Marlee Matlin

US-amerikanische Schauspielerin

Marlee Beth Matlin (* 24. August 1965 in Morton Grove, Illinois) ist eine US-amerikanische Schauspielerin. Der Gehörlosen wurde 1987 der Oscar als beste Hauptdarstellerin in Gottes vergessene Kinder verliehen.

Marlee Matlin (2009)

Leben Bearbeiten

Marlee Matlin ist seit ihrer frühen Kindheit nahezu vollständig gehörlos,[1] als einziges Mitglied ihrer Familie. Matlin und ihre beiden älteren Brüder, Eric und Marc, wurden im liberalen jüdischen Glauben erzogen. Die Wurzeln ihrer Familie waren ursprünglich in Polen und Russland.[2] Matlin besuchte die Synagoge für Gehörlose (Congregation Bene Shalom) und konnte, nachdem sie die Aussprache des Hebräischen gelernt hatte, ihren Teil der Tora für ihre Bat Mitzwa auswendig lernen.

Sie machte ihren Abschluss an der John Hersey High School in Arlington Heights und besuchte das Harper College in Palatine, Illinois. In ihrer Autobiografie I’ll Scream Later beschreibt sie zwei Missbrauchsfälle aus ihrer Kindheit und Jugend: einmal von einem Babysitter im Alter von 11 Jahren und einmal von einem Lehrer in der High School.

Ursprünglich hatte sie eine Laufbahn in der Strafjustiz im Sinn. Letztlich beschritt sie jedoch den Weg der Schauspielerei. Bereits als 7-Jährige spielte sie in einem Kindertheater die Dorothy in Der Zauberer von Oz und danach an gleicher Stelle weitere Rollen. Dort entdeckte sie der amerikanische Schauspieler und Produzent Henry Winkler. Für ihr Filmdebüt als Sarah Norman in Gottes vergessene Kinder erhielt sie 1987 den Golden Globe und den Oscar mit 21 Jahren als bis dahin jüngste Beste Hauptdarstellerin – und als erste gehörlose Schauspielerin überhaupt.

Zwischen 1991 und 1993 wirkte Marlee Matlin in der Krimiserie Die Staatsanwältin und der Cop (Reasonable Doubts) als Staatsanwältin Tess Kaufmann mit. Die Serie wurde über zwei Staffeln im deutschen Fernsehen bei VOX ausgestrahlt. Matlin wurde dafür zweimal für einen Golden Globe nominiert. 1993 übernahm Matlin die Rolle der tanzenden Diebin Laurie Bey in Picket Fences – Tatort Gartenzaun, die zunächst nur eine kurze Gastrolle in der 2. Staffel der Serie darstellte, jedoch im Laufe der 3. Staffel zur festen Rolle ausgebaut wurde. 2004 spielte sie die Hauptrolle der Amanda in What the Bleep do we (k)now!? Matlin spielte in Staffel fünf der Serie Seinfeld in der Folge 6 Lippenlesen eine gehörlose Linienrichterin, die mit dem Protagonisten ausgeht. In der Serie My Name Is Earl spielt Matlin in der 2. Staffel Joys Anwältin.

Matlin ist seit 1983 mit Jennifer Beals befreundet. Als Matlin die Rolle der Jodi Lerner in der Lesbenserie The L Word – Wenn Frauen Frauen lieben angeboten wurde, wollte sie zunächst ablehnen, da sie die neue Freundin von Beals Figur Bette Porter spielen sollte und sich vor intimen Szenen mit ihrer Freundin scheute. Nach einem Gespräch mit Beals nahm sie die Rolle schließlich an.

In der Episode The Blind Side der zehnten Staffel der US-amerikanischen Zeichentrickserie Family Guy, welche erstmals am 15. Januar 2012 auf Fox ausgestrahlt wurde, lieh Marlee Matlin einer ebenfalls gehörlosen Figur („Stella“) ihre Stimme.

2016 übersetzte sie beim Super Bowl 50 die von Lady Gaga gesungene Nationalhymne der Vereinigten Staaten in die American Sign Language.

