Maurice Trintignant

französischer Autorennfahrer

Maurice Bienvenu Jean Paul Trintignant (* 30. Oktober 1917 in Sainte-Cécile-les-Vignes, Dep. Vaucluse; † 13. Februar 2005 in Nîmes) war ein französischer Autorennfahrer.

Maurice Trintignant
Nation: Frankreich Frankreich
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Monaco 1950
Letzter Start: Großer Preis von Italien 1964
Konstrukteure
1950–1951 Equipe Gordini • 1952 Ecurie Rosier, Gordini • 1953 Gordini • 1954 Ecurie Rosier, Ferrari • 1955 Ferrari • 1956 Vanwall, Bugatti • 1957 Ferrari • 1958 Rob Walker Racing, Scuderia Centro Sud, B.R.M. • 1959 Rob Walker Racing • 1960 Rob Walker Racing, Scuderia Centro Sud, Aston Martin • 1961 Scuderia Serenissima • 1962 Rob Walker Racing • 1963 Reg Parnell Racing, Scuderia Centro Sud • 1964 Maurice Trintignant
Statistik
WM-Bilanz: WM-Vierter (1954, 1955)
Starts Siege Poles SR
82 2 1
WM-Punkte: 72,33
Podestplätze: 10
Führungsrunden: 75 über 248,559 km

Leben Bearbeiten

Trintignant, der Sohn eines Weinbauern, hatte eine fast 30 Jahre lange Rennfahrerkarriere, die in den Vorkriegsjahren begann und sich bis in die 1960er-Jahre erstreckte.

 
Tafel mit Hand- und Fußabdrücken und Signatur von Maurice Trintignant

Trintignant begann als Mechaniker für seine älteren Brüder. Der Rennfahrertod von Louis Trintignant 1933 war ein Schock für ihn, trotzdem begann er beim Grand Prix de Pau 1938 auf Bugatti selbst mit dem Automobilsport und konnte bereits 1939 kleinere Rennen gewinnen.

Nach dem Krieg kehrte er mit seinem Bugatti, den er in einer Scheune versteckt hatte, beim Rennen im Bois de Boulogne 1945 auf die Rennstrecke zurück. Offenbar war der Wagen aber nicht gut gelagert, Rattenexkremente (französisch „les petoules“) im Tank führten zu seinem Ausscheiden und Jean-Pierre Wimille verpasste ihm daraufhin den Spitznamen „Le Petoulet“, den er humorvoll trug.

Weitere Nachkriegsrennen auf Amilcar und Delage folgten, bevor er beim Großen Preis der Schweiz 1948 einen schweren Unfall erlitt und ins Koma fiel. Der schon totgesagte Trintignant kehrte zurück und bestritt ab 1949 wieder Rennen.

In der Formel-1-Saison 1950 und 1951 bestritt er erfolglos Rennen auf Simca-Gordini, es folgten Auftritte in einem privaten Ferrari. In den Saisons 1952 und 1953 stellten sich erste Erfolge ein, zwei fünfte Plätze ließen Ferrari aufhorchen und er bekam einen Werksvertrag für 1954 und 1955. Beim Grand Prix von Monaco 1955 feierte er einen großen Sieg, auch zwei zweite Plätze (Belgien 1954 und Argentinien 1955) stehen in seiner Erfolgsbilanz. Darüber hinaus gewann er 1954 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gemeinsam mit José Froilán González.

Seine Markenzeichen waren die blaue Wollmütze auf dem Kopf sowie die Zigarette im Mundwinkel – auch im Cockpit.

1956 fuhr er für Vanwall, aber als das große Vorkriegsteam Bugatti 1956 ein Comeback in die Formel 1 wagte, wurde Trintignant freigestellt und durfte für sein Vorkriegsteam starten. Nach nur einem Rennen beim Grand Prix von Frankreich 1956 – Trintignant war nach erfolglosem Rennverlauf ausgeschieden – gab Bugatti auf, und der Franzose kehrte zu Vanwall zurück.

1957 fuhr er sporadisch für Ferrari und 1958 für Rob Walkers Cooper-Privatteam, wo er seinen zweiten Formel-1-Erfolg feiern konnte, erneut in Monaco. Von gelegentlichen Auftritten auf B.R.M., Scuderia Centro Sud und Aston Martin abgesehen, blieb er bis Ende der Saison 1960 bei Rob Walker und erreichte vier weitere Podestplätze in Formel-1-Weltmeisterschaftsläufen.

