Lynn Conway

US-amerikanische Informatikerin und Erfinderin

Lynn Ann Conway (* 10. Januar 1938 in Mount Vernon, NY) ist eine US-amerikanische Informatikerin, Erfinderin und Aktivistin im Transgender rights movement, einer US-amerikanischen Bewegung zur Förderung der Rechte transgeschlechtlicher Menschen.

Lynn Conway, 2006

Leben Bearbeiten

Conway arbeitete in den 1960er Jahren bei IBM. Ihr wird die Erfindung des „generalised dynamic instruction handling“ zugeschrieben, wichtig für die out-of-order execution bei Computern.

Nachdem Conway 1968 ihre Transgeschlechtlichkeit offenbarte, wurde sie von IBM kurzerhand entlassen. IBM entschuldigte sich 52 Jahre später dafür.[1] Nach ihrer Entlassung entschloss sie sich zu einer endgültigen Geschlechtsangleichung und begab sich in Behandlung des deutschstämmigen Psychologen und Sexualmediziners Harry Benjamin. Einen ersten Versuch einer geschlechtsangleichenden Maßnahme hatte Conway bereits in den 1950er Jahren unternommen, scheiterte aber an den noch schlechten klinischen Möglichkeiten der damaligen Zeit.

Während ihrer Zeit, in der sie in der männlichen Rolle lebte, war Conway mit einer Frau verheiratet und hat aus dieser Ehe zwei Kinder.

Arbeit und Forschung Bearbeiten

Nach ihrer Geschlechtsangleichung arbeitete Conway ab 1973 bei Xerox PARC an der Entwicklung neuer Techniken und Methoden für den VLSI-Entwurf, mit einer Unterbrechung 1978 für eine Tätigkeit als Gastprofessorin am M.I.T.

Zusammen mit Carver Mead war sie Auslöser der weltweiten VLSI-Revolution. Mit Carver Mead schrieb sie auch den bahnbrechenden Bestseller Introduction to VLSI Systems, einer wichtigen Publikation im Rahmen der Entwurfs-Revolution.

In den frühen 1980er Jahren arbeitete sie für DARPA an der Strategic Computing Initiative des United States Department of Defense und wurde danach 1989 Professorin an der University of Michigan. Für ihre Verdienste um den VLSI-Entwurf wurde sie 1985 vom IEEE zu seinem Fellow gewählt und 1989 in die National Academy of Engineering aufgenommen. 2014 wurde sie Fellow des Computer History Museum. 2016 wurde sie zum Fellow der American Association for the Advancement of Science gewählt. 2023 wurde sie in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

Coming-out Bearbeiten

Nachdem Conway im Dezember 1998 emeritiert wurde, wagte sie nach der unangenehmen IBM-Geschichte in den 1960er Jahren ein erneutes Coming-out 1999 als Transfrau. Lynn Conway setzt sich seitdem als prominente Sprecherin für die Rechte von transsexuellen Personen ein. 2002 heiratete sie ihren langjährigen Lebensgefährten.

2009 wurde sie zum 40. Jahrestag der Stonewall Aufstände von den amerikanischen LSBTI Menschenrechtsorganisationen "International Court System" und "National LGBTQ Task Force" zu einer der "Stonewall 40 trans heroes" benannt.[2][3]

Literatur Bearbeiten

  • Lynn Conway: Reminiscences of the VLSI Revolution: How a Series of Failures Triggered a Paradigm Shift in Digital Design (PDF). In: IEEE Solid-State Circuits Magazine. Volume 4, Nr. 4, 2012, S. 8–31.
  • Lynn Conway: IBM-ACS: Reminiscences and Lessons Learned from a 1960's Supercomputer Project(PDF). In: Cliff Jones, John L. Lloyd (Hrsg.): Dependable and Historic Computing: Essays Dedicated to Brian Randell on the Occasion of his 75th Birthday. Springer-Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-24541-1, S. 185–224.
  • Carver Mead, Lynn Conway: Introduction to VLSI Systems. Addison-Wesley, Boston, USA 1980, ISBN 0201043580.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lynn Conway – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Detlef Borchers: Zahlen, bitte! Entschuldigung nach 52 Jahren: IBM und Lynn Conway. In: heise.de. 24. November 2020, abgerufen am 3. Februar 2024.
  2. Trans Hero: Lynn Conway. In: Stonewall 40: Trans Heroes. International Court System, 2009, archiviert vom Original am 15. Juni 2009; abgerufen am 14. Juni 2009.
  3. Recognizing Outstanding Transgender and Gender-Nonconforming Individuals in the Struggle for LGBT Equality. National Gay and Lesbian Task Force, 10. Juni 2009;.