Leonardo Manzi

brasilianischer Fußballspieler

Leonardo Caetano Manzi (* 28. April 1969 in Goiânia) ist ein brasilianischer ehemaliger Fußballspieler. Er ist Trainer der U-20-Mannschaft des Vila Nova FC.

Leonardo Manzi
Leonardo Manzi, Saison 1992/93
Personalia
Voller Name Leonardo Caetano Manzi
Geburtstag 28. April 1969
Geburtsort GoiâniaBrasilien
Größe 187 cm
Position Stürmer
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1987–1989 Vila Nova FC
1988 FC Santos
1989–1996 FC St. Pauli 26 (2)
1996–1998 Hannover 96
1998–1999 BV Cloppenburg
2000 SC Internacional
2001–2003 EC Juventude 2 (2)
2003 SE Gama
2004 EC Juventude 11 (5)
2005 Vila Nova FC
2005–2008 SV Wilhelmshaven
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Stand: 6. Februar 2016[1]

Laufbahn Bearbeiten

Manzi wuchs mit sieben Geschwistern auf, im Alter von zehn Jahren verlor er seinen Vater.[2] Er begann seine Karriere in seiner Geburtsstadt Goiânia beim Club Vila Nova. Dann wechselte er zum FC Santos, bei dem ihn 1989 der deutsche Bundesligist FC St. Pauli entdeckte und zunächst mittels Leihabkommen unter Vertrag nahm. In der Mannschaft regte sich im Sommer 1989 erst Widerstand gegen den Brasilianer, da dieser von seinen Mitspielern nicht als Verstärkung erachtet wurde.[3] Von den St. Pauli-Anhängern wurde der Brasilianer dagegen bei seinem ersten Bundesliga-Einsatz am Millerntor stürmisch bejubelt[4] und wurde endgültig zum Publikumsliebling, als er Anfang September 1989 im Heimspiel gegen den 1. FC Köln sein erstes Bundesliga-Tor erzielte.[5] Zu Manzis Stärken gehörten das Kopfballspiel[6] sowie sein Einsatz, während Ballbeherrschung und Technik Schwächen waren,[5] weshalb er als „der einzige Brasilianer, der kein Fußball spielen könne“ verspottet wurde.[7] Seinen guten Auftakt beim FC St. Pauli bestätigt er nicht und wurde als Fehleinkauf bezeichnet. Nach dem Ende der Saison 1989/90 wurde Manzi, dessen bisherige Einsätze vom Hamburger Abendblatt im Mai 1990 als „spektakulär, aber wenig effektiv“ eingeschätzt wurden, bereits als Abgang vermeldet.[8]

Im Sommer 1990 angestellte Erwägungen, Manzi an einen DDR-Oberligisten auszuleihen (im Gespräch waren der Chemnitzer FC und Lok Leipzig),[9] wurden nicht umgesetzt. Beim FC St. Pauli war sein Stand weiterhin schwierig, da Trainer Helmut Schulte auf Ján Kocian sowie Ivo Knoflíček setzte[10] und Manzi aufgrund der Ausländerbeschränkung oft außen vor blieb.[11] Er war bei den Anhängern trotz mäßiger Leistungen durch sein freundliches, offenes Auftreten beliebt. Vor der Saison 1991/92 erhielt Manzi einen neuen Vertrag beim FC St. Pauli und zwar als Vertragsamateur.[12] Im April 1992 wurde er wieder als Abgang der Hamburger gehandelt,[13] das Hamburger Abendblatt schrieb gar, Manzi werde es schwer haben, „in Deutschland einen Profiklub zu finden“.[14] Als er Anfang Mai 1992 beim 3:2-Heimsieg über den VfB Oldenburg eine deutliche Steigerung hinlegte, die dieselbe Zeitung als eine „fast sensationelle Leistung“ einstufte, hielt der Verein den Brasilianer doch.[15]

In der Saison 1992/93 wurde er dann auch sportlich zum Helden des FC St. Pauli: Der bis dahin eher erfolglose Stürmer erzielte in dieser Spielzeit zehn Treffer, war damit bester Torschütze der Mannschaft[16] und rettete den Klub am letzten Spieltag vor dem Zweitligaabstieg, als er in der Partie gegen Hannover 96 in der 72. Minute per Kopfball das Siegtor erzielte.[17] Der Hamburger Trainer Seppo Eichkorn setzte den Brasilianer zeitweise auch als Manndecker ein.[18]