1961 sah man ihn in der Scuderia Serenissima, im nächsten Jahr kehrte er nach Rob Walker zurück, 1963 fuhr er zwei Rennen für Reg Parnell Racing und eins für Scuderia Centro Sud. Bei B.R.M. klang seine lange Karriere 1964 aus, der fünfte Platz beim Großen Preis von Deutschland 1964 war sein letztes erfolgreiches Ergebnis. Trintignant hält einen bis heute gültigen Rekord in der Formel-1-Geschichte, er war zwischen 1950 und 1964 für 14 verschiedene Teams am Start.[1]

Nach der erfolgreichen Rennfahrerlaufbahn mit insgesamt 82 Grand-Prix-Rennen wurde er Weinbauer in Vergèze (Departement Gard) und später auch Bürgermeister dieser Gemeinde. Einer seiner Weine ist noch heute als „Le Petoulet“ bekannt.

Maurice Trintignant war der Onkel des Schauspielers Jean-Louis Trintignant und der Großonkel von Marie Trintignant, die ebenfalls Schauspielerin war und durch ihren gewaltsamen Tod 2003 in die Schlagzeilen geriet.

Maurice Trintignant starb am 13. Februar 2005 im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Nîmes.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Grand-Prix-Siege Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1950 Equipe Simca Gordini Simca-Gordini T15 Simca-Gordini 1.5 L4s 2 NC
1951 Equipe Simca Gordini Simca-Gordini T15 Gordini 1.5 L4s 4 NC
1952 Equipe Gordini Gordini T15 Gordini 1.5 L4 1 2 16.
Gordini T16 Gordini 2.0 L6 4
1953 Equipe Gordini Gordini T16 Gordini 2.0 L6 8 4 12.
1954 Ecurie Rosier Ferrari 625F1 Ferrari 2.5 L4 1 17 4.
Scuderia Ferrari Ferrari 625F1 Ferrari 2.5 L4 7 1 1
1955 Scuderia Ferrari Ferrari 625F1 Ferrari 2.5 L4 3 1 1 1 11,33 4.
Ferrari 555 Supersqualo Ferrari 2.5 L4 3
1956 Vandervell Products Ltd. Vanwall VW2 Vanwall 2.5 L4 4 NC
Automobiles Bugatti Bugatti T251 Bugatti 2.5 L8 1
1957 Scuderia Ferrari Ferrari 801 Ferrari 2.5 V8 3 5 13.
1958 Rob Walker Racing Cooper T45 Climax 2.0 L4 5 1 1 12 7.
Scuderia Centro Sud Maserati 250F Maserati 2.5 L6 1
Owen Racing Organisation BRM P25 BRM 2.5 L4 1
Rob Walker Racing Cooper T43 Climax 2.0 L4 2
1959 Rob Walker Racing Cooper T51 Climax 2.5 L4 8 1 1 1 19 5.
1960 Rob Walker Racing Team Cooper T51 Climax 2.5 L4 1 1 NC
Scuderia Centro Sud Cooper T51 Maserati 2.5 L4 4
David Brown Corporation Aston Martin DBR5 Aston Martin 2.5 L6 1
1961 Scuderia Serenissima Cooper T51 Maserati 1.5 L4 5 NC
1962 Rob Walker Racing Lotus 24 Climax 1.5 V8 6 NC
1963 Reg Parnell Racing Lola Mk4A Climax 1.5 V8 1 NC
Lotus 24 Climax 1.5 V8 1
Scuderia Centro Sud BRM P57 BRM 1.5 V8 1
1964 Maurice Trintignant BRM P57 BRM 1.5 V8 4 2 16.
Gesamt 82 2 3 5 1 72,33

