Liste der Kernreaktoren in der Schweiz

Liste

Die Liste der Kernreaktoren in der Schweiz beinhaltet alle Kernkraftwerke, die in Betrieb sind oder waren, alle Forschungsreaktoren, die heute mit einer Ausnahme alle stillgelegt sind, sowie geplante Reaktoren, die noch im Planungsstadium endgültig aufgegeben wurden.

Liste der Kernreaktoren in der Schweiz (Schweiz)
Liste der Kernreaktoren in der Schweiz (Schweiz)
Graben
Inwil
Kaiseraugst
Rüthi
Verbois
Niederamt
AGN 201-P
AGN-211-P
Lucens
CROCUS
DIORIT/PROTEUS/SAPHIR
Beznau I/II
Gösgen
Leibstadt
Mühleberg
Lage der Kernreaktoren in der Schweiz
=Kommerzielle Reaktoren =Stillgelegte Reaktoren =Forschung-/Versuchsreaktoren =geplante/verworfene Reaktoren
Blick von der deutschen Kreisstadt Waldshut auf das Kernkraftwerk Leibstadt am Hochrhein, 2022

Übersicht Bearbeiten

In der Schweiz sind drei Kernkraftwerke mit vier Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 3'095 MW am Netz. Ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung beträgt etwa 37 Prozent.

In der Schweiz wurde der Reaktorblock Beznau 1, der sich noch in Betrieb befindet, am 17. Juli 1969 als erster in Betrieb genommen. Beznau 1 ist damit (2019) der älteste aktive Kernreaktor der Welt. Das Kernkraftwerk Leibstadt ist mit einem Reaktorblock und einer installierten Bruttoleistung von 1'220 MW das leistungsstärkste, wobei der Reaktorblock auch der neuste ist.

Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima beschloss die Regierung in Bern am 25. Mai 2011 den Ausstieg aus der Atomenergie.[1][2][3] Der Nationalrat stimmte am 8. Juni 2011 der Motion zu,[4] der Ständerat folgte am 28. September 2011. Das bestehende Kernenergiegesetz soll so geändert werden, dass keine Bewilligungen für neue Kernreaktoren erteilt werden, die bestehenden Anlagen sollen nach einer Gesamtlaufzeit von 50 Jahren abgeschaltet werden. Somit würde der Atomausstieg bis 2034 vollzogen sein. Der Gesetzesvorschlag des Ständerates spricht aber ausdrücklich nicht von einem «Technologieverbot», der Bundesrat soll regelmässig über die Weiterentwicklung der Technologie berichten.[5]

Reaktoren zur kommerziellen Energiegewinnung Bearbeiten

Liste der Kernkraftwerke in der Schweiz (Quelle: IAEA, Stand: Januar 2023)[6]
Name Block
Reaktortyp Modell Status Netto-
leistung
in MWe
(Design)
Brutto-
leistung
in MWe
Therm.
Leistung
in MWt
Baubeginn Erste
Kritikalität
Erste Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Einspeisung
in TWh
Lucens 1 HWGCR HWGCR[CH 1] Stillgelegt 6 7 28 01.04.1962 29.12.1966 29.01.1968 21.01.1969
Mühleberg 1 BWR BWR-4 Stillgelegt 373 (306) 390 1097 01.03.1967 08.03.1971 01.07.1971 06.11.1972 20.12.2019 122,46
Beznau 1 PWR WH 2LP In Betrieb 365 (350) 380 1130 01.09.1965 30.06.1969 17.07.1969 09.12.1969 130,59
2 PWR WH 2LP In Betrieb 365 380 1130 01.01.1968 16.10.1971 23.10.1971 04.03.1972 137,43
Gösgen 1 PWR PWR 3 Loop In Betrieb 1010 (920) 1060 3002 01.12.1973 20.01.1979 02.02.1979 01.11.1979 313,35
Leibstadt 1 BWR BWR-6 In Betrieb 1233 (960) 1275 3600 01.01.1974 09.03.1984 24.05.1984 15.12.1985 298,32
  1. HWGCR: 2-loops

