Matthias Bernhard Braun

österreichischer Bildhauer des Barock in Böhmen

Matthias Bernhard Braun (tschechisch: Matyáš Bernard Braun) (* 25. Februar 1684 in Sautens in Tirol; † 16. Februar 1738 in Prag) war einer der bedeutendsten Bildhauer des Barock in Böhmen.

Dreifaltigkeitssäule in Teplice
Figuren von Matthias Bernhard Braun im Garten des Schlosses von Nové Město nad Metují
Figur von Matthias Bernhard Braun im Garten des Schlosses von Nové Město nad Metují

Kindheit und Wanderschaft Bearbeiten

Matthias Bernhard Braun entstammte einer künstlerischen Familie; sein Talent wurde früh erkannt. Schon als Junge lernte er die Arbeiten des Bildhauers und Holzschnitzers Andreas Thamasch kennen, der seine Werkstatt in dem nahe liegenden Stams hatte und die bekannte Kalvariengruppe über der Fürstengruft des Stiftes Stams geschaffen hat. Von 1700 bis 1704 unternahm er – vermutlich mit Unterstützung des Stamser Abtes Edmund Zoz – eine Wanderschaft nach Italien. In Venedig, Verona, Florenz und Rom hatte er Gelegenheit, die Werke der Meister der Renaissance und der barocken Bildhauerkunst kennenzulernen. Besonders die Arbeiten Michelangelos sollen ihn inspiriert haben. Weitere vier Jahre verbrachte er anschließend auf einer Wanderschaft durch Österreich und Böhmen und begegnete in Dresden dem Hofbildhauer Balthasar Permoser, der zu den berühmtesten Barockbildhauern nördlich der Alpen zählte. 1710 ließ sich Braun in Prag nieder.

Erfolg und Aufstieg Bearbeiten

Schon im Jahr seiner Ankunft in Prag schuf Braun die Statue der hl. Luitgard für die Prager Karlsbrücke, die in ihrer bewegten Gestaltung ganz dem Stil der Zeit entsprach und ihn mit einem Schlag bekannt machte. Es folgten große Aufträge von kirchlichen Institutionen, Ordensgemeinschaften und Adelsfamilien.

Braun schuf zahlreiche Heiligenfiguren und Figurengruppen für Kirchen sowie Skulpturen für Paläste und Gartenanlagen, häufig in Zusammenarbeit mit den bekannten Künstlern Peter Johann Brandl, Franz Maximilian Kaňka und Wenzel Lorenz Reiner.

Sein größter Förderer war der vermögende Graf Franz Anton von Sporck, ein Kritiker der Jesuiten und Verfechter der Frühaufklärung in Böhmen, den Braun schon auf seiner Wanderschaft in Bozen kennengelernt hatte. Nachdem Braun für das Schloss in Lissa an der Elbe mehrere Skulpturen geschaffen hatte, beauftragte ihn Sporck auch mit der bildhauerischen Ausgestaltung seines neuen Landsitzes Kukus, den Braun mit vielen allegorischen Skulpturen schmückte. In dem unweit gelegenen Neuwald (Nový les) schuf er aus mehreren aus dem Boden des Waldes herausragenden Sandsteinblöcken große Skulpturen, geleitet von dem Wunsch, gestaltend in die Landschaft einzugreifen. Zu dem Skulpturenpark gehört auch die Darstellung einer Krippe, von der das Gebiet die Bezeichnung „Bethlehem“ (Betlém) bekam. Kuks und seine Umgebung wurden durch Brauns Werke zu einem Zentrum der barocken Plastik in Böhmen.

Ehe und Familie Bearbeiten

1711 erwarb Braun das böhmische Bürgerrecht und heiratete 1717 Elisabeth Myselius. Das Paar bekam fünf Kinder. Durch die große Nachfrage nach seinen Werken erreichte er einen ansehnlichen Besitz. Seine letzte Ruhestätte fand er in der St.-Stephans-Kirche in Prag. Die Bildhauerwerkstatt wurde von seinem Neffen Anton Braun weitergeführt.