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1950              
DNF DNF
1951                
DNF DNF DNF DNF
1952                
DNS 5 DNF DNF 6 DNF
1953                  
7[2] 6 5 DNF DNF DNF DNF 5
1954                  
4 2 DNF 5 3 DNF 5 DNF
1955              
DNF/2/3 1 6 DNF DNF 8
1956                
DNF DNF DNF DNF DNF
1957                
5 DNF 4
1958                      
1 9 7 DNF 8 3 8 DNF DNF
1959                  
3 8 11 5 4 4 9 2
1960                    
3 DNF DNF DNF 11 15
1961                
7 DNF 13 DNF 9
1962                  
DNF 8 7 DNF DNF DNF
1963                    
DNF 8 9
1964                    
DNF 11 DNQ 5 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1950 Frankreich  Automobiles Gordini Simca-Gordini T15S Frankreich  Robert Manzon Ausfall Wasserverlust
1951 Frankreich  Équipe Gordini Gordini T15S Frankreich  Jean Behra Ausfall Motorschaden
1952 Frankreich  Ecurie Rosier Ferrari 340 America Spyder Frankreich  Louis Rosier Ausfall Kupplungsschaden
1953 Frankreich  Automobiles Gordini Gordini T16S Vereinigte Staaten 48  Harry Schell Rang 6 und Klassensieg
1954 Italien  Scuderia Ferrari Ferrari 375 Plus Argentinien  José Froilán González Gesamtsieg
1955 Italien  Scuderia Ferrari Ferrari 121LM Vereinigte Staaten 48  Harry Schell Ausfall Zylinder überhitzt
1956 Italien  Scuderia Ferrari Ferrari 625LM Spider Touring Belgien  Olivier Gendebien Rang 3
1957 Italien  Scuderia Ferrari Ferrari 250TR58 Belgien  Olivier Gendebien Ausfall Motorschaden
1958 Vereinigtes Konigreich  David Brown Racing Dept. Aston Martin DBR1/300 Vereinigtes Konigreich  Tony Brooks Ausfall Getriebeschaden
1959 Vereinigtes Konigreich  David Brown Racing Dept. Aston Martin DBR1/300 Belgien  Paul Frère Rang 2
1960 Deutschland  Porsche KG Porsche 718/4 Deutschland  Hans Herrmann Ausfall Zündung
1961 Italien  Scuderia Serenissima Ferrari 250 GT SWB Italien  Carlo-Maria Abate Ausfall Getriebeschaden
1962 Frankreich  Maserati France Maserati Tipo 151 Belgien  Lucien Bianchi Ausfall Aufhängung
1964 Frankreich  Maserati France Maserati Tipo 151 Frankreich  André Simon Ausfall Elektrik
1965 Frankreich  Ford France S. A. Ford GT40 Roadster Frankreich  Guy Ligier Ausfall Getriebeschaden

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1957 Italien  Ferrari Factory Ferrari 315 Sport Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Rang 6

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1953 Gordini Gordini T16S Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Belgien  SPA Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
6
1954 Louis Rosier
Scuderia Ferrari
Ferrari 375 Plus
Ferrari 750 Monza
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
7 1 1
1955 Scuderia Ferrari Ferrari 118LM
Ferrari 121LM
Ferrari 857S
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Italien  TAR
DNF DNF 8
1956 Renault
Scuderia Ferrari
Renault Dauphine
Ferrari 290MM
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Schweden  KRI
105 DNF 1
1957 Scuderia Ferrari Ferrari 315S
Ferrari 250TR
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Schweden  KRI Venezuela  CAR
6 3 DNF DNF 4
1958 Aston Martin Ferrari 250 GT
Aston Marton DBE1/300
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
8 DNF
1959 Aston Martin Aston Martin DBR1/300 Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
2 4
1960 Porsche Porsche 718 RSK Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM
7 4 DNF
1961 Scuderia Serenissima Maserati Tipo 63 Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PES
4 23 DNF
1962 Maserati France Maserati Tipo 151 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  MAI Italien  TAR Deutschland  BER Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Frankreich  TAV Italien  CCA Vereinigtes Konigreich  RTT Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
DNF
1964 Maserati France
Johnny Simone
Ford France
Maserati Tipo 151
Shelby Daytona
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Italien  MON Belgien  SPA Italien  CON Deutschland  NÜR Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
DNF DNF DNF DNF
1965 Ford France Ford GT40 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  BOL Italien  MON Italien  MON Vereinigtes Konigreich  RTT Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Italien  MUG Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Italien  BOZ Deutschland  FRE Italien  CCE Schweiz  OVI Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI
DNF DNF

Weblinks Bearbeiten

Commons: Maurice Trintignant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. kicker Sonderheft 2015
  2. Nach 50 Runden gab sein Auto Harry Schell