Ludovic Trarieux

französischer Politiker und Gründer der Französischen Liga für Menschenrechte

Ludovic Trarieux (* 30. November 1840 in Aubeterre-sur-Dronne; † 13. März 1904 in Paris) war ein französischer Politiker und Gründer der Französischen Liga für Menschenrechte.[1]

Ludovic Trarieux

Leben Bearbeiten

Ludovic Trarieux studierte Jura und arbeitete zunächst als Anwalt. Er wurde 1877 zum Präsidenten der Anwaltschaft in Bordeaux gewählt. Er war vom 26. Januar bis zum 1. November 1895 Justizminister der Dritten Französischen Republik. Trarieux spielte in der Dreyfus-Affäre eine Nebenrolle. Er wies Auguste Scheurer-Kestner, den Vizepräsidenten des französischen Senats, der sich nach einem Gespräch mit Mathieu Dreyfus für den Fall des als Landesverräter verurteilten Alfred Dreyfus interessierte, auf Ungereimtheiten im Verlauf des Kriegsgerichtsverfahrens hin. Scheurer-Kestner kam im Verlauf des Jahres 1897 zu der Überzeugung, dass Dreyfus zu Unrecht verurteilt worden war. Am 7. Dezember 1897 legte Scheurer-Kestner in einer Rede vor dem Senat die Gründe dar, warum Dreyfusens Verurteilung ein Justizirrtum sei. Trarieux war der einzige Senator, der den Argumenten Scheurer-Kestners beipflichtete. Er verwies darauf, dass es nicht als Angriff auf die Armee zu werten sei, wenn nach schweren Fehlern ein Antrag auf Richtigstellung vorgebracht werde. Félix Jules Méline dagegen betonte auch vor dem Senat, dass es keine Affäre Dreyfus gäbe.[2]

Unter dem Eindruck der Dreyfus-Affäre gründete Trarieux die Liga für Menschenrechte, deren erster Präsident er war. Dieses Amt hatte er bis 1903 inne. Die Affäre Dreyfus endete 1899 zunächst in einer zweiten Verurteilung von Alfred Dreyfus in einem zweiten Kriegsgerichtsverfahren. Er wurde kurz darauf begnadigt. Trarieux setzte sich bis zu seinem Tod für die Rehabilitierung von Dreyfus ein. Diese erfolgte allerdings erst 1906, zwei Jahre nach Trarieux’ Tod.[1]

Nach Trarieux ist der Internationale Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis benannt.

Literatur Bearbeiten

  • Maurice Barrès: Scènes et doctrines du nationalisme. Éditions du Trident, Paris 1987, ISBN 2-87690-040-8.
  • Louis Begley: Der Fall Dreyfus: Teufelsinsel, Guantánamo, Alptraum der Geschichte. Suhrkamp, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-518-42062-1.
  • Léon Blum: Beschwörung der Schatten. Die Affäre Dreyfus. Aus dem Französischen mit einer Einleitung und mit Anmerkung von Joachim Kalka. Berenberg, Berlin 2005, ISBN 3-937834-07-9.
  • Jean-Denis Bredin: The Affair: The Case of Alfred Dreyfus. George Braziller, New York 1986, ISBN 0-8076-1109-3.
  • Ruth Harris: The Man on Devil’s Island – Alfred Dreyfus and the Affair that divided France. Penguin Books, London 2011, ISBN 978-0-141-01477-7.
  • Martin P. Johnson: The Dreyfus Affair – Honour and Politics in the Belle Époque. Macmillan Press Ltd, Houndmills 1999, ISBN 0-333-68267-X.
  • George Whyte: Die Dreyfus-Affäre. Die Macht des Vorurteils. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60218-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ludovic Trarieux – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Jacques, Ludovic Trarieux 1840 - 1904. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. März 2023 (französisch).
  2. Whyte, S. 168
VorgängerAmtNachfolger

Eugène Guérin
Justizminister von Frankreich
26.01. 1895 – 28.10. 1895

Louis Ricard