Privatleben Bearbeiten

Mitte der 1980er-Jahre lebte Matlin mit dem Schauspielkollegen William Hurt zusammen, den sie in ihrer 2009 erschienenen Autobiografie I’ll Scream Later der Gewalttätigkeit ihr gegenüber bezichtigte. Hurt entschuldigte sich daraufhin auch öffentlich.[3] Am 29. August 1993 heiratete sie den Polizeioffizier Kevin Grandalski.[4] Das Ehepaar hat vier Kinder: Sarah (1996), Brandon (2000), Tyler (2002) und Isabelle (2003).[5] Sie veröffentlichte 2002 das Kinderbuch Deaf Child Crossing.[6]

Aktivitäten Bearbeiten

Marlee Matlin engagiert sich aktiv in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen, wie zum Beispiel bei den Easterseals, bei Stiftungen, die sich um die Unterstützung aidskranker Kinder kümmern, und beim Amerikanischen Roten Kreuz.[7] Sie macht sich außerdem stark für die Rechte Gehörloser; zum Beispiel nimmt sie nur Rollen an, wenn die Produzenten zusagen, die entsprechenden Filme zu untertiteln und die kommunikativen Präferenzen sowohl der hörenden als auch der gehörlosen Schauspieler zu respektieren. Zur Unterstützung der Einrichtung eines nationalen Instituts für Gehörlosigkeit und andere Kommunikationsstörungen (National Institute on Deafness and Other Communication Disorders) sprach sie vor dem zuständigen Senatsausschuss.

Matlin ist auch für das jüdische Leben im Amerika aktiv, so ist sie zum Beispiel in einem Werbespot der ersten nationalen Werbekampagne zur Unterstützung von Spenden an Jüdische Organisationen aufgetreten.[8] Außerdem ist sie lebenslanges Mitglied in der Hadassah Women’s Zionist Organisation of America[9].

Am 26. Juli 2010 gebärdete Matlin eine Rede bei einer Veranstaltung zum 20. Jubiläum des Americans with Disabilities Act.[10] Im darauffolgenden Jahr war Matlin im Finale der NBC-Show The Celebrity Apprentice, bei der sie angetreten war, um Geld für die Stiftung The Starkey Hearing Foundation zu gewinnen. Sie wurde zweite.

Seit 2015 ist Matlin Botschafterin der American Civil Liberties Union (ACLU) und setzt sich für Behindertenrechte ein. Als Botschafterin möchte sie den Graben zwischen Rechtsdurchsetzung und Gehörlosengemeinschaft überbrücken, indem sie die Kommunikationsbarrieren zwischen Gehörlosen und der Polizei anspricht.[11]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

 
Marlee Matlin (1989)

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

 
Stern auf dem
Hollywood Walk of Fame

Weblinks Bearbeiten

Commons: Marlee Matlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Marlene Matlin: I’ll scream later. Simon and Schuster, 2009, ISBN 978-1-4391-1763-7, S. 21–22 (In ihrer Autobiographie vermutet sie eine genetische Ursache für den Gehörverlust im Alter von 18 Monaten.).
  2. Matlin, Marlee: I’ll Scream Later. Simon and Schuster, 2009, ISBN 978-1-4391-1763-7.
  3. Oscar-winning actor William Hurt dies aged 71. 14. März 2022, abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
  4. Weddings of the Year. In: People. 42. Jahrgang, Nr. 4, 25. Juli 1994 (people.com).
  5. Monica Rizzo: At Home with Marlee Matlin. In: People. 28. März 2008, archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 18. Dezember 2011.
  6. Marlee Matlin: „Deaf Child Crossing“. In: marleematlin.net. 8. Juni 2018, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  7. Voices Inc.com: Marlee Matlin, The Gift of Silence: A Conversation with Marlee Matlin. In: web.archive.org. 7. April 2007, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  8. Film and Television Celebrities Promote Jewish Federations in First-Ever National Television Advertising Campaign – Jewish Stars Promote Federations' Initiatives and Mission. In: Wayback Machine. Jewish Federations of North America, 2. August 2004, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  9. Samantha Pickette: Marlee Matlin. In: Jewish Women's Archive. Jewish Women's Archive, 8. Juni 2022, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  10. 20th Anniversary of the Americans with Disabilities Act. In: obamawhitehouse.archives.gov. 26. Juni 2010, abgerufen am 26. Juni 2022 (englisch).
  11. Marlee Matlin On Deaf And Police Interaction. In: ACLU. ACLU, 23. April 2014, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).