Werke in Prag Bearbeiten

Statuen auf der Karlsbrücke Bearbeiten

Palais Bearbeiten

  • Clam-Gallas: Ausschmückung des Treppenhauses, Portal-Atlanten sowie Götterstatuen auf der Attika (die Originale befinden sich in der Nationalgalerie)
  • Czernin: Skulpturen im Treppenhaus
  • Thun-Hohenstein: zwei Adler schmücken das Portal
  • Vrtba: Skulpturen des Terrassengartens
  • Großprioratspalais: Fassade und Treppenhaus

Sonstige Bearbeiten

  • Clementinum: Statuen der Kirchenväter und Evangelisten, Kanzel, Beichtstuhl und Seitenaltäre in der St.-Klemens-Kirche (1716–1721)
  • Villa Amerika: Steinskulpturen der vier Jahreszeiten im Garten der Villa
  • Jungmann-Platz: Boreas entführt die Nymphe Oreithyia (auch: Die Zeit entführt die Schönheit); Original aus Sandstein im Schloß Dux durch Vandalen schwer beschädigt, deswegen ab 1985 im Depot, nicht öffentlich zugänglich.[1] In Prag steht vor dem Hofeingang der Kirche Maria Schnee die getreue (unbeschädigte) Replik aus Kunststein, geschaffen vom Prager Bildhauer František Pašek (* 1922)[2]

Werke in und um Kuks Bearbeiten

 
Büste aus Jaroměř
  • Allegorie der 8 Seligpreisungen (1713)
  • Engel des seligen und des unseligen Todes
  • 12 Laster und 12 Tugenden (1718–1719)
  • Allegorie der Religion (1719)
  • Allegorie der Gerechtigkeit und Wahrheit (1720)
  • Neuwald (Nový les): Biblische Szenen aus Sandsteinfelsen im Skulpturenpark Betlehem (Betlém) (1722–1732)
  • Stangendorf bei Kuks (Stanovice): Bildhauerische Ausgestaltung der Dreifaltigkeitskapelle (1720)

Werke in anderen Orten Bearbeiten

  • Altbunzlau: Statuengruppe in der St.-Wenzel-Basilika; Hochaltar der Mariä-Himmelfahrt-Kirche (zusammen mit F. M. Kaňka)
  • Beneschau: Statuen der Hll. Adalbert und Prokop in der Pfarrkirche St. Nikolaus
  • Dux: Plastiken und Vasen vor dem Ehrenhof des Schlosses
  • Hertin: Statue König Davids
  • Hlavenec: Monumentaldenkmal für Kaiser Karl VI.
  • Hořovice: Plastiken im Schlosspark
  • Jaroměř: Mariensäule
  • Kladrau: Altarplastiken und Skulpturen der Kirchenväter und Ordensheiligen in der Marienkirche, Skulpturen im Refektorium, darunter die Figur des Reichsgrafen Franz Anton Sporck.
  • Konopischt: Statuen der Bellona und des Mars am Schlosstor
  • (Libčan): Grabmal des Erlösers auf dem Hochaltar sowie Grabmal des Grafen Peter Straka von Nedabylice in der Kirche Mariä Himmelfahrt
  • Liběchov: Perseus-Skulptur im Schlosspark
  • Litomischel: Rosslenker-Skulptur beim Marstall (1725)
  • Lysá nad Labem: Skulpturen für Schloss und Garten
  • Neustadt an der Mettau: 24 Gartenzwerge im Schlosspark. (Die Zwerge waren ursprünglich für Schloss Kuks vorgesehen.)
  • Teplitz: Dreifaltigkeitssäule auf dem Schlossplatz (1718)
  • Trautenau: Nepomuk-Statue und Figurengruppe Hl. Familie
  • Waltsch (Valeč): Dreifaltigkeitssäule vor der Kirche und 32 Skulpturen im Schlosspark
  • Zittolib (Citoliby): Bildhauerische Ausgestaltung der St.-Jakobs-Kirche (1715) und des Schlosses (1718)

Trivia Bearbeiten

Am 23. Mai 2000 wurde der Asteroid (6768) Mathiasbraun nach ihm benannt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laut Auskunft des Verwalters des Depots von Schloss Duchcov [1] Ladislav Nepožitek (abgerufen am 31. Oktober 2019). Bis 1985 stand die Skulptur in einer Nische der Stirnwand der Terrassentreppe.
  2. Pavel Karous et al.: František Pašek. In: Vetřelci a volavky (Aliens und Reiher). Pavel Karous, abgerufen am 31. Oktober 2019.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Matthias Bernhard Braun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien