Malte Spitz

deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen)

Malte Spitz (* 14. April 1984 in Telgte) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Bürgerrechtler. Spitz war von 2004 bis 2006 politischer Bundesgeschäftsführer der Grünen Jugend und war 2006 bis 2013 Beisitzer im Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen und von 2013 bis 2022 im Parteirat von Bündnis 90/Die Grünen. Von Juni 2014 bis Mai 2016 war er Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen. Er ist Mitgründer und Generalsekretär[1] der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Seit Mai 2022 ist er Mitglied im Nationalen Normenkontrollrat.

Malte Spitz, 2023

Leben Bearbeiten

Eigenen Angaben zufolge[2] machte er 2000 zunächst seinen Realschulabschluss, besuchte dann ein Jahr als Austauschschüler eine High School in Tomball (Texas) und absolvierte nach seiner Rückkehr das Abitur am Collegium Johanneum. 2003 zog er nach Berlin und begann ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität.

Parteiämter Bearbeiten

Spitz trat 2001 in die Grüne Jugend und Bündnis 90/Die Grünen ein. Von Mai 2004 bis November 2006 war er politischer Bundesgeschäftsführer der Grünen Jugend. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz am 2. Dezember 2006 in Köln wurde er (damals erst 22 Jahre alt) als Beisitzer in den Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen gewählt, er setzte sich gegen den heutigen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Kampfkandidatur durch.[3][4] Im November 2008 wurde er auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Erfurt in einer Kampfabstimmung gegen Melanie Schnatsmeyer mit 66,4 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.[5] Im November 2010 auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Freiburg mit 53,9 Prozent gegen Stephan Schilling, ehemaliger Sprecher der Grünen Jugend.[6] Bei seiner dritten Wiederwahl im November 2012 in Hannover votierten 84 Prozent der Parteitagsdelegierten für Spitz.[7]

Nach der für Bündnis 90/Die Grünen verlorenen Bundestagswahl 2013 gab Spitz bekannt, dass er nicht mehr für den Bundesvorstand kandidieren wolle.[8][9] Zwischendurch wurde er als Nachfolger von Steffi Lemke als Bundesgeschäftsführer gehandelt.[10][9] Spitz kündigte aber an, auf diese Kandidatur zu verzichten, um künftig mehr Zeit für Familie und Studium zu haben.[8][9] Stattdessen kandidierte er fünf Mal in Folge erfolgreich für den Parteirat.[11]

Auf dem Landesparteitag in Siegburg am 14./15. Juni 2014 wurde Spitz als Mitglied in den Vorstand des nordrhein-westfälischen Landesverbandes gewählt.[12]

Spitz ist Mitverfasser des Grünen Männermanifestes.[13]

Spitz leitete für Bündnis 90/Die Grünen die Koalitionsverhandlungen 2021 im Bereich Digitale Innovationen und digitale Infrastruktur.

Netzpolitik und Bürgerrechte Bearbeiten

Spitz hat seit 2005 das Fairsharing-Netzwerk zur Einführung einer Kulturflatrate mit aufgebaut und war auch einer dessen Sprecher.[14] Im April 2010 gründete er in Protest gegen die Datenschutzpolitik von Facebook die Gruppe Facebook Privacy Control - NOW! die parteiübergreifend über 75.000 Unterstützer fand.[15] Er ist zudem Gründer der Initiative „Pro Netzneutralität“ die sich für eine gesetzliche Verankerung der Netzneutralität ausspricht.[16]

Im Sommer 2009 hat er den Mobilfunkbetreiber T-Mobile auf Herausgabe seiner Vorratsdaten verklagt und die Daten im Februar 2011 der Zeit zur Verfügung gestellt.[17] Die Veröffentlichung der Vorratsdaten wurde mit dem Grimme Online Award 2011 des Grimme-Institut in der Kategorie Spezial ausgezeichnet.[18] Zudem gab es im Jahr 2011 für die Visualisierung der Vorratsdaten von Malte Spitz auch einen LeadAward in Gold der Lead-Academy als „Webspecial des Jahres“[19], so wie einen „Online Journalism Award“ in der Kategorie „Outstanding Informational Graphic or Data Visualization, Professional“.[20] Diese Veröffentlichung sowie ein Vortrag von Spitz auf der TED Global 2012[21] zu diesem Thema fand eine breite, über mehrere Jahre hinweg andauernde internationale Medienresonanz.[22][23][24][25][26][27][28][29][30] Spitz veröffentlichte mehrere Gastbeiträge zu netzpolitischen Themen in renommierten deutsch- und englischsprachigen Medien.[31][32][33][34][35][36]

Spitz gehört zu den Initiatoren der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde.

Er ist Generalsekretär der Gesellschaft für Freiheitsrechte, die sich mit strategischen Klagen für Grund- und Menschenrechte einsetzt.

Im Mai 2022 wurde Spitz von Bundespräsident Steinmeier für fünf Jahre als Mitglied des Nationalen Normenkontrollrates ernannt.[37]

Publikationen Bearbeiten

Kandidaturen Bearbeiten

Spitz war Kandidat im Wahlkreis Unna I für Bündnis 90/Die Grünen für die Bundestagswahl 2013 und steht auf Platz 16 der Landesliste in Nordrhein-Westfalen.[38][39][40][41] Im Wahlkreis erreicht er mit 5,6 % der Erststimmen hinter den Kandidaten von SPD und CDU das drittbeste Ergebnis.[42] Da der Landesverband Nordrhein-Westfalen von Bündnis 90/Die Grünen nur 13 Landeslistenmandate erzielte, reichte ihm der 16. Platz auf der Landesliste nicht zum Einzug in den Bundestag.[43]

Privates Bearbeiten

Spitz stottert. Er lebt in Berlin und ist mit der Grünen-Politikerin Silke Gebel verheiratet.[44]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Malte Spitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heinrich Wefing: "Wir betreten Neuland". In: Die Zeit. Die Zeit, 10. November 2016, abgerufen am 9. Februar 2022.
  2. https://www.malte-spitz.de/malte/lebenslauf/
  3. Dämpfer für Grünen-Spitze. In: Der Tagesspiegel. 2. Dezember 2006, abgerufen am 9. Februar 2022.
  4. http://www.beucker.de/2006/tk06-12-04.htm
  5. http://www.gruene-thueringen.de/cms/default/dok/257/257619.28_bundesdelegiertenkonferenz_in_erfurt.htm@1@2Vorlage:Toter Link/www.gruene-thueringen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. http://twitter.com/die_gruenen
  7. Jetzt wird gemeinsam gerockt. Bündnis 90/Die Grünen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. November 2012; abgerufen am 18. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gruene.de
  8. a b Malte Spitze: Persönliche Erklärung, vom 3. Oktober 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  9. a b c Christoph Hickmann: Malte Spitz zieht sich zurück, Süddeutsche.de vom 4. Oktober 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  10. Nutznießer des Wahldebakels, neues deutschland vom 1. Oktober 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  11. Mitglieder von Bundesvorstand und Parteirat der Grünen. Greenpeace Magazin, 19. Oktober 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Oktober 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.greenpeace-magazin.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. B’90/Grüne NRW: Stadt, Land, GRÜN. Erfolgreicher Parteitag in Siegburg, zuletzt abgerufen am 16. Juni 2014.
  13. Malte Spitz: Nicht länger Machos sein müssen!, abgerufen am 6. Dezember 2018
  14. Frank Patalong: Neues Urheberrecht: Was ist erlaubt? Was ist verboten? In: Spiegel Online. 23. März 2006, abgerufen am 9. Juni 2018.
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/www.handelsblatt.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: handelsblatt.com;2559135
  16. Holger Bleich: Initiative "Pro Netzneutralität" gegründet. In: heise.de. 11. August 2010, abgerufen am 3. Februar 2024.
  17. Vorratsdaten: Sechs Monate im Leben des Malte Spitz bei heise online
  18. (Memento des Originals vom 25. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grimme-institut.de
  19. http://leadacademy.de/2011/preistraeger.html
  20. http://journalists.org/2011/09/25/2011-online-journalism-award-winners-announced/
  21. Malte Spitz: Ihre Telefongesellschaft beobachtet Sie
  22. De Telegraaf: Opslag mobiele gegevens onder vuur, 23. März 2011
  23. Herald-Tribune: It’s Tracking Your Every Move and You May Not Even Know, 26. März 2011
  24. The New York Times: It’s Tracking Your Every Move and You May Not Even Know, 26. März 2011
  25. La Nación: Cómo animarse a la política desde la tecnología, 5. Juli 2011
  26. Le Figaro: Ce téléphone portable qui sait tout de nous, 13. Dezember 2011
  27. Wired: The Things They Stored: Malte Spitz Delivers a Powerful Talk on Mobile Carriers Recording Your Daily Life, 25. Juli 2012
  28. The Times: How much do mobile phone companies know? A ‘scary’ amount, 27. Juni 2012
  29. Huffington Post: Malte Spitz's TED Talk Takes On Mobile Phone Privacy Debate, 25. Juli 2012
  30. The Telegraph: Why can’t we see the personal data we produce?, 5. Juli 2013
  31. Zeit online: De Maizières Käseglocke, 23. Juni 2010
  32. Handelsblatt: Wenn deutsche Technik Twitter verstummen lässt, 14. Februar 2011
  33. Spiegel Online: Newcomer-Partei: Die Piraten machen es sich leichter, 15. Oktober 2011
  34. Zeit online: Das Ende des Internets wie wir es kennen, 23. April 2013
  35. Spiegel Online: Medienstaatsvertrag: Netzpolitik darf nicht Ländersache werden, 3. Juni 2013
  36. The New York Times: Germans Loved Obama. Now We Don’t Trust Him., 29. Juni 2013
  37. Nationaler Normenkontrollrat für vierte Mandatszeit berufen. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  38. Nachfolger Malte Spitz. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 20. Dezember 2012, archiviert vom Original am 1. Februar 2016;.
  39. Richtig grün, jung und vernetzt - die Bewerber von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für die Bundestagswahl 2013 im KV Unna stehen fest!@1@2Vorlage:Toter Link/www.gruene-kreis-unna.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  40. Telgter Malte Spitz auf Platz 16 der Landesliste gewählt
  41. Landesliste: Grünen Kandidat*innen aus NRW (Memento des Originals vom 22. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gruene-nrw.de
  42. Bundeswahlleiter: Wahlkreisergebnis Bundesland Nordrhein-Westfalen Wahlkreis 144 - Unna I (Memento des Originals vom 3. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundeswahlleiter.de, Vorläufiges Ergebnis der Bundestagswahl 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  43. Bundeswahlleiter: Gewählte Landeslistenbewerber: Nordrhein-Westfalen, Vorläufiges Ergebnis der Bundestagswahl 2013 (Memento des Originals vom 26. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundeswahlleiter.de, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  44. http://malte-spitz.de/2016/09/18/gruen-waehlen-fuer-den-digitalen-aufbruch/