Forschungs-/Versuchsreaktoren Bearbeiten

Name der Anlage Art der Anlage Status der Anlage Bau­beginn In­betrieb­nahme Abschal­tung
Bemerkungen
AGN 201 P HOMOG (S) Stillgelegt 01.05.1958 01.06.1958 01.01.1987 Eigentümer und Betreiber: Universität Genf; Ausbildungsreaktor
AGN 211 P HOMOG (S) Stillgelegt 30.04.1959 01.08.1959 12.2015 2 kWt; Eigentümer: Universität Basel; Betreiber: Institut für Physik; Ausbildungsreaktor
Lucens (VAKL) Schwerwasserreaktor, unterirdisch Nach Unfall rückgebaut 01.07.1962 10.05.1968 21.01.1969 30 MWt; Eigentümer und Betreiber: Energie Ouest Suisse (EOS); Versuchsatomkraftwerk
CROCUS kritische Anordnung In Betrieb 01.01.1979 13.07.1983 0,10 kWt; Eigentümer: Labor für Reaktorphysik; Betreiber: École polytechnique fédérale de Lausanne; Ausbildungsreaktor
DIORIT Schwerwasserreaktor Stillgelegt und rückgebaut, mit Ausnahme Reaktorgebäude 01.01.1957 10.10.1960 07.07.1977 30.000 kWt; Eigentümer und Betreiber: Paul Scherrer Institut (PSI); Forschungsreaktor
PROTEUS kritische Anordnung Stillgelegt 01.06.1965 01.01.1968 19.04.2011 1 kWt; Eigentümer und Betreiber: Paul Scherrer Institut (PSI); Forschungsreaktor
Saphir Schwimmbadreaktor (Leichtwasser) Stillgelegt und rückgebaut, mit Ausnahme Reaktorgebäude 01.05.1956 30.04.1957 13.05.1994 10.000 kWt; Eigentümer: Paul Scherrer Institut (PSI); Betreiber: Saphir Division, Paul Scherrer Institut; Forschungsreaktor

Im Planungsstadium endgültig aufgegebene Reaktoren Bearbeiten

Name der Anlage Art der Anlage Be­ginn Plan­ung Pro­jekt ein­ge­stellt Bemerkungen und geplanter Bau­beginn bzw. Inbetriebnahme
Graben[7] Siedewasserreaktor 20.08.1990 1214 MW Bruttoleistung, 1140 MW Nettoleistung; Planungen beendet
Inwil[8] Siedewasserreaktor 06.03.1989 ? MW Bruttoleistung, 900 MW Nettoleistung; Planungen beendet
Kaiseraugst[9] Siedewasserreaktor 01.01.1989 ? MW Bruttoleistung, 1000 MW Nettoleistung; Planungen beendet
Rüthi[10] Druckwasserreaktor 20.02.1980 ? MW Bruttoleistung, 900 MW Nettoleistung; Planungen beendet
Verbois[11] Hochtemperaturreaktor ? MW Bruttoleistung, 1100 MW Nettoleistung; Planungen beendet
Niederamt offen, wohl Druckwasserreaktor offen (ca. 1100–1600 MW, mit Hybridkühlturm); Planungen beendet
Beznau 3 offen, wohl Druckwasserreaktor offen (ca. 1200–1600 MW, mit Hybridkühlturm); Planungen beendet
Mühleberg 2 offen, wohl Druckwasserreaktor offen (ca. 1000–1600 MW, mit Hybridkühlturm); Planungen beendet

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johannes Korge: AKW vom Netz: Schweiz plant Atomausstieg – bis 2034. In: Spiegel Online. 25. Mai 2011, abgerufen am 9. Juni 2018.
  2. Christoph Pagel: Schweiz: Atomausstieg bis 2034. In: Focus Online. 25. Mai 2011, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  3. Schweiz plant Atomausstieg. In: Der Standard. 25. Mai 2011, abgerufen am 8. Dezember 2017.
  4. Nationalrat für Ausstieg aus Atomenergie. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. Juni 2011, abgerufen am 31. Juli 2021.
  5. Ständerat sagt Ja zum Atomausstieg. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. September 2011, abgerufen am 31. Juli 2021.
  6. Switzerland. In: IAEA. 14. Januar 2023, abgerufen am 15. Januar 2023 (englisch).
  7. Kernkraftwerk Graben im PRIS der IAEO (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive) (englisch)
  8. Projekt des Kernkraftwerks Inwil (Luzern). In: e-periodica.ch. (englisch).
  9. Kernkraftwerk Kaiseraugst im PRIS der IAEO (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive) (englisch).
  10. AKW Rüthi, 1970er Jahre (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (englisch)
  11. Centrale nucléaire de Verbois (englisch)