Marie-Jeanne Bécu, comtesse du Barry

edle Französin durch Heirat, letzte Mätresse Ludwigs XV. (von 1768 bis 1774)

Marie Jeanne, comtesse du Barry (* 19. August 1743 in Vaucouleurs, Lothringen; † 8. Dezember 1793 in Paris; gebürtige Marie Jeanne Bécu) war eine Mätresse des französischen Königs Ludwig XV.

Madame du Barry, gemalt 1782 von Élisabeth Vigée-Lebrun
Madame du Barry, gemalt 1781 von Élisabeth Vigée-Lebrun

Leben Bearbeiten

Marie-Jeanne Bécu kam aus ärmlichen Verhältnissen. Sie war die uneheliche Tochter der Näherin Anne Bécu und – vermutlich – des Franziskaners Jean Baptiste Casimir Gomard de Vaubernier. Als sie nach Paris kam, arbeitete sie zunächst in dem Modehaus Labille und später als Kurtisane. Unter dem Namen Mademoiselle Lange arbeitete sie im Etablissement von Madame Gourdan. Sie fiel dem Grafen Jean-Baptiste du Barry[1] auf, der plante, die 18-Jährige dem König als Mätresse zu vermitteln, um seinen eigenen Einfluss am Hof zu vergrößern. Um sie hoffähig zu machen, fälschte er ihre Geburtsurkunde und verheiratete sie am 1. September 1768 mit seinem Bruder Guillaume du Barry (1732–1811), um ihre Herkunft zu vertuschen. Am 22. April 1769 wurde sie als nunmehr Adlige am Hof eingeführt.[2]

Bald konnte sie den alternden König Ludwig XV. mit ihrer von zahlreichen Zeitgenossen gerühmten Schönheit, ihrem Charme und ihrer Jugendlichkeit erobern. Sie bekam von ihm eigene Wohnräume im Schloss Versailles sowie den früheren Pavillon des Eaux im nahegelegenen Louveciennes[3] zur Verfügung gestellt. Neben großzügigen Subsides erhielt sie vom König Geschenke in Form von Juwelen. In ihrem Besitz befanden sich bedeutende Gemälde wie La Marchande d’Amours von Joseph-Marie Vien und Charles Ier à la chasse von Anthonis van Dyck.

Nach der bürgerlichen Mätresse Pompadour war die du Barry ein neuer, noch größerer Skandal am Hof. Sie wurde ihrer Herkunft wegen von vielen Höflingen angegriffen. Zu ihren größten Gegnern zählten der Herzog Étienne-François de Choiseul, der damalige Finanzminister, und dessen Schwester, die sich selbst Hoffnungen auf ein enges Verhältnis zu Ludwig XV. gemacht hatte. Die Ablehnung und die Ränkespiele machten der Gräfin sehr zu schaffen, war sie doch als ein sehr großzügiger und warmherziger Mensch bekannt. Personen, die ihr mit Freundlichkeit begegneten, konnten jederzeit auf ihre Freundschaft und Unterstützung zählen.[4]

 
Fest in Louveciennes, welches am 2. September 1771 gegeben wurde (Gemälde von Jean-Michel Moreau)

Der Einfluss Madame du Barrys am Hof von Frankreich beschränkte sich – im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Madame de Pompadour – mehr oder weniger auf persönliche Intrigen. Sie war maßgeblich am Sturz des Herzogs von Choiseul beteiligt. Der sonst als geizig geltende Richelieu schenkte ihr 1773 den Sklaven Louis-Benoit Zamor, den sie als ihren Pagen arbeiten ließ[5]. Bei den Hochzeitsfeierlichkeiten von Ludwig XVI. und Marie Antoinette nahm sie gegen den Widerstand des Hofes an der Seite des Königs teil. Doch auch das Thronfolgerpaar lehnte die Mätresse von Anfang an ab.

Auf seinem Sterbebett verfügte der König 1774, sie in ein Kloster zu verbannen. Diese Entscheidung traf er wahrscheinlich auf Druck seines Beichtvaters und aus Sorge um sein Seelenheil, obwohl ihn Madame du Barry bis zuletzt aufopfernd gepflegt hatte, das Risiko einer Pocken-Ansteckung ignorierend. Sein Nachfolger Ludwig XVI. kam dem Befehl nach. Die Gräfin wurde in die Abtei Pont-aux-Dames in Couilly gebracht, wo sie mehr als ein Jahr lebte, bevor sie im Oktober 1775 in ihr Haus in Saint-Vrain (Essonne) umziehen durfte. 1776 kehrte sie auf königlichen Befehl wieder in ihr Schloss in Louveciennes bei Versailles zurück.

