folge 3 als deutsch-israelische Kooperation hergestellt wurde.[12]

Mit Blick auf den westlichen Kinomarkt gründeten Golan und Globus zunächst die AmeriEuro Pictures Company, die sie wenig später in Golan-Globus-Productions umbenannten. Ihre erste Produktion war Der Gangsterboss von New York mit Tony Curtis in der Hauptrolle, gedreht in Hollywood 1975 unter der Regie von Golan. Weitere Filme folgten, der erhoffte Erfolg blieb aber aus.[13] Golan und Globus änderten ihre Strategie und verfolgten das Ziel, eine originär US-amerikanische Produktionsfirma zu übernehmen, die auch den eigenen Verlieh übernehmen organisieren solle.[14]

1979 übernahmen Golan und Globus schließlich die US-amerikanische die Produktionsfirma Cannon Films. Gemeinsam zählten sie zu den wichtigsten unabhängigen Filmproduzenten und drehten bis zu 40 Filme pro Jahr.[15] In diesen Jahren produzierten sie beispielsweise die Filme des Regisseurs J. Lee Thompson. Bekannt wurden auch die von ihnen betreuten Actionfilme mit Chuck Norris und Michael Dudikoff in der Hauptrolle.[16] Charles Bronson war in 12 Filmen der beiden zu sehen. Golan übernahm bei mehreren Produktionen auch selbst die Regie. Neben Actionfilmen drehte er 1980 auch das Musical Star Rock (The Apple). 1989 gingen Golan und Globus mit ihrer Firma bankrott.[17] Unter Cannons Films entstanden bis einschließlich 1994 rund 200 Produktionen verschiedenster Genres.[18] Das Geschäftsmodell von Golan und Globus basierte vor allem darauf, die internationalen Filmrechte vorab zu verkaufen, und zwar sowohl auf dem Kino- wie dem Video- und Fernsehmarkt. In einigen Fälle existierte dabei zum Zeitpunkt des Verkaufs kaum mehr als ein fiktives Filmplakat.[19]

Menahem Golan, der sich gelegentlich auch Joseph Goldman oder Frank G. Carroll nannte, trat auch ab und zu in kleinen Rollen als Schauspieler auf.

Golans Film Operation Thunderbolt über die Operation Entebbe wurde 1978 für einen Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert. 2002 überraschte er die Filmwelt mit einer eigenwilligen Adaption von Dostojewskis Schuld und Sühne, die er im Moskau der Jahrtausendwende ansiedelte. Sein festgelegtes Image als Produzent trivialer Actionfilme und Komödien verhinderte bislang eine breite Rezeption im deutschsprachigen Raum.

2003 wirkte er als Regisseur und Drehbuchautor bei dem in Bangkok gedrehten Actiondrama Final Combat. Die folgenden in Israel produzierten Musicals Days of Love (Yamim Shel Ahava) und A Dangerous Dance (Rikud Mesukan) testeten dagegen am Moviemeter neue Tiefststände aus. 2008 setzte er seinem verstorbenen Freund Ephraim Kishon mit der Komödie Marriage Agreement ein bislang wenig beachtetes Denkmal.

In den Jahren 1984 (schlechtester Film für Herkules), 1987 (schlechtester Film für Die City-Cobra) und 1988 (schlechtester Film für Harte Männer tanzen nicht) waren er und Yoram Globus jeweils für die Goldene Himbeere nominiert. 1988 waren sie beide für den Film Harte Männer tanzen nicht bei den Independent Spirit Awards nominiert.

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Als Regisseur Bearbeiten

Als Produzent Bearbeiten

Als Drehbuchautor Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Hans-Jürgen Tast: Falsche 50er. Schule, Sex und dumme Witze. Die erfolgreichen Filmserien „Eis am Stiel“ und „Porky’s“. Hildesheim 1983, ISBN 978-3-88842-016-0.
  • Martin Hentschel: Zitroneneis, Sex & Rock’n’Roll: Die deutsch-israelische Filmreihe „Eis am Stiel“ (1978–1988). Düsseldorf 2016, ISBN 978-1-5395-7872-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Menahem Golan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen Bearbeiten

  1. Hollywood Reporter: Menahem Golan dies at 85 vom 8. August 2014
  2. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, BearManor Media, Orlando, Florida 2020, S. XX.
  3. Hollywood-Produzent ist tot. spiegel.de, 9. August 2014, abgerufen am 9. August 2014
  4. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXI.
  5. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXI.
  6. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXI.
  7. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXIIf.
  8. Richard Natale: Menahem Golan, Who Headed Cannon Films, Dies at 85. variety.com, 8. August 2014, abgerufen am 9. August 2014 (ausführlicher Nachruf mit Fotos)
  9. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXIII.
  10. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXIV.
  11. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXIVf.
  12. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXV.
  13. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXVf.
  14. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XXVI.
  15. Menahem Golan ist tot. tagesspiegel.de, 9. August 2014, abgerufen am 9. August 2014
  16. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XVIII.
  17. Kult-Produzent Menahem Golan gestorben. dw.de, 9. August 2014, abgerufen am 9. August 2014
  18. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XIX.
  19. Austin Trunick: The Cannon Film Guide. Volume I: 1980-1984, S. XVIII.