In seinem letzten Jahr am Millerntor wurde er in die Amateurmannschaft versetzt. Anfang Dezember 1995 wurde Manzi aufgrund von Personalnot aushilfsweise ins Bundesliga-Aufgebot St. Paulis berufen[19] und im Heimspiel gegen den Karlsruher SC – wie von den Zuschauern lautstark gefordert – eingewechselt.[20] Weitere Einsätze in der Bundesliga erhielt Manzi nicht. Im Januar 1996 kam es zwischen dem Brasilianer und St. Pauli-Trainer Uli Maslo zum Bruch, als Manzi am Abend des Hallenturniers Ratsherren-Cup beim Biertrinken gesehen wurde.[21] Anschließend war ein Wechsel Manzis ins Ausland (u. a. Japan) im Gespräch,[22] der aber nicht vollzogen wurde. In der Amateurmannschaft der Hamburger erzielte der Brasilianer im Regionalliga-Spieljahr 1995/96 in 25 Einsätzen 17 Tore.[23]

Manzi nahm im Mai 1996 an einem Probetraining beim 1. FC Nürnberg teil,[24] überzeugte aber nicht.[25] Er wechselte im Sommer 1996 zu Hannover 96 (Regionalliga Nord),[23] für den er bis zum Jahr 1998 spielte. Nach einem sehr kurzen Intermezzo in seiner Geburtsstadt Goiânia kam er zurück nach Niedersachsen zum damals aufstrebenden BV Cloppenburg.

In der Saison 1999/2000 zog es Manzi für längere Zeit zurück in sein Geburtsland Brasilien, wo er für die Vereine Internacional, Juventude, Gama und seinen Heimatverein Vila Nova spielte. 2006 kehrte Manzi nach Deutschland zurück, um noch zwei Jahre in der Oberliga Nord für den SV Wilhelmshaven zu spielen. Nach dem Ende der Spielerkarriere 2008 wurde er Co-Trainer bei den Jade-Kickern.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ogol.com (englisch)
  2. Tore gegen die Armut. In: Hamburger Abendblatt. 17. Juli 1989, abgerufen am 3. August 2022.
  3. Neue werden abgelehnt. In: Hamburger Abendblatt. 15. August 1989, abgerufen am 16. August 2022.
  4. Nur einer freute sich. In: Hamburger Abendblatt. 23. August 1989, abgerufen am 17. August 2022.
  5. a b Leo! Leo! Olé! In: Hamburger Abendblatt. 4. September 1989, abgerufen am 18. August 2022.
  6. Manzis erstes Kopfballtor. In: Hamburger Abendblatt. 19. Juli 1989, abgerufen am 3. August 2022.
  7. Der erste Brasilianer am Millerntor hieß Manzi und hatte mit dem Ball Probleme. In: Die Welt. 21. August 2001
  8. Auf ein neues - aber wie? In: Hamburger Abendblatt. 14. Mai 1990, abgerufen am 4. November 2022.
  9. Kurz notiert. In: Hamburger Abendblatt. 27. Juli 1990, abgerufen am 16. November 2022.
  10. Bald drei Ausländer? In: Hamburger Abendblatt. 25. September 1990, abgerufen am 18. November 2022.
  11. Ein Profi will auf Geld verzichten. In: Hamburger Abendblatt. 30. August 1990, abgerufen am 16. November 2022.
  12. St. Pauli sucht neuen Stürmer. In: Hamburger Abendblatt. 19. Juli 1991, abgerufen am 14. Dezember 2022.
  13. Zweite Liga statt Europacup. In: Hamburger Abendblatt. 10. April 1992, abgerufen am 27. Februar 2023.
  14. Wer gehen muß, wer bleiben darf. In: Hamburger Abendblatt. 27. April 1992, abgerufen am 1. März 2023.
  15. Sonderangebot für das Publikum. In: Hamburger Abendblatt. 4. Mai 1992, abgerufen am 1. März 2023.
  16. Spielmacher Knäbel der Rüpel der Saison. In: Hamburger Abendblatt. 7. Juni 1993, abgerufen am 28. Februar 2023.
  17. Manzi: Kopfball, Tor - die Rettung. In: Hamburger Abendblatt. 7. Juni 1993, abgerufen am 28. Februar 2023.
  18. St. Pauli ist so frei: Publikumsliebling Leonardo Manzi darf gehen. In: Hamburger Abendblatt. 12. Januar 1996, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  19. Abstiegskampf mit dem letzten Aufgebot. In: Hamburger Abendblatt. 2. Dezember 1995, abgerufen am 24. September 2023.
  20. Die Ruhe vor dem Sturm beim FC St. Pauli. In: Hamburger Abendblatt. 4. Dezember 1995, abgerufen am 24. September 2023.
  21. Manzi: Das ist Chefsache. In: Hamburger Abendblatt. 11. Januar 1996, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  22. FC St. Pauli: Leonardo Manzi muß sich weiter in Geduld üben. In: Hamburger Abendblatt. 20. Januar 1996, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  23. a b Torsten Schlemm: Abschied von Leo. In: Die Tageszeitung. 29. Juni 1996, ISSN 0931-9085, S. 36 (taz.de [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  24. Kurz notiert. In: Hamburger Abendblatt. 29. Mai 1996, abgerufen am 11. November 2023.
  25. Kurz notiert. In: Hamburger Abendblatt. 31. Mai 1996, abgerufen am 11. November 2023.