Lucius Cornelius Sisenna

römischer Militär und Rhetor

Lucius Cornelius Sisenna (* spätestens 118 v. Chr.; † wohl 67 v. Chr.) war ein römischer Senator, Redner und Schriftsteller.

Leben Bearbeiten

Er stammte aus einer senatorischen Familie etruskischer Herkunft und leistete unter Sulla Militärdienst im Bundesgenossenkrieg. Ob er in den 80er Jahren in Rom oder mit Sulla im Osten war, ist ungeklärt. Er wurde 78 v. Chr. Prätor, anschließend wohl Statthalter in Sizilien.[1] Im Jahr 70 v. Chr. war er an der Verteidigung des Verres beteiligt.[2]

67 v. Chr. führte er als Legat des Pompeius im Seeräuberkrieg das Kommando in Griechenland[3] und erlag auf Kreta einer Krankheit.[4]

Werk Bearbeiten

Sisenna war als Rhetor zwar tüchtig, aber nicht hervorragend.[5] Ihm wird eine lateinische Übersetzung der Milesiaka des Aristeides von Milet zugeschrieben.

Allgemein anerkannt war sein zeitgeschichtliches Werk (Historiae) in mehr als 13 Bänden über den Bundesgenossenkrieg, die Herrschaft der Anhänger des Gaius Marius und die Diktatur Sullas, von dem etwa 140 (meist sehr kurze) Fragmente erhalten sind. Das letzte datierbare Fragment handelt vom November 82 v. Chr., aber das Werk reichte wohl bis 79/78 v. Chr., so dass sich die Historiae des Sallust unmittelbar anschließen. Die detailreiche Darstellung berücksichtigte militärische Ereignisse ebenso wie Innenpolitik und bediente sich der dramatischen Mittel der hellenistischen Historiographie (Träume, Reden); Cicero kritisiert die einseitige Anlehnung an Kleitarchos. Die Sprache verbindet vorklassische Vielseitigkeit mit Einflüssen der zeitgenössischen Doktrin: analogistische Formen und Neologismen neben rhetorischen Figuren in den Reden.

Die prosullanische Haltung beeinträchtigte die Wertschätzung des Werkes nicht. Nach Cicero[5] übertraf Sisenna alle seine Vorgänger: Er wurde von Sallust und Titus Livius benutzt und auch die Archaisten der Kaiserzeit griffen auf ihn zurück.

Literatur Bearbeiten

  • Hans Beck, Uwe Walter (Hrsg.): Die frühen römischen Historiker. Bd. 2: Von Coelius Antipater bis Pomponius Atticus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-14758-8, S. 241–313.
  • Tim Cornell (Hrsg.): The fragments of the Roman historians. 3 Bände. Oxford University Press, Oxford 2013, Bd. 1, S. 33 f. und 305–319 (Einführung), Bd. 2, S. 600–671 (Text und engl. Übersetzung), Bd. 3, S. 368–417 (Kommentar).
  • Wilhelm Kierdorf: Römische Geschichtsschreibung der republikanischen Zeit. Winter, Heidelberg 2003, S. 68–70.
  • Wolfgang Dieter Lebek: Verba prisca. Die Anfänge des Archaisierens in der lateinischen Beredsamkeit und Geschichtsschreibung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1970, S. 267–286.
  • Elizabeth Rawson: L. Cornelius Sisenna and the Early First Century B. C. In: The Classical Quarterly. Bd. 29 (1979), S. 327–346 (wiederabgedruckt in: Elizabeth Rawson: Roman culture and society. Collected papers. Clarendon, Oxford 1991, S. 363–388).
  • Alois Ott: De L. Cornelia Sisennae vita et operibus, Diss Dr Phil, 73pp, Uni Prag 1919, Norodni knihovna České republiky - National Library of the Czech Republic, Signatur Diss D 146

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Cicero, in Verrem 2, 2, 110; eventuell CIL 10, 7459.
  2. Cicero, in Verrem 2, 2, 110.
  3. Appian, Mithridatische Kriege 95.
  4. Cassius Dio 36, 18–19.
  5. a b Cicero, Brutus 228.