 
Château de Madame du Barry, Louveciennes

Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde im Januar 1791 ihr Schloss ausgeraubt. Da die Juwelen des Königs ihren größten Besitz darstellten, ließ sie in ganz Europa danach suchen. Auf einer Reise nach England, während der sie sich auch für viele französische Emigranten einsetzte, erfuhr sie von der Hinrichtung Ludwigs XVI. Obwohl kurz zuvor auch ihr neuer Geliebter, Louis Hercule Timoléon de Cossé, Herzog von Brissac, ermordet worden war, dachte sie, die Situation in Frankreich sei für sie persönlich ungefährlich und kehrte im März 1793 nach Paris zurück. Im September 1793 wurde sie verhaftet, als Informant galt unter anderen ihr ehemaliger Page Zamor. Sie wurde vor ein Revolutionstribunal gestellt und wegen Unterstützung der Konterrevolution, Kontakten zu Emigrierten und Verschwendung öffentlichen Eigentums angeklagt. Öffentlicher Ankläger war Antoine Quentin Fouquier-Tinville. Sein Plädoyer für die Todesstrafe begründete Fouquier-Tinville damit, dass nach „der Frau des letzten französischen Tyrannen […] nun auch das Urteil über die Geliebte seines schändlichen Vorgängers“ gesprochen werden müsse. Sowohl die Königin als auch die du Barry seien „schändliche Verschwörerinnen“, für die „die Freiheit des Volkes ein Verbrechen gewesen“ sei. Diesen Ausführungen schlossen sich die Geschworenen an und verurteilten sie zum Tod durch die Guillotine.[6] Um ihr Leben zu retten, verriet die Gräfin, wo sie zu Beginn der Revolution Wertgegenstände verstecken ließ, und nannte die Namen von weiteren Personen, die später ebenfalls verhaftet und zum Tode verurteilt wurden.

 
Der Pavillon de Musique beim Château de Madame du Barry

Marie-Jeanne du Barry wurde am 8. Dezember 1793 im Alter von 50 Jahren auf der Place de la Révolution durch die Guillotine hingerichtet. Im Gegensatz zu der Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes verlief ihre Hinrichtung ungewöhnlich demütigend. Da sich die Gräfin bis zuletzt mit allen Mitteln gegen dieses Schicksal wehrte, kam es unmittelbar vor der Vollstreckung des Todesurteils mehrfach zu Gewaltanwendung durch den Henker Charles Henri Sanson und dessen Knechte.[7]

Die Comtesse du Barry in Kunst und Literatur Bearbeiten

 
Madame du Barry mit ihrem Sklaven Zamor, gemalt von Auguste de Creuse

Zahlreiche Künstler fühlten sich vom Leben der Madame du Barry inspiriert und verewigten sie in ihren Romanen, Gemälden, Filmen und Musiken.

Literatur Bearbeiten

  • Gräfin Du Barry: Originalbriefe der Frau Gräfin du Barry. Jacques Hegner, 1905.
  • Walter Heichen: Gräfin Dubarry. Aufstieg, Macht und Ende, nach ihren Briefen an Marquis von B. Berlin, o. J.
  • E. und J. de Goncourt: Madam Dubarry, ein Lebensbild. Paul Franke, Berlin, o. J.
  • Stanley Loomis: Die Dubarry. München 1960.
  • Gaby von Schönthan: Die Geliebte des Königs. Der Lebensroman der Gräfin Dubarry. Mosaik, Hamburg 1963, DNB 454451121.
  • Rene Duc de Castries: Madame du Barry. Paris 1967.
  • Walther Skaupy, Große Prozesse der Weltgeschichte, Die Dubarry und Antoine Laurent Lavoisier vor dem französischen Revolutionstribunal, Magnus Verlag, Essen, S. 63 ff.
  • Joan Haslip: Madame Dubarry. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994, ISBN 3-462-02336-5.
  • Helga Thomas: Madame, meine teure Geliebte … Die Mätressen der französischen Könige. Piper, 1998.
  • Thomas Kuster, Jeanne Bécu: Comtesse Dubarry. In: Aufstieg und Fall der Mätresse im Europa des 18. Jahrhunderts. Eine Darstellung anhand ausgewählter Persönlichkeiten. Phil. Dipl. Innsbruck 2001.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Madame du Barry – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genealogie des Jean-Baptiste du Barry
  2. Helga Thoma: Madame, meine teure Geliebte …; München 1998, S. 189
  3. Der Pavillon des Eaux, chemin de la Machine, Louveciennes, wurde ursprünglich auf Anordnung von König Ludwig XIV. für Arnold de Ville erbaut, den Chefingenieur der Maschine von Marly, und später von Madame du Barry zu einem kleinen Schloss ausgebaut. Das heute als Château de Madame du Barry bezeichnete Anwesen steht in Privatbesitz.
  4. Helga Thoma: Madame, meine teure Geliebte …; München 1998, 198
  5. Baron Etienne Leon Lamothe-Langon, Memoirs of the Comtesse Du Barry with minute Details of her entire Career as Favorite of Louis XV written by herself”, Kapitel 23. https://www.gutenberg.org/files/2563/2563-h/2563-h.htm#link2HCH0023
  6. Helga Thoma: Madame, meine teure Geliebte …; München 1998, 216
  7. Helga Thoma: Madame, meine teure Geliebte …; München 1998, 217f.