Liebesgräser

Gattung der Familie Süßgräser (Poaceae)

Die Liebesgräser (Eragrostis) sind eine Gattung innerhalb Familie der Süßgräser (Poaceae). Diese umfasst weltweit 413 Arten. Der deutsche Trivialname ist eine direkte Übersetzung des wissenschaftlichen Gattungsnamens (siehe unten). Einige Vertreter der Gattung gehören zu einer Gruppe von Getreiden, die unter dem Begriff „Hirse“ zusammengefasst werden.

Liebesgräser

Großes Liebesgras (Eragrostis cilianensis)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Chloridoideae
Tribus: Eragrostideae
Gattung: Liebesgräser
Wissenschaftlicher Name
Eragrostis
Wolf

Für das Elsass ist der Trivialname auch in der Form Liebgras belegt.[1]

Beschreibung Bearbeiten

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Liebesgräser sind ein- oder mehrjährige Pflanzen. Sie wachsen rasenförmig oder gelegentlich büschelig. Wenige Arten wie zum Beispiel Eragrostis hypnoides oder Eragrostis barbinodis bilden Ausläufer. Die Arten erreichen Wuchshöhen zwischen 10 und 300 Zentimetern. Es sind meist krautige, nur gelegentlich teilweise verholzende Gräser. Die ein- bis zwanzigknotigen Halme sind überwiegend unverzweigt. Die Knoten sind fast immer unbehaart; selten behaart wie beispielsweise bei Eragrostis annulata oder Eragrostis kennedyae.

Die meist schmal linealisch geformten Laubblätter sowie die Blütenstände sind oft drüsig. Die Blattspreiten sind meist flach oder seltener gerollt. Die Blatthäutchen sind als feiner Haarkranz ausgebildet, manchmal auch als häutige Membran. Selten sind Blattöhrchen im Übergang zur Blattscheide, deren Ränder nicht verwachsen sind, ausgebildet. Die Scheiden sind gekielt oder gerundet.

Generative Merkmale Bearbeiten

Die Blütenstände sind offene, zusammengezogenen oder ährenförmige (Eragrostis chapelieri) Rispen. Die seitlich zusammengedrückten, kugeligen bis länglichen Ährchen sind zwei- bis vielblütig und zwittrig. Sie messen 1 bis 40 Millimeter in der Länge und 0,5 bis 8 Millimeter in der Breite. Die Hüllspelzen sind oft ungleich geformt und ein- bis dreinervig. Die grannenlosen allenfalls mit kurzer Spitze ausgestatteten und ein- bis fünfnervigen Deckspelzen sind meist kahl, selten behaart, gekielt oder auf dem Rücken gerundet. Die männlichen Blüten verfügen über zwei, zum Beispiel Eragrostis ciliaris, bis in den meisten Fällen drei Staubblätter. Die weiblichen Blüten haben zwei Narben.

Die Früchte sind 0,4 bis 2,4 Millimeter lange Karyopsen (Korn), selten ist das Perikarp frei. Die Körner stehen bei allen Arten frei und werden ausgestreut, nachdem sich ein Bruch am Grunde der sie haltenden Deckspelzen entwickelt hat.

Stoffwechselweg und Chromosomensätze Bearbeiten

Es handelt sich bei allen Arten mit Ausnahme von Eragrostis walteri um C4-Pflanzen.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 10. Es wurden unterschiedlich Ploidiegrade mit 2n = 20, 40, 50, 60, 80, 100 festgestellt.

Verbreitung Bearbeiten

Liebesgräser sind weltweit verbreitet mit einem Schwerpunkt in den Tropen und Subtropen. Sie besiedeln vor allem sandige oder gestörte Böden an offenen Standorten. Die meisten Arten gelten als sogenannte Unkräuter. Wenige Vertreter der Gattung haben als Getreide eine wirtschaftliche Bedeutung wie beispielsweise der Teff (Eragrostis tef) in Äthiopien oder das Behaarte Liebesgras (Eragrostis pilosa) in Zentralafrika und den Nilländern[2].

 
Eragrostis amabilis
 
Eragrostis dielsii
 
Kleines Liebesgras (Eragrostis minor)
 
Eragrostis pectinacea
 
Teff (Eragrostis tef)
 
Eragrostis variabilis

Systematik Bearbeiten

Die Gattung Eragrostis wurde 1776 durch Nathanael Matthäus von Wolf in Genera Plantarum, S. 23 aufgestellt.[3] Der Gattungsname Eragrostis ist ein Kunstwort und leitet sich vom griechischen Wort eros für Liebe und dem mittellateinischen Wort agrostis für Unkraut, bzw. griechisch agrostis, die Bezeichnung mehrerer unterschiedlicher Gräser, ab[4]. Synonyme für Eragrostis Wolf sind: Boriskellera Terechov, Erochloe Raf., Erosion Lunell, Exagrostis Steud. nom. inval., Macroblepharus Phil., Psilantha (K.Koch) Tzvelev, Roshevitzia Tzvelev, Triphlebia Stapf, Vilfagrostis Döll nom. inval.

Die Gattung Liebesgräser (Eragrostis Wolf) gehört zur Tribus Eragrostideae in der Unterfamilie Chloridoideae innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae).[5]

In Mitteleuropa kommen unter anderem folgende Arten vor, wovon etliche Arten eingeschleppt wurden[6][7]:

Sonstige Arten (Auswahl):[10][8]

Quellen und weiterführende Informationen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 142.(online).
  2. E. Bayer: Bedeutende und interessante Nutzpflanzen aus der Familie der Gräser. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Gräser und Grasland: Biologie – Nutzung – Entwicklung, Rundgespräch am 10. Oktober 2005, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München ISSN 0938-5851, ISBN 3-89937-070-8
  3. Eintrag bei Tropicos. letzter Zugriff am 2. März 2003
  4. Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. S. 46, 232
  5. Eragrostis. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture, abgerufen am 1. März 2013 (englisch).
  6. Jürg Röthlisberger: Die Gattung Eragrostis in der Schweiz – eine Standortbestimmung. Bauhinia 19, 2005 PDF
  7. Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj Eragrostis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 31. Januar 2020..
  9. Helmut Herwanger: Spannende Geschichte um einen floristischen Neufund für Baden-Württemberg. In: Oberschwaben naturhah. Zeitschrift des Bundes für Naturschutz in Oberschwaben e. V. und des Naturschutzzentrums Bad Wurzach, Jahresheft 2012, S. 36 f.
  10. Artenliste bei Germplasm Resources Information Network (GRIN).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Liebesgräser (Eragrostis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien